2. Now you're mine




Drei Jahre später

Kira Pov:
Gelangweilt knabberte ich an dem Strohhalm, der aus meinem noch halbvollen Cola-Glas ragte, während ich mit einem Ohr dem öden Sportprogramm lauschte, das über den Bildschirm flimmerte. Neben mir an der Bar saß Twice, mein Teamkollege, und diskutierte eifrig mit sich selbst darüber, welches der Fußballteams jetzt die besseren Karten hatte. Vor uns, und damit hinter der Bar, stand Kurogiri und polierte mit einem Tuch geistesabwesend einige Gläser. Gleichzeitig schossen unsere Köpfe nach oben zu dem Fernseher, der an der Wand gegenüber der Theke angebracht worden war, als durch einen lauten Ton die Einblendung einer Sondernachrichtensendung angekündigt wurde.

Die Idioten haben es tatsächlich versaut, schoss es mir sofort durch den Kopf, als auf dem Bildschirm die lachenden Gesichter einiger Helden erscheinen.

„Den großen Helden Agenturen von DynaRiot und IceFire haben wir es zu verdanken, dass der Überfall auf das Geldinstitut Mitsubishi Tokyo schnell und effektiv vereitelt werden konnte, ohne dass Opfer zu beklagen sind. Aktuell steht der Held Dynamight vor den Kameras und gibt eine erste Presseerklärung ab.", berichtete eine angenehm klingende Frauenstimme. Passend zu diesen Worten erschien das Gesicht von Katsuki Bakugo, aka Dynamight, auf dem Bildschirm. Er stand vor einer aufgeregten Schar Reportern, die ihm allesamt gierig ihre Mikrofone entgegen streckten, heiß darauf, jedes seiner Worte für die Zuschauer festzuhalten. Neben ihm stand eine junge Frau, gekleidet in einen dunkelblauen Heldensuit. Diese roten, schulterlangen Haare und die blauen Augen würde ich fast überall wieder erkennen. Ella Kinsley aka Vann, Bakugos mittlerweile Verlobte, und die Frau, der ich meinen Platz bei der Schurkenliga zu verdanken hatte. Na gut, nicht ihr allein. Toga Himiko hieß die Schurkin, die vor mir für die Liga gearbeitet hatte. Bei ihrem letzten Auftrag, laut dem sie sich zu Spionage Zwecken als Sekretärin getarnt Zugriff auf sensible Daten der Heldenagentur DynaRiot beschaffen sollte, hatte sie sich Hals über Kopf in einen der Chefs verknallt. Das Verhalten dieser dummen Kuh hatte solch krankhaften Züge angenommen, dass sie ihn und Ella direkt angriff, was schlussendlich zu ihrer Verhaftung führte. Pech für sie, Glück für mich. Kaum war sie weg, wurde ich direkt zum Boss zitiert und durfte in die obere Riege aufsteigen.

Angeekelt starrte ich die erschöpft dreinblickenden, aber lächelnden Gesichter der beiden Helden an. Außer ein paar kleine Schrammen und hier und da einen Riss in der Kleidung, hatten die beiden kaum etwas abgekommen. Das ist zum Kotzen. Wie konnten die beiden anderen denn so versagen? Am liebsten würde ich den beiden in der Glotze höchstpersönlich das falsche Grinsen aus dem Gesicht wischen. Die Welt der Helden war schon immer voller Heuchler und daran hat sich auch kaum etwas geändert. Überrascht drehte ich mich auf meinem Barhocker um, als die Tür scheppernd aufgestoßen wurde.

„Wie siehst du denn aus, Dabi? Ist wohl nicht so gut gelaufen was?", verspotte ich den jungen, schwarzhaarigen Mann an, der gefolgt von seinem blonden Teamkollegen, mies gelaunt dreinblickend, den Raum betrat. Aus seiner Nase floß ein kleiner Rinnsal Blut und die Schwellung unter seinem Auge wird noch ein schönes, buntes Veilchen geben. Sein einst weißes Shirt war blutverschmiert und stand fast schon vor Dreck. Hawks dagegen sah etwas besser aus. Lediglich seine Flügel waren seit heute Morgen etwas zusammengeschrumpft. Kurz nachdem der einstige Held No. 1 die Seiten gewechselt hatte, war auch Hawks offiziell zur Schurkenliga übergelaufen und offiziell Dabis Teampartner geworden. Keine Ahnung, ob ich richtig lag, aber ich hatte so die leise Vermutung, dass zwischen den beiden etwas lief.

„Wer hat dich so zugerichtet?", fragte ich amüsiert und beobachtete Dabi dabei, wie er das Glas Whiskey, das Kurogiri ihm soeben über die Theke zugeschoben hatte, in einem Schluck leerte. Sein Blick wanderte hoch zu dem Fernseher, wo noch immer die Sondersendung ausgestrahlt wurde.

„Unser Kumpel hier hat Bekanntschaft mit Vanns Aquaquirk gemacht.", beantwortete Hawks lachend meine Frage und klopft Dabi so heftig auf den Rücken, dass dieser anfing, los zu husten.

„Ihr hattet nur einen simplen Auftrag. Rein, so viel Schaden anrichten wie möglich und wieder raus. Wollt ihr mir jetzt ernsthaft erzählen, dass BombenBlondie da und seine rothaarige Meerjungfrau euch die Tour vermasselt haben?", zischte ich mit verschränkten Armen. Ich spürte langsam wie die Wut über ihr Unvermögen in mir hochkochte.

„Vorsicht Eisprinzessin, nicht dass du dir nicht noch die Zunge an deinen Worten verbrennst. Ich schwöre euch, wenn ich das rothaarige Miststück das nächste Mal erwische, röste ich sie über dem offenen Feuer und lasse den blonden Wichser dabei zusehen.", entgegnete Dabi, ohne mich dabei anzusehen. Eine kleine blaue Flamme loderte in seiner rechten Hand.

„Du sollst mich nicht so nennen, Narbenfresse.", erwiderte ich drohend, während die Temperatur im Raum drastisch nach unten sank. Eine dünne Eisschicht legte sich auf unsere Gläser und unser Atmen wurde in Form kleiner, weißer Wölkchen sichtbar.

„Dabi, Ice ... beruhigt euch gefälligst. Ich leite eine Schurkenliga und keinen Kindergarten."

„Deku.", flüstere ich überrascht. Seit wann stand er da schon an der Tür?

„Lief ja nicht so gut Jungs. Habe ich euch nicht deutlich genug gesagt, dass ihr das nicht auf die leichte Schulter nehmen sollt? Egal, es bringt nichts über gelegte Eier zu reden. Dann Plan B. Ice, Twice, ihr zwei werdet heute Nacht in die Heldenagentur von Shoto einbrechen und mir mit Hilfe eines Computerprogrammes einige Daten besorgen.", erklärte Izuku Midoriya, alias Deku und ehemals Held No.1, ruhig und strich sich dabei einige seiner grünen Haarsträhnen nach hinten aus dem Gesicht. Seine Arme waren übersäht von Narben und sein linkes Auge war blind.

„Wonach suchen wir genau?", fragte ich trocken.

„Ich will die Anschriften und persönlichen Daten aller Mitglieder dieser Agentur, allen voran der Profihelden. Früher oder später werden die uns nämlich noch sehr nützlich sein. Ich lasse euch die Baupläne zukommen und markiere die Positionen der Kameras. Wäre schön, wenn wir wenigstens das hinkriegen.", erklärte er mit einem genervten Augenrollen, bevor er dann ohne Verabschiedung den Raum wieder verließ.

