Die Mission

„Schluss mit den Albernheiten, Tatze. Du kannst nicht mit!", sagte Remus forsch. Vor ihm saß ein schwarzer Hund und bellte ihn an.
„Hör auf so einen Krach zu veranstalten! Zum letzten Mal -"
Remus wurde unterbrochen. Die Vorhänge eines Porträts schwangen auf und augenblicklich wurde das ganze Haus von ohrenbetäubenden Geschrei erfüllt.
„Blutsverräter! Werwölfe! Ihr Gossenkinder, besudelt mein Erbe!", kreischte Walburga Black aus ihrem Rahmen.
Remus warf dem Hund, der sich auf den Boden geworfen hatte und versuchte sich mit den Pfoten die Ohren zuzuhalten, einen vernichtenden Blick zu, der sagen sollte: Das hast du jetzt davon! Dann zog er harsch die Vorhänge des Porträts wieder zu. Als er sich umdrehte, stand anstelle des Hundes nun ein drahtiger, schwarzhaariger Mann vor ihm.
„Ich muss immer hier versauern! Schön langsam reicht's mir!", murrte Sirius.
„Du weißt genau, warun du nicht mitkannst. Wenn was schief geht und wir gesehen werden, bist du schneller in Askaban als du 'Dementor' sagen kannst. Denk an Harry. Als Askaban-Insasse bist du ihm kein guter Pate", antwortete Remus gereizt. Schon seit Tagen, wenn nicht sogar Wochen, führte er mit Sirius immer dasselbe Gespräch. Er konnte verstehen, dass Sirius nicht gerne allein im Grimmauldplatz 12 zurück blieb während alle anderen Ordensleute auf Mission waren. Dennoch musste Sirius endlich einsehen, dass es nur zu seinem Besten war.
Sirius öffnete gerade den Mund, um noch etwas zu sagen, und Remus war schon drauf und dran mit den Augen zu rollen und ausfallend zu werden, da klopfte es dreimal gegen die Tür.
„Das muss Tonks sein", sagte Remus erleichtert. Er wandte sich von Sirius ab und sah zur Tür, die gerade aufging. Tonks, die junge Aurorin mit dem schulterlangen bonbonrosa Haar, lächelte die beiden Männer fröhlich an.
„Hey, ihr zwei! Mann, ist das kalt draußen... Tut mir leid, dass ich ein bisschen spät dran bin, Remus. Deine Nachricht kam ziemlich überraschend... Aber jetzt können wir -", sie sah zu Sirius, „Was schaust du denn so verdrießlich?"
„Ich hab's langsam satt, dass ihr immer alle raus dürft und ich hier wie ein einsamer Tiger im Käfig gehalten werde", beschwerte er sich missmutig.
„Was hältst du davon, wenn wir morgen Abend zu dritt ein Butterbier hier trinken? Dann bist du zumindest nicht mehr ganz so einsam", schlug Tonks vor.
Sirius murmelte nur etwas unverständliches und verschwand dann nach oben. Tonks zuckte die Schultern und drehte sich wieder zu Remus.
„Du hast geschrieben, dass wir auf eine spontane Mission sollen. Worum geht es?"
„Dumbledore hat mir eine Eule geschickt. Wir sollen Schutzzauber um ein paar Häuser von Muggeln in Snaresbrook legen."
Tonks legte die Stirn in Falten. „Und das muss um zehn Uhr Abends sein? Kann das nicht bis morgen warten?"
„Ich weiß nicht... Anscheinend nicht... Er hat nichts genaueres geschrieben."
„Hmm, na gut. Dann nichts wie los", meinte Tonks unbekümmert und die beiden traten vor die Haustür.
„Weißt du, wo das Haus ist?"
„Ich weiß die Straße und die Hausnummer. Dumbledore hat mir eine Lichtung ganz in der Nähe von Snaresbrook beschrieben zu der wir apparieren können, ohne dass wir Aufsehen erregen. Liegt im Epping Forest", antwortete Remus.
„Kenn ich nicht... Seit-an-Seit-Apparieren?"
