28
Beverly
Jetzt hatte ich den Salat. Deshalb wollte Kober, aka Chase, dass ich mich von Aidan fernhielt. Sie waren beste Freunde. Und Chase war ein Jäger. Und ich ging davon aus, dass seine Freunde keine Ahnung von Dämonen hatten, oder davon was Chase in seiner Freizeit tat, wenn er angeblich beim Basketballtraining war.
Clever, diesen Sport als Ausrede fürs Jagen und für Modoc zu nutzen. Er hatte mich mit seinem Auftauchen so aus der Bahn geworfen, dass mir gar keine andere Wahl geblieben war, als mitzuspielen. Offenbar waren Chase und ich jetzt alte Freunde.
Es war schon recht spät, die anderen waren schon schlafen gegangen. Aber ich konnte nicht an Schlaf denken. Chase war noch wach. Und solange er nicht schlief, würde ich das auch nicht tun. Ich saß auf der Couch und beobachtete meinen Dämon dabei wie er über die Wände kroch. Gerade war er nicht mehr, als ein kleines, schwarzes Etwas, das von dunklen Rauchschwaden umhüllt war. Ich sah zum ersten Mal seit langem seine blutroten Augen hervorblitzen. Ich erinnerte mich an die Zeit, in der sie kristallblau gewesen waren, bevor ich dafür verantwortlich gewesen war, dass sie erst grün und dann rot wurden. Ich erinnerte mich fast nie an diese beiden Tage zurück. Die Farbe einer Seele ändert sich nie unter schönen Umständen.
Ich sog erschrocken die Luft ein, als jemand den Arm um meinen Oberkörper drückte und ich die Dämonenglasklinge an meinem Hals wahrnahm. Sie war kurz davor meine Haut zu berühren. Ich spürte die brennende Hitze, die von ihr ausging. Panik kroch in mir hoch und ich atmete hektisch aus und ein.
„Sh, sh, sh." Chase legte mir von hinten einen Finger auf die Lippen. „Nicht schreien." Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, aber genau das ließ sie so unfassbar bedrohlich wirken. Ich wagte es kaum zu atmen. Selbst wenn ich um Hilfe geschrien hätte; Chase wäre blitzschnell von mir abgerückt, hätte das Messer versteckt oder wäre in seinem Zimmer verschwunden. Und wem hätten seine besten Freunde wohl eher geglaubt? Dem Kerl den sie jahrelang kannten, oder dem verrückten Irrenanstaltsflüchtling?
„Du tötest mich nicht", sagte ich so zuversichtlich wie möglich, und versuchte mir meine Angst nicht anmerken zu lassen. Mein Dämon beobachtete das Geschehen stumm. Ich konnte ihm nicht verdenken, dass er mir nicht half. Kein Dämon wagte sich in die Nähe von Dämonenglas. Meine Wunden konnte er vielleicht heilen, aber wäre er durch Dämonenglas verletzt worden, hätte er Höllenqualen durchlitten, oder wäre vielleicht sogar gestorben. Bei Chase war ich mir immerhin nicht so sicher, ob er als Jäger nicht etwas bei sich trug, das ihn Dämonen sehen ließ. Die Tätowierung auf seinem Arm zum Beispiel, die von seinem Shirt verdeckt wurde. Sogar etwas Unauffälliges wie eine verzauberte Münze hätte gereicht.
„Noch nicht", verbesserte er mich. „Aber ich schätze wir stehen einem Interessenkonflikt mit uns selbst und dem jeweils anderen gegenüber."
„Ach ja?"
„Du willst hier bleiben, wegen Aidan. Du willst weg von hier wegen mir. Ich will, dass du hier bleibst, damit ich dich im Auge behalten kann. Ich will, dass du von hier verschwindest, damit du meine Freunde nicht verletzt." Erst jetzt wurde mir klar, wie beschissen diese Situation war. Was hatte ich eigentlich getan, dass mir das Universum ständig ein Bein stellte? Und warum störte es mich so sehr, dass Chase gemeint hatte ich würde wegen Aidan hier bleiben wollen? Wollte ich das denn? Ich mochte ihn, ja. Er hatte eine ganz besondere Art mit Menschen, mit mir, umzugehen, die ich noch nie kennenlernen durfte. Aber war ich wirklich wegen ihm hier, oder bloß weil ich nicht wusste, wohin ich sonst hätte gehen können, ohne dass man mich sofort gefunden hätte? Update, Beverly, du wurdest sofort gefunden.