23:50 Uhr, Gebäude der Todoroki Heldenagentur IceFire

Wie ein schwarzes Ungetüm erhob sich das riesige Gebäude dunkel vom Nachthimmel, an dem hoch oben ein runder Mond thronte, der alles in ein bläuliches Licht tauchte. Der Einstieg in die Agentur war ein Kinderspiel gewesen. Ich legte einen Finger an meine Lippen und deutete Twice an, der hinter mir wieder eifrig mit sich selbst diskutiert, dass er die Klappe halten sollte. Dank der detaillierten Aufzeichnungen von Deku wusste ich ganz genau, wo sich die Kameras befanden, die ich mit meinem Quirk vereiste, damit wir ungesehen durch die leeren Gänge wandern konnten. Während Twice Schmiere stand, machte ich mich auf den direkten Weg in das Chefbüro. Dort angekommen fuhr ich den Rechner hoch und steckte den USB-Stick, den ich vom Boss erhalten hatte, in den Rechner. Die restliche Arbeit übernahm das Viren-Programm. Während der Datenübertragung, die nervenzerreißend langsam von statten ging, sah ich mich in dem riesigen Raum etwas genauer um. Ein großes Familienportrait hing an einer der Wände, auf dem neben dem Besitzer dieser Agentur, Shoto Todoroki, seine Eltern sowie seine Geschwister abgebildet waren. Diese gestellten Fotos konnte ich noch nie leiden. Dieses falsche Lächeln auf den Gesichtern konnte nicht verhindern, dass man in den Augen die Wahrheit erkannte. Der Einzige, der neutral in die Kamera sah war Shoto. Neben ihm steht mit vor Stolz geschwollener Brust sein Vater. Zu seinen Zeiten ein großer Held, wenn man mal davon absah, dass er ein absolut beschissenes Familienoberhaupt war. Das missratene Ergebnis saß bei uns in der Schurkenliga und stand unter dem Namen „Blue Flame" ganz oben auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher. Während ich völlig in Gedanken versunken das Bild betrachtete, spürte ich plötzlich einen warmen Lufthauch in meinem Nacken. Noch bevor ich reagieren konnte, wurden mir meine Hände auf den Rücken gedreht und ich heftig gegen die Wand gedrückt.

„Was machst du in meinem Büro?", flüsterte mir eine männliche Stimme in mein Ohr. Reflexartig rieß ich meinen Kopf nach hinten, der mit einem leichten Knacken auf der Nase meines Angreifers landete. Bei diesem Angriff verlor ich mein Basecap, woraufhin sich meine roten Haare, die ich darunter versteckt hatte, in einem violett-schimmernden Schleier über meinen Rücken ergossen. Nachdem der Griff um meine Hände sich gelockert hatte, drehte ich mich schnell um und beäuge meinen Gegner, der sich mit einem schmerzverzerrten Ausdruck das Blut aus dem Gesicht wischte. Bei dem Anblick seiner Augen, stockt mir für einen Moment der Atem. Schon oft hatte ich diese Augen in den Nachrichten oder auf den Titelseiten der Boulevardblätter gesehen, aber im realen unvergleichlich. Das eine in einem Grau, das mich an die Farbe des Himmels an einem verregneten Herbsttag erinnerte, das andere in einem Blau, das selbst die schönste Südsee nicht erreichen konnte.

Ein seltsames Geräusch erklang und innerhalb von Sekunden baute sich eine Mauer aus reinem Eis vor uns auf, die nicht aus meinen Händen stammte. Perplex sah ich zur Seite. Im ersten Moment erkannte ich nicht, wer da in der Dunkelheit am Türrahmen lehnte.

„Der Boss hat gesagt, dass ich ein Auge auf euch haben soll, um notfalls eingreifen zu können. Nimm die Beine in die Hand Ice, das wird ihn nicht ewig aufhalten. Twice habe ich schon eingesammelt."

„Danke Geten.", keuchte ich, während ich meinem Retter hinterher eilte. Dass ich den USB-Stick in dem Rechner vergessen hatte, wurde mir erst bewusst, als das Donnerwetter vom Boss über mich hereinbrach. Zur hellen Freude von Dabi, der das Ganze mit einem süffisanten Lächeln beobachtete.

6 Monate später, Arbeiterviertel in einem Außenrandbezirk der Stadt

Ohne Vorwarnung schoss ich eine Eisattacke über die Straße direkt in die mir gegenüberliegende Seitengasse. Den Verkehr außer Acht lassend, was mir wütende Hupkonzerte und wüste Beschimpfungen der Autofahrer bescherte, stapfte ich über den Asphalt direkt auf meinen Verfolger zu, dessen Fuß dank meiner Attacke auf dem Boden festgefroren war und ihn an der Flucht hinderte.

„Unschuldige Menschen beschatten ist doch eigentlich eher die Aufgabe von uns Schurken, oder?", fragte ich schnippisch mit verschränkten Armen, während ich den Typen dabei beobachtete, wie er mit seinem Feuerquirk das Eis an seinem Fuß zum Schmelzen brachte.

„Du zählst dich doch wohl nicht etwa zu den Unschuldigen, oder Ice? Wie lange weißt du es schon?"

Für einen kurzen Moment schloss ich lächelnd meine Augen, bevor ich antwortete: „Seit du vor zwei Monaten damit angefangen hast, Shoto Todoroki. Was macht eigentlich die Nase, alles wieder verheilt?"

Nachdem er seinen Fuß vollständig vom Eis befreit hatte, richtet er sich auf und zog die große Kapuze seines schwarzen Pullovers herunter. Zum Vorschein kamen weiße und rote Haare. Wie bekommt er das eigentlich immer hin, dass die so perfekt gescheitelt waren, egal was er tat?

„Also, was willst du von mir? Wie kann ich dem großen Helden No. 2 behilflich sein?", fragte ich ihn herausfordernd. Mit wenigen Schritten war er direkt bei mir angekommen und baute sich vor mir auf. Er war groß und ich muss meinen Kopf ein wenig in den Nacken legen, damit ich ihm direkt in seine atemberaubenden Augen sehen konnte.

„Diese Haare ... sie sind mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen.", murmelte Shoto leise vor sich hin, während er nach einer Strähne griff und diese langsam um seinen Finger wickelte. Mir schlug mein Herz bis zum Hals. Was ist denn nur los mit mir?

„Das hier hast du übrigens bei mir vergessen.", raunte er mir zu und hielt dabei den USB-Stick direkt vor meine Nase, den ich bei dem Überfall zurückgelassen hatte. Zwischen seinem und meinem Körper waren nur wenige Zentimeter Luft.

„Und jetzt? Werde ich verhaftet und in einen dunklen Raum gesperrt, wo eure Verhörspezialisten dann versuchen, alle Geheimnisse aus mir herauszupressen ... ohne Rücksicht auf Verluste?", erwiderte ich bemüht provokant, was Shoto nur ein müdes Lächeln kostete. Mit seinem Kopf beugt er sich noch ein Stückchen weiter vor zu mir, so dass seine Lippen fast mein Ohr berührten.

„Das sind nicht meine Methoden.", flüsterte er. Seine Worte und der warme Atem, der über meine Wange streicht, jagten mir wohlige Schauer über meinen gesamten Körper.

„HEY! Eisprinzessin!"

Der Klang dieses bescheuerten Spitznamens lässt mich erschrocken zusammenzucken.

„Dabi? Was zum Teufel machst du hier?", fragte ich wütend, während ich mich in die Richtung drehte, aus der die Stimme kam. Aber als ich erkannte, wer dort wirklich stand, wurde mir mein Fehler schlagartig bewusst. Dummerweise ist es da schon zu spät und ich hatte die Kontrolle über meinen Körper völlig verloren. Der Mann, der soeben die schwarze Maske mit dem integrierten Stimmenverzerrer von seinem Gesicht nahm und mich aus violetten Augen anfunkelte war Hitoshi Shinso. Mit der Hand strich er sich durch seine wilde, indigofarbene Mähne und machte einige Schritte auf uns zu.

„Schlaf jetzt.", befahl er in einem herrischen Ton und sofort wurden meine Augenlider schwer. Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten und fiel mit dem Rücken gegen Shoto, der mit beiden Händen an meine Oberarme griff um mich so zu stützen. Wie konnte ich nur seinen Wachhund übersehen? Diese verflixten Augen raubten mir den Verstand und ließen mich alles um mich herum vergessen. Finsternis ergriff mich und ich versank in einen traumlosen und tiefen Schlaf.

