~|109|~

Seit dem Tag, an dem Mister Baranow und ich gesprochen hatten, sind nun drei Tage vergangen. Ich kann nicht wirklich sagen, was in der Zeit passiert ist... Ich war die bei Mister Baranow, in seinem Reich. Ich kann mich daran erinnern, dass auch Delta eine Zeit lang bei mir war und wir uns unterhalten haben... Das Ace da war und das Mister McMillan sich meine Hand angesehen hat. Aber so wirklich erinnern kann ich mich nicht. 

Viel zu sehr bin ich in meinen Gedanken versunken. Er hat mir erklärt, dass die Strafe mit dem Sinnesentzug gar keine Strafe ist. Er meinte, es dient nur dazu, mich zu beruhigen. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass das so ist. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals von einer schlimmeren Strafe gehört zu haben... Und er...? Seufzend drehe ich mich auf die andere Seite und ziehe die Decke über mich. Es verwirrt mich. Er verwirrt mich... Alles, die ganze Situation.... Wieso muss das alles so kompliziert und verwirrend sein?

Ein Klopfen reißt mich aus meinem Gedankenwirrwa und ich drehe mich wieder zurück zur Tür. Delta kommt herein und ihre besorgten Augen liegen auf mir. "Ich soll dir etwas zu anziehen geben und du sollst duschen. Master Baranow ist in seinem Büro und bereitet ein paar Dinge für später vor. Ein Käufer kommt vorbei und er möchte, dass wir ein tadelloses Benehmen an den Tag legen.", erklärt sie und geht auch schon auf den einen Schrank zu, in dem, wie ich erfahren durfte, einige Klamotten für mich gelagert sind. Sie sucht einige Teile heraus und dreht sich dann zu mir. 

Ich habe mich in der Zeit keinen Millimeter bewegt. Ich habe keine Lust auf irgend einen Käufer... Wieso kann ich nicht einfach hier liegen bleiben und mir weiter Gedanken über ihn machen? Seufzend legt Delta die Klamotten auf die Seite und zieht mir mit einem Ruck die Decke vom Körper. Ich lasse einen entsetzten Laut aus und springe auf. "Ey! Das ist gemein! Geb mir meine Decke zurück!!", rufe ich und gehe auf sie zu. Ich greife nach der Decke in ihren Armen und ziehe an ihr, doch sie lässt nicht los. Meinen Blick hebend erkenne ich den Schalk in ihren Augen und muss direkt auch schmunzeln. "Geb sie mir~!!", meckere ich sie an, und ziehe sie samt Decke in Richtung des Bettes. Doch sie lacht nur und schüttelt den Kopf. "Nene!! Julian du musst wirklich duschen! Du stinkst wie ein altes, runzeliges Walross!!", lacht sie und ich schaue sie böse an.

"Nimm das zurück!", greife ich sie an, doch sie schüttelt den Kopf. "Niemals du Walross!!" Mit einem starken Ruck ziehe ich die Decke zu mir, doch mit ihr auch Delta. Sie schien nicht damit gerechnet zu haben und nun liegen wir, die Decke zwischen uns, übereinander auf dem Boden. Einen Moment bin ich zu erschrocken, dann muss ich aber lachen und drücke Delta von mir. "Maaaan Deltaaa!!", bringe ich zwischen meinem Lachen heraus und auch sie schließt sich meinem Lachen an. Wir sitzen uns nun gegenüber auf dem Boden und ich muss erstmal wieder zu Luft kommen.

