Ascendance

Tief durchatmend versuchte ich meine schnelle und hektische Atmung zu Beruhigen. Meinen Blick fest auf den Jungen vor mich gerichtet, umkreisten wir uns wie zwei Tiger die um ein Stück Fleisch kämpften. Fest auf seine Bewegungen Fokussiert, bemerkte ich schnell was er vorhatte, duckte mich unter seinem Tritt hindurch, vollführte schnelle Bewegungen und schlug ihn somit zu Boden. Meine Hände vor meiner Brust sinken lassend, drehte ich mich schief lächelnd zu Sensei Shiraz und verbeugte mich leicht. 'Wunderbar, meine Schülerin. Ich bin von deinen Beobachtungen sehr beeindruckt.', sagte er in ruhigem Ton während er den Jungen neben mir anstarrte. Ich nickte leicht und schielte leicht zu meinem Trainingspartner herüber. 'Und du, mein Schüler.', sagte er ruhig, während er ihn langsam umkreiste. 'Du lässt dich noch immer von Kleinigkeiten ablenken. Du Kämpft noch zu.. energisch. Versuche deine innere Ruhe zu finden und denke im Kampf nicht an das was passierte. Oder an das was passieren wird.', sagte Sensei Shiraz weiterhin ruhig während er sich wieder vor uns stellte.

'Nun dann, meine Schüler. Das war's für heute. Geht nach Hause, ruht euch aus. Morgen machen wir genau hier weiter.', beendete er die Trainingsstunden für heute und nickte uns zu, während wir uns vor ihm verbeugte. Seufzend lockerte ich meine Schulter und dehnte leicht mein Genick. 'Hey, Alexis. Das war wirklich gut.', sprach mich mein Trainingspartner von eben von der Seite an. Lächelnd drehte ich mich zu ihm. 'Danke. Du warst aber auch nicht schlecht.', belächelte ich ihn, verschränkte meine Arme vor meiner Brust. 'Ach, das war furchtbar. Ich werde niemals so gut wie du werden.', seufzte er niedergeschlagen. Tröstend legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. 'Hey, du bist erst seit ein paar Wochen dabei, Gavi. Ich mach das schon seid fast zehn Jahren. Das ist ein großer Unterschied.', lachte ich leise, während die anderen bereits dabei waren das kleine aber feine Dojo zu verlassen. 'Trainiere weiter und in ein paar Monaten bist du so gut wie Chappie.', deutete ich mit meinem Daumen hinter mich auf meine rothaarige Partnerin in Crime.

'Was? In ein paar Monaten?', lachte sie laut, schulterte ihre Tasche und kam zu uns herüber. 'In einem Jahrzehnt vielleicht. Aber niemals in ein paar Monaten.', lachte sie emotionslos weiter. Gavi vor mir lies traurig seine Schultern hängen. 'Du bist auch nicht gerade die beste, Chap.', grinste ich sie schief von der Seite an, worauf sie mit dem Zeigefinger auf mich zeigte und etwas erwidern wollte. Doch schienen ihr die Worte im Hals stecken geblieben zu sein. Schnaufend verließ sie Stampfend das Dojo und lies mich grinsend zurück. 'Komm schon Gavi. Geh nach Hause. Deine Mutter wartet bestimmt schon auf dich.', lächelte ich den Neuzugang aufmunternd an, stupste ihn einmal kurz mit der Schulter an und lief zu meiner Tasche. 'Danke, Alexis. Wir sehen uns morgen.', verabschiedete er sich, etwas besser gelaunt von mir, winkte mir noch einmal zu und verließ das Dojo.

Seufzend lies ich mich auf eine der Bänke an der Wand nieder, kramte meine Wasserflasche aus meiner Tasche heraus und trank einen kräftigen Schluck. Zurückgelehnt sah ich mich kurz in dem Dojo um. Es war nicht sehr groß, aber warum sollte man auch ein großes Haus besitzen wenn man die meiste Zeit nur alleine war? Sensei Shiraz war ein Mann älteren Alters. Wenn mich nichts täuschte war er um die fünfzig Jahre alt. Doch für sein Alter noch wahnsinnig gut in dem was er konnte. Er erzählte mir mal das er vor knapp siebzehn Jahren mit seinem damaligen Besten Freund von Japan nach Amerika zog. Warum sie dies taten verriet er mir nicht und um ehrlich zu sein wollte ich das gar nicht wissen. Wusste ich doch nur das der Clan seines Freundes zerstört wurde. Oder sagte man ausgelöscht? Kurz schüttelte ich meinen Kopf über diese Gedanken und lies meinen Blick weiter im Dojo umher schweifen.

Es war ein wunderschönes Dojo. Von der großen Fensterfront am Eingang die das meiste Licht spendete, war alles im Japanischen Stil eingerichtet. Mich nach vorne lehnend bestaunte ich den großen Bonsai Baum der eine wunderbar eingerichtete Ecke im Eingangsbereich bekommen hatte. Es standen hier und da einige Bambuspflanzen in prachtvollen Kästen verteilt im Raum. Etliche Bilder hingen an den Wänden, so auch eines von der Familie von Sensei Shiraz. Lächelnd stand ich auf und schlenderte gemütlich zu dem kleinen Schrein den der Meister in Gedenken an seine Lieben angebracht hatte. Zögerlich nahm ich eines der rosafarbenen Räucherstäbchen in meine Hand und entzündete dies. Sofort vernahm ich einen lieblichen Geruch der meinen Herzschlag sowie meine Nerven beruhigte. Ich schloss kurz meine Augen und konzentrierte mich auf den Duft der mich eine Zeit lang umhüllte. Langsam öffnete ich meine eisblauen Augen wieder und verbeugte mich vor dem Bild das auf dem kleinen Schrein stand.

