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Aidan
Die Ergebnisse für die Prüfung waren raus. Und ich war absolut nicht überrascht, als ich neben meinem Namen die Worte Nicht bestanden lesen durfte. Meine Mutter würde sich freuen, für die Wiederholungsprüfung zahlen zu dürfen. Ich war auch nicht gerade begeistert, mich noch einmal durch den Prüfungsstoff quälen zu dürfen, weil ich befürchtete, dass das Ergebnis -in meiner momentanen Lebenslage-, nicht wirklich besser ausfallen würde.
Es war bereits zwei Wochen her, seit ich erfahren hatte, dass Addie schwanger gewesen war, und Beverly eine unvorstellbare Vergangenheit hinter sich hatte, und erwischte mich immer öfter bei dem Gedanken, dass mein Leben wesentlich einfacher gewesen war, bevor ich sie getroffen hatte. Mein Alltag war langweilig gewesen, aber strukturiert und relativ frei von Sorgen, die außerhalb meines Studiums stattgefunden hatten. Ich war jeden Morgen zeitig aufgestanden, hatte meinen Kaffee getrunken, war an die Uni gefahren, hatte meine Kurse besucht, war wieder nach Hause, hatte etwas gegessen, und mich bis in die Nacht hinein wieder in meinem Lernstoff vergraben. Ab und zu hatte ich Sport gemacht, oder etwas mit meinen Freunden unternommen.
Wie konnte ein einziger Mensch für eine hundertachtzig Grad Wendung in meinem Leben verantwortlich sein? Seit ich Beverly kannte, fuhren meine Gefühle nicht Achterbahn, sondern Gruselbahn, und mein Leben war wie ein Labyrinth im Horrorhaus. Und nicht die harmlosen Horrorhäuser, die ich als Kind in den Freizeitparks mit Addie besucht hatte, in denen sie immer zu weinen begonnen hatte, weil sie sich so gefürchtet hatte. Nein, ich rede von denen, die nur die Leute betreten, die schon in allen anderen Horrorhäusern waren, und sich vor nichts mehr erschrecken. Das Problem war nur, dass es am Ende eines solchen Hauses immer einen Ausgang gegeben hatte. Aber mein Leben beinhaltete keine Türe, durch die das Tageslicht schien, und über der in leuchtenden Großbuchstaben EXIT stand.
In den letzten zwei Wochen hatte sich an der derzeitigen Lage nämlich nichts Exit-haftes getan. Beverly wohnte wieder bei mir, und ich war mir nicht sicher, ob ich das gut, oder schlecht finden sollte. Mir gefiel es, keine Frage, aber die Tatsache, dass Chase nun einmal in derselben Wohnung wohnte, trug dazu bei, dass ich Beverly so lange wie möglich in meinem Zimmer unterbrachte. Zu meiner Überraschung aber, beachtete er sie nicht wirklich. Er warf ihr zwar hin und wieder grimmige Blicke zu, aber er redete nicht mit ihr, und er sprach auch nicht über sie. Er sprach generell nicht mehr sehr viel mit mir. Auch nicht mit Addie, denn meistens stand er morgens vor allen anderen auf, und verschwand. Entweder kam er mitten in der Nacht wieder, oder gar nicht. Er tat jedenfalls alles, um uns aus dem Weg zu gehen, und das setzte Addie zunehmend zu. Denn seit sie Trev die Sache mit Vaya erzählt hatte, war er nach Stanford gefahren, und nicht mehr zurückgekommen.
Addie versuchte sich widererwarten recht normal zu verhalten, aber ich durchschaute sie. Sie lächelte, um sich selbst einzureden, dass Trev bald zurückkommen würde, aber die Tatsache, dass sie nicht einmal ansatzweise so faul in der Gegend herumlungerte, wie sonst, war Beweis genug. Sie tat alles, um nicht an Trev denken zu müssen. Sie hatte jeden Tag der Woche im Myway gearbeitet, war nur in der Wohnung herumgelaufen, hatte sich in ihren Unisachen vergraben, aber kein einziges Mal in ihren Novellen oder Romanen. Hamlet musste bereits eine Staubschicht, wie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen, haben.
„Was lernst du?" Ich zuckte zusammen und mein Blick schnellte zu Beverly. Sie lag auf meinem Bett, die Augen halb geschlossen. Bis vor wenigen Sekunden hatte sie noch geschlafen. Wie gesagt: Solange Chase hier war, würde ich Beverly so lange es ging bei mir behalten. Und wenn das hieß, dass sie in meinem Bett schlief, während ich lernte, dann hieß es das. Ich wusste was in Beverlys Bar vorgefallen war, und woher sie die hauchdünne Narbe an ihrem Hals hatte. Sie hatte es mir erzählt.
„Synaptische Transmission." Das war gelogen. Ich hatte gar nicht gelernt. Erst war ich zu sehr damit beschäftigt gewesen, die schlafende Beverly zu ignorieren, und dann hatten sich meine Gedanken wieder in den aus Problemen geknüpften Netzen verfangen. Langsam fielen ihr wieder die Lider zu.
