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Sicht Franjo

Die Weihnachtsshow war ein voller Erfolg und wie auch die letzten Jahre haben sich viele Interessenten gefunden und ich habe einiges zu Organisieren. Zum einen haben wir einige Bestellungen bekommen, zu denen wir noch passende Sklaven finden müssen, zum anderen müssen Gespräche geführt, Meetings gehalten und Verkäufe vollzogen werden. Dass ich da wenig Zeit habe, ist eine Sache... Aber eine andere Sache ist, wenn mein Sklave mich dann auch noch bloßstellt.

Ich komme gerade von dem Verkauf eines unserer Problemsklaven. Julian sollte diesen und einen weiteren Sklaven richten und dann einfach nur vorbildlich neben mir Knien. Und was macht er? Er starrt die ganze Zeit denn Sklaven des Engländers an. Er hat noch nicht einmal so sehr auf mich geachtet, um meine stillen Befehle zu sehen und folge zu leisten. Ich habe ihn dann einfach von einem meiner Männer in mein Reich bringen lassen und bin nun ebenfalls auf dem Weg dahin. Ich muss ihn bestrafen und ihm erklären, dass er sowas nicht machen soll. Und vielleicht auch nachfragen, was zum Teufel das sollte! Gerade als ich die Eingangstür öffnen will, höre ich von hinten eine Stimme. „Boss! Warten Sie..." Ich drehe mich um und erblicke Ace. „Ich soll Ihnen sagen, dass Frank das Meeting wie Sie gewünscht haben, verlegt hat. In zwanzig Minuten über Raum zwei.", erklärt er und ich presse einen Moment meine Zähne zusammen.

„Ist gut...", antworte ich ihm aber und gebe ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, das er gehen kann, ehe ich mich wieder dem Betreten meines Hauses zuwende. Dann habe ich jetzt eben nur Zeit für die Strafe.

Ich finde Julian im Wohnzimmer vor, wie er auf und ab geht. Dabei rauft er sich die Haare und sieht ein wenig aufgewühlt aus. Aber er hat keinen Grund dafür. Er weiß, was er falsch gemacht hat und das er dafür bestraft wird. „Nummer eins!", spreche ich ihn also an und gehe in meinem Kopf schon die kommenden Stunden durch. Ich sehe wie der Junge sich fast schon erschrocken zu mir wendet und seine Augen sich einen Moment weiten, ehe er langsam in die Subhaltung fällt. „Ich weiß nicht was heute mit dir los ist... Und ich habe jetzt gerade auch leider nicht die Zeit dafür. Ich verspreche dir, am Wochenende werden wir reden! Solange aber... Dein Verhalten vorhin beim Käufer. Ich werde es mit einer halben Stunde ohne Sicht bestrafen. Folg mir.", spreche ich mein Vorhaben kurz und knapp aus und gehe schon einmal los.

Ich führe ihn in unser Spielzimmer und deute in der Mitte des Raums an, dass er sich hier in Subhaltung begeben soll. Gesagt getan und so befestige ich die Handmanschetten an seinen Handgelenken und diese an der kleinen Öse am Boden. Wir haben dieses Vorgehen besprochen. Dann binde ich ihm eine Augenbinde um. Er hat gestarrt, dafür wird er mit der Sichtnahme bestraft. Wie wir es in den letzten Wochen besprochen hatten. „Ich bin jetzt in einem Meeting im Nebenzimmer. Die Kamera ist an. Falls etwas sein sollte, bin ich also jederzeit für dich da. In dreißig Minuten bin ich wieder da.", erläutere ich ihm und schaue auf meine Uhr. Wenn ich noch eben auf Toilette will, muss ich auch schon gehen.