Der nächste Tag, geheimes Quartier Shoto Todoroki

Verwirrt starrte ich hinauf zur schneeweiß gestrichenen Decke und blinzelte heftig. Vor wenigen Sekunden hatte ich meine Augen geöffnet und ehrlich, ich hatte absolut keine Ahnung, wo ich war. Auf jeden Fall ist das nicht das schäbige Zimmer aus dem Unterschlupf, das ich seit meinem Eintritt in die Schurkenliga bewohnte. Langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Ich hatte nicht aufgepasst und war den Helden direkt in die Falle gelaufen. Verflucht sei dieser Teufel mit seinem Manipulationsquirk. Wütend schlug ich die unfassbar weiche Bettdecke zurück und setzte mich in dem viel zu großen Bett auf. Ich befand mich in einem hübschen und geschmackvollen eingerichteten Schlafzimmer. Sehr modern, mit vielen Spiegel und einer verdammt großen Fensterfront.

„Nanu?", wunderte ich mich laut, als ich auf meine nackten Beine starrte. Als ich Shoto auf den Straßen begegnet war, trug ich mit absoluter Sicherheit meinen Anzug und nicht dieses Ensemble aus weißer Baumwoll-Shorts und schwarzem Shirt. Langsam erhob ich mich und tapse barfuß über den dunklen Holzboden in Richtung Schlafzimmertür. In dem Moment, als ich nach der Klinke greifen wollte, wurde diese bereits von der anderen Seite nach unten gedrückt. Schnell machte ich einige Schritte nach hinten und begab mich in Kampfposition, bereit mir den Weg freizuräumen.

„Oh, du bist ja schon wach. Guten Morgen Schlafmütze.", erklang Shotos angenehme Stimme. Mit einer Tasse Tee in der Hand stand er in der Tür und sah mich lächelnd an.

„Ich will dir nicht weh tun, also gehst du mir jetzt besser aus dem Weg.", zischte ich.

„Sonst was?", antwortete er lachend. Ist der denn lebensmüde?

„Sonst ... schieße ich mir meinen Weg nach draußen frei.", entgegnete ich und erhob demonstrativ meine Hand, in der sich jetzt eigentlich eine kleine Explosion bilden sollte, aber da tat sich nichts. Ungläubig starrte ich auf meine Hand und ballte sie mehrmals zu einer Faust. Auch auf der anderen Seite passierte nichts.

„Was soll die Scheiße?", fluchte ich perplex.

„Dein Quirk ist temporär ausgeschaltet.", erklärte Shoto seelenruhig, während er die dampfende Tasse auf dem kleinen Nachtschränkchen abstellte, das sich neben dem Bett befand.

„Du verarschst mich.", erwiderte ich mit einem ungläubigen Blick in seine Richtung.

„Nein, das tue ich nicht. Ich „verarsche" generell niemanden. Du hast eine Spritze bekommen, die deinen Quirk unterdrückt. Das ist aber nicht von Dauer. In ca. zwei Monaten wird die Wirkung langsam nachlassen, aber das weißt du ja bereits. Guck mich jetzt nicht so vorwurfsvoll an. Das Mittel stammt schließlich aus euren Händen." Während er sprach, setzte er sich auf die Kante des Bettes. Verwundert runzelte ich die Stirn, denn ich hatte keine Ahnung, wovon er da gerade sprach. Als er meinen Blick bemerkte, legt er den Kopf etwas schief und begann damit, mich aufzuklären: „Toga Himiko, der Name ist dir ja bekannt, hatte dieses Mittel der Heldin Vann kurz vor deren Unfall gespritzt, der, wie wir mittlerweile wissen, ja von der Schurkin absichtlich verursacht worden war. Damit waren nicht nur Vanns Erinnerungen, sondern auch ihr Quirk ausgelöscht. Beides glücklicherweise nicht von Dauer. Als wir Toga festgenommen hatten, hatte sie noch eine dieser Spritzen bei sich. Wir konnten das Mittel untersuchen und sogar reproduzieren."

Diese selten dämliche blöde Kuh. Ich hatte weder eine Ahnung davon, dass sie Zugriff auf dieses Mittel hatte, noch dass sie eines davon unbefugt an Katsukis Verlobten ausprobiert hatte. Würde sie nicht im Gefängnis sitzen, würde ich ihr für diese unfassbare Dummheit jede ihrer manikürten Krallen einzeln ausreißen. Genervt massierte ich mit zwei Fingern meinen Nasenrücken.

„Hör zu, davon wusste ich nichts. Toga hat ohne Anweisung gehandelt. Das liebeskranke Miststück ist einfach außer Kontrolle geraten. Deku, ich meine Midoriya war diesbezüglich auch außer sich."

Ein Gedanke geisterte plötzlich durch meinen Kopf und ließ mein Gesicht hochrot anlaufen.

„Sag mal ... hast du mich etwa ausgezogen?", fragte ich leise und deutete dabei auf die Kleidung, die ich am Körper trug.

„Entspann dich. Ich habe weibliche Mitarbeiterinnen, die ich darum gebeten habe, obwohl ich das gerne selbst übernommen hätte aber, wir mussten ja schließlich sicher gehen, dass du weder Mikrofon noch Wanzen bei dir trägst. Deine Kleidung wurde zur Analyse an das Labor gegeben. Jetzt trink erstmal deinen Tee, bevor er noch kalt wird.", erklärte Shoto ruhig und reicht mir die Tasse mit einem leichten Lächeln. Ohne groß darüber nachzudenken, nahm ich sie entgegen. Ich sollte mich unwohl fühlen, gefangen und in Gefahr, aber dem war nicht so. Seltsamerweise war es in meinem Inneren völlig ruhig. Sanft pustete ich über die dunkle, dampfende Flüssigkeit und nahm ganz vorsichtig einen kleinen Schluck. Es schmeckte nach Zitronengras und einem Hauch Minze. Unsicher beobachtete ich Shoto dabei, wie er sich vom Bett erhob und das Zimmer wieder verließ.

„Kommst du? Wir können ja im Wohnzimmer weiterreden.", rief er mir über seine Schulter zu, ohne sich nochmal zu mir umzudrehen. Vorsichtig und langsam folgte ich ihm.

„Wow.", entfuhr es mir, als mein Blick über das große Wohnzimmer und die offene Küche wanderte. Die Einrichtung war modern und stilvoll. Auch hier war eine riesige Fensterfront eingefasst, die den Blick auf ein glitzerndes Meer und den strahlend blauen Himmel freigab. Wir sind definitiv nicht mehr in der Stadt. Ist das überhaupt noch das Festland?

„Wo hast du mich hingebracht?" Bedacht darauf, nichts von meinem Tee auf dem sündhaft teuer aussehenden Sofa zu verschütten, ließ ich mich langsam neben Shoto nieder. Ich mag eine Schurkin sein, das bedeutete aber nicht, dass ich weder Anstand noch Moral kannte oder keine Gefühle hatte.

„Nicht mehr in der Stadt wie du unschwer erkennen kannst. Ich dachte, ein kleiner Ausflug an den Strand könnte dir gefallen und dir ein bisschen die Zunge lockern." Bei seinen Worten wurde ich hellhörig.

„Darum geht es also. Du willst Informationen.", stellte ich trocken fest, woraufhin er zur Bestätigung meiner Annahme nur leicht nickt.

„Schlaues Mädchen. Ich will, dass du alles erzählst, was du über die Schurkenliga und besonders über meinen Bruder weißt. Wir zwei können das hier bei einem netten Pläuschen besprechen, oder aber ich lasse Hitoshi kommen und dann wird die ganze Sache nicht mehr ganz so gemütlich. Ich persönlich wäre für die erste Variante, wie sieht es bei dir aus?", fragte er, die Augen fest auf mich gerichtet.

