Chapter 9

Josephs P.o.v.:

Ich war weggelaufen und hatte sie zurückgelassen... ich fühlte mich schuldig. Schlecht. Ich musste ihr helfen. Wieso war sie nicht weggelaufen? Kannte sie dieses Wesen? Hatte sie eine Schockstarre vor lauter Angst?

Diese Kreatur sah schrecklich aus. Wiederliche lange Fingernägel, blutig, spitz und gelb. Einfach ekelerregend. Es hatte kein normales Gesicht. Nur Haut über die Knochen gespannt. Also waren die Wangenknochen zu sehen und der Nasenknochen. Aus seinem Mund ragten spitze Zähne. Seine Augen waren rot unterlaufen und Adern bahnten sich bis zu seiner 'Nase' hin. Seine Augen waren weiß.
Sein Rücken gekrümmt und seine Beine und Arme, mager bis auf die Knochen. Einfach nur schrecklich. Es sollte eigentlich gar nicht mehr leben.
Vielleicht war es mal vor langer Zeit ein Mensch gewesen!?

Ich kam sehr schnell auf eine Frage,  die ich mir schon früher hätte beantworten sollen...

Hatte es etwas mit dem Spiel zu tun? Und meinen Albträumen?
Es wurde wirklich alles so real und ich begriff, dass ich sie schnell finden musste.

Ich ging den Gang vorsichtig entlang. Nicht zu langsam und nicht zu schnell.
Ich hörte eine Stimme schwach sprechen. Sie flüsterte bösartig. Hinterlistig. War es das Wesen?
Ich ging auf die Stimme zu. Versteckt hinter der letzten Wand, die mich noch von ihm trennte. Dann erklangen Schreie. Ich spürte die Angst. Es war Carol!

,, ...Lass mich los! Bitte! Ich will nicht sterben. Ich bin noch jung. Ich wusste von alldem nichts! Hilfe! Bitte!", schrie sie aus voller Kehle.
Ich wollte ihr helfen, doch ich konnte nicht. Ich blieb wie angewurzelt an der Wand stehen. Und bekam alles mit. Ich hörte ein Knacken ein Aufstöhnen und ein ekeliges Schmatzen.
Dann stieg mir der Geruch von Kotze und Blut in die Nase und mir wurde augenblicklich übel. Schnell legte ich mir eine Hand auf den Mund und hielt mir die Nase zu.

War sie tod? Oh Gott nein! Den Gedanken konnte ich nicht ertragen.
Ich glitt die Wand runter presste meine Hände an meine Ohren.
Es sollte aufhören! Sofort. Alles! Alles zurück auf Anfang. Wo war die Zurückspultaste, wenn man sie mal brauchte?

,,Ich höre jemanden atmen... wer bist du?! ZEIG DICH GEFÄLLIGST!", zischte die Kreatur in die Dunkelheit zur Wand gerichtet.

War es möglich das es mich wirklich gehört hatte? Jedenfalls fasste ich meinen letzten Mut zusammen und hämmerte mit meinen Fäusten egen die Wand.

Die Kreatur würde Carol in Frieden lassen und ... es war kein wirklicher Plan, doch ich konnte nicht einfach nichts tun. Die arme Carol! Lebte sie noch?! Ich spürte einen Stich in meinem Herzen. Ohne sie... wäre alles seltsam und einsam. Ich mochte sie schon seitdem ich sie das erste Mal gesehen hatte!
Sie hatte so etwas nicht verdient!

,,Ja! Hier ist jemand! Wer bist du, du scheußliche Kreatur?! Lass Carol in Ruhe! Sonst...", sagte ich überlegend, wie ich die Kreatur vernichten könnte.

Auf einmal spürte ich einen Atem im Nacken. Es stand direkt hinter mir. Shit!
Ich hielt sie Luft an und versuchte ganz leise doch schnell in den Raum zu Carol zu schleichen solange die Kreatur hinter der Wand nach mir suchte. Leider hatte die Kreatur mein Vorhaben schon geahnt und sie konnte durch ihr gutes Gehör und ihren guten Geruchssinn direkt nach mir schnappen.

Es biss mir in den Arm. Innerlich fluchte ich vor Schmerz.

Ich riss mich los und lief trotzdem zu Carol. Strich ihr über ihr Gesicht. Sie war kalt. Nein! Kleine Haarsträhnen strich ich ihr hinters Ohr. Sie war so bildhübsch. Ich mochte sie. Keiner durfte ihr etwas antun. Sie war ein so starkes Mädchen. Hatte so viel durchmachen müssen. Ich wünschte ich wäre schon früher für sie da gewesen... aber ich wusste nichts von dem Ganzen.

Also legte ich reflexartig mein Ohr auf ihre Brust. Nicht um sie zu begrabschen und die Situation auszunutzen, sondern nur um zu wissen, ob ihr Herz noch schlug. Und das tat es wirklich noch.

Dann ertönte ein schreckliches Räuspern und Wispern hinter mir. Es kam wieder näher. Wie sollte ich es töten? Wie könnte ich dem Allem ein Ende setzen?