"Was ist denn hier los?", kommt dann aber die tiefe Stimme von der Tür her und direkt ist das ausgelassene Gefühl von eben verschwunden. Mit großen Augen schaue ich zur Tür und sehe Mister Baranow der sich mit verschränkten Armen an dem Türrahmen anlehnt. Naben mir richtet sich Delta auf und nimmt die Decke in die Hand. "Ich habe Julian nur eben aus dem Bett geholfen Sir~", meint sie belustigt und legt die Decke zusammen. Ich blinzle einige Male ein wenig verwirrt, richte mich dann aber auch auf. "Aha.... Nun gut.", damit dreht er sich wieder um und verlässt sein Schlafzimmer. Kaum ist er außerhalb der Hörweite muss Delta wieder lachen und ich schaue sie verwirrt an. "Ach komm schon Julian. Entspann dich endlich mal wieder~"

~~~

Die Zeit vergeht wie im Flug. Ich habe Delta meine Klamotten abgenommen und mich geduscht, und nun sitze ich gemeinsam mit ihr in tadelloser Subhaltung neben Mister Baranow. Dieser sitzt an seinem Schreibtisch und vor diesem sitzt ein Mann mit einer wirklich gruseligen Aura. Er sieht eigentlich wirklich normal aus... Zumindest auf den kurzen Blick den ich mich getraut habe ihm zuzuwerfen. Doch alleine wie er den Raum betreten hat, wie er mit Mister Baranow spricht...

Auch Delta scheint das zu bemerken und alleine an ihrer Haltung kann ich sehen, dass sie diesen Mann absolut nicht ausstehen kann. "Well, thats the facts. You can think twice about it in your own Time. I can also understand if your not intere-" "I will see him!" "Ehm... Sure..."

Ein kalter Schauer geht mir über den Rücken als er alleine mit diesen vier Wörtern die Raumtemparatur um zehn Grad fallen lassen kann und ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit. "Delta, sag Ace bescheid. Er ist unten.", lautet nun der Befehl an Delta und ich sehe mit entsetzen dabei zu, wie sie aufsteht und sich mit einem kurzen Knicks verabschiedet. Nun bin ich alleine mit den beiden Männern, die sich scheinbar nichts zu sagen haben und diese Stille ist wirklich alles andere als angenehm. "Was that your girl?", kommt nach einer gefühlten Ewigkeit die Frage an Mister Baranow und dieser nickt. "Yes. And this is my boy."

Damit deutet er auf mich und ich erstarre. Zwar bin ich durch den Schreibtisch von den Blicken des Fremden verschont, doch alleine so erwähnt zu werden ist mir unangenehm. "Ah. Can I see him?", fragt er nun und alles in mir schreit danach einfach abzuhauen. Wieso will er mich denn nun sehen? Wieso will- "Of course."

Erschrocken hebe ich meinen Blick und schaue verständnislos zu Mister Baranow. Wieso...? Doch dieser gibt mir zu verstehen, dass alles okay sei und ich aufstehen soll. Wiederwillig stehe ich also auf und spüre direkt den unangenehmen und stechenden Blick auf mir. Zeitgleich aber auch den schützenden Körper von Mister Baranow, der direkt hinter mir steht. Er führt mich um den Schreibtisch und bleibt mit gutem Abstand vor dem Käufer stehen. Ich starre einfach auf den Boden und presse meine Lippen aufeinander. Den Blick von ihm, der über meinen Körper wandert, kann ich nur zu deutlich spüren.

Dann kann ich das Geräusch eines zurückrückenden Stuhls hören und sehe am Rande meines Sichtfelds, dass der Fremde aufgestanden ist und auf mich zukommt. Automatisch weiche ich ein wenig mehr an Mister Baranow zurück und mache mich kleiner. Dieser scheint mein Unbehagen zu erkennen und legt seine Hände auf meine Schultern. "As I can see, our guest has nothing left to drink. Julian please get us another bottle of water.", meint Mister Baranow und ich kann ein Anflug eines Knurrens in seiner Stimme ausmachen, werde aber von ihm zeitgleich auch sanft in Richtung Ausgang geschoben. Ohne weiter darüber nachzudenken nehme ich meine Beine in die Hand und beeile mich aus dem Zimmer heraus zu kommen.

