|~40~|
„Lukas... Beruhig dich. Ich werde dir doch nichts machen...", vernehme ich die ruhige Stimme von Ilja und merke, wie sich seine zweite Hand auf meinen Oberarm mit der Infusion legt. Ich aber kann nicht wirklich auf das hören, was er sagt. Zu groß ist die Angst, doch wieder bestraft zu werden. Noch mehr Schmerzen zu haben. „Lukas.... Ich...", er seufzt leise, „Ich möchte, dass du dich beruhigst."
Mein Körper erstarrt einen Moment. Hat er mir gerade einen Befehl gegeben? Ja... Es war augenscheinlich ein Befehl... Aber... Er ist mein Master... Irgendwie. Ich bin nur ein Sklave und ich muss auf das hören, was mir mein Master befiehlt. Außerdem will ich Master Ilja zufriedenstellen und bei ihm bleiben... Er ist nett und er beschützt mich... Glaube ich.
Ich merke wie ich langsam ruhiger werde und sich auch die Anspannung in meinem Arm löst. Aber ich traue mich nicht, meine Augen zu öffnen. Was, wenn ich mir das nur eingebildet habe und nicht Master Ilja sondern Mister Noir vor mir ist? Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger kann es stimmen. Master Ilja ist nett, seine Hände sind warm und verletzen mich nicht. Zumindest nicht ohne Grund. Mister Noir hingegen ist kalt und böse. Er behandelt mich wie einen ungehorsamen Hund und braucht keinen Grund um mich wirklich zu bestrafen.
Ja, ich bin mir sicher. Ich muss bei Master Ilja sein. Mit dieser Erkenntnis mach ich vorsichtig meine Augen auf und schaue mich unsicher um. Noch immer befinde ich mich in einem hellen, weißen Raum und ich vermute, dass es sich um ein Krankenhauszimmer handelt. Ich kenne diese Zimmer zu genüge von meinem Unfall... Unsicher lasse ich meinen Blick weiter zu Master Ilja wandern und als ich ihn sehe, muss ich leicht schlucken.
Jetzt wo ich nur auf ihn achten kann, sieht er noch viel schlimmer aus. Seine Augen haben tiefe, dunkle Ringe und seine Haare sehen verstrubbelt und fettig aus. Auch seine Klamotten sehen so aus, als hätte er sie schon eine ganze Weile an und ich erkenne ihn aufgrund seines ungepflegten drei-Tage-Barts fast nicht. Er hat seinen Mund zu einem schwachen Lächeln verzogen und als ich in seine sonst so funkelnden meerblauen Augen blicke, erkenne ich nur ein trübes Blau das von Sorge und aber auch Erleichterung geprägt ist. Erst als ich einen sanften Druck auf meinem Arm spüre, der von seinem Daumen ausgeht, lenke ich meinen Blick von seinen Augen zu meinem Arm. Die Stelle um den Einstich hat sich lila verfärbt und ist etwas dick geworden. Ich verziehe leicht mein Gesicht und will meinen Arm aus seiner Hand lösen, doch direkt hält er ihn wieder fester fest und ich wimmere leise auf.
„Das machst du toll Lukas... Bitte halte still. Ein Arzt kommt gleich und schaut sich das an... entspann dich solange bitte...", murmelt Master Ilja und ich wende meinen Blick wieder auf ihn. Er klingt auch anders als sonst... Irgendwie gefasster. Oder müder... Immer noch lieb aber es hat einen leicht flehenden Unterton. Wieso bilde ich mir sowas ein? Er ist ein Master. Da ist er nicht so schwach, wie mein Kopf das gerade sagt... Er ist stark und lässt sich von niemandem etwas sagen, hat mein Leben in der Hand und kann es nach seinen Wünschen und Bedürfnissen gestalten.
Ich bringe nur ein leichtes Nicken zustanden und senke meinen Blick wieder. Er hat sich gewünscht, dass ich die Schmerzen aushalte, also muss ich es auch machen. Ich versuche mich so gut es geht zu entspannen und als er beginnt, mir über den Arm zu fahren gelingt es mir auch immer mehr. Mein Körper entspannt sich langsam Stück für Stück und ich schaue mich weiter in dem Zimmer um. Wo bin ich nur? Ist es wirklich ein Krankenhaus? Und wenn ja, bin ich noch in Deutschland oder doch in Frankreich?
Unsicher versuche ich mich an etwas zu orientieren, aber abgesehen von Master Ilja erkenne ich hier nichts wieder. Ich weiß nicht wie ich hierhergekommen bin und ich weiß nicht, wo hier ist. Als die Türe aufgeht zucke ich ein wenig zusammen und mein Blick liegt direkt auf ihr. Einen Moment bin ich erst einmal verwirrt. Ich kenne diesen Mann... Ja... Es ist der Arzt gewesen, der mir auch die Sonde verpasst hatte... Wie war noch einmal sein Name? Dr. Eber?
„Ach schön das Sie aufgewacht sind Herr Wolkow. Wie fühlen Sie sich?", fragt er und ich runzele meine Stirn. Herr was? Ich verstehe nicht genau was er meint und wirke auf ihn wohl ein wenig orientierungslos. „Keine Sorge, so etwas kann vorkommen. Erkennen Sie mich? Ich bin Dr. Meder, Ihr behandelnder Arzt.", stellt er sich noch einmal vor und ich erinnere mich. Stimmt, das war sein Name. Aber was meint er damit, dass sowas schon einmal vorkommen kann. „Jetzt lassen Sie mich aber bitte mal die Infusion richten... Die kann nicht so bleiben.", erklärt er und nähert sich mir. Ich weiche automatisch ein wenig zurück.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top