Remus nickte kurz und hielt ihr seine Hand hin. Tonks griff danach. Sofort begann ihre Hand angenehm zu kribbeln. Es musste wohl daran liegen, dass ihre Hände kalt und die von Remus warm waren.
Um sie herum verschwamm alles und beiden wurden in einen Strudel aus Licht und Farben gezogen. Einen Moment später fanden sie sich auf einer stockdunklen Lichtung inmitten eines Waldes wieder. Instinktiv zückten sie ihre Zauberstäbe und brachten deren Spitzen mit 'Lumos' zum Leuchten.
„Wohin müssen wir?", fragte Tonks und warf ihm einen Seitenblick zu.
„Nach Nord-Osten", antwortete er mit bemüht fester Stimme.
Irgendwie war Remus beunruhigt. Er wusste nicht einmal warum. Vielleicht war es die Tatsache, dass diese Lichtung fast gespenstisch aussah. Oder wurde ihm die Tatsache, dass Dumbledore einen Brief und keinen Patronus geschickt hatte immer mehr suspekt? Das gefiel ihm alles nicht. Urplötzlich machte sich Unruhe in ihm breit. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Sämtliche Muskeln in seinem Körper spannten sich an. Sein Beschützerinstinkt erwachte.
„Bleib in meiner Nähe", sagte er zu Tonks. Seine Stimme bebte leicht und er hoffte, dass sie seine Unsicherheit nicht bemerkte.
Die beiden liefen los und verließen die Lichtung. Sie gingen durch ein dunkles Waldstück, das irgendwie kein Ende nehmen wollte. Liefen sie im Kreis? Nein, das konnte nicht sein. Die Tanne da sah neu aus...
Doch dieser Wald schien kein Ende nehmen zu wollen.
„Müssten wir nicht schon längst aus diesem verfluchten Wald draußen sein?", fragte Tonks nach einiger Zeit.
„Gut, dass du auch so denkst. Ich dachte schon, ich bilde mir das ein."
„Meinst du wir sind in den falschen Wald appariert?"
„N-Nein, ich glaube nicht", murmelte Remus, „Dumbledore hat -"
Schlagartig blieb er stehen. Tonks hielt ebenfalls an und sah zu ihm. Ein gehetzter Ausdruck lag in seinen Augen.
„Was ist? Warum halten wir an?", fragte sie leise.
„Ich hab was gehört."
„Das war bestimmt nur ein Tier", meinte Tonks, „Komm, lass uns weiter gehen."
Remus Blick huschte über die Umgebung. Dieses Geräusch hatte ihn in Alarmbereitschaft versetzt. Der Griff um seinen Zauberstab wurde automatisch fester.
„Remus, komm. Mir wird kalt vom Rumstehen", sagte Tonks sanft und legte kurz ihre Hand an seinen Arm.
Noch einen Augenblick stierte Remus in die Dunkelheit, dann setzte er sich wieder in Bewegung.
Sie gingen keine fünf Minuten, da rief Tonks mit gedämpfter Stimme: „Ich glaube, wir sind da! Da vorne sind Lichter." Sie beschleunigte ihren Schritt und lief zielstrebig auf die leuchtenden Kugeln zu.
Sein Instinkt befahl Remus sofort umzudrehen, aber er lief trotzdem Tonks hinterher. Als er sie fast eingeholt hatte waren sie wieder auf einer Lichtung. Diese hier war aber viel größer als die, zu der sie vorhin appariert waren. Plötzlich waren die Lichter nicht mehr vor ihnen sondern überall um sie herum. Bei einem war sich Remus jetzt sicher: Dies waren nicht die Lichter der Stadt.

× × ×

Eigentlich sollte es ja ein One-Shot werden... 😂 Sche*ß drauf! Hier kommt also die nächste Remadora Kurzgeschichte! Ich hoffe, sie gefällt euch.
Über Reviews und Kritik freue ich mich nat wie immer!

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