Das Meeting verlief sogar relativ gut. Es war im Gegensatz zu den restlichen Gesprächen eines, mit meinem alten Boss. Er wollte um den guten Zeiten willen mit mir sprechen. Zumindest war das sein Anliegen. Wir hatten schlussendlich über einiges aus meinem früheren Leben geredet. Er hatte mir berichtet, das einer meiner Schützlinge von damals gestern verhaftet wurde, ich mir aber keine Sorgen machen muss. Zum Schluss legte er seine Karten offen. Er wolle einen Sklaven haben. Einen, der bestimmte Merkmale aufweist. Sportlich, gutaussehend. Dunkle Haare, grüne Augen. Auch meinte er, er will einen Jungen, der einen starken Vater hat, einen der von seiner Umwelt als Held gesehen wird. Auf meine Nachfrage hin meinte er nur, dass diese Art von Mensch Eigenschaften vererbt, die er an seinem Sklaven sehen will. Wie dem auch sei. Als ich alles notiert hatte, schaute ich auf die Uhr und beendete daraufhin das Gespräch.

Genervt fahre ich mir durch die Haare. Ich hatte nicht vor zwei Stunden mit ihm zu reden, zumal ich Julian vollkommen vergessen habe. Gerade stehe ich auf und will zu eben jenem, da bekomme ich einen Anruf. „Ja!?", melde ich mich und kann meine schlechte Laune nur schwer unterdrücken. „Boss... Ehm... Der Käufer wartet...?", meldet sich Ace und ich schließe meine Augen. Stimmt, der zweite Junge... „Ja ich bin gleich da!", und damit lege ich auf. Mit schnellen Schritten gehe ich in das Spielzimmer und nehme ihm die Fesseln ab. „Es tut mir leid. Es ging länger als gedacht und ich muss auch gleich wieder los.", erkläre ich ihm und richte mich auf. Einen letzten Blick werfe ich noch auf ihn, dann gehe ich auch schon zur Tür. „Du verbringst die Nacht bei mir.", ist das letzte was ich noch sage, bevor ich auch schon zurück in die Halle eile. Viellicht habe ich dann heute Abend endlich ein wenig Zeit, um mit ihm zu kuscheln...

Der Verkauf war im Großen und Ganzen ganz okay und so freue ich mich um so mehr jetzt endlich zu Julian zu können. Doch irgendwie scheint jemand da ganz gewaltig etwas dagegen zu haben. Gerade als ich die Halle verlasse klingelt schon wieder mein Handy und genervt nehme ich es zur Hand. Ich will den unerwünschten Anruf schon wegdrücken, da sehe ich aber, dass es einer aus der Führungsebene ist. Was wollen die denn um diese Zeit von mir? Noch einmal atme ich tief durch, dann aber nehme ich ab. „Baranow?", melde ich mich und kann am andern Ende eine kurze Stille hören. Dann aber meldet sich ein Mann mit tiefer Stimme. „Kriesensitzung. Morgen. Zentrale Moskau. Zehn Uhr vier.". Und dann hat er aufgelegt.

Einen Moment halte ich mein Handy noch an mein Ohr, dann aber packe ich es in meine Hosentasche und schließe einen Moment meine Augen. Wenn sie sogar mich miteinbeziehen, muss es etwas ernstes sein. Moskau. Da ist der Hauptsitz von ihnen... Und zehn Uhr vier ist der Code, dass es sich um einen möglichen Attentat handeln kann... Also wird das nichts mit einem gemütlichen Abend mit Julian. Meine Schritte führen mich direkt in meine Zentrale und eine gute dreiviertel Stunde später ist alles wichtige mit meinem Team besprochen. Mein Flug ist angemeldet und Frank richtet mir meine Ausrüstung. Und ich? Ich gehe über den Hof und steuere direkt mein Reich an.

