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Das war nicht der einzige Traum, der mich in den vergangenen Wochen wach gehalten hat. Ich hatte keine Nacht ruhe vor ihnen. Immer wieder bin ich an einem mir vollkommen fremden Ort gewesen. Immer war es Nacht oder hat schlimm gewittert. Keine bunten Farben, kein Mensch der mich in den Arm nimmt und auf mich aufpasst, keine Sicherheit. Immer war nur dieser eine Mann da... Er verfolgt mich. Aber ich kenne ihn nicht.

Ich weiß beim besten Willen nicht, wer dieser Mann sein soll oder was er von mir will. Der Traum endet immer damit, dass ich aufwache kurz bevor er mich erreicht. Auf der einen Seite bin ich verdammt glücklich darüber... Im Traum an sich bemerke ich nicht, dass ich träume und die Angst und die Verzweiflung, die Schmerzen... Sie sind alle real und ich habe Angst davor was passiert, wenn mich der Mann in die Finger bekommt.

Auf der anderen Seite bin ich neugierig. Ich will wissen, was der Mann von mir will... Aber ich will ihm nicht mehr begegnen. Seltsam nicht?

Ein leises Tappsen verrät mir, dass Finn mir mein Essen bringt und so gehe ich schon einmal in die Subhaltung und warte darauf, dass sich die Türe öffnet. Und tatsächlich kann ich das leise Klicken hören und im nächsten Moment geht die Türe auf. Ich kneife meine Augen zusammen, da das helle Licht von außen nun in das kleine Kellerzimmer strömt und warte darauf, dass sich meine Augen daran gewöhnen.

"Bist du bereit deinen Komplizen zu verraten?", werde ich von einer rauen und dunklen Stimme angesprochen und blinzle einige Male verwirrt. Das... ist nicht Finn... Ich hebe meinen Blick und tatsächlich ist kein geringerer als Mister Baranow persönlich bei mir. Das ist das erste Mal seit er mich vor fünfzehn Tagen hier her gebracht hat, dass ich ihn wieder sehe. Mein Mund ist staubtrocken und mein Herz pocht schnell. Er... Er ist hier....

"Antworte mir Sklave.", befiehlt er nun und ich bemerke, dass er mich dabei nicht einmal anschaut. Meine Brust zieht sich zusammen und ich senke erneut meinen Kopf. Meinen Komplizen.... Ich habe doch keinen Komplizen... "Nein Sir.... Ich h~", gebe ich mit rauer und leiser Stimme von mir, werde aber durch eine Ohrfeige unterbrochen. Erschrocken halte ich mir meine brennende Wange und weiche minimal zurück. "Gut. Kein Essen heute."

Und mit diesen Worten fällt die Türe hinter ihm zu und er hüllt mich wieder in absolute Dunkelheit. Eine einsame Träne rollt mir über meine Wange und durch meine Finger, die noch immer auf meiner Wange liegt. Meine Brust schmerzt und mein Magen zieht sich zusammen, alles in meinem Körper spielt verrückt. Was sollte das...? Wieso war er da und wieso.... Wieso ist er so kalt gegenüber mir?  Wieso bestraft er mich noch mehr....? Ist es nicht genug, dass ich in diesem Keller sitzen muss und mir jeden Tag aufs neue Vorwürfe mache?

Langsam setzt sich mein Körper in Bewegung und ich finde mich zusammengekauert an der Wand wieder. Mir kommt ein Bild vor Auge... Ein von Muscheln und Algen übersähtes Schiff... Ein junger Mann der in diesem Umhergeht und seinen Vater sucht... Und ihn findet. Eins mit der Wand geworden... Nur schade, dass das im realen Leben nicht funktioniert.

Die kommenden Stunden sind wieder einmal ein wenig schlimmer als alles andere. Mein Magen, der die letzten fünfzehn Tage immer etwas zu Essen bekommen hat knurrt und will nicht verstehen, dass es heute kein Essen gibt. Auch das Wasser, das ich gestern bekommen habe, ist nach wenigen Stunden schon leer und so habe ich nichts mehr, um meine Bauchschmerzen vor Hunger zu lindern.

Wie die letzten Tage verbringe ich meine Zeit damit, einfach an der Wand zu sitzen und auf den Boden zu starren.... Irgendwann muss diese Strafe auch zu ende sein. 

Am Abend - ich denke es ist Abend, da meine Augen immer wieder zufallen - werde ich erneut wach da die Türe aufgeht. Verwirrt runzle ich meine Stirn und schaue auf. Eine Person tritt herein und zieht die Türe ein wenig hinter sich zu. Dann kann ich hören wie sie mir näher kommt und mache mich ein wenig kleiner.

Ist es wieder Mister Baranow...? Will er mich noch mehr bestrafen? Aber nein... Nein.... Die Person ist... Viel zu klein... Ich blinzle mehrere Male verwirrt doch ich bin mir sicher... Das vor mir ist keiner der Aufseher und auch ganz sicher kein anderer Erwachsener. 

"Hey.... Sklave.... Ich.... Ich bin es, Delta."

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