Chapter 13

Wieso war er einfach gegangen, so etwas machte man doch nicht einfach? Was sollte ich denn jetzt machen? Leicht verzweifelt setzte ich mich auf die große, prunkvoll gestaltete Treppe, die er zuvor nach oben gesprintet war. Sie befand sich mitten im Eingangsbereich und führte auf der einen Seite nach oben und auf der anderen nach unten.

Ob sich dort wohl der Keller befand, von dem er geredet hatte? Ich lehnte mich gegen das Geländer und legte den Kopf in den Nacken. 'Er wird wieder kommen. Er muss wieder kommen. Er wird dich nicht alleine lassen. Das würde er nicht machen, er wirkte doch so freun-'

Meine Gedankengänge wurden durch einen Schatten unterbrochen, der mich für kurze Zeit ins Dunkle stellte. Ich schaute mich nach demjenigen um, der sich zwischen mich und das Licht des an der Decke baumelnden Kronleuchters gestellt hatte. Ein Mädchen war gerade dabei die Treppen zu erklimmen. „Hey, warte mal", rief ich ihr hinterher. Sie drehte sich tatsächlich um und ich zuckte leicht überrascht zusammen.

Sie sah... anders aus. Ihr spitz zulaufendes Gesicht umrahmten pinke, lange Haare, die von hinten von der großen Kapuze ihres Pullis verdeckt wurden. Auf ihrer Nase saß eine etwas verrutschte riesige, runde Brille. Dem völlig im Kontrast stand ihr riesiger Oversize-Pulli, aus dem kaum ihre Fingerspitzen herauslugten. Wer sie wohl war?

Sie musste meines forschenden Blick bemerkt haben, denn ich sah, wie sich ihr hübsches Gesicht verkrampfte, als sie begann zu sprechen: „Hey, du bist bestimmt die Neue, oder?" Äh... „Ja, die bin ich wahrscheinlich? Kannst du mir kurz helfen?" „Ich wollte gerade zum Essen gehen, weil ich einen überdimensional großen Hunger hab." Ich blickte sie verzweifelt an. „Na gut, was ist?"

„Ich habe nur kurz eine Frage: Der Typ, der mich her gebracht hat-" „Ich weiß wen du meinst. Jeder hier weiß, dass er dich gerettet hat. Sein Name ist Alec." Oh, ich war gar nicht auf die Idee gekommen, ihn nach seinem Namen zu fragen. Alec... :Ja, auf jeden Fall hat Alec", ich stoppte kurz, um mir den Namen gut einprägen zu können, „gesagt, dass es hier Menschen gibt, die mir meine Fragen beantworten können."

„Ach und dafür hast du dir jetzt mich ausgesucht?" Sie bließ sich genervt eine Strähne aus dem Gesicht. „Tut mir leid...", murmelte ich und wollte mich gerade abwenden, weil sie sich schon ans Weiterlaufen gemacht hatte. Doch plötzlich ertönte ihre helle Stimme: „Ich kann dir zwar deine Fragen nicht beantworten, aber vielleicht willst du ja mitkommen zum Essen?" Auf meinen Lippen breitete sich ein Lächeln aus:

„Danke", rief ich ihr zu und stürmte die Stufen, die uns voneinander trennten, hoch und wollte sie umarmen. Doch sie streckte nur ihre Arme nach vorne, um mich auf Abstand zu halten. „Das bedeutet jetzt aber nicht, das ich dich mag verstanden?" „Ja, klar" Mir war gerade alles egal, Hauptsache ich war nicht alleine und bekam etwas zu essen. Meine Fragen konnten noch warten, denn meine anfängliche Panik hatte sich mit der Zeit gelegt.

„Wie heißt du eigentlich?", fragte ich sie neugierig. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie einen typisch amerikanischen Namen besaß, denn sie wirkte irgendwie... „Und hast du chinesische Wurzeln?", fragte ich im selben Moment, als sie mir antwortete: „Keira" Ihr Blick verdüsterte sich augenblicklich, als sie meine Frage gehört hatte. Sie beschleunigte ihren Gang und ich ging ihr schweigend hinterher.

„Koreanisch nicht chinesisch, das ist ein großer Unterschied!" Und dann sagte sie erst einmal gar nichts mehr, was mich nicht sonderlich störte, da ich damit beschäftigt war, die Unterschiede zwischen Chinesen und Koreanern ins Gedächtnis zu rufen. Doch ich konnte bei bestem Willen keine Verschiedenheiten feststellen. Schließlich sahen doch die meisten Asiaten gleich aus, oder etwa nicht?

Die Flure des Schlosses waren mit hohen Decken ausgestattet und wurden durch den Vollmond, der immer noch draußen zu sehen war, mit Licht durchflutet. Keira führte mich an den Treppen vorbei in einen großen Saal im Erdgeschoss. Hier standen lange Tischreihen, die bereits mit Tellern und Besteck zum Essen gedeckt waren. Keira ließ mich wortlos stehen und setzte sich weit hinten an einen der Tische. Da ich das Gefühl hatte, dass die Koreanerin mich lieber nicht, neben sich haben wollte, nahm ich am gegenüberliegenden Ende der festlich gedeckten Tafel nieder.

Nach und nach betraten immer mehr Menschen den Raum, davon sahen die meisten nicht viel älter aus als ich. Ein paar wenige beschränkten sich sogar auf das Alter von maximal zehn Jahren. Mir wurde augenblicklich unwohl, als ich bemerkte, wie viele von den Ankömmlingen in meine Richtung starrten. Das Starren an sich störte mich kaum, doch einige der Augenpaare wiesen das gleiche Leuchten auf, dass auch Alecs und meine Augen im Wald angenommen hatten.

Mein Blick richtete sich auf meinen Teller und weilte dort für eine ganze Weile. „Hey, das ist eigentlich mein Platz..." Ich drehte den Kopf zu der Person, die sich gerade darüber beschwert hatte, dass ich auf seinem Platz saß. „Oh, das wusste ich nicht. Tut mir leid" und war dabei aufzustehen, als ich wieder nach unten gedrückt wurde. „Bleib ruhig sitzen, das passt schon" Mit diesen Worten setzte sich ein großer, junger Mann auf den freien Platz neben mir.

„Hey, ich bin Logan und du bist?" Erwartungsvoll schauten mich zwei leuchtende Augen an. Doch merkwürdigerweise war mir sein Blick gar nicht so unangenehm, wie der der anderen hier. „Allison, ich heiße Allison." „Schön dich kennenzulernen, Allison." Ich wollte gerade etwas erwidern, doch in dem Moment wurde ich von einer lauten Stimme unterbrochen...

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Wenn ihr wissen wollt wie ich mir Keira vorgestellt habe, dann gebt bei Google, oder wo auch immer ihr sonst sucht, einfach 'korean girl pink hair' ein und ihr werdet es sehen. Ich wollte das Bild eigentlich oben einfügen, aber das ist wegen den Bildrechten schwierig.

Liebe Grüße, Julia

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