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Sicht Franjo

Diese ganze Situation wirkt auf mich vollkommen irreal. Zum einen dieser Sklave, der einfach nicht nachgibt. Ich meine früher oder später brechen wir alle, aber das er jetzt so auf stur machen muss, obwohl ich es nach zehn Schlägen auf sich beruhen lassen hätte. Vor allem weil ich Julian dabei habe. Und zum anderen er. Sein Verhalten... Es ergibt doch keinen Sinn. Wieso setzt er sich gerade für diesen Jungen so sehr ein, dass er sogar einen Schlag abgefangen hat? Er hat sich sonst von den anderen Sklaven eher fern gehalten und so wenig wie möglich in deren Nähe verbracht. Und vor allem hat er alles dafür getan um keine Bestrafung zu bekommen.

Und jetzt? Jetzt ist der neue nicht einmal vierundzwanzig Stunden da und schon hat Julian eine, nein sogar zwei Strafen bekommen und einen Gürtel abgefangen. Ich lasse meinen Blick auf den roten Striemen an seinem Arm wandern und auch er scheint die Stelle wie erstarrt anzuschauen. Dann wendet er seinen Blick einen Moment zu mir und ich kann in seinen Augen den Schmerz erkennen. Und noch etwas... Etwas, das ich nicht ganz zuordnen kann... Fassungslos? Angst? Unsicherheit?

Doch so schnell wie er plötzlich zwischen mir und dem Sklaven aufgetaucht ist, so schnell ist er auch schon wieder weg. Wie in Trance beobachte ich, wie er vor ihn tritt und seine Hände an dessen Wangen legt. Der Junge der vor mir in den Seilen hängt scheint erst gar nict zu reagieren. Als ich um ihn herum trete erkenne ich, dass er sich etwas orientierungslos umschaut und dann erneut die Augen schließt. Hatte ich ihn so weit gebracht... Und er hat dennoch nicht nachgegeben. Ich hebe meine Hand und möchte sie auf Julians Schulter legen, doch dieser weicht schnell zurück und setzt sich neben der Tür in die Subhaltung.

Er hat den Kopf starr nach untern gerichtet und ich sehe, wie er sich anspannt, als sein Blick auf die rote Stelle, welche der Gürtel hinterlassen hat, fällt. Noch einen Blick zu dem eben bestrafenten Sklaven werfend richte ich meine Aufmerksamkeit nun vollkommen auf Julian. Ich gehe auf ihn zu und sehe, wie er sich direkt noch mehr anspannt und seine Lippen stark aufeinander presst. "Steh auf!", gebe ich einen tonlosen Befehl und sehe zu, wie er schnell aufsteht und seine Hände hinter den Rücken führt. Den Kopf noch immer gesenkt.

Ich erhebe erneut meine Stimme. "Ich..." Ja... Was will ich? Was will ich gerade sagen? Es tut mir leid, ich habe nicht schnell genug reagiert? Es tut mir leid, dass ich es soweit habe kommen lassen? Ich hatte nicht gesehen, dass du da bist? Ich...? Ich breche den Satz ab und lasse meinen Blick nachdenklich über ihn wandern. Wieso hat er das gemacht? Hat er gedacht, dass ich ihn zu Tode schlage? Hätte ich bemerkt, das der Junge sein Bewusstsein verloren hat? Wie hätte ich reagiert? Wahrscheinlich wie bei den anderen auch... Ich hätte sie losgemacht und zu McMillan gebracht... Hätte dafür gesorgt, dass sie versorgt werden und anschließend auf ihr Zimmer kommen. Doch hätte ich es auch bei ihm so kommen lassen?

Ich schüttle einen Moment meinen Kopf, dann richte ich mich wieder an ihn. Er muss sehen, das ich selbst bei den Sklaven die mich so sehr provozieren wie er nachsichtig bin und auf sie achte. "Komm mit.", gebe ich also als Befehl und wende mich an den Sklaven, der noch immer in den Fesseln hängt. Ich löse an der Wand die Schnur, die ihn an der Decke fixiert und halte den Sklaven fest. In seiner Verfassung würde er direkt umkippen. "Stütz ihn. Er ist zu schwach um zu laufen.", erkläre ich nun und sehe, wie Julian schnell zu dem Verletzten geht und sein Gewicht auf ihn nimmt.

Ich löse währenddessen die Fesseln an seinen Handgelenken und lasse das Seil auf den Boden fallen. Meine Männer sollen hier gleich aufräumen. Dann gebe ich den beiden Jungs das Zeichen mir zu folgen und verlasse die Duschen.  Ich kann die schlürfenden Schritte hinter mir hören und bin mir sicher, dass Julian alles dafür tun wird, dass der neue nicht noch einmal Ärger bekommt.

Als ich den Bericht von McMillan sehe, schaue ich einen Moment über meine Schulter. Ich sehe, wie der neue sich halb auf Julian gelegt hat und dieser ihn fast schon trägt. Ein Seufzen verlässt meine Lippen und ich bleibe stehen. Der neue ist einen ganzen Kopf größer als Julian und wenn er so wenig mit hilft... Als sie auf meiner höhe sind sehe ich, wie der verletzte mich aus geschwollenen Augen anschaut. Aber er presst seine Lippen zusammen und gibt keinen Ton von sich. Julian hingegen meidet meinen Blick noch immer und starrt starr auf den Boden. "Lass ihn los!", befehle ich und sehe, wie er mich einen Moment geschockt ansieht, dann aber den Blick wieder abwendet und sich langsam von dem Sklaven zurück zieht.

Doch entgegen seiner Erwartung, dass ich ihn nun einfach auf den Boden fallen lasse, hebe ich den Jungen auf den Arm und gehe weiter. Dicht gefolgt von Julian. Als ich die Tür zu McMillan auftrete sehe ich, wie er zu mir herüberschaut und  seufzend sein Buch auf die Seite legt. "Ich habe Arbeit für dich.", damit setze ich den Jungen auf der Liege ab, wo er sich nur schwer abstützen halten kann.

McMillan geht zu uns und schaut sich den Jungen einmal genau an, seufzt dann und richtet seinen Blick auf mich. "Mit oder ohne?", fragt er und ich weiß genau, das er es auf die Schmerzmittel bezieht. Ich werde einen Blick auf den Jungen und mein Gefühl sagt mir, das ich es ihm geben sollte... Dennoch... Er hat sich noch immer nicht unterworfen. Also gehe ich ein wenig näher auf ihn zu und hebe sein Kinn an.

"Sag bitte bitte....", Befehle ich ihn und sehe, wie er mich mit zusammengepressten Lippen anschaut. Er provoziert. Dann wendet er seinen Blick aber einen Moment ab und senkt dann seinen Kopf. "B...Bitte-", bringt er dann mit rauer Stimme hervor und ich tätschle seinen Kopf. "Fein...", meine ich und wende mich dann an McMillan, "mit!"

Dann wende ich mich ab und schaue zu Julian, der neben der Tür steht und seinen Blick auf den Sklaven gelegt hat. Er hat ihm wohl so viel Sicherheit gegeben um sich in der Situation zu unterwerfen....

Ich denke, wenn McMillan fertig ist, werden die beiden sich noch eine Nacht das Zimmer teilen. Scheinbar hat Julian einen guten Einfluss auf ihn.


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