Es ist schon nach Mitternacht und das Licht ist im ganzen Haus aus. Meine Schritte führen mich direkt in mein Schlafzimmer und als ich das Licht anmache, erkenne ich Julian auf dem Bett. Er hat die Decke nur halb über seinen wunderschönen Körper gezogen und so habe ich eine wunderbare Aussicht. Aber leider habe ich jetzt absolut keine Zeit. Leise gehe ich an meinen Schrank und beginne eine Tasche zu richten. Dann gehe ich zu Julian und ziehe die Decke richtig über ihn. „Bis bald...", hauche ich noch, ehe ich hinaus gehe. Nun führen mich meine Schritte in die Küche, in der ich mir ein Stift und etwas Papier nehme, um Julian, wie auch Delta, eine Nachricht zu schreiben.

Die kommenden Stunden waren mehr als anstrengend für mich. Zuerst bin ich mit meinem Auto nach München gefahren, um von dort mit einem privaten Flug nach Moskau zu kommen. Die knapp drei Stunden konnte ich tatsächlich ein wenig schlafen. Als ich in Moskau angekommen bin, habe ich mit einem Taxi mein Hotel aufgesucht und nun bin ich gerade hier angekommen. Die Uhr zeigt halb sieben Morgens an, das heißt ich kann noch etwa zwei ein halb Stunden schlafen und muss mich dann richten um pünktlich bei der Zentrale zu sein.


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(Inhalt des Treffens wird nicht hier beschrieben – Wenn ihr es aber wissen wollt, schreibe ich ein Special dazu^^) 

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Es ist schon Freitag Nachmittag und ich bin noch nicht einmal wirklich wieder auf meiner Anlage, da bekomme ich schon die nächsten Termine. Einer meiner Käufer hat sich auf Sonntag angemeldet und da er sehr vielversprechend wirkt, muss ich das natürlich annehmen. Da Delta die restliche Woche über bei Miss Karim sein wird, um ihr bei einigen Vorbereitungen ihrerseits zu helfen, muss Julian alles richten. Apropo Julian. Ich habe noch einiges mit ihm zu besprechen... Wenn ich nur Zeit dafür hätte... Aber morgen sollte es besser aussehen.

Der Nachmittag verläuft soweit ganz gut und als wir sechs Uhr haben, lasse ich Julian zu mir bringen. Gerade als ich die letzte E-Mail abschicke, tritt er zur Tür rein und schaut einen Moment zu mir. Dann aber wendet er den Blick ab und bleibt in der Mitte des Raums stehen. „Gibt es etwas, was du mit mir besprechen willst?", frage ich ihn und versuche mich daran zu erinnern, was ich vor dem Zwischenfall in Russland mit ihm besprechen wollte. Doch mir fällt es nicht ein und von ihm bekomme ich nur ein „Nö." Zu hören. Etwas stört mich diese Antwort. Sie spiegelt das wieder, was mir Ace und Frank die letzten beiden Tage berichtet haben... Das er sehr abweisend und genervt wirkt und gegenüber allem und jedem recht aufmüpfig.

„Wie kam es dazu, dass Ace dich bestrafen musste?", frage ich daher nach um in diese Richtung einzulenken. Er muss doch einen Grund haben... „Ich hatte wohl nicht gut geschlafen oder so... Keine Ahnung. Jeder kann doch mal einen schlechten Tag haben.", erklärt er und ich beobachte, wie er seine rechte Hand an seine Lippen legt und beginnt an seinen Fingernägeln zu knabbern. Das ist auch etwas, was ich noch nie bei ihm gesehen habe. Etwas muss ihn doch beschäftig-

Das aufploppen einer Nachricht auf dem Bildschirm vor mir lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich und genervt stelle ich fest, dass das mein Terminkalender ist. „Also gut...", wende ich mich also wieder an Julian und trete nun vor meinen Schreibtisch. Dort bleibe ich mit verschränkten Armen stehen und lehne mich an. „Ich werde am Sonntag besuch bekommen. Ein wichtiger Kunde. Ich möchte von dir, dass du das ganze Haus auf hochglanz polierst. Delta wird noch bis einschließlich Dienstag weg sein, also musst du es alleine machen.", erkläre ich ihm und schaue auf meine Uhr. In einer Stunde habe ich ein weiteres Treffen mit meinem Team. Also entlasse ich ihn für heute und setze mich erneut an meinen Terminkalender. Ich muss mir morgen einfach ein wenig Zeit einräumen, um mich voll und ganz auf ihn zu fokussieren.

