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Ich bin die ganze Nacht wach gelegen und konnte noch nicht einmal an Schlaf denken. Sobald ich meine Augen geschlossen habe sind mir Bilder vor mein inneres Auge gekommen. Bilder von den anderen Heimkindern, wie sie dort bestraft und gestorben sind.... Bilder von einem dunklen und schrecklichen Ort voller Augen und Stimmen... Bilder von Mister Baranow wie er mich erschrocken und verletzt anschaut, wie sein Blick wütend und nun abweisend wird...

Diese Bilder halten mich wach. Doch noch schlimmer sind meine Gedanken. Ich bin an allem Schuld. Ich alleine trage die Schuld. Wäre ich nicht abgehauen, wäre Mister Baranow nicht böse oder enttäuscht... Wäre ich nicht ich, wäre ich nicht entführt wurden... 

"Steh auf und folg mir.", nehme ich eine dumpfe Stimme wahr und schaue auf. Durch meine leicht verschleierte Sicht und die verklebten Augen erkenne ich die Umrisse von einem Mann. Aber es ist nicht Mister Baranow. Ein ganz blödes Gefühl macht sich in mir breit, meine Brust zieht sich zusammen und auch mein Magen rebelliert. Alles in mir schreit danach mich einfach unter der Bettdecke zu verstecken, doch wir sind hier im realen Leben und somit geht das nicht...

Mein Körper zittert zwar, dennoch stehe ich langsam auf und komme dem Befehl des Mannes nach. Ich kann mich nicht erinnern ob ich ihn kenne oder nicht, weiß es einfach nicht mehr... Er sieht relativ jung aus.. Aber in seiner Stimme schwingt die Erfahrung mit Befehlen  mit. Ich versuche ihn nicht anzuschauen und seinem Blick auszuweichen, will nicht auch seinen Blick nachts vor mir sehen wie er mich abwertend und angeekelt mustert.

Ich kann vor mir auf dem Boden seine Füße sehen und folge ihm langsam aus dem Raum. Er geht den Gang entlang und hält vor dem Badezimmer. "Du sollst duschen und die bereitgelegten Klamotten anziehen.", erklärt er und hält mir die Türe offen. Ich gehe unsicher an ihm vorbei und er verriegelt die Türe hinter mir. Ohne groß zu zögern ziehe ich die Klamotten die ich am vergangenen Abend von Mister Baranow bekommen habe aus und lege sie in den Korb zum Waschen. Dann schlupfe ich unter die Dusche und drehe das Wasser auf.

Es ist kalt und direkt überzieht meine Haut eine Gänsehaut. Dennoch drehe ich das Wasser nicht wärmer. Ich habe es nicht verdient. Ich muss bestraft werden und wenn es Mister Baranow nicht macht... Ich nehme das Waschzeug und beginne mich damit sauber zu machen und wasche alles gründlich wieder ab. Dann trete ich aus der Dusche und trockne mich ab.

Sobald ich trocken bin schaue ich mich um und entdecke die Klamotten. Gerade als ich sie nehmen will fällt mein Blick auf die Tabletten die in einer Tüte neben den Klamotten liegen. Ich erkenne diese Tabletten nur allzuschnell und erstarre. Er... Er hat die Pillen gefunden, die ich so oft genutzt habe um einer Strafe oder einer Arbeit zu entgehen. Er hat herausgefunden, das ich nie wirklich krank war, das ich ihn angelogen habe...

Meine Augen weiten sich und ich weiche erschrocken zurück. Doch weit komme ich nicht, da mein Rücken an etwas hartes stößt und erschrocken drehe ich mich um. Meine Augen werden noch größer und einen Moment bin ich ganz erstarrt, dann aber finde ich mich blitzschnell in der Subhaltung wieder und kneife meine Augen zusammen. Mein ganzer Körper zittert vor Anspannung und ich kann seinen Blick deutlich auf mir spüren. Einen Moment passiert nichts, dann geht er an mir vorbei und direkt in die Richtung der Klamotten. Vorsichtig schaue ich ihm nach um zu erahnen was er macht.

Er nimmt die Tüte mit den Pillen in die Hand und legt sie auf die Seite. Dann nimmt er die Klamotten und kommt damit wieder zu mir. Schnell wende ich wieder meinen Blick ab und warte angespannt darauf, dass etwas passiert... Das er etwas sagt. Doch mir werden nur wortlos die Klamotten vor die Nase gehalten und unsicher nehme ich sie entgegen. Er geht einige Schritte zurück und lehnt sich an den Schrank auf dem nun die Pillen liegen und schaut mich mit verschränkten Armen an.

Zögerlich und noch immer am zittern beginne ich mich anzuziehen und halte meinen Blick starr auf den Boden. gerade ist mir die Situation sehr unangenehm und ich würde lieber wieder alleine in dem Zimmer sein wie ihn bei mir zu haben. So wie er sich mir gerade stellt.... Das tut einfach weh...