Ich atmete einmal tief ein und aus, wobei ich den angenehm süßlichen Duft des Tees inhalierte, bevor ich antwortete: „Mal angenommen ich erzähle dir alles. Wie soll es dann weiter gehen? Zur Liga kann ich dann nicht wieder zurück. Die eliminieren mich nach meiner Rückkehr schneller als ich bis drei zählen kann. Deku ist da nicht sehr zimperlich, musst du wissen. Und was erhoffst du dir in Bezug auf deinen Bruder? Eine schrecklich, nette Familienvereinigung? Er wird nicht lockerlassen, bis euer Vater vor ihm blutend im Staub liegt, unabhängig davon ob er noch als Held arbeitet oder bereits im Ruhestand ist. Sein Weg ist mit Leichen gepflastert, wo er steht und geht, hinterlässt er nichts als verbrannte Erde."

„Du könntest für mich arbeiten. Die Sache mit meinem Bruder ist eine Familienangelegenheit, die nur ihn und mich etwas angeht.", erklärte Shoto knapp. Er rutschte auf dem Sofa ein Stück rückwärts und lehnte sich nach hinten, sodass sich sein Rücken an die weiche Sofalehne schmiegte. Eine leichte Gänsehaut wanderte über meinen Oberkörper, als er die Kuppen seiner Finger sachte über meinen Rücken tänzeln ließ. Gedankenverloren greift er nach einer meiner Haarsträhnen und spielt mit ihr zwischen seinen Fingern.

„Auch wenn das Angebot verlockend ist, würde ich niemals für die Vereinigung der Helden arbeiten. Vorher wandere ich freiwillig in den Knast. Steckt mich am besten gleich zu Toga, mit der habe ich sowieso noch ein Hühnchen zu rupfen. Eure scheinheilige und korrupte Vereinigung kann mir gestohlen bleiben. Für eure Bosse zählen doch nur Prestige, Macht und geschönte Berichterstattungen. Um die Gerechtigkeit geht es euch doch schon seit Jahren nicht mehr. Politik und Machtspiele, das ist was bei euch zählt. Ganz abgesehen davon, was dieser Quirk Wahnsinn mit der Gesellschaft angestellt hat. Arrangierte Ehen, Diskriminierung ... hast du den falschen Quirk, bekommst du gleich den Stempel „Schurke". Was sich aber gut vermarkten lässt, darf auf die Eliteschulen. Zum kotzen finde ich das.", schloß ich meine wütende Rede und genehmigte mir mit geschlossenen Augen einen weiteren Schluck aus meiner Tasse.

„Interessant, dass du das so sagst, Kira Yuki. Bist du nicht selbst eine Absolventin der amerikanischen Heldenschule?", fragte Shoto mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen. Beim Klang meines echten Namens aus seinem Mund wäre mir vor Schreck und Überraschung fast die Tasse aus den Händen geglitten.

„Woher weißt du das?", flüsterte ich in meiner Bewegung verharrend und sah Shoto dabei über den Rand meiner Tasse hinweg an. Dieser stand wortlos auf und verschwand für einen kurzen Moment in einem anderen Zimmer. Dem kurzen Blick nach, den ich vom Sofa aus in den Raum werfen konnte, handelte es sich um eine Art Büro. Keine Minute später kam Shoto allerdings bereits wieder zurück. In seinen Händen hielt er ein dickes Buch sowie eine dünne, braune Akte.

„Ich habe meine Quellen.", sagte er augenzwinkernd und legte die Unterlagen auf dem kleinen Glastisch vor uns ab. „Guck es dir ruhig an. Ich mache uns so lange etwas zu essen.", fügte er hinzu und ging in Richtung Küche. Einen Moment lang sah ich ihm nach. Erst jetzt fiel mir auf, dass er ebenfalls nur eine graue Jogginghose und ein dunkelblaues Shirt trägt. Ein ungewohnter Anblick, kannte ich ihn aus den Medien nur in seinem Heldenoutfit oder Anzug und Krawatte. Wie zu erwarten, sah er aber auch in diesem Outfit umwerfend aus. Der enge Schnitt des Shirts betonte seinen breiten, muskulösen Rücken, während die Hose locker auf seinen Hüften saß. Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich auf den Inhalt des Buches und der Akte zu konzentrieren, die Shoto mir hingelegt hatte.

„Ich fass es nicht.", sprach ich leise und griff nach dem Buch, dass sich als altes Jahrbuch meiner ehemaligen Schule herausstellte, was unschwer an dem goldenen Emblem zu erkennen war, dass auf dem sonst schwarzen Cover prangte. Es stellt einen Phönix da, der prachtvoll mit ausgebreiteten Schwingen in den Himmel empor steigt. „Heroes World – Smile and Shine" wurde in schwungvollen Buchstaben darunter geschrieben. Bei diesen Worten macht sich ein schaler Geschmack in meinem Mund breit. Ich stutzte, als ich feststellte, dass sich zwei bunte Post-Its an unterschiedlichen Stellen des Buches befinden. Mein eigenes, jüngeres Ich sah mir mit einem gelangweilten Blick entgegen, als ich eine der markierten Seiten aufschlug. Damals hatte ich die Haare wesentlich kürzer getragen. Um mein Foto herum verläuft kreisrund eine rote Filzstift Linie.

„Scheiße.", entfährt es mir, als ich die zweite markierte Stelle im Buch aufschlug. Wie hatte mir das nur entfallen können?

„Na, etwa ein weiteres bekanntes Gesicht erkannt?", rief mir Shoto belustigt von der Küche aus zu. Das laute klappern des Geschirrs sowie seine Worte drangen dabei nur dumpf an mein Ohr. Ungläubig starrte ich auf das Foto, das auf dieser Seite markiert worden war und unter dem der Name „Ella Kinsley" stand. Meine Gedanken wanderten einige Monate zurück, zu dem Zeitpunkt als ich dieser Frau das erste Mal, zumindest dachte ich das damals, in meiner Schurken Karriere live und in Farbe gegenüberstand. Mir war ihr seltsamer Blick damals nicht entgangen, aber ich war zu beschäftigt damit gewesen, den Attacken der Helden auszuweichen und dafür zu sorgen, dass ich und meine unfähigen Teammitglieder mit heiler Haut davonkommen. Ich hatte sie einfach nicht erkannt, was man mir aber nicht zum Vorwurf machen konnte. Damals trug sie die Haare wesentlich länger und hatte sie, bis auf die Spitzen, dunkelbraun gefärbt.

„Sie wusste nicht genau, woher sie dich kennt, aber nachdem wir ihre Vergangenheit durchleuchtet hatten, sind wir auch auf dich gestoßen. Nachdem wir deinen Namen wussten, war der Rest ein Kinderspiel gewesen und als du dann glücklicherweise in meiner Agentur aufgetaucht bist, habe ich mich direkt an deine Fersen geheftet.", erklärte mir Shoto gelassen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er sich hinter das Sofa gestellt und mir über die Schulter gesehen hatte. Er hatte sich so weit zu mir vorgebeugt, dass ich seinen warmen Atem spüren konnte, der mir sanft über den Nacken streicht. Also habe ich Ella, Vann oder wie auch immer sie sich nennt, diese Situation hier zu verdanken. Wenn Dabi sich dieses rothaarige Biest vorknöpft, dann klinke ich mich da gleich mit ein.

