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Die kommenden drei Tage waren für mich nicht wirklich vorhanden. Ich habe vor mich hin vegetiert, habe weder auf Finn, der mir mein Essen gebracht hat, noch auf Delta die in der Nacht zu mir gekommen ist reagiert. Mein Körper hat alles soweit herunter gefahren um keine Energie zu verschwenden... Das Einzige was er gemacht hat ist, das Trinken immer mal wieder zu sich zu nehmen. 

Ansonsten habe ich mich nicht bewegt und in meiner Ecke unter der Decke einfach nur geweint. Als ich keine Tränen mehr hatte, habe ich einfach stumm auf den Boden gestarrt und bin immer wieder in Gedanken durchgegangen, wann Delta zu uns gekommen ist.

Es war die Party. Die Party voller verrückter Menschen mit Kostümen. Mister Baranow hatte mich das erste Mal außerhalb der Anlange dabei gehabt und hat mir seine Welt gezeigt. Er musste auf die Party und einige geschäftliche Dinge regeln und schlussendlich sind wir mit Delta zusammen wieder zur Einrichtung gefahren. 

In den ersten Wochen habe ich sie quasi nie gesehen, doch dann war sie immer irgendwo da... Wir haben nicht wirklich miteinander geredet, ich glaube es war uns nicht einmal erlaubt... Aber sie hat manchmal Essen gemacht oder die Wäsche gewaschen... Aber hat sie auch mehr gemacht? Sie durfte nicht in seinem Bett schlafen... Oder kann ich mich nur nicht mehr daran erinnern? Und wer wird jetzt in seinem Bett schlafen? Ist Delta jetzt den ganzen Tag bei Mister Baranow oder holt er sie nur immer mal wieder zu ihr?

Ich nehme am Rande meines Bewusstseins wahr, dass die Türe aufgeht, aber mein Körper bleibt einfach starr sitzen und reagiert nicht. Auch als ich den Befehl bekomme aufzustehen und der Person zu folgen, reagiert mein Körper nicht. In mir regt sich langsam etwas und ich hebe minimal meinen Blick. Ich erkenne einen Umriss. Eine Person die mir nur allzu bekannt vorkommt. Doch auch mit dem Wissen, dass niemand geringerer als Mister Baranow vor mir steht schaffe ich es nicht, meinen Körper davon zu überzeugen, dass er sich bewegen soll.

Ich lasse meinen Kopf wieder hängen und schließe meine Augen. Er wird sicherlich gleich wieder schreien und mich schlagen. Aber es ist mir egal. Ich bin es nicht wert und er kann machen was er will. Doch wieder einmal enttäuscht er mich und macht nicht das, was ich erwarte. Er gibt irgendwelche russischen Wörter von sich und geht einfach. Wie immer. Er lässt mich mal wieder alleine.

Doch dieses Mal höre ich nicht, wie die Türe geschlossen wird. Ich schaue auf und sehe, dass er die Türe sperangel weit aufgelassen hat. Sie lässt ein wenig Licht herein kommen und wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, es ist Nacht. Doch das kann nicht sein.... Nein.... Oder doch? Ich weiß es nicht. Mein Zeitgefühl ist durch die letzten Tage komplett weg und ich habe jegliche Orientierung verloren. Mein Körper hat keinen Hunger mehr und auch die Besuche von Finn und Delta habe ich nicht wirklich wahrgenommen.

Das einzige was ich gerade wirklich wahrnehme ist die offene Türe. Doch es ist mir egal. Ich bleibe einfach stumm hier sitzen und schließe erneut meine Augen.

Ich weiß nicht wieviel Zeit vergangen ist, doch mein Körper verlangt nach Wasser. Ich nehme die Falsche in die Hand, doch diese ist leer. Also hebe ich meinen Blick. Das Licht von draußen ist noch dunkler geworden und so nehme ich an, dass es jetzt Abend ist. Ich schaue umher und erkenne in der Mitte einen Teller... Naja um genau zu sein drei Teller. Teller mit Essen, das ich nicht angerührt habe. Aber leider weit und breit kein trinken.

