|~11~|

Noch immer bin ich mehr als verwirrt von dem Ganzen. Wieso kettet er sich hier an und was soll das alles. Er kann doch nicht ernsthaft glauben, dass ich ihm das abkaufe. Er hat mir in den vergangenen Wochen gezeigt, wie sehr er mich hasst. "Sag es mir....", kommt nun wieder von ihm und er schaut mich mit großen Augen an. Fast schon so, als ob er mich anflehen würde... 

Mir ist ein wenig unwohl, aber wie er mich gerade so anschaut... Den Schlüssel zu seinen Handschellen umgreife ich fest und beiße mir einen Moment auf die Lippen. Ich senke meinen Blick und schaue auf die Bettdecke zwischen mir und ihm. Dann räuspere ich mich leicht und hebe unsicher meinen Blick.

"W-was genau soll i-ich Ihnen s-sagen Sir?", frage ich leise nach und schaue ihn unsicher an. Seine Augen suchen mein Gesicht ab, aber können sich nicht wirklich fokussieren... "Alles. Wann hascht du geplant zu gehen? Wer hat dir geholfen? Wie bist du gegangen und wieso bist du zurück?"

Ich atme tief durch und schlucke leise. Dann versuche ich so gut es geht seine Fragen zu beantworten. "I-ich wollte von Anfang an zurück. Zurück zu Kevin... Als ich zweimal e-einen Fluchtversuch nicht geschafft hatte, musste ich mir eine andere Alternative suchen... I-ich musste... I-ihr V-vertrauen b-bekommen...", beginne ich und wende meinen Blick ab. Es hört sich einfach nur beschissen an, wenn man das so sagt.

Ich fühle mich total blöd... Am liebsten würde ich mich einfach wieder in dem Keller vor allen verstecken. Aber ich kralle mich einfach nur fester an den Schlüssel und versuche weiter zu sprechen. "M-mir... Also mir hat n-niemand geholfen Sir... I-ich habe den Autoschlüssel von Frau Roth geklaut... Sie hatte mal erwähnt, dass sie ein Auto und freien Zugang dazu hat... Und... Dann an dem Tag als S-sie einfach gegangen sind.... Das Kleeblatt und.. Ich weiß auch nicht. Es hat einfach irgendwie gepasst... Ich hatte mich an Ihren Laptop gesetzt und nach dem Weg geschaut und als S-sie mich e-erwischt habe.... Ich.. Es tut mir leid..."

Ich ziehe meine Nase hoch und schniefe auf. "Es war alles leise und ich hatte I-ihre Worte im Kopf... Sie haben gesagt ich soll gehen und nie wieder unter Ihre Augen treten... Ich... Ich habe das Auto genommen und bin zu meinem Heim gefahren. Ich habe meine Vergangenheit gesucht. Und... Einen Trümmerhaufen gefunden...", meine Stimme bricht bei dem Gedanken. Ich schließe einen Moment meine Augen und versuche die Bilder los zu werden. Dann aber schüttle ich meinen Kopf und hebe ihn wieder leicht an. 

"Ich habe den einzigen Überlebenden des Anschlags gefunden. Ben. Ich kenne ihn gut, wir waren sowas wie Freunde... Er hat mir alles erzählt. Hat mir erzählt wie schlimm die letzten Monate vor dem Anschlag waren und was er und die anderen Kinder erleben mussten... Und als ich dann seine Familie gesehen habe... Er hat es geschafft. Er hat das, was ich, was wir alle immer haben wollten. Auch als ich erfahren habe das Kevin weg ist... ich habe niemanden mehr. Keiner der sich Sorgen um mich macht... Keiner der nach mir schauen würde... Mein Körper hat mich von alleine wieder hier her gebracht..."

Ich senke erneut meinen Kopf und meine Brust schmerzt. "Hier habe ich ein D-Dach... Essen und Trinken wenn ich es nicht verprassel... I-ich bekomme Bildung und in gewisser Weise auch irgendwann eine.... Eine Art Familie...", hauche ich und habe schon den Tag vor Augen, an dem ich wie alle anderen Sklaven auch an den Meistbietenden verkauft werde. Ich bin nicht mehr als Ware...

Eine ganze Weile bleibt es ruhig zwischen uns und ich schaue langsam unsicher auf. Er schaut mich nachdenklich an. Dann runzelt er die Stirn und will sich am Kopf kratzen, vergisst aber die Handschellen und zieht einige Male verwirrt an ihnen. Dann wendet er den Blick wieder zu mir. "Was sin des für Pillen?"

Ich bekomme große Augen und schlucke. Ich hatte die schon wieder voll vergessen... "I-ich... E-es...", aber es hat keinen Sinn. Er wird es sowieso herausfinden und ich will nicht noch mehr Ärger. "Frau Roth hat sie mir gegeben. Sie hat gesagt, wenn Sie mir zu sehr auf die Nerven gehen, soll ich eine nehmen. Ich wusste nicht genau was es bewirkt, aber... Die ganzen Male als ich mich übergeben musste... Die Pillen waren daran Schuld.", hauche ich mit leiser Stimme und wende meinen Blick ab. Er wird mich spätestens jetzt hassen...

"Diese Schlampe! Isch wusschte es!! Die ganze Zeit! Wenn ich das Mischtschtück in die Finger bekomme!!", knurrt er und fuchtelt dabei so gut es geht mit seinen Händen herum. "Nicht schon schlimm genug, dass sie mir so viel Ärger bereitet, nein jetz gibt sie einem Sklaven auch noch Drogen! Dieses Weib!!"

Ich schaue ihn eher erschrocken und mit großen Augen an. Das... Das wollte ich nicht.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top