Ein leises Klappern lies mich meine Ohren spitzen. Sofort drehte ich meinen Kopf nach rechts, sah Sensei Shiraz im Türrahmen stehen. Er beobachtete mich kurz ehe er mir ein Zeichen gab ihm zu Folgen. Schluckend folgte ich ihm die Treppen hinauf auf's Dach. Die Sonne war bereits untergegangen und einige Sterne leuchteten am Firmament. 'Alexis, ich möchte dir etwas zeigen. Etwas, das ich dir gerne beibringen möchte.', mit großen Augen sah ich ihn an, bestaunt sogleich, nachdem er das Licht angeschaltet hatte, das große Sandbecken. Hier und da hingen einige Windspiele in Form von Glocken, sogenannte Bonshó*. Auch waren einige Schilde aus dunklem Stahl angebracht.

Lächelnd sah ich mich kurz um, spürte jedoch den Blick meines Sensei's auf mir. 'Ich weiß das du eine gute Beobachtungsgabe hast. Doch wie sieht es mit deinem Gehör aus?', lächelte er mich leicht an. Immer wieder überraschte es mich ihn lächeln zu sehen. Während der Unterrichtsstunden war er immer der ernste und griesgrämige Mann der einem wahnsinnige Angst einjagen konnte. Doch waren wir beide alleine am Trainieren, brachte er manchmal ein lächeln zustande. 'Nun, ich denke mein Gehör funktioniert einwandfrei.', antwortete ich ihm schnell nachdem ich meine Gedanken abgeschüttelt hatte. 'Denkst du? Du beobachtest und siehst von wo der Klang meiner Stimmt kommt.', sagte er ruhig, während er um mich herum lief. 'Doch was passiert, wenn du dich in absoluter Dunkelheit befindest? Wie gut ist dein Gehör dann?', fragte er mich, blieb direkt vor mir stehen.

'Ich denke..', er unterbrach mich. 'Deine Feinde können sich auch Nachts anschleichen und dich in ein dunkles verlassenes Lagerhaus zerren. Es gibt keinerlei Lichtquellen, du hast nur die Geräusche um dich herum. Seien es deine Feinde die Lärm machen oder eine streunende Katze. Du musst diese Geräusche unterscheiden können.', er schloss kurz seine Augen, zog aus seinem Kimono ein Band heraus und hielt es vor mich. 'Versuchen wir dein Gehör in absoluter Dunkelheit zu verbessern.', sprach er, während er mir das Band um die Augen band. 'Ehm, Sensei ich will nicht unhöflich sein oder so aber ich sollte meinen Eltern Bescheid geben das ich noch etwas länger hier bin.', sprach ich nervös, schluckte hart als er den Knoten festzog. 'Ich habe ihnen bereits eine Nachricht zukommen lassen.', ich spürte seine Hand auf meiner Schulter.

Seufzend atmete ich kurz tief durch und nickte schließlich. 'Na gut. Ich vertraue euch, Sensei.', sagte ich demütig, verbeugte mich kurz obwohl er noch neben mit stand. 'Ich erwarte von dir das du zuerst nur auf meine Stimme achtest. Du stehst im Mittelpunkt des Daches auf dem wir uns befinden. Versuche dem Klang meiner Stimme zu folgen. Wenn ich 'Hier' sage, erwarte ich von dir das du genau hörst aus welcher Richtung ich dir zurufe. Filtere meine Stimme heraus, versuche all das andere um dich herum auszublenden.', erklärte er mir was ich machen sollte. 'Ich soll mich also zu ihnen drehen wenn sie 'Hier' rufen. Verstanden.', nickte ich und machte mich bereit.

Es war leichter gesagt als getan. Mein Gehör funktionierte zwar gut, doch mit all den anderen Geräuschen um mich herum, wie die vielen Autos auf der Straße, das Miauen einiger Katzen in der Gasse unter uns und sogar ein Baby konnte ich in einiger Entfernung schreien hören. All dies versuchte ich auszublenden, versuchte mich auf die Aura meines Sensei's zu konzentrieren. 'Hier!', rief er mir zu, drehte ich meinen Kopf sofort etwas nach links und drehte mich zu ihm. 'Sehr gut.', er stand noch sehr nahe. Das ganze ging etwa eine Stunde weiter, bis ich plötzlich einen Gong hörte. Auch hier schellte mein Kopf sofort zu der Geräuschquelle. 'Ich schlagt gegen die Glocken?', fragte ich ruhig, versuchte meine Konzentration nicht zu verlieren.

'Ich werfe. Metallkugeln.', sagte er ruhig von einem Platz aus, warf erneut eine Kugel gegen eine andere Bonshó. Auch hier schellte mein Kopf sofort in die Richtung aus der ich den Klang gehört hatte. 'Es wird langsam frisch. Wir sollten für heute aufhören.', sagte er ruhig, schien auf mich zuzukommen. Tief atmete ich durch, stellte mich locker auf beide Beine und nahm das Band von meinen Augen. Einen kurzen Moment blendete mich das Licht sowie der strahlend weiße Kimono meines Sensei's.

'Das war sehr gut, Alexis. Morgen machen wir genau hier weiter.', sachte legte er mir eine Hand auf die Schulter und ging nickend an mir vorbei. Lächelnd sah ich kurz in den Himmel, drehte mich schließlich um und folgte Shiraz ins innere des Gebäudes. Nach einer recht kurzen Verabschiedung verließ auch ich das Dojo und kehrte nach Hause zurück.


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