Langsam hebe ich die Decke an und lege sie zur Seite. Dann stütze ich mich an der Wand ab um aufzustehen. Meine Glieder schmerzen und ich zittere leicht bei der Anstrengung. Als ich das Gefühl habe sicher auf den Beinen zu stehen, gehe ich langsam an der Wand entlang und in Richtung der Türe. Wie ich Mister Baranow kenne, wird er eine Wache positioniert haben. Daher muss ich nicht weit kommen um mir mein Trinken zu holen. Diese wird es mir hoffentlich bringen.

Als ich im Türrahmen stehe, mache ich eine kurze Pause und atme tief durch. Ich hätte mich wohl zwischendurch immer Mal wieder bewegen sollen... Aber das ist jetzt zu spät und so trete ich einen Schritt aus der Türe heraus und schaue mich um. Links erkenne ich einen Stuhl, leer. Da saß Frank wohl das letzte Mal... Aber jetzt ist niemand da und ich seufze. Also wende ich mich zu der kleinen Treppe. Langsam gehe ich auf diese zu und gehe Stufe für Stufe hinauf. Ich kann mich noch an das letzte Mal erinnern, als ich auf der Treppe zusammengebrochen bin weil mich Frank erwischt hat... Wie ich wieder zurück in den Keller geflohen bin...

Doch dieses Mal ist kein Frank da der mich aufhält... der wohl eher der mir mein Wasser bringen kann... Als ich oben bin, schaue ich mich erneut um, doch wieder sehe ich niemanden. Also gehe ich weiter und stehe schon bald auf dem Hof. Der Boden ist nass und so nehme ich an, dass es den Tag über geregnet hat. Auch jetzt sind am Himmel noch einige Wolken vor den Sternen auszumachen und ein für den Sommer relativ kühler Wind geht mir durch die Haare.

Seufzend schaue ich mich um, doch weit und briet ist niemand zu sehen. Also gehe ich wieder zurück in den Bereich in dem auch der Keller ist und biege in den anderen Gang ab. Hier ist die Küche und da sollte es doch auch Wasser geben. Wie war das mit, hier kommt man nicht mehr weg? Ich könnte jetzt schon wieder das Gelände verlassen... Ohne das es jemand bemerken würde...

Aber ich habe nicht vor zu fliehen. Ich will nur etwas zum trinken und dann gehe ich wieder in meinen Keller. Also biege ich in die Küche ab und schaue mich ein wenig um. Seit ich das letzte Mal hier war, hat sich einiges getan. Dennoch finde ich schnell eine Flasche mit Wasser und nehme sie an mich. Mit meinem Fung gehe ich wieder zurück zu meinem Keller. Gerade als ich an der oberen Stufe bin, kann ich ein helles Licht aus dem Raum erkenne und eine Stimme hören. "Nein Sir. Er ist weg! Keine Spur von ihm. Nein Sir... Ja... Nein ich war nur kurz pinkeln. Ja ich-", er kommt gerade aus dem Raum und als er mich sieht, hält er inne. 

Ich zögere einen Moment, senke dann aber meinen Blick und gehe langsam die Stufen hinunter und in den Keller zurück. Die Decke ist auf die Seite geschmissen wurden und hängt halb in dem Wasserloch und so setzte ich mich mit einem leisen seufzen ohne Decke an meinen alten Platz. Der Mann, Finn, schaut mich mit offenem Mund verwirrt aber auch erleichtert an. Ich drehe vorsichtig die Flasche auf, nehme einen Schluck und verschließe sie wieder. Dann wende ich mich soweit ab, dass ich wieder in meiner normalen Position sitze und alles um mich herum ignorieren kann.

"Eh... nein ich bin noch da Sir... Und ER ist auch wieder da.... Ja... Er hat wohl nur etwas zu trinken geholt... Nein Sir.... Ja ich verstehe....", spricht Finn nun weiter und ich will ihn gerade einfach ignorieren, da kommt er auf mich zu. "Befehl des Bosses. Du kommst jetzt mit!"

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