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Seit meiner Entdeckung sind nun zwei Tage vergangen. In den zwei Tagen habe ich nur selten meine Zeit mit Mister Baranow verbringen können, da dieser aufgrund der anstehenden Weihnachtszeit sehr beschäftigt ist. Aber ich möchte mich gerade auf keinen Fall beschweren. Es war seltsam in seiner Gegenwart... Ich hatte jedes Mal wenn ich ihn anschaue eine seltsame Kombination aus Gefühlen in mir, die ich nicht einmal alle zuordnen kann. Auf der einen Seite Angst. Angst vor dem, zu dem er fähig sein könnte. Dann Unsicherheit und Zweifel. Was wird er machen, wenn er herausfindet, dass ich oben in dem Zimmer war? Dazu kommt ein Gefühl, das ich nicht ganz ergreifen kann... Aber es kommt immer dann auf, wenn ich an ihn und Delta denke.
Gerade wurde ich von Ace vom Abendtraining oder eher dem abendlichen Hofschippen in das Wohnzimmer gebracht und soll nun auf dem Kissen auf Mister Baranow warten. Also mache ich dies und lehne mich etwas gelangweilt an das Sofa an. Als ich aber höre wie die Tür aufgeht, nehme ich direkt die Subhaltung ein und halte meinen Kopf gesenkt. Ich kann hören wie Schritte auf mich zukommen und dann vor mir stehen bleiben. "Ich werde noch einmal weg müssen, danach habe ich aber Zeit für dich. Such dir einen Film aus und zeichne ein wenig.", meint er und seine Schritte bewegen sich von mir weg. Ich schaue auf und sehe zu, wie er seine Musikanlage einstellt.
In mir macht sich ein seltsames Gefühl breit. Jetzt ist meine Chance! Er wird es wieder tun! "Ja Sir.", antworte ich aber gleichgültig und senke wieder meinen Kopf. Er geht an mir vorbei und durch die Tür in Flur und lässt mich alleine. Schnell stehe ich auf und gehe an die Tür, sehe noch wie er um die Ecke biegt und die Treppe hinauf geht. Ich hatte also recht! Meine Hände ballen sich zu Fäusten und ich beiße mir auf meine Lippe. Ich muss es sehen... Ich muss....
Ohne weiter darüber nachzudenken oder nur mal zu beachten, das mein Verhalten Konsequenzen haben könnte, setzte ich mich in Bewegung und gehe ihm nach. Wie erwartet sehe ich, als ich die Treppe hinauf gehe, dass die Tür zu dem Folterzimmer leicht offen steht und schleiche mich an. Mit schnell pochendem Herzen drücke ich mich nahe an die Wand neben der Tür und atme tief durch. Was will ich damit überhaupt erreichen? Von unten kann ich die Musik hören. >>... it was just a dream. Here we are, don't turn away now ~Don't turn away~...<<
Ja! Ich darf nicht einfach umdrehen und gehen. Das hier ignorieren! Ich muss es sehen... Ich muss Gewissheit haben! Also nehme ich all meinen Mut zusammen und wende mich so zu dem Türspalt um, dass ich vorsichtig hinein schauen kann. Ich sehe die ganzen Utensilien, so wie ich sie vor einigen Tagen das erste Mal sehen musste. Dann nehme ich eine Bewegung wahr und schiebe die Tür ein wenig weiter auf. Nun erkenne ich die Situation deutlich.
Mister Baranow sitzt auf dem Sofa, zwischen seinen Beinen kann ich den Hinterkopf von Delta ausmachen. Er hat seine Hand in ihren Haaren und bewegt ihren Kopf immer wieder vor und zurück. Dabei hat er seinen Kopf in den Nacken gelegt und den Mund leicht geöffnet.
Als die erste Träne sich den Weg aus meinem Auge bahnt und meine Wange herabfällt, reiße ich mich zusammen, drehe mich um und renne weg. Ich kann das nicht länger sehen... Ich meine, was habe ich mir erhofft? Das sie dasitzen und reden? Das...? Ja was?! Ich renne in sein Schlafzimmer und lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Aufgewühlt gehe ich auf und ab, wische mir mit zitternden Händen immer wieder die Tränen weg und schlage wütend an die Wand. Was habe ich mir nur gedacht?
>>All I need is a little love in my life. All I need is a little love in the dark...<<, ertönt nun das nächste Lied aus dem Nachbarzimmer und ich gebe einen frustrierten Schrei von mir. Was will mir dieses scheiß Lied jetzt sagen?! "Julian!", ich drehe mich erschrocken um, als die Tür aufgerissen wird und Mister Baranow, nur mit seiner Jeans bekleidet, vor mir steht und mich mit zusammengekniffenen Augen anschaut.