Ich tat es einfach. Als ich spürte wie es immer näher kam, griff ich nach einem spitzen abgebrochenen Holzbarren am Boden und schlug auf die Kreatur mit voller Kraft ein. Ich merkte wie sie sich immer weniger währte und schlug weiter, immer fester zu. Zuletzt gab es einen ohrenbetäubenden Schrei von sich, der so hoch war, dass man ihn als Quietschen beschreiben könnte.

Sie lag nun am Boden und zur Sicherheit schlug ich nochmal auf den Kopf. Es lag einfach nur da, bewegungslos.
Lebte es vielleicht doch noch? War das eine Falle?

Ich griff in meine Hosentasche, um mein Feuerzeug herauzuholen. Ich war kein Raucher aber ein Feuerzeug hatte ich trotzdem immer dabei, für alle Fälle. Ich fand es aber nicht.

Fluchend fummelte ich in den anderen Taschen herum. Wo war es bloß? Hatte ich doch keins eingesteckt? Unsicher ging ich ein paar Schritte rückwärts und entfernte mich somit von Carol und der Kreatur. Plötzlich spürte ich etwas kaltes und hartes hinter mir. Es war ein Spind. Aufgerissen und durchbohrt. Hatte sich Carol darin etwa versteckt? Die Arme!, dachte ich mir. Ich trat wieder einen Schritt auf sie zu. Wie könnte ich sie aufwecken?

Ich trat erschrocken in eine Pfütze. Ich wollte gar nicht wissen was es war. Entweder Blut oder Kotze, die ich gerochen hatte. Wieder überkam mich eine Übelkeit.

,,Schnell hier raus! Komm Carol! Steh auf!", schrie ich endlich befreit aus dem Schweigen vor Angst.

Sie blinzelte und ich sah wieder ihre wundervollen Augen. Sie blinzelte und kleine Tränen liefen ihre Wangen runter, tropften auf ihr Haar.

,,Bitte Carol. Wir müssen hier raus!", schrie ich hastig. Bemerkte sie nicht, dass wir sterben würden, wenn wir hier bleiben würden? Wieso bewegte sie sich nicht?
In der Dunkelheit war kaum was zu erkennen.

Sie hustete und weinte stärker.
Was war mit ihr?
,,Er hat meinen Fuß abgerissen und ge-ge... gegessen! Hilf mir auf... ich will auch weg von hier... Joseph.", flüsterte sie kaum hörbar. Ihre Stimme war gefüllt von Schmerz und Wut, gleichzeitig aber auch von Erschöpfung und Angst. Ihre Lippen bebten.
Was hatte es ihr bloß angetan oder erzählt?! Ich half ihr hoch. Stützte sie auf meine Schulter und wir schafften es den Gang zu erreichen. Von dort an weinte sie nur noch. Unwissend weshalb, ging ich einfach mit ihr weiter und hoffte, sie würde aufhören zu weinen, denn es tat mir weh sie so zu sehen. Sie tat mir Leid.

Genauso schnell kamen wir an einen Aufzug. Wo waren wir hier gelandet? Was war das für ein Ort, wo das Wesen uns hingeschleppt hatte?

,,Gerade eben hast du 'er' gesagt. Wer ist 'er', also die Kreatur?", fragte ich sie in die Stille hinein.
Sie blickte mir einfach nur in die Augen und sagte: ,,Mein Vater hat ihn ermordet. Mein VATER. DAD... das würde er doch nie tun... Er hat mir alles erzählt. Über meinen Dad und seine... boshaften Taten."

,,Was?!" Joseph starrte mich fassungslos an und blieb stehen.

,,Ich werde Dad dies alles wohl eher nicht verschweigen. Wenn er meinen abgetrennten Fuß sieht wird er doch fragen. Und er wird seine Antwort bekommen. Mein Vater ist ein Mörder... ich habe mein Leben lang nicht in Sicherheit gelebt... Oh Gott, Joseph! Was mach ich jetzt?", sie suchte verzweifelt nach Augenkontakt zu mir. Ich wendete den Blick ab, denn ich war zu überwältigt von dem was sie mir gerade erzählt hatte. Ich musste mich erst selbst sammeln, bevor ich ihr wieder in die Augen sehen konnte. Ich konnte ihr keine Stütze bieten... dazu war ich viel zu überfordert. Sie hatte ihren verdammten Fuß verloren! Ich atmete tief ein und wieder aus.

,,Sag es ihm.", meinte ich.
,,Ja werd ich sowieso...", schluchzte sie. Dann war wieder alles still.

Im Aufzug, der sehr extrem nach Urin und Blut stank und dazu auch verrottende Tapete an den Wänden hatte, gab sie kein Wort von sich. Ich konnte aus dem Augenwinkel nur sehen, wie ihr leise Tränen auf ihr Oberteil tropften. Ihre strähnigen Haare waren ihr allesamt ins Gesicht gefallen.

Wie sollte ich sie trösten, wenn mir selbst nicht mal wirklich klar war, wie unnormal unsere Situation gerade war, und dass wir immer noch in Gefahr schwebten.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top