Die Akte, die neben dem Buch auf dem Tischchen lag, mag dünn sein, aber dennoch beinhaltete sie mein gesamtes, bisheriges Leben. Alles fein säuberlich in einem schnörkellosen Text zusammengefasst, vervollständigt durch verschiedene Fotoaufnahmen aus meiner Kindheit, Jugend, von meinen Eltern und ehemaligen Freunden. Ein Textabschnitt ganz am Anfang befasste sich detailliert mit der Tatsache, dass meine Eltern dem Können des japanischen Schulsystems nicht vertraut und mich daher auf die amerikanische Heldenschule geschickt hatten, wo ich, ihr privilegiertes Töchterlein, das Leben führen sollte, das sie minutiös im Voraus für mich durchgeplant hatten. Bereits ausgesuchter Ehemann inklusive. Nur wenige Wochen im aktiven Heldendienst zurück in meiner Heimat hatten gereicht, um mir die Augen zu öffnen, und dafür zu sorgen, dass ich den Job samt Heldenanzug an den Nagel gehängt und meiner Familie den Rücken gekehrt hatte. Auch die Stärken und Schwachstellen meines Quirks, zu gleichen Teilen Eis wie Explosion, sind aufwendig aufgelistet worden.

„Na los, das Essen ist fertig. Du kannst nachher noch weiterlesen.", forderte mich Shoto auf, während er sich an einen bereits gedeckten Tisch setzte. Gehorsam erhob ich mich und setzte mich auf den Stuhl, ihm gegenüber.

„Danke schön.", sagte ich höflich und griff nach meinen Essstäbchen. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie hungrig ich eigentlich war. „Die sind ja kalt.", stellte ich überrascht fest, als ich den ersten Bissen genommen hatte.

„Ja das ist mein Lieblingsgericht ... kalte Soba-Nudeln. Magst du es nicht?", entgegnete er unsicher. Sein Blick brachte mich zum Lachen.

„Alles in Ordnung. Es schmeckt wirklich gut.", erwiderte ich und ließ mir das Gericht schmecken.

„Du bist überraschend ruhig für das alles hier. Ehrlich gesagt hatte ich mit mehr Widerstand gerechnet.", durchbrach Shoto nach einer Weile die Stille, die zwischen uns entstanden war. Zunächst zuckte ich nur mit den Schultern, bevor ich schließlich antwortete: „Naja, was soll ich machen? Mein Quirk ist weg und wenn ich nicht freiwillig mit den Infos rausrücke, dann wühlt der lila Psycho in meinem Hirn herum. Nein Danke, da bin ich lieber kooperativ. Außerdem, wenn wir mal ehrlich sind, gibt es jetzt keinen Ort mehr, wo ich hinkann. Denn Deku würde mir in dem Moment den Kopf wegpusten, in dem ich durch die Tür trete."

„Dann bleib doch einfach bei mir."

Überrascht davon, wie schnell und leicht diese Antwort über seine Lippen kam, sah ich zu Shoto, welcher unbeirrt weiter auf seine Schüssel sah. Es dauert einige Sekunden, bis er meinen Blick erwiderte. Dann stützte er seine Ellenbogen auf den Tisch ab, verschränkt die Finger ineinander und legte sein Kinn sanft darauf ab.

„Die jetzige Generation der Helden ist nicht mehr so, wie es einst ihre Väter und Mütter waren. Mit All Mights Verlust und dem Verschwinden von der No. 1 Deku ging ein Ruck durch die Helden Vereinigung. Die Information, dass Deku nun die Unterwelt regiert, war das Zünglein an der Waage. Die alten Strippenzieher werden nach und nach ersetzt. Nicht nur die Schurken agieren im Untergrund, wir können das auch.", sagte er mit einem Augenzwinkern in meine Richtung. Ich spürte, wie ich drohte, rot anzulaufen und wendete daher schnell meinen Blick von seinem attraktiven Gesicht ab. Selbst die Brandnarbe ist nicht in der Lage, seinem guten Aussehen zu schaden. Ganz im Gegenteil, sie macht ihn nur noch interessanter.

Zwei Wochen später, geheimes Quartier Shoto Todoroki

Die Tage hier vergingen ruhig und ereignislos. Aber das störte mich überhaupt nicht. Es ist ein beschissen friedvolles und langweiliges Leben hier, aber ich fing an Gefallen daran zu finden. Es mag sich mysteriös und geheimnisvoll anhören, ein Mitglied der Schurkenliga zu sein. Der Reiz des Unbekannten. Ich vermisste das Verletzen, Zerstören und Flüchten allerdings kein Stück. Auch den vielen muffigen, finsteren Unterschlupfe, die wir in den letzten Jahren bewohnen mussten, damit wir möglichst nicht aufzufinden waren, weinte ich keine Träne nach. Die Befragungen durch Shoto waren auch wesentlich angenehmer, als ich es erwartet hätte. Jeden Abend, nach dem wir gemeinsam gegessen hatten, setzte ich mich auf die kleine, schwarze Ledercouch in seinem Büro und beobachtete ihn dabei, wie er die Wand entlang lief, die über und über mit Zetteln, Diagrammen und Fotos behangen war. Ab und zu stellte er mir eine Frage und ich antwortete ihm wahrheitsgetreu. Wie sich mittlerweile herausgestellt hatte, wusste ich weniger, als ich selbst von mir erwartet hätte. Die Hälfte von Shotos Fragen konnte ich schlicht und ergreifend nicht beantworten. Es ist nämlich nicht unbedingt so, dass Deku uns immer erklärt hat, warum wir tun, was wir tun. Das ist eine ganz einfache Befehlskette. Er kommt zu uns, verteilte die Aufträge und wir erledigten sie ohne groß Fragen zu stellen.

„Was war der letzte Auftrag, den mein Bruder von Midoriya erhalten hat?", rieß mich Shoto aus meinen Gedanken. Er stand mit dem Rücken zu mir und betrachtete ein Foto an der Wand, das Dabi als Kind zeigte. Mit weißen Haaren und stahlblauen Augen, die Haut noch unversehrt und nicht von diversen Brandwunden zerstört. Auch wenn ich Shotos Gesicht nicht sehen konnte, wusste ich, dass es von Kummer und Sorge gezeichnet war. Ich kannte diesen Ausdruck. Er schlich sich immer auf sein Gesicht, wenn wir über seinen Bruder sprachen.

„Shoto wie oft noch, der letzte Auftrag, von dem ich weiß, war der in dem Geldinstitut. Deku wollte, dass dein Bruder und sein Team da reinmarschieren, eine gewisse Menge Bargeld mitgehen lassen und den Rest vernichten. Die Devise war: So viel Schaden wie möglich anrichten. Das ging ja gehörig schief, nachdem BombenBlondie und Aquagirl den ganzen Coup haben platzen lassen und deinem Bruder die Fresse voll ...", ich stockte als ich bemerkte, dass Shoto mich kritisch beäugte. Entschuldigend hob ich die Hände nach oben und räusperte mich kurz, bevor ich mich selbst korrigierte: „Verzeih. Ich meine natürlich, nachdem der angesehene Held Dynamight und seine Teamkollegin dem Bösen Einhalt geboten und der Gerechtigkeit genüge getan haben."

„Sehr witzig Kira. Du solltest wirklich über das Angebot nachdenken, in meinem Underground-Team zu arbeiten. Wir könnten jemanden wie dich gebrauchen, der die Presse kontrolliert und für den richtigen Informationsaustausch sorgt.", erklärte Shoto, während er sich schon wieder mit verschränkten Armen seiner Informationswand widmet. Ich musste herzhaft gähnen und streckte mich einmal richtig durch, bevor ich mich wieder von dem äußerst bequemen Sofa erhebe.

„Sind wir mit den Fragen für heute durch? Ich bin wahnsinnig müde und würde mich jetzt gerne hinlegen."

