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Ich weiß nicht genau wie lange ich jetzt hier unten sitze. Es könnten Stunden vergangen sein... Tage... Aber genauso gut könnten es auch nur Minuten gewesen sein.

Meine Aufmerksamkeit wird erweckt, als ich wieder das metallene Geräusch höre und kurz darauf ein wenig Licht in die Dunkelheit fällt. Ich blinzle und halte mir die Hand von meiner Augen. Dann kann ich hören, wie Schritte auf mich zukommen. Die Schritte kommen die Treppe hinunter. Als die Person unten angekommen ist räuspert Sie sich. Ich verstehe nicht was die Person erwartet. Also senke ich meinen Blick und hoffe, so keinen Ärger zu bekommen.

"Wenn ein Ausbilder oder dein Master den Raum betritt, hast du die Subhaltung einzunehmen!", werde ich belehrt. Direkt erkenne ich, dass es sich bei der Person um Ace handeln muss. Mein Körper setzt sich langsam, sehr langsam, in Bewegung und mehr schlecht als recht nehme ich die gewünschte Position ein. Meine Beine schmerzen höllisch bei jeder Bewegung und meine Gelenke brennen. Dennoch nehme ich die Pose wie gewünscht ein und warte auf weitere Befehle.

"Ich weiß nicht was vorgefallen ist. Zwischen dir und dem Boss. Aber egal was es ist... Mach es rückgängig! Hier hast du eine Portion essen. Lass es dir schmecken.", Und mit diesen Worten dreht er sich und stellt eine Schüssel neben die Wasserflaschen. Noch bevor ich irgendetwas weiteres sagen kann oder gar realisieren kann was passiert, ist er auch schon wieder verschwunden.

Was meint er... Wie kommt er darauf, dass ich das, was zwischen Mister Baranow und mir passiert ist verändern kann... Ich meine... Ich bin nur ein einfacher Sklave.

Ich schiebe diesen Gedanken beiseite und widme mich dem Essen. Mit schmerzenden  Gliedern schaffe ich es die Schüssel auf meine Beine zu stellen und starre nun in die Dunkelheit. Ich spüre, dass das Essen in der Schüssel noch etwas warm sein muss. Und diese Wärme... Sie ist so toll! Ich wünschte, ich hätte mehr davon. Da ich keinen Löffel oder eine Gabel bemerke, nehme ich einmal an, ich muss es wieder mit den Händen essen. Das wäre ja nicht das erste Mal. Also nehme ich Zeige- und Mittelfinger und beginne den Brei in meinem Mund zu löffeln.

Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass es sich um eine kleine Portion handeln muss. Den kaum habe ich das letzte bisschen aus der Schüssel heraus geschleckt, knurrt mein Magen und bettelt nach mehr. Doch mehr bekomme ich erst am nächsten Morgen... Also lehne ich mich wieder zurück und schließe meine Augen erneut.

Das schlimmste an dieser Strafe hier ist nicht die Tatsache, dass sich mehrere Schichten Stein und Erde über mir befinden und die Tatsache, dass wenn das hier einstürzt ich niemals lebend herauskomme... Nein das schlimmste sind meine Gedanken. Denn nichts um mich herum kann mich von meinen Gedanken ablenken. Nichts ist lauter als meine Gedanken. Ich bin ihnen hilflos ausgeliefert. Dieses Gefühl kenne ich von den Tagen im Keller... Den vielen, endlosen Tagen im Keller. Doch dort hatte ich wenigstens noch Unterhaltung... Auch wenn diese Stimme... Nein! Nein ich denke nicht einmal im Traum daran zurück. Es ist vorbei! Konzentriere dich auf das Wesentliche! Auf das hier und Jetzt!

Also... Was kann mich ablenken... Was bringt mich von den Gedanken von ihr... Genau! Ich zermahle mir den Kopf darüber, was Ace gemeint hat. Wieso sollte ich, das was ich getan habe, rückgängig machen sollen? Ich meine Mal ganz davon abgesehen, dass es nicht möglich ist... Ich meine was kann ich denn schon groß damit ausgelöst haben?

Jetzt hat er Ruhe von mir... Kann zwei Tage lang mit Delta machen was er will, ohne von mir gestört zu werden. Er kann allein in seinem Bett schlafen... Muss sich keine Gedanken um mich machen, weil ich hier unten nichts anstellen kann. Ich kann ihm  hier nicht auf die Nerven gehen. Also was genau sollte daran jetzt schlimm sein?

Die Zeit vergeht und ich habe mich erfolgreich von meinen Gedanken übermannen lassen. Immer mehr Fragen sind in mir aufgekommen und mein Gehirn hat immer mehr Antworten darauf gefunden wieso ich hier bin, beziehungsweise wieso ich das Geschehene rückgängig machen soll. Doch egal wie sehr ich versuche die Lage ernst zu sehen, eine Antwort ist dümmer als die andere. Irgendwann mal musste ich vor lauter nachdenken wohl eingeschlafen sein. Denn als ich das nächste Mal meine Augen öffne, befinde ich mich in einem Auto.

Und es ist nicht irgendein Auto. Nein es ist ein Auto, dass ich sehr gut kenne. Ich bin ein wenig verwirrt, sitze hinten auf meinem Platz und schaue aus dem Fenster heraus. Zumindest versuche ich das, doch meine Perspektive ist ein wenig verzerrt und so sehe ich nur die Spitzen der grünen Bäume und ein bisschen blauen Himmel. Ich weiß nicht wie lange wir schon fahren, oder wohin wir fahren, oder wieso wir überhaupt fahren. Doch es ist mir egal. Ich bin gut gelaunt und voller Freude. Irgendetwas tolles wird passieren! Ich weiß es!

Als ich meinen Blick nach vorne wende, sehe ich zwei Personen. Ein Mann mit haselnussbraunen Haaren auf dem Fahrersitz und eine Frau mit blonden Haaren auf dem Beifahrersitz. Verwirrt runzlig die Stirn, doch im nächsten Moment vergesse ich meine Zweifel. Ich kenne diese Person. Ich liebe sie. Sie sind mir vertraut und sie passen auf mich auf!

Mit einem Mal verändert sich die Situation. Noch immer sitze ich in dem Auto. Doch es ist laut! Es hämmert immer wieder auf das Auto ein... Es ist auch dunkler als vorhin. Ich wende mein Blick wieder aus dem Fenster, doch sehe nicht wirklich etwas. Alles ist grau und verschwommen. Dann mit einem Mal erhält sich die ganze Umgebung für einen Bruchteil einer Sekunde und kurz darauf ist ein ohrenbetäubendes Krachen zu hören.

Ich habe Angst. Was ist das? Wo bin ich? Wieso bin ich hier? Dann erneut das helle Licht. Doch dieses Mal ein bisschen anders. Ich spüre wie etwas starkes an mir zieht... Merke wie ich herumgeschleudert werde... Und wieder ein Krachen. Das nächste was ich wahrnehme ist kalt. Um mich herum überall. Kalt! Ich weine und schreie, doch ich habe das Gefühl niemand kann mich hören. Ich versuche meine Blick zu wenden... Versuche die Personen zu finden die zuvor da waren... Doch ich bin alleine. Alleine in der Dunkelheit!

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