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Schweißgebadet reiße ich meine Augen auf und schaue mich panisch um. Noch immer ist alles um mich herum dunkel... Doch anders... Ich habe nicht mehr das Gefühl begraben zu sein... Umhüllt von Kälte... Diese Dunkelheit ist anders. Die ist Dunkelheit kenne ich. Ich befinde mich in dem Loch.

Langsam beruhigt sich mein Körper und ich taste an der Wand entlang nach einer Wasserflasche. Als ich sie mit den Fingern umgreife nehme ich sie zittern zu mir und drehe vorsichtig den Deckel auf. Ganz langsam nehme ich einen Schluck von dem kühlenden Nass und schließe meine Augen. Ein Bild kommt mir in den Sinn. Ein Bild von einer Frau. Ihre Haare in alle himmelsrichtungen aufgestellt, Haut so bleich als sei sie tot... Ihre Augen... Die mich fixieren. Schnell reiße ich meine Augen wieder auf und lehne mich an die Wand. Was ist das? Wer ist das? Was soll das bedeuten? Wieso malt sich mein Kopf solche Szenen aus? Wieso kann ich nichts von einem Einhorn auf einer Blumenwiese träumen?

Und nun sitze ich hier. Die Decke eng um mich geschlungen und zitternd darauf wartend, dass etwas passiert. Meine Augen fixieren einen nicht sichtbaren Punkt auf dem Boden kurz vor mir und ich versuche möglichst nicht an das, was ich gerade geträumt habe zu denken. Als ich wieder das metallene Geräusche höre schaue ich voller Hoffnung auf. Werde ich hier rausgeholt? Ist es vorbei? Als die Schritte die Treppe hinunter kommen, kommt mir die Anweisung von Ace in den Sinn. Direkt begebe ich mich also in die  Subhaltung und warte, dass ich eine Anweisung bekomme.

"Hier ist essen. Vier Stunden, dann wirst du geholt. Ich hoffe du hast bis dahin eine Antwort.", meint eine gleichgültig Stimme und ich denke, es ist der Mann von gestern morgen. "Danke Sir.", hauche ich schnell, ehe er mir wegen dem das Essen abnimmt. Er brummt und verlässt das Loch erneut.

Vier Stunden also nur noch... Vier Stunden. Das schaffe ich!

Weil ihr es euch gewünscht habt und es sich hier gerade anbietet

Sicht Franjo

In meinen Gedanken vertieft sitze ich an meinem Computer. Vor mir läuft das Überwachungsvideo von vor fast zwei Tagen. Doch mittlerweile achte ich nicht mehr darauf was genau passiert... Ich kann jedes Wort mitsprechen...

Ich bin verwirrt. Ich wusste, das Julian das Zimmer oben gesehen haben muss... Es war nicht schwer zu erkennen. Delta hat nicht richtig aufgeräumt und die Blutspur am Lichtschalter stammt nicht von ihr. Ich habe Julian aber nicht darauf angesprochen. Zum einen hat er sich eh schon seltsam abweisend verhalten und zum anderen musste ich meine ganze Energie in die Vorbereitungen für Weihnachten stecken.

Doch jetzt wünsche ich mir, das ich das Thema angesprochen hätte...  Das so viel in ihm vorgeht hätte ich nicht gedacht. Und noch immer verstehe ich nicht, wieso.

Er ist ein Sklave. Mein Sklave. Und ja zugegeben ich behandle ihn wohl nicht wie die anderen. Er hat vollkommen Recht. Ich räume ihm überall Vorzüge ein... Aber mir ist es noch nie untergekommen, dass ein Sklave sich wegen sowas beschweren würde.

Und dennoch hat er es getan. Er hat Dinge gesagt, die ich nicht erwartet hatte. Ich weiß nicht genau, ob es sich bei mir nicht wie ein Sklave fühlt, weil ich ihn so bevorzuge... Aber er hat recht. Das muss ich ändern.