„Ich werde sie nicht verletzen." Mein Hals war trocken und ich versuchte so vorsichtig zu atmen wie möglich, um mich nicht unnötig bewegen zu müssen und Chase den Eindruck zu vermitteln, ich würde mich gleich wehren.
„Das weiß ich", raunte Chase in mein Ohr. „Aber das kannst du von deinem Dämon nicht behaupten." Wollte Chase mich töten? Ja. Würde Chase mich töten? Möglicherweise. Aber warum gab er nicht einfach den Leuten aus Modoc Bescheid, dass ich hier war? Sie hätten mich mit Leichtigkeit wieder von hier wegbringen können.
Weil Modoc nicht mehr ausbruchsicher ist, schoss es mir durch den Kopf. Connor hatte die Teufelsfalle durchbrochen und Felicity die Sigillen aufgelöst. Connor... Sie wird dich beobachten wollen. Und das geht am besten, wenn sie dich nicht komplett eingesperrt irgendwo festhält. Vielleicht wollten sie mich ja auch gar nicht wieder einsperren. Connors Worten nach zumindest, ließ ich mich besser beobachten, wenn ich frei herum lief. Chase selbst hatte mir indirekt recht damit gegeben, dass ich lebend wichtiger war, als tot. Plötzlich fühlte ich mich wie ein Tier, das man im Zoo und in der freien Natur beobachten könnte. Eingesperrt kann es nicht angreifen, aber in seiner eigentlichen Umgebung, verhält es sich natürlich.
„Also", sagte Chase und ich versuchte etwas Abstand zwischen dem Messer und mir zu bringen, in dem ich meinen Kopf zurückdrückte, dabei aber Chase näher war, was auch nicht gerade die angenehmste Lösung war. „Du kannst von mir aus hier bleiben, ist mir egal. Du und Aidan, ihr könnt rumvögeln solange ihr wollt. Aber" Er brachte das Messer noch näher an meinen Hals. „Sollte ich auch nur den Hauch eines Verdachts bekommen, dass du oder dein Dämon etwas im Schilde führen, oder meine Freunde verletzen wollt, dann wirst du mich kennenlernen. Allerdings anders, als du es bereits getan hast."
Genau wie bei seiner letzten Drohung, war er schneller wieder verschwunden, als ich schauen konnte. Ich atmete auf und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Ob es mir nun gefiel oder nicht, hier war ich immer noch am Sichersten. Chase würde mich nicht töten. Ich hatte das Gefühl, dass er mich gar nicht töten durfte. Doch sobald ich auch nur eine falsche Bewegung in der Gegenwart seiner Freunde machen würde, würde er die ganze Sache persönlich nehmen, und ich könnte meine Organe von Boden aufklauben.
Mir gefielen seine ganzen Andeutungen, dass zwischen Aidan und mir etwas war, ganz und gar nicht. Zum einen, weil ich mich sofort unwohl fühlte, sobald eine Beziehung zwischen mir und einer anderen Person mehr als Freundschaft beinhaltete und zum anderen, weil es gar nicht möglich war. Aus einer endlosen Liste von Gründen. Gründe, an die ich nicht denken wollte, weil sie mich traurig machten und nur daran erinnerten, dass ich ein normales Leben schon längst verspielt hatte.
Ich saß lange Zeit auf der Couch und bewegte mich nicht einen Zentimeter. Ich starrte nur vor mich hin und war alleine mit meinen Gedanken. Es musste schon nach Mitternacht gewesen sein und sogar Chase schlief schon. Aber ich brachte es nicht über mich zu schlafen. Ich nickte zwar immer wieder für ein paar Minuten ein, wachte aber bei dem leisesten Geräusch sofort wieder auf, sodass ich es gegen vier aufgab, mir das blaue Buch hernahm -das ich, wie meine Mappe, wieder in meinem Besitz gebracht hatte-, und weiterlas. Wieder verriet mir dieses Buch nichts, was ich nicht schon wusste. Während ich las, schweiften meine Gedanken zu Connor und Felicity. Jetzt, da ich in einer einigermaßen geschützten Umgebung war, drängten sich wieder die Gedanken zweiter Klasse in mein Unterbewusstsein. Warum hatte Connor mir geholfen? Was war mit ihm geschehen? Wie hatte er die Teufelsfalle durchbrechen können? Warum hatte Felicity mir geholfen? Wie hatte sie die Sigillen einfach so auflösen können? Jetzt hau schon ab, Maeve! Warum hatte sie mich schon wieder Maeve genannt? Egal wie oft ich mir all diese Fragen stellte, ohne die beiden würde ich wohl keine Antwort erhalten. Zumindest nicht solange mein Dämon nicht auspackte.
