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Nachdem ich mich wieder umgezogen hatte durfte ich bei Mister Baranow schlafen. Er meinte, es sei schon sehr spät und ich kann ja auch gleich da bleiben. Ich habe das natürlich nicht in Frage gestellt und bin, wie er es erwartet, schlafen gegangen. Am nächsten Tag wurde ich zum Frühstück wieder zu den anderen Sklaven gebracht. Prinzipiell verlaufen die kommenden Tage nicht groß anders wie Weihnachten. Am Morgen mache ich das normale Programm der Sklaven mit und nach dem Hofgang am Nachmittag habe ich zwei bis drei Stunden Zeit zum Üben.

Heute ist Freitag und ich habe gerade die erste Runde der Choreografie durch. Ich sitze mit dem Rücken an der Stange und reibe mein Handgelenk, während ich meinen Puls und meine Atmung beruhige. Seit gestern ist in der Halle ein reges treiben. Alle rennen rum und bereiten die letzten Dinge vor und mir wird erst jetzt bewusst, wie viele Mitarbeiter Mister Baranow mittlerweile hat. Ich meine ja, seit dem Umzug sind die Kinderzahlen gewachsen.... Aber das er dadurch auch mehr Aufseher hat habe ich irgendwie komplett ausgeblendet.

Für mich gibt es eigentlich nur Finn, Ace und Frank... Hin und wieder mal noch ein anderer.... So wie der, der mich die letzten Tage begleitet hat. Und natürlich die, die die tägliche Routine mit meiner Gruppe machen. Aber deren Namen kenne ich nicht.

"Bist du etwa schon fertig?", werde ich aus meinen Gedanken gerissen und schaue auf. Ace steht neben dem Tisch mit dem Bildschirm, auf welchem das Video pausiert ist. Schnell stehe ich auf und strecke mich einmal, ehe ich ihm antworte. "Nein Sir. Ich habe nur eine kurze Pause gemacht..."

"Alles klar. Ich werde die nächste Runde zuschauen. Der Boss meinte, ich soll dafür sorgen das bei der Show das Licht und die Musik passen. Dazu muss ich erst einmal wissen, was du nun machst. Also, auf auf!", erklärt er und lehnt sich mit verschränken Armen an den Tisch. Ich bekomme große Augen, nicke dann aber und ein leichtes Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. Ich bin mir mit den einzelnen Schritten und Bewegungen sicher, ich kann das!

Also gehe ich zu ihm, stelle das Video auf den Anfang und begebe mich auf meine Position. 

Die Musik beginnt und ich bewege mich um die Stange, präsentiere meinen Körper und fokussiere dabei den Bildschirm. 

www.youtube.com/watch?v=QilfMo_x_po

>>Oh no here we go again -  Fighting over what i said. I'm sorry. Year i'm sorry<<

Ich schwinge mich elegant um die Stange und lasse mich an ihr herab gleiten.

>>Bad at love, no, I'm not good at this. But I can't say I'm innocent<<


Nun wieder aufstehen. Vorsichtig, nicht zu sehr mit der linken Hand.

>>Not hardly. But I'm sorry<<


Ein Schmunzeln huscht über mein Gesicht. Diese Bewegung wird sicherlich für einige Blicke sorgen.

>>And all my friends, they know and it's true. I don't know who I am without you<<


Geschafft. Die erste Drehung. Ein Grundschritt. Nicht weiter schlimm. Und nun noch einmal die aufreizende Bewegung. Schön den Po zeigen!

>>I got it bad, baby. Got it bad<<


Nun die etwas kompliziertere Bewegung. Hochgreifen. Mit dem rechten Bein anlegen....

>>Oh, tell me you love me<<


Hochziehene. Beine Nachrücken. An den Schenkeln den Druck. Die Hände frei von Gewicht. Nachgreifen, noch höher!

>>I need someone<<


So und nun Beine zusammen.

>>On days like this, I do<<


Mit der Hand den Fuß greifen. Körper nach hinten runter lassen.

>>On days like this<<


Kopf über strecken. Mit der freien Hand die Stange unten greifen. Die andere Hand ebenfalls an die Stange... Die Füße etwas öffnen.

>>Oh, tell me you love me<<


Vorsichtig an der Stange herab lassen. Nun der halbe Spagat. Der rechte Fuß hält den Körper oben. Spannung!

>>I need someone. On days like this, I do. On days like this<<


Und abrollen!

>>Oh, tell me you love me<<


Und einmal um die Sange, aufstehen. Körper zeigen!