Als ich fertig bin, nehme ich erneut die Subhaltung auf dem Boden ein und warte wieder angespannt auf das nächste. Als ich hier meine ersten Wochen hatte, war das nicht im geringsten so schlimm wie gerade und ich wünsche mir, das es wieder so unkompliziert wird wie vor meiner Flucht... Doch ich bin selber Schuld.

"Was meinst du, wie verwirrt ich war, als ich das Badezimmer gesehen hatte. Ich wollte den Schrank wieder an Ort und Stelle schieben und finde dein kleines Versteck.", beginnt er. Seine Stimme ist tief, rau und leise. Sie klingt.... gefährlich... Aber auch ein wenig verletzt.  "Was hast du noch alles vor mir versteckt? Wann hast du mich noch angelogen?", fragt er nun und ich will ihm schon antworten- Doch was soll ich sagen? Wird er mir überhaut etwas davon glauben? Noch bevor ich die Chance haben es auch nur zu versuchen, spricht er aber schon weiter: "Ich habe dir vertraut und du? Du hintergehst mich so sehr."

Meine Brust zieht sich zusammen und ich senke meinen Kopf noch mehr. Ich weiß... "Du bist abgehauen. Erneut. Du weißt wie wir das bei dir bestrafen und du wirst die Strafe annehmen. Ich werde dir keine Sonderrechte mehr einräumen, das hast du dir verspielt. Auch weiß ich wo du warst, was du nun weißt. Ich weiß nicht wie du es geschafft hast, aber ich werde es herausfinden und dein Komplize, denn den musst du gehabt haben, wird genauso bestraft wie du.", erklärt er und ich schließe meine Augen. Die erste Träne drückt sich heraus und ich beiße mir auf meine Lippe um keinen Ton von mir zu geben.

Ich wusste es. Er hasst mich. Er bestraft mich und ich bin nur einer von vielen. Meine Brust schmerzt und ich bekomme einen Moment etwas schlechter Luft. Dann fallen mir seine letzten Worte wieder ein und deren Bedeutung sickert langsam zu mir durch. "E-einen Komplizen?", hauche ich verwirrt vor mich hin und runzle leicht meine Stirn. Doch noch bevor ich auch nur einen Schritt weiter denken kann nehme ich einen dumpfen Schmerz an meiner Seite wahr und kippe leicht nach links. Er hat mich eben einfach getreten. "Schnauze! Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen Sklave!", nehme ich ein leises Knurren von rechts wahr und richte mich mit zusammengebissenen Zähnen wieder auf.

Ich verstehe. Ich bin nur einer von vielen. Alle Regeln gelten für mich und ich muss nun wieder aufpassen, was ich wann und wo wie mache. 

"Steh auf und folg mir!", meint er nun und ich mache dies. Ich gehe ihm hinterher und als wir den Hof überqueren kann ich viele Blicke auf mir spüren. Ein leichter Seitenblick verrät mir, das die anderen Kin- die anderen Sklaven gerade Hofgang haben und mich mit großen Augen mustern. Aber ich ignoriere sie so gut es geht und gehe mit gesenktem Kopf weiter Mister Baranow hinterher.

Wir kommen an dem anderen Gebäude an und ich merke, wie ich automatisch langsamer werde. Alles in mir sträubt sich dagegen und am liebsten würde ich einfach raus rennen... Alles ist mir lieber als dort hi zu gehen. Aber Mister Baranow ist der Boss. Er hat entschieden. Ich kämpfe gegen meinen eigenen Körper an und zwinge mich dazu ihm hinterher zu gehen. Er führt mich die kleine Treppe hinunter und schließt eine Türe auf. Dann bleibt er stehen.

Einen kurzen Moment dauert es, doch dann öffnet er die Türe und geht zur Seite. Auch ohne es zu sehen weiß ich genau wo wir sind und mein Herz pocht so schnell, dass ich meine es springt mir gleich aus der Brust. Ganz langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und bringe meinen Körper so in das innere des Kellers. So viele schlechte Erinnerungen habe ich an diesen Ort und alleine das leichte Schimmern in der Ecke verrät mir, das sich nichts geändert hat. Noch immer ist es hier feucht und kalt. Noch immer ist in der Ecke ein Loch in dem ich ertrinken kann. Noch immer kommt kein Sonnenlicht in den Raum, sobald die Türe zu ist.

Als ich in der Mitte des Raumes bin, drehe ich mich zu Mister Baranow um und sinke auf die Knie. Ich möchte nicht flehen oder um Gnade bitten... Ich werde sie nicht bekommen, das hat er deutliche genug zum Ausdruck gebracht. Sein Blick liegt noch einen Moment auf mir, dann wendet er sich zum gehen ab. "Es.... Es tut mir leid....", hauche ich leise und mit brüchiger Stimme genau in dem Moment, als er die Türe schließt und mich somit von der Außenwelt abschneidet.

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