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Die Zeit vergeht wie im Flug. Nach dem Besuch in den Lagerhallen, in der ich die Kiste mit den Fotoalben gefunden habe ist einiges passiert. Zum einen habe ich einige Wochen später gemeinsam mit Franjo erneut das dunkelrote Album angeschaut und auch er weiß nun, dass ich eigentlich an einem ganz anderen Tag Geburtstag habe. Zum anderen fühle ich mich mittlerweile wieder fast normal. Ich meine, ja ich bin immer noch sehr traurig über das, was ich erfahren habe, aber es zieht mich nicht mehr so sehr runter wie in den letzten Wochen und Monaten. Franjo und Delta helfen mir wirklich sehr das Ganze zu verkraften. Wir haben in den letzten Monaten häufiger das Grab meiner Eltern besucht und Dank der Therapie bei Doktor Koslow kann ich auch um einiges offener über meine Gefühle und Gedanken reden.
Ich kann gar nicht so wirklich glauben wie sehr die Zeit verflogen ist. Mittlerweile haben wir Mitte Dezember. Die Halloween Party von Mister Silver haben wir dieses Jahr ausfallen lassen, da es mir an diesem Tag wirklich nicht besonders gut ging. Mein Geburtstag haben wir aber dennoch gefeiert. Delta hat mit Simon gemeinsam einen riesigen Geburtstagskuchen gebacken und Franjo hat den ganzen Tag für mich frei genommen. Wir haben auf dem Sofa eingekuschelt, Filme und Serien geschaut und am Abend hat er mich so richtig verwöhnt. Ansonsten besuche ich seit einiger Weile aktiv den Nachmittagsunterricht und schaffe es auch, mich an dem meisten Dingen ohne große Probleme zu beteiligen. Delta hatte recht, es hilft mir, wenn ich mich dabei öffne. Zwar sind mir einige Dinge noch immer unangenehm, aber dafür habe ich Franjo immer bei mir. Und eine andere Sache habe ich auch wieder angefangen mit mehr Gewissheit zu machen. Das Vorbild für die anderen Sklaven. Delta hat mir da auch noch einmal einige Tipps gegeben, wie ich mich den anderen gegenüber präsentiere und wie ich auf die zugehen kann. Und ich muss sagen, es gefällt mir wirklich gut.
Ich kann dadurch nicht nur den anderen Sklaven helfen, sich hier einzufügen und sich an ihr neues Leben zu gewöhnen, sondern merke auch mit jedem Gespräch wie sicherer ich werde. Ja, ich kann jetzt von mir behaupten den unsicheren Jungen von vor zwei Jahren komplett – Naja fast komplett – hinter mir gelassen zu haben. Im Bereich Sex habe ich noch immer einige Unsicherheiten und auch die Strafen sind noch immer nicht meins. Aber da arbeite ich dran... Und auch hier helfen mir Delta und Franjo sehr, indem sie mir einfach Zeit lassen, mit mir reden und mir alles zeigen.
Eine andere Sache über die ich in den letzten tagen viel mit Franjo geredet hatte, betrifft ein Verhalten von mir, das nun wieder vermehrt auftritt. Es fällt mir immer wieder an Kleinigkeiten auf... Zum Beispiel finde ich beim aufräumen ein Bild das ich gemalt habe, kann mich aber nicht wirklich daran erinnern, wann ich es gemalt habe. Auch mein Hasi spielt da eine große Rolle. Franjo erklärte mir, dass es eine Art... Anderer Bewusstseinszustand ist, in den ich manchmal gleite und hat mir vorgeschlagen, heute einfach mal bei Doktor Koslow nachzufragen, da dieser sich besser auskennt. Und genau zu dem sind wir gerade unterwegs. Ich sitze auf dem Beifahrersitz, meinen Hasen auf dem Schoß und schaue aus dem Fenster. Der Himmel ist trüb und auch sonst ist das Wetter heute richtig kalt und einfach nur ekelhaft. Man hat so gar keine Lust darauf, überhaupt aus dem Haus zu gehen. Am liebsten wäre ich heute tatsächlich unter einer warmen Kuscheldecke auf dem Sofa geblieben und hätte einen Film geschaut.
Eine Hand auf meinem Bein lenkt meine Aufmerksamkeit auf Franjo. Am Anfang war es wirklich ungewohnt ihn wirklich so nennen zu dürfen und ich bin noch sehr oft in das Mister Baranow oder Sir gerutscht... Aber je mehr Zeit er sich für mich in der Phase, in der es mir so schlecht ging genommen hat, desto mehr habe ich mich daran gewöhnt ihn so nennen zu können.... Wenn wir unter uns sind. „Wir sind da, kleiner.", eröffnet er mir und lächelt mich ein wenig an. Ich nicke und schnalle mich ab, ehe ich aussteige und schnell um das Auto gehe. Auf der Fahrerseite schlinge ich direkt meine Arme um ihn, da hier draußen ein eisiger Wind weht. „Wieso ist es hier so verdammt kalt und windig?!", beschwere ich mich und spüre, wie ein Schauer mir über den Rücken geht. Ich hasse das kalte Wetter.
„Wieso ist die Banane krumm?", kontert Franjo aber nur und brummt amüsiert, doch ich hebe meinen Blick und schaue ihn böse an. „Dein Ernst?" Für diese Aussage kneift er mir einmal in meinen Po und schaut mich noch immer belustigt an. „Pass auf was du sagst Kleiner~", schmunzelt er und ich ziehe meine Lippe schmollend an. Dann aber wende ich mich von ihm ab und gehe mit schnellen Schritten auf die Klinik zu. Erst als ich kurz vor der Tür bin warte ich nochmal auf ihn, da ich genau weiß, dass ich sonst wirklich Ärger bekomme. Als er an meiner Seite ist legt er seine Hand auf meine Schulter, schaut mich einen Moment an und gibt mir dann das Zeichen, das wir rein gehen können. Wie die anderen Male auch gehe ich Franjo hinterher und wir durchqueren das Foyer, ehe wir den gang der zu Doktor Koslows Zimmer führt, entlang gehen.
Vor der Tür halten wir an und Franjo klopf an. Als wir mit einem „Herein" reingebeten werden, folge ich ihm in den Raum und seufze wohlig bei der angenehmen Temperatur. "Guten Mittag, setzt euch schonmal auf die Couch, ich bin gleich bei euch!"
Willkommen zurück :P
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