Ich klappte das Buch wieder zu und legte es auf den Couchtisch. Es hatte keinen Sinn zu lesen, wenn ich mich nicht konzentrieren konnte. Ich lag mit ausgestreckten Beinen auf dem Sofa und mein Dämon lag zusammengerollt bei meinen Füßen.
Ein Mensch, schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Ein Mensch war dafür verantwortlich, dass alles so gekommen war, wie es gekommen war. Und das war meine Schwester. Sie trug die Schuld an allem. Das war mir zwar schon früher bewusst geworden, aber aus irgendeinem Grund rief ich sie mir immer ins Gedächtnis, wenn ich mal wieder jemandem die Schuld für mein verkorkstes Leben zuschieben musste. Und sie war tot. Stören konnte es sie nicht mehr, und selbst wenn, hätte mich das nicht interessiert.
Auf einmal vernahm ich leise Geräusche aus Addies und Trevs Zimmer. Ich spitzte die Ohren und hörte, dass Addie weinte. Trev war ebenfalls wach. Ich schüttelte seufzend den Kopf. Ich musste wirklich lernen mich nicht nur aus den Köpfen anderer Leute rauszuhalten, sondern ihre Privatsphäre auch anderweitig zu respektieren. Aber auch ohne die Verwendung meiner geschärften Sinne schnappte ich ein paar Wortfetzen auf.
Addie hatte einen Alptraum gehabt. Sofort fühlte ich mich in die Zeit zurückversetzt, in der ich Nacht für Nacht von Alpträumen geplagt worden war. Wahrscheinlich über fünf Jahre. Diese hatten nämlich erst aufgehört, als ich Rose kennengelernt hatte. Sie hatte mir erzählt, dass ich nicht nur die Gedanken von Menschen lesen und kontrollieren konnte, sondern auch meine eigenen. Von da an hatte ich alle schlimmen Erlebnisse, mit denen ich einfach nicht fertig geworden war, ins hinterste Eck meines Kopfes geschoben und hatte wieder gut schlafen können. Es war bestimmt keine gesunde Lösung gewesen. Da ich in den Therapiestunden nie über meine Entführung hatte sprechen wollen, hatten die Therapeuten und Psychiater es als verdrängte Erinnerungen bezeichnet, und das kam sogar hin. Ich wollte mich einfach nie wieder an all das erinnern, das während dieser drei Jahre passiert war. Am liebsten hätte ich all diese Erinnerungen genommen, und jemandem in den Kopf gepflanzt, der der Meinung war, dass ich ein weinerliches, Aufmerksamkeit suchendes, überreagierendes Mädchen war. Leider gab es viel zu viele Leute, die so über mich dachten, wenn sie wussten, was mir widerfahren war.