Gedankenverloren winkte Shoto ab und mit einem genervten Seufzen verließ ich den Raum und stapfte in Richtung meines Schlafzimmers. Es lag dem von Shoto direkt gegenüber. Mein Blick ruht auf der geschlossenen Tür und ich fragte mich, wie es wohl wäre, nachts neben ihm einschlafen und morgens neben ihm aufwachen zu dürfen. Warm und gemütlich stellte ich es mir vor. Ich schüttelte den Kopf und betrat mein eigenes Schlafgemach. Rücklings ließ ich mich in mein weiches Bett fallen. Ich war wirklich hundemüde, was wahrscheinlich daran lag, dass ich jeden Tag mindestens zwei Stunden mit Shoto trainieren musste. Seiner Meinung nach musste ich in der Lage sein, mich im Falle eines Falles auch ohne meinen Quirk verteidigen zu können, weswegen er mir intensive Nachhilfestunden zum Thema Nahkampf und Selbstverteidigung gab. Meistens endeten sie damit, dass ich mit dem Hintern oder Rücken voran auf der Matte landete und Shoto sich am Riemen reißen musste, nicht laut loszulachen. Ich drehte mich zur Seite, wickelte die herrlich duftende Bettdecke fest um mich und schlief, sein lächelndes Gesicht vor meinem inneren Auge, zufrieden ein.

Einigen Stunden später öffnete ich schlaftrunken meine Augen. Es war noch immer dunkel. Der Mond schien durch die hauchdünnen Vorhänge und mir war so unglaublich warm. Der Blick auf die grün leuchtende Displayanzeige des Radioweckers verriet mir, dass es zwei Uhr morgens war. Erst als ich mich aufsetzten wollte bemerkte ich, dass mich jemand fest im Arm hielt. Verdutzt starrte ich auf die Hand, die auf meinem Bauch ruhte. Vorsichtig drehte ich mich um und stellte fest, dass Shoto neben mir lag. Mein Schlaf musste so tief gewesen sein, dass ich nicht bemerkt hatte, wie er sich zu mir ins Bett gekuschelt hatte.

„Shoto?", flüsterte ich ganz leise und berührte sachte seine Schulter mit meinen Fingerspitzen. Als Antwort erhielt ich nur ein tiefes, aber niedliches Grummeln, was mich zum Schmunzeln brachte. Eine Haarsträhne hatte sich gelöst und hing lose in seinem Gesicht. Ich verspürte das dringende Bedürfnis sie ihm wegzustreichen und streckte vorsichtig meine Hand nach ihm aus. Doch, bevor ich ihn berühren konnte, griff er nach meinem Handgelenk und zog mich wieder in seine Arme.

„Sorry, ich konnte nicht anders. Soll ich wieder gehen?", nuschelte er, noch halb im Schlaf.

„Nein.", flüsterte ich. Meine Antwort kam schnell, fast wie aus der Pistole geschossen. Doch es war einfach nur das, was ich wirklich wollte. Ich wollte nicht, dass er wieder ging und das Gefühl der Geborgenheit mit ihm verschwand. Mein Gesicht vergrub ich in seiner Brust und inhalierte dabei seinen herrlichen Duft ein. Sanft krallte ich mich in den Rückenstoff seines Shirts, während er mir mit einer Hand beruhigend über das Haupt streichelte. Keine Ahnung, ob das mit seinem Quirk zu tun hatte, aber der Körper dieses Mannes strahlte eine unfassbare Wärme aus. Allerdings war der Moment zu schön, als das ich mich aus ihm lösen wollte.

„Ist dir warm?", raunte er in meine Haare, als hätte er soeben meine Gedanken gelesen. Langsam neigt er seinen Kopf etwas nach unten, hin zu meinem Ohr. Sanft haucht er mir von meinem Ohrläppchen, über den Hals bis hin zu meiner Schulter. Die Luft, die seinen Lippen entwich, war kalt, fast schon eisig. Aber sie bot mir genau die Erfrischung, die ich nötig hatte. So konnte man seinen Eisquirk natürlich auch einsetzen. Ein wohliger Schauer jagte über meinen Körper und sorgte dafür, dass ich für einen kurzen Moment zusammenzuckte.

„Sensible Stelle hm?", sagte Shoto leise und obwohl ich ihn nicht direkt ansah, wusste ich, dass er lächelte. So eng umschlungen dauerte es nicht lange, bis wir beide wieder einschliefen.

Ein lautes Poltern rieß mich am nächsten Morgen unsanft aus meinem Schlaf. Verwirrt und etwas orientierungslos sah ich mich um. Die andere Bettseite war verwaist. Ich legte meine Hand auf das Laken und stellte fest, dass es noch warm war. So lange kann es also nicht her sein, dass Shoto aufgestanden war. Lautes Stimmengewirr drang aus dem Wohnzimmer. Vorsichtig und so leise wie möglich schlüpfte ich aus dem Bett und öffnete den Kleiderschrank. Keine Ahnung, wann Shoto das alles irgendwann organisiert und bezahlt hatte, aber schon an meinem zweiten Tag war dieses Ungetüm von einem Schrank randvoll gepackt mit Kleidungsstücken in meiner Größe. Vom Trainingsanzug bis hin zum schicken Abendkleid war alles dabei. Ich entschied mich für ein dunkelgrünes, knielanges Strickkleid und eine schwarze Leggins. Nachdem ich im Bad fertig war, schlich ich auf Zehenspitze zum Wohnzimmer, sehr darauf bedacht, keinen Laut von mir zu geben. Als ich vorsichtig um die Ecke spickte sah ich Shoto, den Rücken zu mir gewandt. Er trug nichts weiter als eine schwarze Trainingshose. Vor ihm stand Bakugou und funkelte ihn wütend an. Zorn schwang in jedem seiner Worte mit.

„Das ist kein Spaß IcyHot. Du musstest ja so dämlich sein und Deku eines seiner Spielzeuge wegnehmen, da war es nur eine Frage der Zeit, bis er zurückschlägt. Hör auf das auf die leichte Schulter zu nehmen, ansonsten muss ich dir den Ernst der Lage anders verdeutlichen.", schimpfte er laut und hob in einer drohenden Geste die Faust. Er trug sein Heldenkostüm. Im grellen orange prangte das große X auf seinem schwarzen, enganliegenden Oberteil.

„Beruhig dich doch mal. Das hilft jetzt auch nicht weiter. Was wolltest du gerade sagen Shoto?", erklang eine Frauenstimme. Ich musste mich ein wenig nach vorne lehnen, um weiter in den Raum sehen zu können. Neben Bakugou stand Ella. Im Gegensatz zu ihrem Verlobten trägt sie nicht ihr Heldenoutfit, sondern sah eher aus, als wäre sie eine Sekretärin auf dem Weg zum nächsten Kopierer.

„Das Kira bei mir ist hat vermutlich weniger damit zu tun, als du denkst. Sie haben schon einmal versucht die Daten zu klauen, da war sie ja noch in ihren Reihen. Midoriya wird es hauptsächlich um das Informationsmaterial gehen. Und außerdem, was pisst du mich jetzt eigentlich so an? Wessen Agentur ist denn ausspioniert worden. Das ist wohl das Versagen deiner Leute, dass die Schurken jetzt einen Teil der Echtnamen und Anschriften der Profihelden haben.", kontert Shoto. Seine Stimme war zwar ruhig, aber ich konnte spüren, dass er innerlich kochte.

„WILLST DU DICH MIT MIR ANLEGEN HALB-HALB? Lass uns rausgehen, ich brenne darauf dir deine gescheitelte Frise mal so ordentlich durcheinander zu bringen.", brüllte Bakugou los. Als ich mich wieder ein Stück nach hinten lehnen wollte, fiel mein Blick auf Ella und ich war mir nicht sicher, aber ich könnte schwören, dass sie mir direkt in die Augen sah. Dieser Moment hielt nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann schob sie sich zwischen die beiden Streithähne.

„Hört auf ihr zwei Sturköpfe das bringt uns jetzt auch nicht weiter. Menschenleben sind in Gefahr. Wir müssen handeln, statt hier herum zu streiten. Die betroffenen Helden und ihre Familien wurden bereits informiert und die Evakuierung läuft. Es sind auch einige eure alten Klassenkameraden betroffen. Da Midoriya die Sache persönlich werden lässt, denke ich, dass sie besonders gefährdet sind, weswegen ich den Auftrag erteilt habe, sie zuerst in Sicherheit zu bringen. Das wären Tenya und Momo Iida, Ejiro und Mina Kirishima, Fumikage Tokoyami sowie Denki und Kyoka Kaminari. Shoto, ich weiß nicht, wie tief die gegraben haben, aber eventuell sind ihnen deine Quartiere mittlerweile auch bekannt. Ich kann dich sofort in das Programm mit aufnehmen und dann ..."

