|~40~|
Er kommt näher. Ein Krachen. Ein helles Licht. Schritte... Die ruhige Stimme von Mister Baranow.
Ich weiß nicht genau, was in der letzten halben Stunde passiert ist... Ich will es gerade auch nicht genau wissen. Alles was jetzt gerade wichtig ist, ist hier zu sein. "Pass ein wenig mit deinen Fingernägeln auf Kleiner...", haucht eine beruhigende Stimme nahe an meinem Ohr und ich löse diese etwas aus meinem festen Griff. Er ist bei mir. Er bringt mich weg. Ich weiß nicht wohin... Und es ist mir auch egal. Solange er da ist.
Ich kann spüren wie er langsamer wird, wie er eine Hand von mir löst und an der Stelle eisige Kälte zurück lässt. Ein leises Quietschen, dann ist die Hand wieder da und es wird ein wenig dunkler um uns. Wir sind also in ein Gebäude gelaufen. Ich kann seine Schritte hören, spüre, wie wir um eine Ecke gehen und er sich kurz darauf auf etwas nieder lässt. Ich würde alleine von der Umgebungswahrnehmung sagen, es ist sein Bett.
Erst als ich vorsichtig auf die Seite geschoben werde und selbst das weiche Bett unter mir spüre, erkenne ich es wirklich. Doch ich bin in keiner Weise froh darüber. Denn er... entfernt sich ein wenig. Direkt spanne ich mich ein wenig an und mein Griff in seinem Oberteil wird wieder stärker. Er soll mich nicht alleine lassen!
"Es ist alles gut Julian... Ich musss nur noch~ Ach egal.... Komm her.", meint er und ich spüre seine Arme wieder um mich. Zufrieden schlinge ich meine Beine um seinen Körper und presse mich wieder nahe an ihn. Er geht ein wenig herum, ich kann hören wie er einen Schrank öffnet, dann geht er wieder in die Richtung des Bettes. Als er sich nun darauf niederlässt macht er keine Anstalten mich von sich runter zu setzen. Im Gegenteil. Er hält mich vorsichtig am Rücken fest und nimmt meine eine Hand vorsichtig in die Seine. Er führt sie zu einem Glas und ich halte es fest. "Trink etwas..."
Also hebe ich das Glas vorsichtig an meine Lippen und trinke ein wenig davon. Das kühle Wasser tut gut und so ist das Glas schnell leer. Ich gebe das Glas wieder Mister Baranow und lehne mich wieder an ihn. So kann es doch bleiben. Doch Mister Baranow scheint anderer Meinung zu sein und schiebt mich sanft etwas von sich weg. Er streicht meine Wange entlang und hebt etwas mein Kinn an. "Schau mich bitte an...", haucht er leise und ich öffne nun seit dem hellen Blitz das erste Mal vorsichtig meine Augen.
Etwas blinzeln muss ich, dann können meine Augen den Mann vor mir fixieren und ich schaue ihn etwas unsicher an. Habe ich etwas falsch gemacht? Ich kann mich nicht daran erinnern... Aber was, wenn er sauer ist? Was, wenn ich irgendwas vergessen habe... "Mach dir nicht so viele Gedanken. Es ist jetzt alles wieder gut. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert, ja?", meint er und schaut mich für seine Verhältnisse wirklich verdammt sanft an. Ich nicke leicht und will mich wieder an ihn lehnen, doch wieder werde ich aufgehalten und senke traurig meinen Kopf.
"Wir können nachher ganz viel kuscheln, aber jetzt muss ich zu den Beiden und herausfinden, was sie wissen und wer noch was weiß.", meint er und seine Miene wird düster. Er sieht richtig gefährlich aus. Und bei dem Gedanken, dass es noch mehr von ihnen geben könnte bekomme ich angst. Was, wenn Kevin und Frau Roth nur eine Ablenkung waren und ich sobald Mister Baranow weg ist wirklich entführt werde?
Ich schüttle leicht meinen Kopf und mein Griff an seinem Rücken wird wieder stärker. "Doch Julian! Ich muss das machen und du wartest hier auf mich! Denk dran wer du bist und wer ich bin...", meint er etwas tadelnd und ich erstarre einen Moment. Ja da war was... Ich bin nur ein Sklave. Einer von vielen. Dennoch ist ein Gefühl in mir... Etwas was gerade nicht zulässt, das er weg geht.
"D-dann nimm m-mich m-mit Sir!", flehe ich ihn an und schaue ihn mit großen Augen an. Er schaut mich genau an und es dauert eine ganze Weile, bis er mit dem Kopf schüttelt. "Nein. Nein das kann ich nicht machen. Ich möchte nicht, das du es sehen musst.", entscheidet er und setzt mich mit einer schnellen und bestimmenden Bewegung auf sein Bett. So schnell wie er aufgestanden ist, so schnell kann ich nicht einmal schauen. Und schon ist er an seinem Schreibtisch.
Die ersten Tränen sammeln sich wieder in meinen Augen und ich mache mich immer kleiner. Er hat mich abgestoßen... Will mich alleine lassen. "Hier. Wenn etwas ist, drück die eins und den grünen Hörer. Du wirst dann direkt mit Ace beziehungsweise mit mir verbunden. Lass die Türen geschlossen und warte auf mich. Ich werde schnell wieder da sein.", erklärt er nun und hat mir ein Handy in die Hand gedrückt. Zuerst schaue ich das Handy und dann Mister Baranow mit großen Augen an und nicke leicht. Okay. Das schaffe ich.
"Fein.", meint er noch und gibt mir einen kurzen Kuss auf die Stirn, ehe er sich umdreht und mich verlässt. Ich schaue ihm eine ganze Weile hinterher, dann schaue ich wieder das Handy in meinen Händen an und denke immer an das, was ich eingeben muss, wenn etwas ist. Eins und grün.... Eins und grün...
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