Ungewollt begann ich wieder zu lauschen und erfuhr durch die Unterhaltung zwischen Trev und Addie, dass sie offenbar seit einem langen Zeitraum Alpträume hatte. Schlimme Alpträume. Aidan hatte mir erzählt, dass es Addie in letzter Zeit nicht gut ging, aber er hatte nicht gesagt, was los war. Am liebsten wäre ich jetzt in ihre Gedanken eingedrungen und hätte herausgefunden was sie so quälte. Oder hätte ihr dabei geholfen ihre Alpträume wegzusperren. Ich wusste, wie sie sich fühlte. Aber ich durfte mich nicht einmischen. Wahrscheinlich hätte ich ihr sogar helfen können, ohne dass sie davon etwas gemerkt hätte, aber ihre Gedanken zu manipulieren um ihr die Alpträume zu nehmen, wäre falsch gewesen. Ich bereute meine Entscheidung von damals schließlich selbst, denn es waren immerhin tatsächlich verdrängte Erinnerungen. Erinnerungen, die ich nie verarbeitet hatte. Und die ich nie wieder aufarbeiten würde, weil ich nicht den Mut hatte, diese Erinnerungen, Gedanken und Bilder noch einmal zuzulassen. Ich hatte immer gedacht, wenn man etwas totschweigt, existiert es irgendwann nicht mehr. Nur leider stimmte das nicht. Für mich jedoch war es schon zu spät meine Erlebnisse aufzuarbeiten. Das würde mein Leben wohl lediglich noch einmal zerstören, anstatt mich weiterzubringen. Aber Addie wollte ich diese Chance nicht nehmen. Also griff ich nach meiner Mappe, setzte mich auf und versuchte alles um mich herum auszublenden, während ich ein Blatt hervorzog, einen Stift in die Hand nahm und begann ein Mädchen zu zeichnen, das verkrampft in ihrem Bett lag, umringt von Monstern, die sie jede Nacht heimsuchten.
~~ ~~
Trev war als erster wach. Als er die Türe zu seinem Zimmer öffnete, schlug ich meine Zeichenmappe automatisch zu. Obwohl ich versucht hatte die beiden beim Zeichnen nicht zu belauschen, war es mir nicht gelungen. Er war so lange wach geblieben, bis Addie wieder eingeschlafen war. Und das war vor einer halben Stunde gewesen. Offensichtlich hatte er sich gar nicht die Mühe gemacht selbst noch einmal einzuschlafen. Ich musste gestehen, dass er auf dem großen Foto im Regal, wesentlich besser aussah. Aber das konnte auch daran liegen, dass er auf dem Foto gelacht und unbeschwert ausgesehen hatte. Er murmelte ein verschlafenes „Morgen", bevor er zur Kaffeemaschine schlurfte. Ich liebte den Geruch von Kaffee am Morgen, doch trinken würde ich ihn nie. Alleine bei dem Gedanken daran, wurde mir schlecht.
Es überraschte mich, dass ich kein bisschen müde war, obwohl ich fast die ganze Nacht wach gewesen war.
Heute war Montag, wenn mein Zeitgefühl nicht völlig verloren gegangen war. Keiner war heute bei mir zu Hause. Die perfekte Gelegenheit um meinem alten zu Hause einen kurzen Besuch abzustatten. Nur lag mein Haus nicht gerade um die Ecke. Ich brauchte einen Wagen. Ein hinterlistiges Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als mir einfiel, dass Chase und ich neuerdings alte Freunde waren. Er hatte bestimmt ein Auto. Ich sah kurz zu Trev, aber er stand mit dem Rücken zu mir, also wandte ich mich meinem Dämon zu.
„Wo sind Chase Autoschlüssel?", fragte ich lautlos. Manchmal wünschte ich, ich wäre im Gedankenkontrollieren geübt genug um sogar einem Dämon meine Gedanken zu vermitteln. Er hüpfte zu Chase Jacke, die über der Lehne eines Stuhls hing. Ich wollte gerade aufstehen und sie mir schnappen, als Addie ins Wohnzimmer kam. Sie sah ziemlich verschlafen aus. Ihre Augen waren leicht gerötet und sie schien abwesend mit den Gedanken. Trotzdem ging sie in die Küche zu Trev und legte ihre Arme um ihn. Er drückte sie mit einem Arm näher an sich, während er Kaffee in zwei Becher goss. Kein guter Zeitpunkt um Schlüssel zu klauen. Also wartete ich, bis auch Aidan und Chase im Wohnzimmer waren. Chase kam mit seiner Sporttasche und nahm sich ebenfalls einen Kaffee. Ich fragte mich, wie lange er diese Basketballtarnung nun schon durchzog. Aber jetzt war nicht der Zeitpunkt für Antworten auf irrelevante Fragen, sondern für ein kleines Ablenkungsmanöver. Ich stand auf legte meinen Arm um seine Schulter, und ignorierte dabei, dass Aidan uns einen argwöhnischen Blick zuwarf.
„Chase", flötete ich. „Leihst du mir deinen Wagen, alter Freund?" Chase zog die Augenbrauen zusammen, schnaubte und löste sich von mir.