Der Tag geht zu Ende und so kommt es, dass ich mal wieder viel zu spät in mein Bett komm und nicht einmal ausschlafen kann. Auch der Samstag beginnt wie die letzten Tage voller Meetings und die Vorfreude auf das, was ich heute Mittag geplant habe, steigt mit jedem Augenblick. Als es endlich soweit ist, sage ich Frank noch bescheid, dass ich die kommenden drei Stunden von niemandem gestört werden will, der sich keine Kugel fangen möchte. Und dann geht es ab zu Julian. Als ich meine Wohnung betrete, höre ich ihn aus dem Badezimmer und so gehe ich gut gelaunt hinauf in unser Spielzimmer. Ich habe mir ein wenig Gedanken gemacht und mich dazu entschlossen, dass ich heute vor allem ihn in den Vordergrund stellen will. Also bereite ich das Bett und einige Spielsachen vor und ziehe mich um. Als ich fertig bin, schaue ich noch einmal auf die Uhr und sehe, dass wir halb vier haben.

„Nummer eins?", rufe ich ihn und kann nur wenige Augenblicke später hören, wie sich etwas in Bewegung setzt. „Ja-haa?", kommt die fast schon genervte Antwort und schon tritt er auf den Flur. Er scannt mich einen Moment und ich kann ein schiefes Grinsen nicht unterdrücken. Er weiß genau was auf ihn zukommt, wenn ich diese Klamotten anhabe. Doch dann schüttelt er einfach nur den Kopf und verschwindet wieder in seinem Zimmer. Einen Moment schaue ich ihm vollkommen verwirrt nach, das hat er noch nie getan! Vor allem hat er seine Tür hinter sich zugezogen. Was soll das? Mit schnellen Schritten gehe ich auf sein Zimmer zu und öffne ohne zu zögern die Tür. Im nächsten Moment stehe ich auch schon vor ihm in seinem Zimmer und betrachte ihn mit verschränkten Armen.

Sein Zimmer ist sein Zimmer. Er hat hier in der Regel das sagen und kann machen was er will... Aber solch ein Verhalten... So abschätzig und genervt... Das kann ich nicht dulden. Wenn ihm etwas nicht passt, soll er mit mir reden! „Was soll das?", frage ich ihn also und kann nicht verhindern ihn finster anzuschauen. Ich habe die ganze Woche keine Zeit für ihn gehabt und jetzt nehme ich mir die Zeit, sage ein Meeting ab und drohe jedem der mich stört mit meiner Waffe und er? Er schätzt es absolut nicht. Er setzt sich in seinem Bett auf und lässt ein genervtes stöhnen erklingen. Auch kann ich sehen, wie er seine Augen verdreht und presse meine Kiefer zusammen um ihm die Möglichkeit zu geben, mir zu antworten, bevor mir meine Geduld reist.

Er stößt sich von seinem Bett ab und steht nun etwas seitlich von mir. „Ich. Habe. Keinen. Bock.", antwortet er nun und klingt dabei sehr genervt. Auch deutet er zur Tür. „Wenn ich also bitten darf. Geh und fick Delta, oder was auch immer." Damit dreht er sich auch schon wieder um und will sich zurück auf sein Bett fallen lassen. Doch ich kann und werde DAS nicht so stehen lassen. Auch wenn das hier sein Zimmer ist. Ich bin sein Master und das ist einfach nur frech! Ich halte ihn also an seiner Schulter zurück und schaue ihn entgeistert an. „Was erlaubst du dir...?", frage ich leise, eher zu mir und versuche zu verstehen, was er denn hat. Mit sanfter Gewalt drehe ich ihn zu mir um und zwinge ihn dazu, mich anzusehen. Doch er schaut mich nur gelangweilt an, dreht sich im nächsten Moment aus meinem Griff und lässt sich provokant auf sein Bett fallen und schließt die Augen, so als ob ich nicht einmal existiere.

