11
pov. Yoongi
Schweigend funkelte sich mich mit glasigen Augen an und ich starrte zurück. "Er tut nichts"; sagte ich behutsam. Erst als mein Blick leicht zur Seite schweifte, sah ich im Augenwinkel Taehyung, der wie versteinert vor der Kücheninsel stand. Mit offenem Mund schaute er mich tonlos mit seinen vor Nervösität funkelnden Augen an.
"Was wird das Yoongi?", wollte er wissen. "Was?", fragte ich monoton und tat so, als wäre nichts. Meiner Mutter etwich ein leises Lachen, mit welchem ich einstimmte.
"Du- mit wem hast du eben geredet?" Der Koreaner bemühte war sichtlich bemüht, seine Stimme fordernd zu lassen, aber das Zittern, welches er verkrampft unterdrückte entging mir natürlich nicht.
"Niemandem", hauchte ich, "Niemandem" Er lachte nervös. "Wieso schläftst du nicht"; fragte er dann misstrauisch. Ich zuckte nur mit den Schultern und bat ihn mit mir zu kommen. "Ich will dir etwas zeigen"; waren meine Worte, da schritt ich schon auf die hölzerne Tür neben der Küche zu, welche sich etwas hinter ein paar Küchenmöbeln versteckte. Mit einem belustigten Lächeln auf den Lippen fing ich an das Regal zur Seite zu schieben, was mir in kurzer Zeit auch schon gelang.
"Na?", fragte ich lachend, als ich den überraschten Blick des Schwarzhaarigen bemerkte. "D-das? Was ist da drin...?", stotterte er, was wirklich sehr ungewöhnlich war für den sonst so gelassenen und selbstsicheren Kim Taehyung.
"Ich zeigs dir. "
Taehyung nickte eifrig, als ich die Tür mit dem Schlüssel entsperrte und sie mit einem Knarzen aufging. Aufgeregt ging er hinter mir die Treppe, die sich hinter der von mir gut versteckt wordenen Tür befand hinunter. Tief in mir drin wusste ich, dass der Junge mehr Neugierde als Angst verspürte, das war typsich für ihn, vielleicht war das der Grund, dass ich es für unnötige Energieverschwendung hielt, ihn darüber zu informieren, was ihn erwarten würde.
Leise, gar lautlos gingen wir immer tiefer unter die Erde. Die Kälte die durch meine Klamotten drang und sich wie Krallen in meinen Körper bohrte konnte ich gar nicht mehr richtig ausmachen, so sehr hatten mich meine regelmässigen Besuche abgehärtet.
Vor einer klein geratenen Tür blieb ich schliesslich stehen, Taehyung nervös hinter mir. "Was ist das hier?", fragte er. Ich drehte mich grinsend zu ihm. "Alles, was ich brauche und immer haben werde. Alles, worauf ich stolzer bin, als es eine andere menschliche Seele auf dieser Welt sein kann." Seine Augen, die von der fast kompletten Dunkelheit umschlungen wurden, huschten über die übereinandergestapelten Kisten, die sich links und rechts von der Tür türmten.
Darin befanden sich Vorräte. Wenig Licht ging von einer ab und an flackernden Lampe aus, die über der Tür angebracht worden war.
"Ist das ein Schutzkeller?", fragte er prüfend und langte nach einer der Kisten. Empört schlug ich seine Hand weg und schüttelte beleidigt den Kopf. Das war nicht irgend ein Keller! Hier war das wichtigste in meinem Leben aufbewahrt!
"Wir sind jetzt Freunde oder?", fragte ich ihn. Er nickte und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Ich hatte nie Freunde", meinte ich nachdenklich und liess meine Finger an der stabilen Tür vor mir hoch und runterfahren. "Freunden kann man doch alles sagen nicht wahr?" Erneut nickte er und schaute mich mit schräg gelegtem Kopf an. Es schien, als würde er nur darauf warten, dass ich ihm mein Geheimnis erzählen würde.
"Ich finde ich sollte dir meine Familie vorstellen", lächelte ich ihn an. Er stimmte murmelnd zu, worraufhin ich mich wieder zu der Tür wandte.
Mit einem Ruck riss ich sie auf und leuchtete mit meinem Handy das von Dreck bedeckte Gesicht an, das vor meinen Füssen zum Vorschein kam. Erschrocken blinzelte der Junge und versuchte vom Boden aufzukommen, auf dem er gelegen hatte. Jedoch knickten seine dünnen arme ein, bei dem Versuch, sich hochzustemmen. Keuchend versuchte er es erneut und setzte sich vor mich auf den Boden. Mit glasigen Augen blickte er nach oben in mein Gesicht.
Seine Wangenknochen traten so brutal heraus, dass sofort klar war, das er schrecklich Untergewicht sein musste. Seine zitternden Finger, mit denen er sich links und rechts am Boden abstützte waren nur noch Haut und Knochen. So musste sein ganzer Körper aussehen, hätte man ihm die verlumpten Klamotten weggenommen, die er um den Leib gewickelt hatte um die enorme Kälte auszuhalten.
"Oh mein Gott" Schnell drehte ich mich nach hinten, wo Taehyung stand, die Hand ans Herz gelgt, den Mund weit geöffnet, mich mit Panik in den Augen anstarrend. Die Angst war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
Als Jungkook den Fremden erblickte schrack er zusammen und ging ein Stück nach hinten vor Angst. Gequält hustete er und schaute mich dann mit grossen Augen an. "Ich- ich hab so hunger", bettelte er mich an. Seuftzend verdrehte ich die Augen. "Vielleicht morgen", mit diesen Worten schlug ich ihm die Tür vor der Nase zu, wodurch sein letzter verzweifelter Schrei unterbrochen wurde.
Erschrocken starrte mich der Koreaner vor mir an. "Was tust du da?!", schrie er mich empört an, "verdammt, der Junge wird sterben wenn er nichts isst!" Verstört rannte Taehyung die Treppe nach oben und weiter in die Küche, wo ich ihn einholte.
"Was tust du mit ihm!? Das ist Kriminell, verdammt!", schrie er aufgelöst.
"Sei ruhig. Es ist alles gut. Beruhige dich.", war meine knappte Antwort, dann drückte ich ihn auf einmal mit der Hand auf seinen Mund gepresst gegen die Wand hinter ihm und schaute ihm tief in die Augen. Verzweifelt versuchte Taehyung nach Luft zu schnappen, erfolglos.
"Ganz ruhig", flüsterte ich.
Als ich Taehyung los liess, fiel sein Körper schlaff zu Boden und blieb dort reglos liegen.
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