„Lies was vor", murmelte sie verschlafen. Ich war kein guter Vorleser, das hatte Addie als Kind immer gesagt. Nur konnte ich Beverly ohnehin nichts abschlagen.
„Im Ruhezustand sammeln sich mit Neurotransmittern gefüllte Vesikel an der präsynaptischen Membran. An der präsynaptischen Membran gibt es viele spannungsgesteuerte Calciumkanäle. Bei Eintreffen eines APs in einem Endknöpfchen einer axonalen Endigung, öffnen sich diese Calciumkanäle und Ca2+ -Ionen strömen ins Innere des-"
„Sprichst du überhaupt noch meine Sprache?" Amüsiert stieß ich den Atem aus, und lehnte mich wieder zurück. Beverly richtete sich verschlafen auf, streckte sich, gähnte einmal herzhaft, und griff hinüber zu meinem Schreibtisch, um sich das Buch auf den Schoß zu ziehen. Sie schob ihren Zeigefinger zwischen die aufgeschlagenen Seiten und blätterte das Buch durch. An manchen Stellen hielt sie kurz inne und ihre Augen überflogen die kleingedruckten, recht trockenen Texte.
„Danke. Du hast mich eben daran erinnert, warum ich nie studieren werde", meinte sie, und legte das Buch aufgeschlagen wieder auf den Schreibtisch.
„Du willst nicht studieren?"
„Wozu? Du sitzt drei Jahre in einem Raum, voller Leute, die du Kollegen oder sogar Freunde nennst, die dir aber irgendwann den Arbeitsplatz streitig machen werden. Und wer weiß, vielleicht stirbst du mit fünfundzwanzig und hast nie gelebt, sondern deine Nase jahrelang nur in ein Schulbuch gesteckt, für nichts und wieder nichts."
„Du bist ganz schön pessimistisch."
„Hab ich doch gesagt." Sie blinzelte mich unschuldig an, und ein Schmunzeln tanzte um ihre Lippen.
„Dann musst du dir eben eine Ausbildung suchen, die dir Spaß macht."
„Ich kann dir sagen was mir Spaß macht, aber es hat leider nichts mit der Konversation vieler fremder Menschen auf engem Raum zu tun, oder einem Dozenten, der denkt zu wissen, wie das Leben läuft, weil er zweimal geschieden ist, und Unterhalt für ein Kind zahlt, das seinen Vermutungen nach nicht einmal sein eigenes ist." Amüsiert verschränkte ich die Arme hinter dem Kopf, drehte mich auf meinem Stuhl hin und her, und überlegte wann Beverly so unfassbar zynisch geworden war.
„Also, mein Mathematikprofessor an der Uni ist ein einunddreißigjähriger Mann, glücklich verheiratet, zwei Kinder, lässt seine Schüler zum Einstieg der Stunde mit ihm über das Leben philosophieren, und sein Lieblingsspruch, wenn ich mich verrechne, ist: Wenn ich sage was ich glaube, dann weiß ich was ich denke." Jetzt war es an Beverly zu lächeln. Ich beugte mich nach vorne und stützte meine Ellenbogen auf meinen Knien ab. „Du zeichnest gerne, was ist mit Kunstgeschichte?"
„Zu langweilig."
„Völkerkunde?"
„Zu anstrengend."
„Maklerin, damit du dein Haus los wirst?"
„Zu... zu viel Verantwortung und Papierkram."
„Wie wär's wenn du zu einer dieser optimistischen Meditations-Tanten wirst, die versuchen Leuten den Sinn des Lebens näher zu bringen?" Beverly zog eine Augenbraue hoch, und sah mich mit ihrem Dein-Ernst Blick an, bevor sie zu lachen begann.
„Wenn ich den Sinn des Lebens zwischen den Trümmern meiner Vergangenheit tatsächlich jemals finden sollte, weiß ich mit Sicherheit besseres damit anzufangen, als ihn an melodramatische, geschiedene Mütter, mittleren Alters weiter zu geben."
„Melodramatische geschiedene Mütter, mittleren Alters mit einem Dozenten als Ex-Mann, der Trottel genug ist, um Unterhalt für ein Kind zu zahlen, das nicht seins ist?"
„Du hast es erfasst", lachte sie, und ich stimmte mit ein. Immer noch lächelnd warf ich einen Blick auf die Uhr. Es war bereits kurz nach eins, und draußen war es stockdunkel, also klappte ich das Buch zu, und versuchte meine Notizen ein wenig zu ordnen. Größtenteils, weil ich meine Hände beschäftigen musste. Ich konnte in Beverlys Nähe zwar wie ich selbst reden, und denken, aber das hieß nicht, dass mich ihre Anwesenheit nicht nervös machte. Und Lachen, gefolgt von unausweichlicher Stille, war das Schlimmste. Normalerweise liefen unsere Gespräche auch genau auf mindestens einen solchen Moment hinaus, sofern sie nicht eine schlimmere Richtung einschlugen, und Geheimnisse lüfteten, die vielleicht besser im Dunkeln geblieben wären. Doch heute hatte Beverly offenbar andere Pläne.
