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Geschockt schaute ich ihn an. Old Gray war ein Spitzel? Warum hatte er mir nichts erzählt? Und warum hatte Old Grays Mörder mich leben lassen? Ich musste laut gedacht haben, denn Niall antwortete auf meine Fragen. „Er wollte dich schützen, was ihm bis jetzt auch gelungen ist. Niemand wusste bis jetzt von dir. Du wärst nämlich ein super Druckmittel gewesen. Und warum der Mörder dich nicht getötet hat, kann daran liegen, dass er dich vielleicht kennt und vor allem mag."
Ich schaute ihn nachdenklich an. Alles, was er sagte, ergab einen Sinn und ich wusste nicht warum, aber ich vertraute dem Iren. Also nickte ich und starrte dann angestrengt auf eine Zeitschrift, welche auf dem Sofatisch lag, um nicht wieder zu weinen. Harry griff sich umständlich in die Hosentasche und holte sein Handy heraus. Dann tippte er eine Nummer ein und hielt sich das Handy ans Ohr. Ohne eine Begrüßung erzählte er, was passiert war. Dann hörte er dem Anderen - oder war es eine Frau? - zu und brummte ein paar Mal zustimmend. Mit einem kurzen Bye legte er auf. Gespannt schauten Niall und ich ihn an. Harry schaute zu mir und sagte: „Du kannst hier bleiben, bis alles weitere geklärt ist." Damit wollte er gehen, doch ich schrie: „Halt, ich bleibe nicht, solange ich nicht weiß, was hier los ist." Genervt drehte er sich um und brummte ein „In Ordnung. Aber erst duscht du. Dieses ganze Blut ist ja ekelhaft."
Dann ging er aus dem Raum und ließ mich völlig irritiert zurück. Er wollte mir tatsächlich alles erklären, ohne dass ich ihn zuvor anflehen musste? Dieser Miesepeter hatte doch mehr Facetten als erwartet. Abrupt wurde ich von Niall aus meinen Gedanken gerissen, der mich, ohne lange nachzufragen, einfach hochhob. „Ich kann selbst laufen!", protestierte ich. „Glaub ich dir. Aber denkst du, dass Harry und ich hier Blutspuren in der Wohnung wollen? Also halte ruhig.", erwiderte er. Im Bad angekommen setzte er mich ab und legte mir ein Handtuch vor die Dusche. Dann verschwand er kurz aus der Badezimmer, um gleich darauf mit einer Leggings und einem T-Shirt zurückzukommen. „Hast du eigentlich irgendwo noch andere Kleider?", fragte er und ich schüttelte den Kopf. Er grinste und sagte fröhlich: „Dann gehen wir morgen Früh Einkaufen!" Ich nickte völlig überrascht und bedankte mich bei ihm. „Kein Problem.", meinte er nur und ließ mich alleine. Schnell schloss ich die Tür zu, zog meine Klamotten aus, welche ich direkt in den Müll warf, und stellte mich in die Dusche. Als das Wasser auf meinen Körper prasselte, entspannte ich mich zum ersten Mal seit Wochen richtig und ich begann leise zu singen.
I let it fall, my heart,
And as it fell you rose to claim it
It was dark and I was over
Until you kissed my lips and you saved me
...
Let it burn
Let it burn
Mir liefen die Tränen über das Gesicht, welche direkt vom Wasser der Dusche weggewischt wurden. Ich wusste nicht an wen ich dachte, an Old Gray oder an meine Familie, aber ich wusste warum ich weinte. Denn wann war schon jemand geblieben? Jedes Mal, wenn ich begann eine Person zu mögen, ließ sie mich im Stich oder starb. Ich weinte wegen meinem Schicksal, dass in diesem Moment so unglaublich schwer wirkte und ich weinte, um den Schmerz von meiner Seele zu waschen.
Als ich aus der Dusche draußen war und die Sachen, die Niall mir gegeben hatte, anzog, blickte ich mich indem Badezimmer um. Ich entdeckte ein kleines Regal mit Make-Up und da ich, wie ich mit einem Blick in den Spiegel feststellte, schrecklich aussah, bediente ich mich ohne zu zögern. Nachdem ich fertiggeschminkt war, öffnete ich die Badezimmertüre und ging ins Wohnzimmer, wo auch schon Harry, Niall und ein weiterer Junge mit knallbunt gefärbten Haaren saßen. Als dieser mich sah, stand er auf und umarmte mich. Mit einem netten Lächeln stellte er sich vor. „Hey, ich bin Michael, aber nenn mich einfach Mike oder Mikey. Wie ich mir denken kann, haben diese unhöflichen Idioten sich noch nicht vorgestellt. Der Blonde ist Niall und Curly ist auch unter dem Namen Harry bekannt. Und, ach da ist er ja schon, das ist mein bester Freund Calum." Calum nickte mir kurz zu und setzte sich neben Harry. „Er ist supernett, außer du nennst ihn Chinese, das mag er gar nicht. Seine Mutter kommt nämlich aus..."
„Schnauze, Clifford!", unterbrach Harry Mikeys Redeschwall. Dieser flüsterte mir leise zu: „Clifford ist mein Nachname." Ich musste grinsen. Harry zeigt auf die feien Plätze neben Niall. „Setzt euch hin und lasst mich reden. Ich hab ja nicht den ganzen Tag Zeit.", motzte Harry. Der war heute Morgen echt mit dem falschen Fuß aufgestanden. Als wir saßen, räusperte Harry sich und begann zu erzählen. „Hier in London gibt es schon immer Gangs. Aber die zwei größten, unsere und Zs, waren einmal eine Gang. Aber in den 80ern gab es einen Streit zwischen zwei Mitgliedern, die zufällig einen hohen Rang innehatten. Nach circa elf Monaten und 47 Toten, trennte sich die Gang und es entstanden zwei Gangs, die ihren Hass bis heute nicht überwunden haben. Wir sind die Shadows und die Anderen, deren Anführer Z ist, heißen Hunters. Das wars mit Geschichte, wir gehen über zum Geschäftlichen. Wenn du den Tod von Old Gray rächen willst, dann musst du dich uns anschließen. Also, bist du dabei?" Ich nickte zur Bestätigung. Dann drehte ich mich Richtung Harry. „Nur noch zwei Fragen. Wer ist unser Boss und wie heißt Z wirklich?" Harry zog die Augenbrauen hoch, dann sagte er: „Gewöhnt dir deine Neugierde besser ab. Daran sind schon viele gestorben. Unser Chef ist Ashton Irwin, du wirst ihn früh genug kennenlernen und Zs wahrer Name, warum willst du das wissen?" Wahrheitsgemäß antwortete ich mit: „Keine Ahnung." Daraufhin zuckte Harry mit seinen Schultern und schaute mich an. „Zs wahrer Name ist Zayn Malik."
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