Aber etwas anderes hat mich genauso erschrocken. Ich bin zwar nicht gut darin Gefühle dieser Art zu erkennen, aber das was Julian gesagt hat... Wie er es gesagt hat... Wie er sich verhalten hat als er Delta und mich im Zimmer gesehen hat... Das alles scheint Eifersucht zu sein. Aber wieso ist er eifersüchtig? Auf wen? Auf Delta?

Ich lasse meinen Blick auf die Uhr schweifen und seufzte. Noch zehn Minuten! Also schließe ich den Computer und stehe auf. Ich selbst werde ihn wieder von seiner Strafe abholen. Zumal ich noch einige Fragen an ihn habe. Mit einem Blick nach draußen werfend,  stelle ich fest, das es noch einmal geschneit hat. Seufzend gehe ich in den Flur und ziehe mir eine dicke Jacke und ein paar Schuhe an. Ich würde nicht sagen, dass ich den Schnee hasse, aber nützlich ist er gerade gar nicht.

Als ich die Tür öffne, kommt mir ein kalter Wind entgegen und ich ziehe den Reißverschluss meine Jacke noch weiter nach oben. Mit entschlossenen Schritten trete ich hinaus, schließe die Tür hinter mir, und mache mich auf den Weg zu dem Loch. Diese ehemaligen Bunkerräume eignen sich wirklich fabelhaft für solche Strafen. Sie sind gut ausgebaut, sicher und man kommt nur mit einem Schlüssel weiter. Auf der anderen Seite... Julian wird die Räume hassen...

Ace hatte mich heute morgen darüber informiert, wie er die Situation dort unten einschätzt. Da wir die Räume erst vor wenigen Tagen von Wasser befreit haben, sind dort noch keine Kameras angebracht. Daher konnte ich selbst nicht schauen, wie er sich dort unten schlägt. Aber Ace meinte, dass er schon nach den ersten acht Stunden einen sehr erschöpften und gebrochenen Eindruck machte. Das hatte ich mir auch schon gedacht. Deshalb habe ich die Strafe nur auf zwei Tage gesetzt und nicht auf eine Woche, wie es nach solch einem  Vergehen hätte sein sollen.

Als ich vor dem Eingang des Bunkers stehe, halte ich noch einmal inne. Ich schließe einen Moment meine Augen und atme tief durch. Ich darf mich nicht von meinem Plan ablenken lassen, egal was ich vorfinde. Entschlossen öffentlich meine Augen, nehmen Schlüssel heraus und schließe die Tür auf. Ich brauche einen Moment um festzustellen, dass ich dort unten nichts als Dunkelheit erkenne. Nicht nachdem ich hier draußen durch deren hellen Schnee so geblendet wurde. Also nehme ich meine Taschenlampe heraus, Stelle sie an und gehe mit dieser die Treppe hinunter.

Unten angekommen Leuchte ich langsam von einer Ecke zur anderen. Dabei erkenne ich drei Wasserflaschen und daneben eine, in eine Decke eingehüllte, Personen. Als diese zu realisieren scheint das ich hier bin, bewegt sie sich und kurz darauf befindet sie sich in der Subhaltung. Leicht muss ich schmunzeln, denn das ist genau das Verhalten, was ich mir wünsche. Und dennoch... Ich habe einen Plan und der besteht nicht daraus, hier unten länger als nötig zu verweilen.

"Deine Strafe ist vorbei. Steh auf und folg mir.", gebe ich den Befehl und gehe die Treppe hinauf. Oben angekommen warte ich bis auch Julian es geschafft hat. Er braucht wirklich lange für die Treppe... Und kaum ist er draußen und ich kann ihn komplett sehen, zieht sich meine Brust zusammen. Sein ganzer Körper zittert, seine Augen sind blutunterlaufen und ich kann erkennen, dass er erst vor kurzem weinen musste. Unter seinen Augen sind dicke Augenringe und es sieht aus, als hätte er nicht eine Sekunde geschlafen. Dann fällt mein Blick auf seine Füße und ich stelle fest, dass er nur in Socken unterwegs ist. Ihm muss also verdammt kalt sein... Doch bevor ich hier irgendetwas mache... Mein Plan. Also ignoriere ich meine miesen Gefühle und steuere das Arztzimmer an.

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