„Hast du schon mit Addie geredet?"
Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste nicht wie, und ob ich das Thema hätte ansprechen sollen. Genau genommen ging es mich nichts an. Gleichzeitig war ich mir aber sicher, dass es Addie besser gehen würde, zu wissen, dass ich davon wusste, ohne dass sie es würde aussprechen müssen.
„Ich versteh das nicht." Beverly zog die Augenbrauen zusammen.
„Was denn?"
„Ich will Trev wirklich nicht verurteilen, aber du kannst mir nicht erzählen, dass die Art wie er mit Addie umgeht in Ordnung ist. Er merkt doch, dass es ihr nicht gut geht, warum geht er einfach?"
„Er glaubt eben nicht an diesen ganzen übernatürlichen Kram."
„Du rechtfertigst sein Verhalten damit?"
„Ja." Das tat ich. Ich kannte Trev. Er war kein schlechter Mensch. „Er braucht mehr Zeit, um das zu akzeptieren."
„Zeit, die seine Freundin nicht hat."
„Du weißt schon, dass du dir selbst widersprichst, oder? Ich dachte wir sollen uns von Addie fernhalten."
„Sollt ihr, aber ihr sollt sie nicht alleine lassen."
„Er lässt Addie schon nicht allein." Ich lehnte mich wieder zurück und betrachtete Beverly. „Du kennst Trev doch gar nicht." Ich hatte mir vorgenommen, nicht mehr wütend auf Beverly zu werden, wenn sie meine Freunde genauer unter die Lupe nahm, aber das fiel mir schwer, wenn sie voreilige Schlüsse zog, ohne zu wissen, wovon sie redete.
„Erstens gibt er mir keinen Grund ihn näher kennenlernen zu wollen, und zweitens gibt er mir keine Chance."
„Trev ist vorsichtig, wenn es um Menschen geht, die er nicht kennt, und die plötzlich so nahe an seinem eigenen Leben dran sind."
„Ach, und wie oft passiert das?" Gut, jetzt hatte sie mich erwischt. Ich sagte einen Moment nichts.
„Wie kann es sein, dass Chase versucht dich umzubringen, und du Trev weniger zu mögen scheinst?"
„Chase hat seine Gründe."
„Nachvollziehbare und Rationale?"
„Für ihn schon." Sie zuckte mit den Schultern.
„Trev hat auch seine Gründe."
„Welche denn bitte?", lachte sie verachtend. „Ich habe ihm nichts getan. Wir haben noch nicht einmal jemals wirklich direkt miteinander gesprochen."
„Das ist ja das Problem. Du bist eine Fremde für ihn."
„Er scheint das aber auch nicht wirklich ändern zu wollen."
Ich atmete angestrengt aus. Ich wollte nicht ständig von Beverly in eine Position gedrängt werden, in der ich gezwungen war meine Freunde zu verteidigen, und ihr Verhalten zu rechtfertigen.
„Trev hat eine schlimme Vergangenheit hinter sich." Seit ich wusste, was Beverly passiert war, ging ich mit dem Begriff „schlimme Vergangenheit" eher vorsichtig um. Wir hatten nicht mehr über das geredet, was sie mir erzählt hatte, und ich glaubte auch nicht, dass sie gebannt darauf hoffte, ich würde das Thema erneut anschneiden. Aber sie versuchte auch nicht mehr es zu umgehen.
Ein Teil von mir wünschte sich, sie hätte es mir nicht erzählt. So sehr ich auch versuchte, sie nicht als einen anderen Menschen zu sehen, so sah ich ihre Vergangenheit in allem was sie tat, obwohl ich noch nicht einmal wusste, was genau passiert war. Sie war nicht mehr nur das Mädchen mit dem Dämon, sondern sie war das Mädchen, das als Kind entführt worden war, und schreckliches hatte durchstehen müssen. Sie war dieselbe, aber jetzt wusste ich Bescheid, und das änderte sie in meinen Augen. Wie oft traf man schon auf einen Menschen, der so etwas wie eine Entführung erlebt hatte? Vermutlich war auch das ein Grund, warum ich Beverly nicht mehr darauf ansprach. Ich hatte einfach keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte, also ignorierte ich es weitestgehend.
„Beverly-wurde-entführt-und-drei-Jahre-festgehalten-schlimm?", fragte sie. Nicht spöttisch, sondern vollkommen ernst. Ich wusste nicht, ob man eine „schlimme Vergangenheiten" nach Schrecklichkeitsgrad anordnen konnte. Vor allem war ich weder in Beverlys, noch in Trevs Kopf, als dass ich hätte beurteilen können, wer schlimmeres durchgemacht hatte.
„Er wurde nicht entführt, aber sein Vater hat ihn und seine Mutter jahrelang misshandelt. Physisch und psychisch. Trev hat mitangesehen, wie sein Vater seine Mutter umgebracht hat. Als ich ihn kennengelernt habe war Trev ein psychisches Wrack." Auch wenn ich erst Jahre später erfahren hatte, warum. „Es ging ihm erst besser, als er sich mit mir, Chase und Addie angefreundet hat. Und wirklich gut geht es ihm, seit er mit Addie zusammen ist."