„Nummer eins...!", knurre ich leise und normalerweise würde er spätestens jetzt um Gnade winseln. Doch er verzieht nur sein Gesicht und ohne sich die Mühe zu machen mich anzusehen äfft er mich einfach nach: „Nummer ei-ins...!" Und damit dreht er sich auch noch von mir weg. Und damit hat er das Fass zum überlaufen gebracht. „Jetzt reicht es...!", knurre ich und gehe den fehlenden Schritt zu ihm. Grob packe ich ihn an seinem Handgelenk und ziehe ihn aus dem Bett. Kaum steht er vor mir, treffen sich unsere Blicke und ich sehe pure Wut in seinen Augen. Er versucht sich aus meinem Griff zu winden, doch ich ignoriere es einfach und ziehe ihn hinter mir her.

„Hey! Lass mich los!", schreit er mich an und versucht immer mehr seine linke Hand frei zu bekommen. Er krallt sich mit den Fingern seiner rechten Hand fast schon schmerzhaft an mir fest, schlägt nach mir und versucht sich am Türrahmen festzuhalten oder einfach stehen zu bleiben. Doch nichts funktioniert.

Als ich mit ihm mitten im Spielzimmer zum stehen komme, funkelt er mich an. „Ich habe gesagt ich habe kein Bock! Lass mich endlich los Arschloch-" Klatsch. Wie aus dem FF reagiere ich und habe ihm eine deftige Ohrfeige verpasst. Das er mich schlägt ist eine Sache... Aber das er mich beleidigt... Düster schaue ich ihn an, meine Hand noch immer erhoben und sehe, wie er mich sprachlos anstarrt. Ganz langsam hebt er seine rechte Hand an seine rote Wange und ich sehe die erste Träne seine Wange hinunter kullern. Ich beobachte, wie er immer weiter in sich zusammensinkt und sein Blick unsicher wird. Immer mehr Tränen sammeln sich und er weicht langsam von mir zurück.

Doch ich lasse nur ein dunkles Knurren vernehmen und sorge so dafür, dass er zu Eis erstarrt. „Wage es nicht, jetzt auch nur daran zu denken, abzuhauen!", hauche ich gefährlich und sehe, wie sich seine Augen weiten. Langsam gehe ich zur Seite wo auch der Käfig steht und nehme aus dem Regal eine kleine Kiste. Dann nehme ich noch den Stuhl und gehe mit beidem wieder zu Julian, welcher sich noch immer keinen Millimeter bewegt hat. Den Stuhl stelle ich ab und deute ihm an, sich zu setzen. Ich atme tief durch und versuche mich selbst komplett zur Ruhe zu bringen. Mein Blick bleibt an ihm heften, schaut jeder seiner Bewegungen zu. Er setzt sich auf den Stuhl, sein Körper am zittern. Langsam muss er wohl realisieren, was er in den letzten Minuten alles verbockt hat.

Die Kiste stelle ich derweil auf dem Bett ab und nehme mir die ersten Fesseln. Ohne mich zu erklären beginne ich ihn Stück für Stück an den Stuhl zu binden, bis er sich keinen Millimeter mehr bewegen kann. Das kennt er schon. Vielleicht nicht ganz so fest, aber das Prinzip kennt er. Ich versuche alle Fragen die in meinem Kopf umher sausen auszublenden und mich nur auf ihn zu fokussieren, aber es klappt nicht ganz. Also nehme ich mir zum Schuss noch ein Seil und binde es um seinen Oberkörper. Das müsste ich nicht machen um ihn hier zu fixieren, um ihm ganz klar zu zeigen, wo seine Grenzen sind, aber da ich mich beim Knoten auf die richtigen Handgriffe konzentrieren muss, reguliere ich automatisch mein Inneres immer mehr zur Ruhe.