>>I need someone (yeah, yeah)<<


Wieder an die Stange greifen. Mit dem rechten Bein ein wenig Schwung holen und hoch!

>>On days like this, I do (days I like this). On days like this<<


Beine um die Stange, langsam herunter lassen.

>>Oh, can you hear my heart say?<<


Von der Stange abstoßen und

>>(Ooh-ooh, oh, oh-ooh-ohh-ooh) heart my heart say, hear my heart say<<


Um die Stange tanzen. Denk an die Hüfte Julian... Denk an die Hüfte!

>>You ain't nobody 'til you got somebody. You ain't nobody 'til you got somebody<<


Und nochmal an der Stange einmal rundherum und fast auf den Boden.

>>Everything I need (ohh)<<


Lang machen... Zwar habe ich keinen großen, schlanken, gutaussehenden Körper, aber ich mach das Beste daraus. Blick auf den Bildschrim! Und an der Stange hinunter.

>>Is standing right in front of me (ohh)<<


Nun die Endpose....

>>I know that we will be alright, alright, yeah<<


Und fertig. Schwer atmend bleibe ich in der Position noch einen Moment sitzen. Ich kann spüren wie mein Handgelenk pocht, aber es ist auszuhalten. Als ich ein Klatschen höre, blicke ich auf und sehe, das Ace mich mit funkelnden Augen anschaut und langsam klatscht.

"Das ist ja der Hammer. Ich muss zugeben, als ich davon gehört habe, das du tanzen willst, war ich nicht überzeugt. Ich kannte es nur von den Mädchen und konnte mir einen Jungen nicht an der Stange vorstellen. Aber ich denke, der Boss wird sehr zufrieden sein. Mehr als zufrieden!", erklärt er und ich bekomme das Strahlen nicht mehr aus dem Gesicht. 

"Denkst du wirklich?", frage ich ungläubig nach und sehe, wie er nickt. "Und wie! Bei der Aufführung wird die Musik von der Anlage kommen.", erklärt er und deutet auf die Lautsprecher an der Wand. "Zudem werde ich das Licht so einstellen, dass die Halle gedimmt ist und die Scheinwerfer auf dich gerichtet sind. Auch der Tisch und der Bildschirm werden nicht da sein."

Ich bekomme große Augen. Ohne Bild... Ich habe es noch nie ohne Bild versucht. Ich hatte es immer in Reichweite, sodass ich notfalls darauf zurückgreifen kann... Aber ich nicke. Ich habe das früher ja auch geschafft... "Kleiner Tipp am Rande... Fokussiere dich bei der Vorstellung morgen nur auf den Boss. Er wird in deinem Sichtfeld sein, da bin ich mir sicher. Blende alle anderen aus. Dann ist es wie früher. Du tanzt für einen Kunden. Für deinen Master.", schlägt mir Ace nun vor und lächelt mich fast schon freundlich an. Ich nicke und mein Bauch wird ganz warm. Ich bin etwas aufgeregt... Wie viele werden wohl kommen? Zwanzig? Oder sogar mehr?

* * *

Die Nacht über konnte ich wirklich schlecht schlafen. Zuerst ist es mir schwer gefallen, überhaupt die Augen zu zu bekommen. Und das obwohl ich die  Choreografie noch fast zwanzig Mal durchgegangen bin und mir alles weh tut. Und dann war mein Schlaf alles andere als erholsam und tief. Ich bin von einem verwirrenden und hektischen Traum in den nächsten gerutscht. 

Als ich nun von Chris geweckt werde, welcher sich das Zimmer mit mir teilt, bekomme ich die Augen fast nicht auf. "Nummer eins. Jetzt stell dich nicht so an. Heute ist Samstag, was heißt, dass du beim Boss sein wirst. Und es ist der große Tag der Show. Die Sklaven reden über nichts anderes und wie es scheint, eröffnest du den Abend. Du solltest topfitt sein!", meint er und geht wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her. Ich bin heilfroh als Ace uns abholt und mich, nachdem wir Chris beim Essen abgesetzt haben, zu Mister Baranow bringt.

Vielleicht werde ich da noch ein wenig Ruhe bekommen...

Doch ich habe mich zu früh gefreut. Er ist am Telefonieren und wirkt sehr gestresst und das färbt heute extrem auf mich ab. Auch wenn ich nur neben dem Sofa auf dem Kissen sitzen und warten soll, sitze ich angespannt da und zucke bei jedem Laut zusammen. Als ich dann eine Hand auf meiner Schulter spüre, bleibt mein Herz fast stehen und ich drehe mich erschrocken um. Delta ist da und schaut mich überrascht und ein wenig belustigt an.