„Was ist mit seinem Vater passiert?"
„Er sitzt seit Jahren in einem Bundesgefängnis in New York fest und vegetiert vor sich hin. Ich glaub im FCI Ray Brook. Trevs größte Angst ist, dass sein Vater irgendwann wieder raus kommt."
„Will er deswegen Anwalt werden?"
„Er will eigentlich Richter werden", korrigierte ich. Gefragt, wieso er Richter werden wollte, hatte ich jedoch noch nie. Vielleicht hatte es tatsächlich etwas mit seinem Vater zu tun, vielleicht aber auch nicht. Dass es ihm lediglich ums Auslassen seines Ärgers und Frustes gegenüber seines Vaters ging, bezweifelte ich dennoch.
„Okay, ich verstehe, dass seine Kindheit bestimmt nicht leicht war, aber warum mag er mich nicht? Was habe ich damit zu tun?"
„Addie ist der Mensch, dem er am meisten vertraut. Du bist momentan der größte Keil zwischen ihm und Addie." Beverly zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Dem Dämon wird er nicht die Schuld geben, so weit ist er noch nicht. Also gibt er sie dir. Ist doch ziemlich naheliegend."
„Es ist bescheuert", gab Beverly zurück, aber sie klang nicht mehr ganz so aufgebracht. Sie legte sich wieder hin, und kuschelte sich unter meine Decke. Ich lächelte sie müde an.
„Weißt du, es gab eine Zeit, da war dieses Bett mein Bett."
„Jetzt nicht mehr", gähnte sie, und schlang ihre Arme um das Kissen.
„Du wirfst mich also aus meinem Zimmer?"
„Wann habe ich das denn angedeutet?" Sie rutschte an die Wand. „Ich kann mich dünn wie einen Zahnstocher machen, wenn du willst." Ich war mir nicht sicher, ob sie scherzte. Sie sah mich an. „Ich will heute nicht alleine sein." Oh Gott, sie meinte es ernst.
Okay, kein Grund zur Panik. Atmen nicht vergessen, Aidan, atmen.
Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Klar, das Offensichtliche wäre gewesen, mich einfach neben sie zu legen, und zu schlafen. Nur fürchtete ich einen Herzstillstand. Und Beverly fände es sicherlich nicht so toll, neben einer Leiche aufzuwachen.
Stell dich nicht so an, um Himmels Willen. Sie wäre nicht das erste Mädchen, mit dem du im selben Bett liegst.
Aber vielleicht das letzte...
Oh Gott, je länger ich nichts tat, desto unangenehmer wurde die Situation. Davor drücken hätte ich mich kaum können, ohne ihr einen falschen Eindruck zu vermitteln. Und eigentlich wollte ich mich nicht davor drücken. Nur wollte ich Beverly meinem Herz einfach nicht zumuten. Auf vielen Ebenen.
Ihr seid Freunde. F.R.E.U.N.D.E. Freunde können im selben Bett schlafen, ohne dass einer von beiden einen Nervenzusammenbruch erleidet.
„Ich beiße nicht", schmunzelte sie. Toll, mach es vielleicht noch offensichtlicher, du Idiot.
Also schaltete ich die kleine Lampe auf meinem Schreibtisch aus, und legte mich mit klopfendem Herzen auf das Bett, etwa an den äußersten Rand.
„Und so wirst du auch nicht unter die Decke passen." Ich konnte die Belustigung in ihrer Stimme deutlich hören. Um ehrlich zu sein, war mir ohnehin warm genug, weil allein die Tatsache neben ihr zu liegen, meinen ganzen Körper in Flammen zu setzen schien, aber sie hatte recht. Ich benahm mich wirklich lächerlich, und ich konnte mich nicht daran erinnern, schon jemals ein solches Drama aus so einer Situation gemacht zu haben. Immerhin war ich nicht in Beverly verliebt. Zumindest redete ich mir das immer noch ein.
Sie hob die Decke ein Stück an, und ich rutschte darunter, immer noch bemüht den größtmöglichen Abstand zu halten. Trotzdem waren sich unsere Gesichter so nahe, dass ich ihren Atem spüren konnte. Ich war ihr noch nie so nahe gewesen. Und jetzt wusste ich auch wieder warum. Die Gefühle, die sie in mir auslöste, waren einfach untragbar. Sie lagen wie tonnenschwere Gewichte auf mir, die ich nicht von mir drücken konnte.
„Kann ich dich was fragen?", flüsterte sie.
„Hast du grade."
„Was anderes natürlich." Ja. Fragen sind gut. Die lenken mich davon ab, dass du unfassbar gut nach Beverly riechst. "Wie fühlt es sich an, wenn man verliebt ist?" Tolle Ablenkung, wirklich.
„Warum fragst du?" Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, und ich konnte sehen, dass sie mit den Schultern zuckte.
„Ich war noch nie verliebt. Und woher soll man dann wissen, dass man verliebt ist, oder wie es sich anfühlt?" Die Frage war eher warum wollte sie das wissen? Ich musste unweigerlich an Tony denken, auch wenn ich mir sicher war, dass es hierbei nicht um ihn ging.