Mit einer Handbewegung brachte er sie zu zum Schweigen. „Wir bleiben vorerst hier.", war alles, was er zu diesem Thema zu sagen hatte. Bakugou sah aus als, würde er jede Sekunde explodieren.

„Dann passt auf euch auf. Wir zwei gehen jetzt.", entgegnete sie ruhig und machte auf dem Absatz kehrt, den keifenden Profihelden im Schlepptau. Während sie sich umdrehte, neigte sie den Kopf noch einmal leicht in meine Richtung und zwinkerte mir zu. Oder hatte ich mir das eben nur eingebildet?

Erst als die beiden verschwunden waren, verließ ich meine Deckung und ging auf Shoto zu, der sich soeben schwer atmend auf das Sofa hat fallen ließ.

„Klang nach Ärger.", sagte ich leise und platzierte mich vor ihm.

„Kann man so sagen.", entgegnete er leise. Ruckartig setzte er sich auf und zog mich an den Hüften zwischen seine Beine, näher zu sich heran. Sachte lehnte er seine Wange an meinen Bauch und schlang die Arme um mich. Überrascht sah ich zu ihm herab. Mit meinen Fingern streichelte ich durch sein noch feuchtes Haar. Der frische Duft seines Shampoos drang an meine Nase.

„Und was passiert jetzt?", fragte ich leise. Ich spürte sie, die Angst in meinem Nacken. Ein schleichendes Gefühl, dass sich in mir eingenistet hatte und damit begann, Panik in mir aufkeimen zu lassen. Was mit den anderen war, war mir herzlich egal. Aber ihm durfte nichts geschehen. Das kann und werde ich nicht zu lassen. Koste es, was es wolle. Keine Ahnung wie lange Deku vorhat mit seinem Angriff gegen die Heldenwelt zu warten, aber so wie ich ihn kannte, wird es nicht mehr allzu lange dauern. Sobald er alles hat, was er benötigt, wird er die Hölle auf Erden über die Helden hereinbrechen lassen.

„Was jetzt passiert? Ganz einfach, wir zwei verbringen einen schönen Tag am Strand.", antwortete Shoto leichtfertig und grinst mich dabei jungenhaft an.

„Bei dem Wetter?", rief ich erschrocken aus und warf einen skeptischen Blick durch die Fensterfront hinaus auf den verregneten Herbsthimmel.

2 Stunden später, Strandabschnitt

Unbarmherzig zerrte der nasskalte Wind an unseren Jacken. Trotz der Tatsache, dass ich dick eingepackt war, fröstelte es mich etwas, denn die Kälte bahnte sich ihren Weg durch jede kleine Ritze, die sie finden konnte direkt auf meine Haut. Wild prallten die Wellen der tosenden See auf das Festland, während sich dunkle Wolken türme am Himmel bildeten. Es war ein beeindruckendes Schauspiel. Ich warf einen Blick zu Shoto, dessen Nase und Wangen bereits rot glühten. Der Wind hatte seine sonst so perfekt gescheitelte Frisur ordentlich durcheinander gebracht. Rotes Haar vermischte sich mit dem weißen und andersherum. Ich stellte mich mit dem Gesicht dem rauschenden Wasser entgegen und breitete meine Arme aus, inhalierte die frische, saubere Luft, in der der Geruch von Salz und Seetang lag.

„Wir sollten langsam wieder zurück.", rief mir Shoto mit einem Lachen zu. Seine Worte wurden zwar teilweise von den stürmischen Böen verschluckt, doch ich verstand sie trotzdem. Als ich mich in seine Richtung drehte, legte er seinen Arm fest um mich und gemeinsam schlenderten wir über den nassen, dunklen Sand zurück zum Anwesen.

„Eine heiße Dusche wäre jetzt genau das richtige.", sagte ich lachend und rieb mir dabei die vor Kälte bereits steif gewordenen Hände, während Shoto die Tür zu seinem, und mittlerweile auch meinem, Zuhause öffnete.

„Das dachte ich mir auch gerade. Wir haben nur ein Bad mit Dusche, also wie wäre es, wenn wir zu zwei..."

Der Blick, den Shoto durch die geöffnete Tür warf sprach Bände. Sofort begannen alle Alarmglocken in meinem Kopf zu schrillen. Reflexartig hob ich meine Hand, um meinen Quirk zu aktivieren, doch es passiert rein gar nichts. Verdammt ... zum Teufel mit Toga und zum Teufel mit dem bescheuerten Mittel, das sie den Helden direkt in die Hände gespielt hatte.

„Na ihr zwei Turteltauben, zurück von eurem Ausflug?"

Ich kannte diese Stimme. Vorsichtig schob ich mich ein Stück hinter Shoto hervor, damit ich ebenfalls einen Blick in den Raum hineinwerfen konnte.

„Geten.", flüsterte ich leise, als ich meinen ehemaligen Mitstreiter erkannte.

„Bleib hinter mir, du kannst deine Fähigkeiten momentan nicht einsetzen.", raunte Shoto mir zu und schob mich mit seinem Arm ein Stück weiter nach hinten.

„Die eine Hälfte deines Quirks hilft dir hier auch nicht weiter. Geten ...", begann ich leise zu erklären, doch Shoto unterbrach mich sofort.

„Ja, ja ich weiß.", entgegnet er. Die Anspannung war ihm förmlich anzusehen.

„Lass mich mit ihnen reden. Vielleicht kriegen wir das hier ohne Blutvergießen über die Bühne.", erwiderte ich bestimmend. Der Ton meiner Stimme ließ keinen Platz für Widerworte. Ich schob mich an Shoto, seine mahnenden Worte ignorierend, vorbei. Vorsichtig hob ich meine Hände, bevor ich anfing zu sprechen: „Jungs, was soll das? Das ist doch unnötig."

„Der Boss will dich sehen. Er hat noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen.", antwortete Geten mir ohne auch nur den Hauch einer Emotion in seiner Stimme. Ich konnte mir schon ausmalen, welche Botschaft hinter seinen Worten stecke. „Und ihn sollen wir mitbringen ... sein Bruder freut sich schon auf ein Wiedersehen. Egal ob er da noch atmet oder nicht.", fügte er kalt hinzu, bevor er eine Eisattacke in meine und Shotos Richtung schleuderte. Zwar konnte ich mich noch zur Seite drehen, doch war meine Reaktion nicht schnell genug und so bohrte sich einer der Eiszapfen in die Haut über meinen Wangenknochen und hinterließ eine langgezogene Schnittwunde. Die volle Wucht des Angriffs traf allerdings Shoto und zwar direkt auf den Brustkorb. Ich hörte ihn noch erschrocken aufkeuchen, bevor er von den Füßen gerissen und nach hinten geschleudert wurde. In einem Affenzahn setzte Geten nach und innerhalb von Sekunden war er bei Shoto. Ich erkannte, dass dessen Jacke an der rechten Schulter aufgerissen war und eine klaffende Wunde unter den Stofffetzen hervorlugte. Scheiße, wann ist Geten denn so schnell geworden? Panisch sah ich mich um, denn eines war klar: Wenn mir nicht schleunigst etwas einfiel, wird Shoto den nächsten Morgen nicht mehr erleben ... und ich wahrscheinlich auch nicht. Mein Blick blieb an einer goldenen Trophäe hängen, die die Form eines Balles hatte. Als ich nach dieser griff stellte ich freudig überrascht fest, dass sie nicht ganz so schwer war, wie ich im ersten Moment vermutet hatte. Schwer, keine Frage, aber nicht zu schwer und daher ideal für meine Zwecke.