„Vergiss es." Ich war beeindruckt wie leicht es ihm zu fallen schien, tatsächlich so zu tun, als wären wir Freunde. Seine Körpersprache ließ nicht vermuten, dass er mich gestern Abend bedroht hatte und eigentlich tot sehen wollte.
„Ich muss wo hin", sagte ich.
„Das freut mich für dich." Er trank einen Schluck Kaffee, während ich mich über die Stuhllehne mit seiner Jacke beugte. Unauffällig tastete ich die Taschen ab, bis ich die Schlüssel spüren konnte.
„Komm schon", flehte ich. Ich hatte auch nicht gewusst, dass ich so gut schauspielern konnte. Vielleicht weil ich nach gestern Abend wusste, dass er mir nichts tun würde, solange ich seinen Freunden nichts tat.
„Nein", wiederholte er entschieden. „Warum willst du unbedingt mein Auto zu Schrott fahren?"
„Ich kann fahren", entgegnete ich beleidigt. Ich hatte mir das Autofahren von Anthony beibringen lassen, als ich sechzehn gewesen war. Ich hatte zwar keinen Führerschein, aber selbst wenn ich von einem Polizisten angehalten werden würde, würde ich Notfalls seine Gedanken manipulieren. Ich hasste es zwar aus tiefster Seele das zu tun, aber das wäre immerhin kein totaler Eingriff in die Privatsphäre gewesen, sondern nur eine kleine Notlösung, oder?
„Wo musst du überhaupt hin?", fragte Chase. Ich griff nach den Autoschlüsseln und zog sie vorsichtig heraus. Um das leise Klimpern zu übertönen, seufzte ich.
„Ich muss was erledigen."
„Du?", fragte er missbilligend. Autsch. Das tat tatsächlich weh. Aber er hatte recht. Was hätte ich denn schon zu erledigen gehabt, das wichtig gewesen wäre? In seinen Augen, nichts. Aber für mich war es wichtig.
„Ja, ich", erwiderte ich viel zu freundlich. Chase schüttelte den Kopf.
„Mein Auto kriegst du trotzdem nicht." Für ihn war das Thema damit beendet. Ich stolzierte zu der Wohnungstüre und betete jetzt schon, dass mein Bein den kleinen Sprint gleich mitmachen würde.
„Na schön", sagte ich theatralisch seufzend und drehte mich dann zu ihm um. „Aber wenn du nicht willst, dass ich dein Auto fahre", grinsend hielt ich die Schlüssel hoch und klimperte damit. „Solltest du deine Autoschlüssel besser verstecken." Ich rannte blitzschnell aus der Wohnung, weil ich mir sicher war, dass Chase hinter mir her stürmte. Was Autos anging waren Jungs, soweit ich wusste, unfassbar heikel. Das hielt mich aber nicht davon ab die Treppen nach unten zu hasten, auf die Straße zu laufen, und mich von meinem Dämon zu dem richtigen Auto führen zu lassen. Ich sperrte es auf, schwang mich auf den Beifahrersitz, und verriegelte sofort Türen und Fenster, denn Chase rannte bereits auf den blaugrauen Mercedes zu. Dann kletterte ich über die Konsole auf die Fahrerseite, startete den Motor und lenkte den Wagen aus der Parklücke, während Chase sich an die Türe des Autos heftete.
„¡Hasta luego!", rief ich lachend und schüttelte Chase ab. Noch während ich die Straße langsam entlang fuhr, fiel mir ein, dass meine Zeichenmappe und das Buch frei auf dem Couchtisch lagen, doch ich vertraute darauf, dass Aidan es vor allen neugierigen Nasen versteckt halten würde. Auch vor seiner.
Im Rückspiegel, auf dem eine silberne Halskette mit einem runden Anhänger und einem Engelsflügel baumelte, sah ich einen explodierenden Chase, und musste lachen. Es war ein fieses Lachen und hatte nichts mit dem amüsierten, zurückhaltenden Lachen zu tun, das ich in Aidans Gegenwart zuließ, aber es tat genauso gut, wenn nicht sogar besser. Der kleine Teufel, der in mir lebte, vollführte ein Freudentänzchen. Für den heutigen Tag stand eins zu null für das Dämonenmädchen.
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