„Wie kommst du darauf, dass ich dir eine Antwort geben kann?"
„Warst du schon mal verliebt?" Ich beginne es anzuzweifeln. Ich war zwar schon in zwei Beziehungen gewesen, aber war ich wirklich verliebt gewesen, wenn Beverly so viel stärkere Gefühle aus mir herausholen konnte? Du bist nicht verliebt in sie!
„Weiß nicht", antwortete ich vage.
„Wie kann man das denn nicht wissen?" Indem man jemanden namens Beverly Anderson trifft, und Gefühle fühlt, die man davor nicht kannte.
„Viele Menschen reden von Schmetterlingen im Bauch", gab ich zu bedenken.
„Was ist mit Hornissen im Bauch?"
„Klingt ungesund." Beverly entfuhr ein leises Lachen. Dann wurde es still. Zu still. Es wurde so still, dass ich fürchtete, sie könne meinen Herzschlag hören, und bemerken, dass er etwa doppelt so schnell war, wie bei einem normalen Menschen. Plötzlich beugte sie sich zu mir.
Was passiert hier?! Mein ganzer Körper spannte sich an, und ich hielt die Luft an. Ich spürte ihren warmen Atem auf meinen Lippen, bevor sie ihre vorsichtig auf meine legte. Aber nur für eine Sekunde, dann zog sie sich wieder zurück, legte ihren Kopf aufs Kissen, und sah mich stumm an.
Was ist gerade passiert?!
„Gute Nacht", wisperte sie, während ich unfähig war mich zu bewegen. Was zum Teufel war gerade passiert? Hatte ich geträumt? Ich musste halluziniert haben. Das konnte nicht passiert sein. Das konnte sie doch nicht machen. Mich einfach küssen und dann im Begriff sein, einzuschlafen. Das sollte verboten werden! Gute Nacht, hatte sie gesagt. Ja, ha ha.
Ich war wie paralysiert. Ich konnte nichts weiter tun, als hier zu liegen, mit pochendem Herzen, und Beverly dabei zuzusehen, wie sie allen Ernstes eingeschlafen war. Ohne, dass sie wusste, dass ich mich soeben endgültig in sie verliebt hatte.
~~ ~~
Offenbar hatte ich es doch hinbekommen einzuschlafen. Doch sobald ich am nächsten Morgen aufwachte, begann mein Herz wieder zu rasen, noch bevor ich meine Augen geöffnet hatte. Vielleicht hatte ich nur geträumt. Mutig schlug ich die Augen auf. Mein erster Blick fiel auf die Uhr, auf meinem Schreibtisch. Es war bereits elf, aber da Sonntag war, musste ich nicht an die Uni. Ich atmete tief durch, und wagte es neben mich zu linsen. Beverly lag wirklich neben mir. Mit dem Gesicht zur Wand, und allem Anschein nach, schlief sie noch immer tief und fest.
Vorsichtig schälte ich mich aus der Bettdecke, und schlich aus dem Zimmer. Im Wohnzimmer saßen Addie und Trish auf der Couch und sahen mich fragend an, als ich die Türe lächerlich vorsichtig hinter mir schloss, und erleichtert aufatmete.
„Was machst du denn hier?", fragte ich Trish, um von mir abzulenken. Sie zog die Augenbrauen zusammen.
„In dieser Wohnung leben drei Menschen, die mir sehr am Herzen liegen, und du fragst, wieso ich an einem Sonntag vorbeischaue, um diese Menschen zu besuchen?" Ich räusperte mich, und ging zur Kaffeemaschine, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Zu verdächtig.
„Was ist mit dir los?", fragte Addie. Ich drehte mich zu ihr.
„Gar nichts."
„Ich kann hören, dass du lügst", trällerte Trish amüsiert, und sah dabei auf ihr Handy. Addie warf mir abwartende Blicke zu.
„Das ist eine unfaire Frage", meinte ich anklagend. „Im Leben eines Menschen ist nun einmal immer etwas los." Addie und Trish sahen einander vielsagend an, bevor sie sich wieder zu mir drehten. Einige Sekunden, weigerte ich mich nachzugeben, doch dann gab ich mich geschlagen.
„Na schön. Vielleichthatbeverlymichgeküsst", sagte ich so schnell und undeutlich ich nur konnte. Zwecklos.
„Was?!", stieß Addie ungläubig aus, während Trish nur mit einem amüsierten: „Vielleicht?" antwortete.
„Nicht so laut!", zischte ich, und ging zu den beiden.
„Sie hat dich geküsst?"
„Vielleicht?"
Ich rollte mit den Augen. „Ich hab lange gelernt, es wurde spät, und ich war müde, vielleicht habe ich es nur geträumt."
„Du träumst also davon, dass Beverly dich küsst", zog Trish mich auf, und ich fand, dass ein Traum viel seltsamer gewesen wäre, als die Realität. Die Türe meines Zimmers ging auf, und Beverly trat heraus. Danke, Universum.
„Morgen", sagte Addie gut gelaunt.