„Hey Geten ... ich habe da etwas für dich. FANG!", rief ich laut aus und in dem Moment, in dem er sich mit einem dämlichen Grinsen in meine Richtung drehte, traf ihn die Trophäe mit voller Wucht mitten ins Gesicht und katapultiert sein Bewusstsein in die nächste Hemisphäre. Wie ein nasser Sack fiel der Schurke zu Boden, wo er regungslos liegen blieb. Hastig lief ich zu Shoto.

„Wie geht es dir?", fragte ich besorgt, während ich mich neben ihn kniete, um seine Wunde zu begutachten.

„Krasser Wurf.", gab er beeindruckt von sich und starrte auf den Bösewicht zu seinen Füßen.

„In der Schule war ich Captain des Handballteams. Steht das etwa nicht in deinen Berichten?", erwiderte ich scherzhaft. „Um deine Trophäe tut es mir leid, ich glaube, die ist hin.", fügte ich schuldbewusst hinzu, während ich Shoto aufhalf.

„Das macht nichts. Mein Vater hat sie für mich anfertigen lassen. Einen besonders großen emotionalen Wert hatte sie für mich nie.", entgegnete Shoto trocken.

Es dauerte keine Viertelstunde, bis nach Shotos Anruf das erste Einsatzteam, angeführt von Dynamight, vor Ort war. Seine eigene Verhaftung bekam Geten nicht mit, da er zu diesem Zeitpunkt noch immer bewusstlos war.

„Wo ist Ella?", fragte Shoto Bakugou, als dieser sein Team anleitete, das Gebäude vor Aufbruch noch einmal gründlich zu sichern.

„Auf dem Weg zu Mina und Eijiro. Wie wir erwartet hatten, hat Deku seine alten Klassenkameraden ins Visier genommen. Die beiden waren bei Minas Eltern, weswegen wir sie nicht erreichen konnten. Deswegen habe ich jetzt auch keine Zeit mehr mit dir hier Schwätzchen zu halten IcyHot. So ein Zwischenfall wie damals mit Ochako darf sich nicht wiederholen, und darum mache ich mich jetzt auf den schnellsten Weg zu meiner Teamkameradin.", erklärt Dynamight.

„Sie ist doch mehr als das."

Bei diesen Worten drückt Shoto fest meine Hand, die gerade dabei war, die Blutung der Wunde mit einem dicken Handtuch zu stillen. Für einen kurzen Moment blieb Bakugou noch einmal stehen und ohne sich zu uns umzudrehen, entgegnet er. „Ja das ist sie. Lasst euch eines gesagt sein: Behalte das was du liebst in deiner Nähe und schütze es mit allen Mitteln. Ohne sie sind wir nichts, mit ihnen aber können wir alles sein."

Wortlos sah ich Bakugou für einige Sekunden hinterher, bevor ich mich wieder meinem Patienten widmete.

„Das muss genäht werden Shoto. Sollen wir ins Krankenhaus fahren oder soll ich das machen?", erklärte ich ruhig, während ich das Handtuch vorsichtig hob und die Wunde darunter begutachtete.

„Ich wäre dankbar, wenn ich nicht ins Krankenhaus müsste."

Es dauerte ein wenig, denn die Wunde ist doch ein Stück tiefer als ich im ersten Moment vermutet hatte, doch etwa eine halbe Stunde später machte ich den letzten Stich.

„Woher kannst du so etwas? Bringt man euch das auf der amerikanischen Heldenschule bei?", presste Shoto zwischen seinen Lippen hervor. Ich hatte ihm angeboten, ein Schmerzmittel zu nehmen, was er abgelehnt hatte. Jetzt saß er auf dem Badewannenrand, ich zwischen seinen Beinen, und zuckte bei jedem Stich schmerzerfüllt zusammen.

„Sowas lernt man, wenn man eine Schurkin ist.", antwortete ich mit einem Augenzwinkern, während ich die Naht versorgte und einen Verband anlegte. Ich hatte viele Nächte auf dreckigen Badezimmerböden verbracht, umringt von blutgetränkten Tüchern und Mullbinden und hatte Teamkollegen wieder zusammengeflickt.

„Fertig.", rief ich erfreut aus und betrachtete stolz mein Werk. Die Worte, die daraufhin aus Shotos Mund kamen, ließen mein Herz für einen Moment stillstehen.

„Ich liebe dich."

„Was hast du gesagt?", fragte ich überrascht und sah zu ihm nach unten, meine Hände hielten sein Gesicht. Langsam erhob er sich, woraufhin ich einen Schritt nach hinten machen musste.

„Du hast mich schon verstanden.", erwiderte er und legte seine Lippen auf die meine. Wie lange hatte ich auf diesen Moment gewartet? Ein Schwarm Schmetterlinge breitete sich in meinem Bauch aus und für einen Augenblick hatte ich das Gefühl, als würde ich schweben. Kichernd stolperten wir von dem Badezimmer aus in sein Schlafzimmer, ohne uns oder unsere Lippen dabei groß voneinander zu lösen. Es kitzelte ein wenig, als Shotos flinke Finger über meinen Körper tänzelnden und mir meine Kleidung abzustreifen. Ich tat es ihm gleich und nur wenig später, lagen unsere Kleidungsstücke gemeinsam zerknittert auf dem Boden.

„Komm her.", raunte Shoto mir zu, während er sich auf die Kante des Bettes setzte. Sanft griff er nach meinem Handgelenk und zog mich zu sich. Sachte setzte ich mich auf ihn. In kleinen, hauchzarten Küssen wandert er meinen Hals hinab zu meiner Schulter, was mir ein leises Keuchen entlockte. Als seine Hände über meinen nackten Rücken streichelten, durchjagen angenehme Schauer meinen gesamten Körper. Überrascht stöhnte ich auf, als er in mich eindrang.

„Alles in Ordnung?", fragte er besorgt nach.

„Alles in Ordnung.", stöhnte ich, während unsere Hüften im selben Takt auf und ab wiegten.

„Du bist wunderschön.", flüsterte Shoto mir zu, während sich eine seiner Hände sanft um meine Brust legte und sie vorsichtig massierte. Seine Stöße wurden heftiger und sein Atem beschleunigt sich hörbar.

„Heiß.", keuchte ich zwischen zwei Küssen.

„Hm?"

„Deine Hand, sie ist ... heiß.", raunte ich Shoto in sein Ohr. Seine Hände lagen auf meinen Pobacken und eine von ihnen beginnt ganz leicht auf meiner Haut zu brennen. Noch war es angenehm und erregend, aber wenn er so weiter machte, wird man seinen roten Handabdruck auch noch nach Wochen auf meiner Haut sehen.

„Entschuldige.", erwiderte Shoto leise lachend und sofort kühlte die Temperatur seiner Hand und auf meiner Haut wieder herab. Ich konnte spüren, wie der Herzschlag in seiner Brust immer schneller wurde.

„Ich komme.", raunte er mir zu. Sein heißer Atem streifte über meine Wange meinen Hals hinunter und auch ich konnte es nicht mehr länger zurückhalten. In dem Moment, in dem Shoto ein letztes Mal lustvoll aufstöhnte, löst sich auch in mir ein Knoten und ein herrliches, befriedigendes Gefühl überschwemmte meinen gesamten Körper. Keuchend und verschwitzt verharrten wir noch einige Sekunden in dieser Stellung, bevor wir uns gemeinsam und eng umschlungen in das Bett kuscheln. Mein Kopf ruht auf Shotos Brust und ich konnte seinen Herzschlag hören. Erst heftig und wild, dann immer leiser und ruhiger. Egal was die Zukunft bringen wird, aber in diesem Moment wurde mir klar, dass ich es an der Seite dieses Mannes erleben wollte. Komme was da wolle. Ich werde alles tun um ihn, um uns, zu schützen.

„Ich liebe dich.", flüsterte ich leise und zeichnete kleinen Kreisen mit meinen Fingerspitzen seine Brust entlang.

„So wie ich dich.", murmelt er und drückte mir einen zarten Kuss auf die Stirn.

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