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Ich bin mehr als verwirrt. Delta? Was... Wie...? "Ich... Ich dachte mir nachdem der Boss heute bei dir war kannst du ein wenig Gesellschaft brauchen.... Ich kann nicht lange bleiben aber ein wenig geht schon...", erklärt sie und ich schaue sie noch immer einfach sprachlos und verwirrt an.
"Wie...?", hauche ich mit rauer Stimme und räuspere mich leise. "Sagen wir so... Dem Boss geht es in den letzten Wochen nicht so gut... Vor allem heute hatte er einen schweren Tag und schläft jetzt. Ich denke nicht, dass er vor seinem Wecker wach wird und habe mich hier her geschlichen. Willst du darüber reden?", erklärt sie und ich schaue wieder auf den Boden. Ihm geht es nicht so gut...?
Aber dennoch bleibe ich stumm. Ich weiß nicht wieso... Aber Delta hat etwas an sich, dem ich nicht ganz vertraue. "Alles klar. Hast du Hunger?", fragt sie und ich schaue sie wieder verwirrt an. Doch leicht schüttle ich meinen Kopf. Mister Baranow hat gesagt, ich bekomme heute nichts zu essen... Doch mein Magen ist da anderer Meinung und ein lautes Knurren ist zu vernehmen.
Delta gibt ein leises kichern von sich und ich schaue sie überrascht an. Seit wann habe ich das nicht mehr gehört? Habe ich es je einmal gehrt? Ein anderes Kind lachen...? Wobei... Ist sie überhaut noch ein Kind...? Doch bevor ich mir weiter Gedanken darüber machen kann, hält sie mir etwas vor die Nase und ich kann bei dem Duft einfach nicht widerstehen. Ich nehme das Brötchen in die Han und beiße ab.... Und Oh mein Gott.... Das ist sooo gut!
In null Komma nichts ist das Brot gegessen und ich schlecke mir die Finger ab um auch wirklich jeden Krümel zu erreichen. "Na, hat es geschmeckt?", fragt sie und ich nicke leicht. "Ja... vielen Dank."
Nach diesem Besuch ist es fast zu einer Tradition geworden. So oft es ihr gelingt ist sie nachts zu mir gekommen. Am Anfang hat sie einfach ein wenig von sich erzählt oder mir vom Wetter und den anderen Sklaven erzählt. Bald schon habe ich ihr mehr und mehr vertraut und ihr erzählt, wo ich her komme und an was ich mich erinnern kann.
Heute, es müsste der siebenundzwanzigste Tag sein, war Mister Baranow wieder bei mir. Doch auch dieses Mal hat er mich nicht ausreden lassen und mich mit einem Fausthieb unterbrochen. Den ganzen Tag sitze ich starr an der Wand und bekomme sein Bild nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte mich die ganze Zeit nicht angeschaut und als er mich dann geschlagen hatte, haben sich unsere Blicke einen Moment getroffen.
Auch mit den Kontaktlinsen habe ich es gesehen. Habe.... Seine Wut, seine Enttäuschung und etwas, das fast wie Schuld aussah gesehen. Doch ich habe schnell meinen Blick wieder gesenkt. Normalen Sklaven ist es nicht gestattet aufzusehen. Das war eine Sonderregel für mich. Aber nun bin ich nicht mehr als ein Sklave. Einer von vielen...
Als die Türe heute aufgeht und ich die leisen Schritte von Delta vernehme ist keine Freude in mir. Ich hatte die Treffen mit ihr immer genossen, da sie mir ein wenig Licht in die Dunkelheit gebracht hat. Doch heute will ich alleine sein... "Hey Julian.... Entschuldige dass ich gestern nicht konnte aber ich wurde gebraucht...", meint sie leise und setzt sich wie sonst auch neben mich. Ich aber bleibe einfach stumm und wende mich ein wenig ab.
"Was ist los?", fragt sie leise und legt eine Hand auf meinen Arm. Direkt weiche ich weiter von ihr zurück und kauere mich in der Ecke zusammen. Nun liegt mein Blick doch auf ihr, doch ich will sie nicht so nahe bei mir haben. Niemand soll mir nahe kommen. "Julian... Hat er das getan?", fragt sie nach einer Weile und ich denke, sie meint mein leicht geschwollenes Auge. Doch ich gebe ihr wieder keine Antwort. "Also gut... Aber das sieht nicht gut aus... Zum Glück bist du in wenigen Tagen hier raus. Ich habe heute ein Gespräch zwischen ihm und Frank gehört... Der soll ein Zimmer für dich präparieren aus dem man nicht abhauen kann..."
"I-ich geh nicht mehr...", hauche ich leise und alleine bei dem Gedanken da draußen alleine zu sein wird mir mulmig zumute. Immer mehr habe ich das Gefühl, dass mein Leben alleine zu wäre, wie in meinen Träumen. Ich wäre immer auf der Flucht und müsste zusehen, dass ich mich verstecken kann... "Wieso das? Was hast du denn gesehen, als du abgehauen bist und wie hast du es geschafft?", fragt sie leise und klingt etwas besorgt.
Ich ziehe meine Beine noch mehr an und versuche nicht an die Bilder in meinem Kopf zu denken. Aber dennoch beginne ich ihr leise und langsam davon zu erzählen. Von allem. Wie ich von Anfang an zurück wollte, wie die ersten Versuche gescheitert sind und wie ich nach und nach das Vertrauen aller bekommen habe. Wie ich an dem Tag im Krankenzimmer die Schlüssel geklaut habe und dann an dem Tag mit dem Kleeblatt geflogen bin. Ich erzähle ihr von meiner Angst und von meinem Unbehagen, davon wie schlecht ich mich gefühlt hatte.
Auch habe ich ihr erklärt wie ich mit dem Auto abgehauen bin und schlussendlich was ich dann in meiner alten Heimat erfahren habe. "Oh Julian... Das tut mir so leid...", meint sie leise und ich schließe einen Moment meine Augen um die Tränen los zu werden. "Ich... Ich wäre gerne alleine....", hauche ich leise und wende mich wieder von ihr ab. Sie zögert einen Moment, kommt einem Wunsch aber nach und so bin ich wieder ganz alleine.
Meine Gedanken kreisen um den Fund. Um meine Vergangenheit.... Bis hin zu Delta. Wie kam es dazu, dass sie so viel von Mister Baranow weiß? Wie kommt es, dass sie weiß was er in seinem Reich macht...? Ich meine ja... Sie war immer da als ich noch bei ihm war aber....
Meine Brust zieht sich zusammen als ich eins und eins zusammenzähle. Mister Baranow hat sich einen neuen Sklaven geholt. Eine Sklavin um genau zu sein. Die Tränen kullern meine Wange hinunter und ich kralle meine Finger in meine Arme. Er hat mich ersetzt. Ich bin wirklich nur einer von vielen.
Aber wer kann es ihm auch übel nehmen....? Sie ist ein hübsches junges Mädchen... Hat Erfahrung und ist ausgebildet... Sie ist so viel besser als ich...
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