„Morgen", gab Beverly verschlafen zurück.
„Morgen!", rief Trish breit grinsend. Beverly sah unsicher zwischen Addie und Trish hin und her. Sie schien nicht recht zu wissen, was sie von den Reaktionen der beiden halten sollte. Vielleicht hatte ich ja doch nur geträumt. Sie ging in die Küche, und holte sich einen Coffee-to-go Becher, und füllte ihn mit Kaffee. Sie hasste Kaffee. Addie tippte mich an.
„Bruderherz", lächelte sie scheinheilig. „Möchtest du mir noch einen Kaffee bringen?"
„Ich möchte dich gerne umbringen", knurrte ich leise, und nahm ihr die Tasse aus der Hand. Ich bemühte mich unauffällig langsam zur Kaffeemaschine zu gehen, vor der immer noch Beverly stand, aber sie hielt die Kanne immer noch in der Hand, als ich ankam. Ohne mich anzusehen, reichte Beverly sie mir, wobei sich unsere Hände kurz berührten, und sie zurückzuckte, als hätte sie sich verbrannt, was dazu führte, dass die Kaffeekanne aus meiner Hand rutschte und auf dem Boden landete.
„Tut mir leid", sagte Beverly schnell, und griff nach einem Tuch, während ich das Küchenpapier nahm.
„Nein, war meine Schuld." Wir bückten uns gleichzeitig, um den Kaffee aufzuwischen. Wir waren viel zu hektisch, und unsere Köpfe stießen gegeneinander. Erst küsste sie mich, und dann wollte sie mir eine Gehirnerschütterung verpassen.
„Ich mach das schon", meinte ich, während ich mir die Stirn rieb. Noch peinlicher konnte es jetzt auch nicht mehr werden oder? Ich war schnell fertig, weil nicht mehr viel Kaffee im Behälter gewesen war, und die Kanne auch nicht zerbrochen war. Nachdem ich fertig war, reichte ich meiner Schwester einfach meinen Kaffee. Das Adrenalin, das durch meinen Körper rauschte, war definitiv aufweckender, als jeder Kaffee, den ich hätte trinken können.
„Oh Gott, das war ja zum Fremdschämen", flüsterte Trish mir zu, woraufhin ich ihr auf die Schulter haute, und sie zu kichern begann.
„Ich muss was erledigen", sagte Beverly flüchtig, und schlüpfte in ihre Schuhe und in die Jacke.
„Okay."
„Kann dauern."
„Gut", sagte ich, bevor mir bewusst war, was ich eben gesagt hatte. „Ich meine, nicht gut, dass es dauert." Aidan. "Nur gut, dass du weggehst." Aidan! "Ich meine... gut. Ja. Du kommst später." Ich fühlte mich schlapp. Jetzt hätte es nicht mehr peinlicher werden können.
Beverly nickte, lächelte nervös und verschwand aus der Wohnung. Ich stieß erleichtert den Atem aus, stützte meine Arme auf der Sofalehne ab, und ließ den Kopf hängen. Gut, dass du weggehst? Wieso?
„Wow. Das war ja mal peinlich", meinte Addie, und sah an mir vorbei auf die geschlossene Türe.
„Vielleicht wäre es weniger peinlich gewesen, wenn ihr zwei uns nicht wie Aasgeier angestarrt und darauf gewartet hättet, dass es peinlich wird", entgegnete ich schroff.
„Jetzt schieb' s nicht auf uns", lachte Trish.
„Es ist nicht unsere Schuld, wenn ihr euch wie rohe Eier behandelt."
„Du brauchst gar nicht reden." Ich zeigte warnend auf Addie. „Du und Trev wart auch nicht besser." Ich seufzte und ging um die Couch herum, um mich zwischen den beiden fallen zu lassen.
„Aber jetzt mal ehrlich", begann Trish, und sah mich an. „Küsst du wirklich so schlecht, dass ihr euch jetzt wie fünfzehnjährige benehmen müsst?"
„Schlecht?" Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Ich hatte nicht einmal die Gelegenheit sie zurück zu küssen. Dafür war es viel zu kurz. Zählt es überhaupt zu einem Kuss?"
„Lagen eure Lippen aufeinander?", hakte Addie nach.
„Irgendwie schon."
„Na, dann kann es kein Kuss gewesen sein." Sie schüttelte übertrieben ernst den Kopf, brach aber schon Sekunden später wieder in Gelächter aus. Ich ließ meinen Kopf in den Nacken fallen.
„Also wenn es wieder so peinlich wird, wenn sie zurückkommt, dann zieh ich zu dir ins Zimmer, solange Trev nicht da ist."
„Das machte es auch viel weniger peinlich." In Addie's Stimme lag so viel Belustigung, dass ich selbst kaum ernst bleiben konnte. Die Türe zu Chase Zimmer ging auf.
„Was macht was weniger peinlich?", fragte er, und schlurfte verschlafen in die Küche. Ich warf Addie einen warnenden Blick zu, aber sie war schon dabei die nervige kleine Schwester zu spielen.
