~|83|~

Als ich das nächste Mal meine Augen öffne, fühle ich mich vollkommen entspannt und ausgeglichen. Ich gähne herzhaft und strecke mich, bemerke dann aber wo ich mich befinde. Eine Hand streicht immerzu meine Seite und ich merke, dass ich seinen Schoß als mein Kopfkissen missbrauche. Ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit da ich mich nicht genau erinnere, wie ich in diese Situation gekommen bin. Vorsichtig richte ich mich auf und bringe wieder etwas Distanz zwischen mich und Mister Baranow.

"Hast du gut geschlafen?", fragt er mich und ich nicke minimal. "Ja Sir...", antworte ich ihm, wie er sich das ganze wünscht und merke, wie er sich mir mehr zuwendet. Er hebt mein Kinn an und ich schaue ihm unsicher in die Augen. Was erwartet er von mir? Was soll ich machen? Habe ich mir Probleme eingehandelt?

Doch er mustert mich nur und legt dann den Kopf schief. "Wie geht es dir?", fragt er nun und ich schaue ihn etwas unsicher an. Wieso fragt er das? "Ich... Ehm... Ich habe gut geschlafen Sir... Ich fühle mich... eigentlich ganz gut Sir.", antworte ich und schaue auf die Seite. "Aber...?", hakt er nach und ich presse die Lippen aufeinander. "Sie... Also... Wieso bin ich.... Und Sie... Ich verstehe nicht... Und...", versuche ich zu erklären was mich beschäftigt. Doch so wirklich will es mir nicht gelingen, meine Gefühle in Worte zu fassen. Ich schließe meine Augen und versuche mich zu erinnern... Meine Muskeln schmerzen noch... Das kommt von Gestern. Genau... Wir hatten über das Safeword geredet und ich musste es einsetzen. Und dann sind wir schlafen gegangen. 

Heute morgen haben wir gekuschelt und er hat Frühstück ans Bett geholt. Dann haben wir einen Film geschaut und er wurde angerufen. Ich kann mich noch erinnern, das ich lange auf ihn gewartet habe... Mein Blick gleitet an mir herab und ich sehe den Hoodie. Mir fällt ein, dass ich mir diesen angezogen habe, als ich Hunger bekommen habe.... Aber die Hose... War da eine Hose? Mir kommt ein Bild vor Auge. Ich sitze auf dem Bett, eine Boxershort und eine Jogginhose neben mir. Ich schaue Mister Baranow an und dieser zieht mir mit einem Lachen die Kleidungsstücke an. Ich reiße meine Augen auf. Wann war das?

"Julian?", eine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und ich zucke zusammen. Er hat meinen Namen gesagt. Das macht er nur, wenn ich zu lange nicht reagiere. Hat er mir etwas befohlen? Habe ich etwas falsch gemacht? Schnell setze ich mich in Bewegung und will die Subhaltung einnehmen, doch Mister Baranow hindert mich daran und zieht mich nahe neben sich auf das Sofa.

"Was ist los? An was denkst du?", fragt er und ich erkenne in der Stimme neben der Bestimmtheit einen Hauch von Besorgnis. Mir fallen seine Worte von gestern ein, das er nicht immer alles erkennt und ich deshalb offen mit ihm reden muss... Über mich. Meine Gefühle, meine Gedanken, meine Ängste.

"Ich... Es... Es ist wie ein Schleier... Ich weiß noch genau, wie Sie gegangen sind Sir... Wie ich mir den Hoodie gesucht habe und dann in das Wohnzimmer gegangen bin um mir einen Apfel zu nehmen... Aber alles andere... Ich weiß nicht wie ich auf das Sofa gekommen bin, wie es dazu kam, dass ich auf Ihnen lag Sir. Ich weiß nicht mehr ob ich etwas falsch gemacht habe oder ob ich~" "Schhhh....", ich spüre wie meine Hände, die sich schmerzhaft zusammengeballt haben vorsichtig umgriffen werden und wie ich selbst an den warmen Körper von Mister Baranow gepresst werde.

Automatisch schließe ich meine Augen und merke, wie sich mein Körper nach und nach beruhigt. Als ich wieder komplett die Ruhe selbst war, merke ich, wie ich vorsichtig aufgerichtet werde. "Ich musste weg, du hast recht. Und ich war viel länger weg, als ich dir versprochen hatte. Als ich wieder kam, hast du gemalt.", erklärt er und ich sehe ein Bild vor mir... Ein Bild von ihm und mir und Hasi... "Du hast es mir gezeigt, wir haben dich angezogen und haben uns Mittagessen geholt. Anschließend hast du dich auf das Sofa gelegt und ein wenig geschlafen. Ich habe mit McMillan gesprochen und ein wenig was gelesen....", endet er und ich erinnere mich an immer mehr.

Ich habe mich benommen wie ein kleines Kind... Ich habe ihn geduzt und war unhöflich... Ich... "Es tut mir leid Sir...", entschuldige ich mein Verhalten schnell und hoffe, er ist mir nicht böse. "Was tut dir leid?", fragt er mich aber und ich schaue ihn verwirrt an. "Das... Das ich mich so verhalten habe..." Doch er schüttelt den Kopf und erklärt: "Es ist okay. Du musst dich nicht verstellen. Ich bin dir nicht böse oder dergleichen."

Verwirrt schaue ich ihn an und verstehe die Welt nicht mehr. "Ich hatte dir einen entspannten Tag versprochen. Was hältst du davon, wenn wir einen Film schauen?", meint er dann und ich nicke leicht. Doch auch als er den Film startet, kann ich mich nicht wirklich darauf konzentrieren. Ich muss die ganze Zeit daran denken, wie ich mich verhalten habe... 

Ich erinnere mich an das warme Gefühl... An die Unbeschwertheit. Ich hatte keine Angst, keine dunklen Gedanken, keine Sorgen... Ich war einfach nur ich und hatte spaß. Es erinnert mich stark daran, wie es in der alten Einrichtung war, bevor ich abgehauen war. Da hatte ich auch immer mal wieder ein paar Stunden, in denen ich unbesorgt einfach ich sein konnte... Aber wieso? Wieso gerade jetzt? Wieso hier? Und wieso so stark? So... Das ich selbst in direkter Interaktion mit Mister Baranow nicht... aufwachte? 

Ich verstehe es nicht...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top