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Die Stunden vergehen und ich liege einfach da ohne mich großartig zu bewegen. Nachdem der Arzt den Schlauch der Sonde wieder abgenommen hat, habe ich mich auf die Seite gedreht und zu einer halben Kugel zusammengerollt. Ich versuche noch immer zu begreifen, was hiervon real ist und was nicht. Das, was ich die letzten Tage erlebt habe, oder eben nicht... Es hat sich alles so real angefühlt.
Die Kälte und Einsamkeit bei Mister Noir... Die Schläge und der Hunger... Aber genauso auch die Nähe zwischendurch und mein Leben, als Master Ilja mich befreit hatte und ich am Ende durch einen Fehler meinerseits die Klippe hinabgefallen bin. Es hat sich alles echt angefühlt... Oder zumindest so echt, wie sich auch gerade das hier anfühlt. Also entweder, alles ist nur ein Traum, nichts war ein Traum oder ich träume sehr realistisch... Wie ich es drehe und wende, ich komme zu keiner plausiblen Erklärung.
Den Blick von Master Ilja, den ich die ganze Zeit auf meinem Rücken spüre trägt natürlich auch nicht gerade dazu bei, dass ich verstehe und mich wohl oder gar sicher fühle. Klar, momentan sieht es so aus, als wolle er mir wirklich helfen und das was ich geträumt habe würde es ja auch unterstützen... Aber dennoch halte ich mir vor Augen, dass er ein Polizist ist, mich bei sich gefangen hält und zu Mister Noir gegeben hat um mich zu bestrafen... Oder um mir zu helfen?
Von diesen ganzen Gedanken und der Verwirrung pocht mein Kopf unerträglich und ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Was ist wirklich passiert? Auf einmal geht die Türe auf und ich höre mit versteiftem Körper zu, wie sich Schritte durch den Raum begeben. Es sind mindestens zwei Personen und ich merke auch, dass der Blick von Master Ilja nun nicht mehr mich fixiert. „Lass sie kurz reden... Vielleicht hilft es ja.", meint eine tiefe Stimme und ich erkenne zweifelslos, dass es sich dabei um die Stimme von Sam handeln muss. Aber was meint er genau?
Ich spüre, wie sich die Person neben meinem Bett erhebt und mir näherkommt. Er beugt sich zu mir und ich halte den Atem an und kneife schnell die Augen zusammen. „Ich bin nur vor der Türe... Wenn etwas sein sollte, schrei einfach...", erklärt Master Ilja und ich kann seine Hand auf meiner Schulter spüren. Kurz drückt er sie und dann geht er und verlässt mit einer weiteren Person das Zimmer. Jetzt müsste noch eine Person da sein, doch egal wie sehr ich mich auch konzentriere, ich kann sie nicht ausmachen. Vielleicht habe ich mir das nur eingebildet?
Als sich dann aber plötzlich eine Person neben mich auf das Bett setzt und ich ein seufzen höre, zucke ich erschrocken zusammen. „Weißt du eigentlich, dass das das erste Mal ist, dass er dich alleine lässt?", kann ich die ruhige Stimme der Person vernehmen und erkenne, dass es sich dabei um Demian handeln muss. Langsam und erst als ich merke, dass er wohl erst einmal nichts weitersagen will, drehe ich mich um und hebe unsicher meinen Blick zu ihm. Er starrt den Boden in der Mitte des Raums an und ich kann nicht sehen, was er sieht. Aber er scheint nun wieder entspannter zu sein als da, wo ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.
„Ich würde dich ja fragen, was dich in Gottes Namen nur dazu gebracht hat, die Schlaftabletten zu nehmen... Aber ich werde wahrscheinlich eh keine Antwort bekommen und nach dem, wie ich diesen Typen einschätze brauche ich auch keine Erklärung... Bestimmt hat er das gemacht, was dieser kack Franzose gemacht hat und du wolltest es so beenden... Und ganz ehrlich, ich kann dich verstehen. Hätte ich wahrscheinlich ebenso gema~", redet er, doch ich finde nach einem ersten Schockmoment meine Stimme wieder und krächze ein leises: „Nein!"
Mit großen Augen und offenem Mund starrt er mich an und legt dann den Kopf etwas schief. „Nein? Was meinst du?", fragt er und ich räuspere mich schwach. Ich will nicht, dass er denkt, ich hätte mich umbringen wollen... Das stimmt ja nicht. Und auch die Tatsache, dass er so über meinen Master spricht, stört mich. „E-er hat nichts dergleichen g-gemacht...", bringe ich mit rauer Stimme raus und sehe, wie er verwirrt die Stirn in Falten legt. Dann steht er auf und kurz darauf kommt er mit einem Glas Wasser wieder zu mir. „Trink das und erklär mir dann bitte, was du gemeint hast...", bittet er und ich nehme das Glas dankend an.
Nachdem ich einige Schlucke getrunken habe, hebe ich wieder meinen Blick und schaue zu ihm. Er mustert mich genau und ich seufzte schwer. „Er... Er hat sich gewünscht, dass ich schlafe... Ich... Ich wollte ihm gefallen...", murmel ich leise und starre wieder auf die Decke. Dann kann ich ein leises Lachen hören und sehe, wie er den Kopf schüttelt. Dann finde ich mich in einer Umarmung wieder und spanne mich erschrocken an. „Du machst Sachen...!"
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