„Beverly hat Aidan geküsst." Chase drehte sich zu mir. Er sah aus, als hätte ihm jemand in den Kaffee gespuckt, den er eben frisch aufsetzte.
„Igitt!" Er schüttelte sich. „Pass bloß auf, sonst kriegst du noch Papillomviren, oder Syphilis, oder sonst was widerliches, was du nicht willst. Ein Kind zum Beispiel." Ich merkte, dass Addie sich beinahe an meinem Kaffee verschluckte, und versuchte es mit einem Lacher zu kaschieren, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, Chase böse Blicke zuzuwerfen.
„Und was für ein Repertoire an Geschlechtskrankheiten hast du da unten? Halt warte, ich will es gar nicht wissen."
„Ich hab keine Geschlechtskrankheiten." Er drehte sich um, um die letzte Flasche Wodka vom Regal zu nehmen. „Glaub ich zumindest."
„Woll'n wir's hoffen, nicht dass dich Trish demnächst aus ihrem Bett schmeißt." Diesmal verschluckte Addie sich wirklich, und gab sich auch nicht die Mühe das zu verbergen. Trish setzte sich erschrocken auf, und sah mich ungläubig an. Aber das war nichts im Vergleich zu den Blicken, die mir Chase zuwarf.
„Du verdammtes Arschloch."
„Halte du dich aus meinem Scheiß raus, dann halte ich mich aus deinem raus", knurrte ich, und sah Chase herausfordernd an. Wow, was ist heute mit dir los, Aidan?
„Du und du", sagte Addie fassungslos und sah zwischen den beiden hin und her. Trish blickte stumm zurück und auch Chase antwortete nicht, sondern trank einen Schluck Wodka direkt aus der Flasche.
Die Wohnungstüre wurde geöffnet, und ich erwartete halb dass Beverly zurückgekommen war, aber Trev kam herein. Wunderbar, der Rat der Gestörten ist wieder vollständig. Dass die Stimmung mehr als angespannt war, bemerkte er sofort, und sah uns der Reihe nach fragend an, während er seinen Rucksack von der Schulter gleiten ließ.
„Was ist los?", fragte er misstrauisch. Wenn Addie nicht gerade erfahren hätte, dass ihre beiden besten Freunde ein Verhältnis miteinander hatten, dann wäre sie vielleicht auch ein bisschen erfreuter gewesen Trev nach fast zwei Wochen wieder zu sehen. Aber somit ignorierte sie ihn, und wandte sich wieder dem eigentlichen Thema zu, das für sie augenscheinlich nicht abgeschlossen war.
„Warum habt ihr nichts gesagt?", fragte sie wütend, schien die Frage dabei aber eher an Chase zu richten. Keiner der beiden gab eine Antwort. „Hallo?"
„Weil solange mein Schwanz nicht tatsächlich in dir steckt, es dich einen Scheiß angeht, wo er sich die übrige Zeit befindet."
Addie stieß ungläubig den Atem aus und ich fuhr herum. „Spinnst du, so mit ihr zu reden?"
„Was hast du gerade zu ihr gesagt?", fragte Trev fassungslos, aber der Schock wurde schnell von Wut abgelöst.
„Trev!", sagte Addie halb warnend, aber er ging bereits mit schnellen Schritten auf Chase zu und stellte sich so nahe vor ihn, dass ich die Schlägerei schon fast spüren konnte. Mir hätte es um ehrlich zu sein nichts ausgemacht. Ich hatte Chase ohnehin schon zu viel durchgehen lassen, und wäre ganz froh gewesen „Chase eine verpassen" von meiner To-Do-Liste streichen zu können. Und noch froher wäre ich gewesen, wenn ich nicht mit einer geschwollenen Hand meine Notizen würde durcharbeiten müssen, sondern Trev mit einem Beutel gefrorener Erbsen dasitzen würde. Er hatte auch etwas in der Art verdient, nachdem er sich zwei Wochen aus dem Staub gemacht hatte. Und mir gehörte im Grunde auch eine verpasst, wenn ich mir karmische Gerechtigkeit für meine Freunde wünschte.
„Wenn du noch einmal so mit Addie redest-"
„Dann was?"
„Dann kannst du deinen Schwanz künftig in deinem Arsch suchen", knurrte er. „Du bist wirklich ein beschissener bester Freund."
„Was willst du machen? Dich mit mir prügeln?"
„Denkst du, ich trau mich nicht?"
„Okay, okay, das reicht." Trish stand auf. „Auseinander ihr Alphamännchen." Sie ging auf die beiden zu.
„Halt dich da raus", sagte Trev, ohne seinen Blick von Chase abzuwenden. Trish legte eine Hand auf seine Brust.
„Nein, ich versteh schon. Wir alle haben es verstanden." Sie begann Trev langsam aber bestimmt von Chase wegzuschieben. „Addie gehört dir, und wenn ihr jemand blöd kommt, wirst du vom familienfreundlichen Golden Retriever zum kampfreifen American Pitbull Terrier." Mir entging nicht, dass sie von Addie, wie sie es im Zusammenhang mit Trev oft zu tun pflegte, wie von einem Gegenstand sprach. „Und jetzt auseinander, denn wenn ihr eine Schlägerei anfangt, muss ich dazwischen gehen, und dann verliert ihr."