>>Hold me so I'm not falling apart.<< - Ich starre ihn erstarrt an. Meine Hände zitternd und zu Fäusten geballt, eine einzelne Träne meine Wange herab rennend. Er kommt auf mich zu, doch ich weiche zurück. ich will gerade nicht in seiner Nähe sein. Nicht jetzt und auch nicht nachher. Er hat mich verletzt... "Julian!", kommt er nun aber bestimmender von ihm und ich halte inne.
>>I tried, to run away but your eyes... Tell me to stay...<< Ich senke meinen Blick und lasse zu, dass er den letzten Abstand zwischen uns überwindet und nun meinen Oberarm umgreift. Er zieht mich noch näher an sich und nun trennen uns nur noch wenige Millimeter.
>>It seems like we've been losing control<< Mein Atem geht flach und meine Arme zittern noch immer vor Anspannung. Er hebt mit der anderen Hand mein Kinn an und so muss ich ihn nun widerwillig anschauen. Er lässt seinen Blick über mich wandern, seinen Griff an meiner Schulter löst er ein wenig. >>Hold me so I'm not falling apart<< Er lässt nun auch die andere Hand sinken und schaut mich mit verschränkten Armen an.
"Was soll dieses Verhalten?! Was ist los!?", fragt er mich und ich kann in seiner Stimme eine feine Note von Wut mitklingen hören. Klar, wahrscheinlich ist er mit Delta noch nicht fertig geworden und hat wegen der Tür die ich zufallen lassen habe unterbrechen müssen. Aber wenn ich ihm doch so wenig wert bin, hätte er es doch einfach ignorieren können!
>>Maybe some part of you just hates me. You pick me up and play me<< Anstatt ihm zu antworten wende ich nur sauer meinen Blick erneut ab und verschränke meine Arme. "Antworte mir!", meint Mister Baranow nun und verdeutlicht es noch mit einem "Das ist ein Befehl!"
Ich stampfe auf den Boden und starre ihn wütend an. Du denkt es sei so einfach. Du müsste dich nur einmal aufbauen und *Ich bin hier der Boss* sagen und alle tanzen nach deiner Nase. Und wenn nicht? Ach kein Problem, dann bestraf ich denjenigen eben! Ach und wenn ich bock zum ficken hab, dann hol ich mir die Erstbeste und tob mich aus! Mir gehört die ganze Welt!
"Julian!" unterbricht mich die entsetzte, aber auch erschrockene Stimme von Mister Baranow und mir wird klar, dass ich das eben nicht gedacht sondern ausgesprochen haben muss. Einen Moment möchte sich mein Körper direkt unterwerfen und um verzweihung betteln, doch dann halte ich inne. >>It's just me. It's just me. It's just me.<<
"WAS?! Es stimmt doch! Du benimmst dich wie der Boss der ganzen Welt!", schreie ich ihn nun an und sehe, wie er nun einen leichten Schritt zurück weicht. Das hatte er wohl genau so wenig wie ich von mir erwartet. Aber es musste jetzt einfach raus. Die ganze Zeit plage ich mich damit herum... Wieso um alles in der Welt behandelt er mich so?! Er bevorzugt mich in allen Punkten aber geht mit Delta in die Kiste! Ich bin fünfzehn - als ob ich nicht eins und eins zusammenzählen kann!
"Es reicht! Woher nimmst du dir das Recht so mit mir zu sprechen?! Du bist mein Sklave!", knurrt nun mein gegenüber und baut sich ein wenig vor mir auf. Einen Moment halte ich inne... Sklave.... Ja... Das....
Ich spüre wie ein Teil in mir zu brüche geht und sacke in mich zusammen. Ich sinke in die Knie und presse mir eine Hand auf meinen Mund. Langsam wird mir bewusst, was ich angestellt habe. "D-dann behandle mich gefälligst wie einen und gebe mir nicht immer wieder die Illusion auf ein normales Leben...!", hauche ich verletzt durch die Tränen und raffe mich ein wenig auf. Langsam stehe ich auf und gehe mit gesenktem Kopf an ihm vorbei.
"Julian...?!", kommt es von neben mir und ich werde an der Schulter aufgehalten. Doch ich schiebe seine Hand von meiner Schulter und werfe ihm einen kurzen Seitenblick durch meine mittlerweile wieder komplett verweinten Augen zu. "Nein. Nicht J-julian! Sklave. Einfach Sklave.", hauche ich noch, bevor ich an ihm und an Delta, die scheinbar die ganze Zeit in der Tür stand, vorbei. Meine Schritte führen mich die Treppe nach oben in das Zimmer, das ich eigentlich nie wieder betreten wollte.
Ganz automatisch gehe ich zu dem Käfig, öffne ihn und steige hinein, ehe ich ihn hinter mir verschließe und mich mit dem Schlüssel in der hintersten Ecke zusammenkauere. Mein ganzer Körper bebt und meine Muskeln sind angespannt. Ich bin alleine... Von unten ist nichts zu hören, als der letzte Satz des Liedes....
>>Me and my broken heart<<
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