"Es ist alles in Ordnung. Beruhig dich und komm mit an den Tisch. Ich habe Essen gemacht. Du sollst etwas Essen.", erklärt sie mit einem Lächeln und ich folge ihr. Wir setzen uns an den Tisch und es ist ein seltsames Gefühl, ohne Mister Baranow an dem Tisch zu sitzen. Delta gegenüber von mir scheint das nicht zu stören. Sie belegt sich ein Brot nach dem anderen und isst. Als sie bemerkt, dass ich mir nichts genommen habe, schluckt sie schnell und fragt: "Hast du keinen Hunger? Master Baranow meinte, wir sollen schon ohne ihn essen weil einige Telefonate rein kommen..."

"Ehm... Ja...", meine ich eher abwesend und nehme mir eine Scheibe Brot. Eher lustlos belege ich diese und beginne sie langsam zu essen. Nach dem Essen begebe ich mich wieder im Wohnzimmer auf dem Kissen in die Subhaltung und warte bis etwas passiert. "Folg mir.", kann ich eine Stimme hören und stehe direkt auf. Aber es ist wieder nur Delta. Sie deutet mir an, dass ich ihr folgen soll und so gehe ich ihr nach.

Etwas verwirrt folge ich ihr in Mister Baranow's Schlafzimmer und schaue sie fragend an. "Zieh dich aus und leg dich schlafen. Wir haben noch eine ganze Weile Zeit, bevor es los geht und du siehst aus, als hättest du schlecht geschlafen. Auf auf!", meint sie und lässt den Rollanden runter, sodass das ganze Zimmer in Dunkelheit gehüllt ist. Sie verlässt das Zimmer und lässt die Tür ins schloss fallen und ich starre noch einen Moment einfach nur in die Leere. Dann gehe ich langsam auf das Bett zu und setze mich darauf. Erkenne dann meinen Hasen und merke, wie ein Teil meiner Anspannung abfällt.

Ich höre auf das, was Delta sagt und kuschle mich wenige Minuten später mit Hasi im Arm unter die warme Decke. Es dauert auch nicht lange bis ich einschlafe und in einem tiefen und traumlosen Reich lande.

* * *

Ich werde durch eine sanfte Berührung an meiner Wange geweckt. Jemand streicht immerzu auf und ab. Ich schmatze und gähne, ehe ich mich leicht strecke und die Augen öffne. Mister Baranow sitzt an der Bettkante und schaut auf mich herab. "Ich bin froh, dass du noch einmal schlaf finden konntest. Was Delta berichtet hat und vorgeschlagen hat, war die richtige Entscheidung. Ich habe dir deine Klamotten schon ins Bad gelegt. Geh schnell duschen und zieh dich an. Du hast eine halbe Stunde zeit.", begrüßt er mich und ich nicke. 

Die Erinnerung, was jetzt gleich auf ich zukommt, setzt Adrenalin in meinem Körper frei und so springe ich aus dem Bett und tappst schnell ins Bad. Das ich splitterfasernackt durch die Wohnung gehe, ist mir dabei vollkommen egal. Schnell dusche ich mich und ziehe dann die Klamotten an, die Mister Baranow für mich bereit gelegt hat. Eine Boxershort und Socken. Und dazu das Outfit das ich für die Show zu Weihnachten bekommen habe.

Als ich alles an habe, gehe ich nun doch etwas unsicher aus dem Badezimmer und schaue mich um. ich kann die Stimmen von Delta und Mister Baranow aus dem Wohnzimmer hören und so gehe ich zu den beiden. Als ich den Raum betrete wird es still. ich kann spüren wie sich die ganze Aufmerksamkeit auf mich legt und schaue verlegen auf den Boden. "Wieso glitzert sein Teil so schön?!"

Ein raues Lachen lässt mich nun doch meinen Blick heben und bei dem Anblick muss ich ebenfalls leicht kichern. Mister Baranow trägt eine dunkle Jeans und ein schwarzes T-Hirt. Dazu hat er eine elegante Jacke neben sich über dem Stuhl hängen. Seine roten Augen liegen auf Delta die neben ihm steht. Wüsste ich es nicht besser könnten sie fast ein Paar abgeben. Ein schräges Paar, aber ein Paar. Sie trägt ein enges, super kurzes, schwarzes Kleid. Es hat einen tiefen Ausschnitt, der durch einen feinen Seidenstoff überblendet wird. An ihrer Taille fallen mir Fäden auf und neugierig komme ich den Beiden ein wenig näher. Delta scheint bemerk zu haben, dass ich sie neugierig mustere und dreht sich einmal im Kreis. Nun kann ich sehen, dass ihr Rücken fast komplett frei ist und das Kleid eine Art Korsett hat, was die Fäden die ich von vorne gesehen habe, erklärt. Das ganze Kleid geht ihr bis nur knapp über ihren Po und hat an ihrem rechten Bein auch einen Schnitt, der einen Kleinen Teil ihres Slips zeigt. Dazu trägt sie ein feines, schwarzes Lederhalsband mit einem roten Stein an einem silbernen Ring und passend dazu Ohrringe, die das ganze Bild abrunden. 