„Denkst du, dein kleiner Dämon kann mich beeindrucken?", fragte Chase, fast herausfordernd, aber Trish ließ sich davon nicht provozieren.
„Nein, aber ihr zwei schlagt keine Frauen, womit ich automatisch gewonnen hätte. Hinsetzen." Sie schob den angespannten Trev auf die Couch neben Addie, die Chase ziemlich traurig ansah. Oder war es Enttäuschung?
„Und du kommst jetzt mit", meinte Trish dann im Erzieherton und zeigte erst auf Chase und dann auf die Wohnungstür. „Wir müssen reden."
Er schnaubte, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Spinnst du? Ich bin doch keine zehn."
„Dann benimm dich doch zur Abwechslung auch mal so." Ihre Stimme klang kalt, und Chase gab nach.
„Wenn er so weiter macht, bring ich ihn noch aus Versehen um", knurrte Trev, als Trish und Chase auf dem Flur waren. Ich konnte ihre aufgebrachten Stimmen hören, konnte aber nicht verstehen, was sie sagten.
„Ich mach es vielleicht mutwillig", entgegnete Addie, und starrte in meine Kaffeetasse. Trev sah sie an, als hätte er für einen Moment vergessen, dass sie überhaupt da war. Dann legte er ihr, halb tröstend, halb versöhnlich, eine Hand aufs Knie. Sie lehnte sich an ihn.
Ich wusste was in ihr vorging. Und sie wusste, was in Chase vorging. Er hatte nicht wegen Addie's Ärger so harsch reagiert, sondern wegen des Dämons. Früher hätte er Addie wohl angegrinst und einen dummen Spruch gebracht, der sie auf die Palme, und dann zum Lachen gebracht, aber niemals verletzt hätte. Er distanzierte sich immer mehr von Addie, und das spiegelte sich auch eindeutig in seinem Verhalten ihr gegenüber wieder.
„Eigentlich habe ich mir den heutigen Tag anders vorgestellt", bemerkte Trev und zog Addie an sich heran. „Was ist überhaupt passiert?" Ich fasste für Trev kurz das Geschehnis der letzten Minuten zusammen, wobei ich ausließ, dass Beverly mich geküsst hatte, weil ich davon ausging, dass Addie es ihm voller Freude und Belustigung später selbst erzählen würde, sobald sie die Sache mit Chase ein wenig vergessen haben würde.
„Was hast du diese Woche vor?", fragte Trev. Addie schnaubte.
„Uni, was sonst? Warum?"
„Unser Professor ist krank, und ich mag seine Vertretung nicht, und dachte, wir könnten an den Grand Canyon fahren." Ich warf Trev einen irritierten Seitenblick zu, und nahm meiner Schwester den Kaffee aus der Hand, um einen Schluck zu trinken. „Was denn? Ende Februar, Anfang März sind gute Zeiten, um an den Grand Canyon zu fahren."
„Wie denkst du dir das?", fragte Addie. „Ich kann doch nicht fünf Tage an der Uni fehlen."
„Ja, das würde dich bestimmt Meilen zurückwerfen", entgegnete Trev ironisch. Sie verdrehte die Augen.
„Und ich muss arbeiten." Um meine Schulden zu begleichen, ergänzte ich in Gedanken. Nicht nur Beverly war ein anderer Mensch für mich, sondern auch Addie. Und ich hasste es, dass ich mir noch tausend Mal hätte sagen können, dass sich nichts verändert hatte, denn das hatte es.
„Jacob wird es schon die paar Tage ohne dich aushalten."
„Und warum der Grand Canyon?"
„Weil du es dort liebst."
„Wo du recht hast, hast du recht, aber was willst du sieben Tage am Grand Canyon?"
„Wir können auch einen Zwischenstopp in Vegas machen", grinste er, woraufhin Addie auflachte.
„Was willst du denn in Las Vegas? Du spielst doch gar nicht." Wenn Trev hätte Geld in Vegas machen wollen, hätte er Chase in die Casinos mitnehmen müssen.
„Ich habe auch mehr an die Strip-Clubs gedacht."
Addie versetzte ihm einen leichten Stoß mit dem Ellenbogen, woraufhin Trev lachte. „Denk nicht mal dran."
„War nur ein Witz." Er drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. „Fahren wir ins Bellagio." Langsam wurde er übermütig.
„Mit welchem Geld?" Die beiden diskutierten noch ein bisschen hin und her, ob sie über die nächste Woche wegfahren wollten, und entschieden sich dann dafür. Ich wusste nicht, ob ich es gut finden sollte, oder nicht. Ich wusste auch nicht, wo Trev's plötzlicher Sinneswandel hergekommen war, doch wieder Zeit mit Addie verbringen zu wollen. Addie und ihm würde es sicher gut tun, nur war das Problem, dass ich dann alleine mit Beverly sein würde. Ich würde wohl oder übel Trish hier einquartieren müssen, sonst würde ich das nicht überleben.
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