Kaum ist die Tür hinter mir geschlossen, lehne ich mich erleichtert an sie und schließe meine Augen. Der Mann ist wirklich verdammt gruselig... Tief durchatmend öffne ich meine Augen wieder und gehe nach unten in die Küche. Von dort kann ich hören, wie die Eingangstür aufgemacht wird und mehrere Personen die Treppe nach oben gehen und nehme an, das Delta Ace gefunden hat. Leise seufzend nehme ich die Wasserflasche an mich und gehe schweren Herzens wieder nach oben. Kurz vor der Tür halte ich jedoch inne. Ich kann ein gedämpftes Fluchen hören und ich meine einen Aufschlag wahrzunehmen. Mit gerunzelter Stirn öffne ich die Tür und schlüpfe wieder zurück in das Zimmer.

Was ich dort aber sehe, lässt mich zu Eis erstarren. In der Mitte des Zimmers liegt auf dem Boden ein gefesselt und geknebelter Junge. Erst auf den zweiten Blick kann ich erkennen, dass es sich bei dem bis zum Hals mit Verletzungen und Verbänden bedeckten Jungen um Riccardo handelt. Der Engländer steht direkt vor ihm und wäre ich nicht schon vollkommen überfordert mit der Situation, hätte mich seine Ausstrahlung wohl komplett aus der Bahn geworfen. "Take the gag off him.", meint dieser gerade mit kalter und leiser Stimme und mit einem Kopfnicken von Mister Baranow beugt sich Ace zu Riccardo und löst den Knebel.

Kaum ist dieser nicht mehr an Ort und Stelle kann ich die raue Stimme von Riccardo hören. "Ihr elenden Pisser. Nehmt eure dreckigen Finger von mir und geht euch vergrab~" Begleitend mit einem: "Shut up!", fängt sich Riccardo eine deftige Ohrfeige ein, bei der ich mich so sehr erschrecke, dass ich die Flasche fallen lasse. Mit einem lauten Klirren zerspringt die Flasche in tausend Scherben und alle Aufmerksamkeit im Raum ist auf ich gerichtet. Panisch reise ich meine Augen auf und gehe in die Knie. "E-entschuldigen S-sie Sir...", gebe ich schnell von mir und beginne die Scherben mit zitternden Fingern aufzusammeln. "Julian...?", kommt es rau von Riccardo und direkt landet mein Blick auf ihm.

Es scheint einen Moment so, als würde die Zeit still stehen. Riccardo und ich starren uns einfach nur an. In seinem Blick kann ich Erleichterung, aber auch Verwirrung und Schmerz sehen. Doch noch bevor ich auch nur die Chance habe etwas zu machen, spüre ich einen starken Griff um meinen Oberarm und werde auf die Beine gezogen. "Geh mit ihr.", lautet der kurze Befehl von Mister Baranow ehe ich auch schon in die Arme einer weiteren Person gedrückt werde und von dieser mitgezogen werde.

So wirklich kann ich nicht verstehen was gerade passiert ist und erst einige Minuten später, in denen Delta mich in ihr Zimmer gebracht hat und sich mit mir auf das Sofa gesetzt hat, reagiere ich langsam wieder. Mein Herz beginnt zu rasen, mir wird unglaublich heiß und alles um mich herum, die schützenden Arme von Delta, die Decke über uns... Alles wird mir zu eng. Ich springe auf und laufe aufgewühlt hin und her. Mein ganzer Körper scheint in flammen zu stehen. Was habe ich da gerade miterlebt? Ist Riccardo der Sklave, der nun in die Hände des gruseligen Engländers geht? Ich spüre wie ich festgehalten werde, drehe mich aber immer wieder aus dem Griff heraus. Als ich jedoch mit zwei festen Griffen an die Wand hinter mir gepresst werde und schon schnell spüre, dass ich hier nicht mehr raus komme, beruhigt sich mein Körper stück für Stück.

Erst als ich vollkommen kraftlos an der Wand stehe und nur durch den Griff um meine Handgelenke noch stehe, lockert sich dieser und ich gleite in die Arme der Person. Ich schließe meine Augen, lasse die Tränen zu und kralle mich an ihn. "Schon gut... Alles ist gut...", murmelt er leise und ich kann spüren, wie die Angst, die Wut und die große Verwirrung langsam immer weniger werden. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top