"Wow... Du siehst toll aus...", gebe ich zu und schenke ihr ein lächeln. Delta ist mit abstand die eleganteste junge Frau, die ich je kennenlernen durfte. Und das muss was heißen, denn im Club gab es einige von ihnen.  "Du auch! Ich freue mich schon darauf, deinen Auftritt zu sehen. Ich habe gehört, du hast dich richtig ins Zeug gelegt...", meint sie und ihre Augen strahlen wie Sterne am Himmel. Ich wende etwas verlegen meinen Kopf ab und merke, wie mir die Röte ins Gesicht steigt.

Dann kann ich eine Bewegung wahrnehmen und schaue auf. Mister Baranow ist die wenigen Schritte die uns trennen zu mir gekommen und lächelt mich an. "Ich habe noch eine Kleinigkeit...", erklärt er und ich lasse zu, dass er auch die letzten Millimeter überwindet. Ich schließe die Augen und merke, wie er mir mein Halsband abnimmt. Als er sich von mir entfernt, streiche ich wie automatisch die freie Fläche. Seit wann trage ich es jetzt, ohne es zu bemerken...? Dann kommt er wieder zu mir und hält in den Händen ein neues Band. Es ist aus Leder, ziemlich schmal und zierlich. Auch dieses Band hat einen roten Kristall als Anhänger an einem kleinen silbernen Ring in der Mitte des Halsbandes hängen. Als er mir das Band anlegt merke ich auch, wie kühl es doch ist.

"Wie auch dein altes hat es Sensoren, die eine Flucht bestrafen. Zudem habe ich einen Sender einbetten lassen. Wenn es je wieder zu einer Situation wie damals mit Kevin Vogel kommen wird, können wir dich in wenigen Minuten orten. Der Stein ist ein Zeichen von mir. Trage ihn mit Stolz", erklärt er und schließt das Band an meinem Nacken. Ich nicke und fahre es vorsichtig mit meinen Fingern entlang. Es liegt ein kleines wenig lockerer als das alte Metallband, aber immer noch so, dass ich es spüre. "Danke Sir...", hauche ich und mein Blick fällt auf seine Hand, die gerade seine Jacke greift. Er trägt einen Ring, der ebenfalls einen solch roten Stein, wie der an meinem und an Deltas Halsband, fasst.

Ich trage es mit Stolz.

Dann wird eine dünne Kette an meinem Halsband eingehängt und auch Delta bekommt eine solche Kette angehängt. "Es dient nur der Show. Ihr bleibt die gesamte Zeit nahe bei mir. Den Blick gesenkt aber keine Subhaltung, außer ich gebe etwas anderes vor. Ihr achtet nur auf meine Befehle und ich möchte mich nicht wiederholen müssen.", erklärt er und ich nicke schnell. "Ja Sir.", antworten Delta und ich zusammen und folgen ihm dann in den Flur, wo wir uns Schuhe und Jacken anziehen.

Und dann geht es los. Schon als wir aus der Tür treten und auf die halle zugehen merke ich, das es ganz anders ist als sonst. Die Halle ist hell beleuchtet und ich kann Stimmen hören. Als wir die Halle betreten, bleibt mir der Mund offen stehen. So vielem Menschen hätte ich tatsächlich nicht erwartet. Mister Baranow geht einfach weiter, als sei es das normalste auf der Welt. Die Menschen um uns herum, egal ob Frau oder Mann, sie alle werden still und bilden eine Gasse für ihn. Für uns. Denn Delta und ich gehe ihm direkt hinterher durch die Menschenmasse. Gerade wegs auf die große Bühne zu.


Oh man oh man. Ich bin genauso aufgeregt wie Julian, und ich hab noch nicht einmal die Show geschrieben xD

Ich wünsche euch einen wundervollen Abend, eine wundervolle gute Nacht und hoffe, euch und euern liebsten geht es gut und ihr seid alle gesund <3

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