Als ich fertig bin, lasse ich meinen Blick einen Moment über ihn wandern. Er hat sich noch immer nicht gerührt und ich vermute, dass er noch immer geschockt ist. Wir haben auf jeden Fall einiges zu bereden... Wenn die Strafe vorbei ist. Also nehme ich mir die Schallschutz-Kopfhörer und die Augenbinde und lege ihm beides an. Dann nehme ich mir einen weitern Stuhl und setze mich ihm gegenüber hin. Ich beuge mich zu ihm vor, stütze mich mit meinen Armen auf meinen Oberschenkeln ab und seufze schwer. Was ist bloß los mit ihm? Ich meine ja, ich habe bemerkt, dass er in den letzten Wochen und Monaten viel erwachsener geworden ist... Naja oder eher, dass er vollkommen in die Pubertät eingestiegen ist... Aber das ist doch kein Grund so ausfällig zu werden!

Gedankenverloren beobachte ich ihn. Er ist vollkommen erstarrt und im ersten Moment scheint es sogar, als hätte er keine Atmung mehr. Doch dann beginnt er sich ein wenig zu bewegen. Ich sehe, wie er sich gegen die Fesseln lehnt, wie er versucht sich zu lösen. Doch ich habe bewusst nicht die genommen, die er durch gezielte Bewegungen selbst öffnen kann. Sein Körper beginnt zu zittern und ich sehe wie er immer wieder den Kopf hin und her schmeißt.

Immer mehr versucht er sich zu befreien. Ich sehe schon jetzt, dass er einige wunde Stellen nach der Strafe haben wird, doch ich werde nicht abbrechen. Er hat seine Grenze weit überschritten und das muss ich auch so bestrafen. „Nein, nein, nein, nein, nein...", murmelt er nach einer Weile und ich sehe auch, wie die Augenbinde immer dunkler wird. Meine Brust zieht sich bei dem Anblick zusammen, doch er muss da durch. Irgendetwas beschäftigt ihn. Lässt ihn so dermaßen aus der Reihe tanzen... Und wenn er nicht freiwillig mit mir redet, muss ich es so ans Licht bringen.

Je mehr Zeit vergeht, desto weniger wehrt er sich. Es sind knapp zwanzig Minuten vorbei und nun zieht er nur noch hin und wieder an seinen Händen oder dreht den Kopf etwas. Er muss müde von der ganzen Aktion sein... Seufzend stehe ich auf und trete hinter meinen Stuhl. Ich weiß nicht was ich machen soll... Wenn Delta doch nur da wäre, sie hätte sicherlich einen Rat für mich. Seufzend schüttle ich meinen Kopf und will gerade beginnen, ihn von der Strafe zu befreien, da realisiere ich etwas. Er ist komplett ruhig. Entspannt. Auch das was ich von seinen Gesichtszügen unter der Augenbinde ausmachen kann ist alles andere als angespannt.

Mit großen Augen setze ich mich wieder gegenüber und mustere ihn ganz genau. Seine Hände sind locker, sein Kopf leicht gesenkt. Aber auch seine Atmung ist ganz normal. Es hat also seinen Zweck erfüllt und er konnte sich komplett beruhigen. Komplett abschalten und sich fallen lassen.

„Franjo...?", haucht er nach etwa fünf Minuten und ich weite etwas meine Augen. Er klinkt nun wieder wie Julian. Ganz vorsichtig lege ich meine Hand auf sein linkes Knie und zeige ihm so, dass ich da bin. Zuerst zuckt er minimal zurück, dann aber entspannt er sich wieder komplett und ich sehe, wie sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen legt. „Es tut mir leid...", haucht er dann und ich streiche vorsichtig über sein Knie. „Mir auch..."

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