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18/6 und eine Menge Diskussion xD
Mister Baranow und der Arzt verlassen das Zimmer und ich bleibe einfach ruhig in meinem Bett liegen. Es war eine Anweisung meines Meisters und ich will nicht wieder Probleme. Wieder landet mein Blick auf der Nadel, die in meinem Arm steckt und jetzt bemerke ich auch, dass sie mit Pflastern und einem Verband gesichert ist. Daher ist sie wohl nicht raus gefallen, als ich gerade auf dem Boden war. Ich verfolge mit dem Blick den kleinen Schlauch, der von der Nadel abgeht und mustere nun einen Beutel, der neben meinem Bett an einer Vorrichtung aufgehängt ist.
Morphium. Das kenne ich. Das ist doch ein starkes Schmerzmittel oder? Dann hat der Aufprall deshalb so wenig wehgetan... Aber, ist Morphium nicht auch eine Droge? Ein Mittel von dem man sehr schnell abhängig wird? „Lukas...", meint eine Stimme neben mir und ich wende langsam meinem Blick von der vermeintlichen Droge ab und schaue zu Nummer eins.
Ihm habe ich einmal vertraut. Er war mein Freund. Doch auch er hat mich einfach im Stich gelassen. Hat mich vor Meistern wie Sam, die total nett wirkten und mich sanft behandelt hatten, lieb zu mir waren gewarnt... Mich daran gehindert zu ihm zu kommen... Aber zu meinem letzten Meister hat er mich ohne zu zögern gelassen. Hat mich in meine persönliche Hölle gebracht. Aber daran bin ich selber schuld. Ich hätte bestimmt ein gutes Leben bei Mister Noir haben können, aber ich habe es in allen Punkten einfach versaut. Ich habe seinen Freund umgebracht. Habe meinen Körper nicht gut genug unter Kontrolle gehabt und bin schlussendlich nicht einmal für seine Befriedigung gut genug.
Aber Nummer eins hat mich selbst als ich wieder hier war nur gedemütigt. Er hat mich zu meiner wohl schlimmsten Strafe gebracht. Alleine mit der Erinnerung an diesen Schmerz, den der Strom gemacht hat, beginnt sich mein Körper leicht zu verspannen und ich mache mich ein wenig kleiner. „Lukas?", fragt Nummer eins nun erneut und ich atme tief durch. Ich muss mich zusammen reißen, sonst findet er nur wieder etwas, mit dem er mir Schmerzen zufügen kann. Er setzt sich neben mich auf mein Bett und legt eine Hand auf meine Schulter.
Direkt landet mein Blick auf seiner Hand und ich erstarre unter ihr. Er berührt freiwillig meinen verdorbenen Körper? Hat er nicht Angst, dass die Verwesung und die Maden auf seinen Körper kommen? Aber ich sage nicht und schaue ihm unsicher in das Gesicht. Seine Augen sehen rot und leicht geschwollen aus, so als ob er eine lange Zeit geweint hat... So wie ich, als ich anfangs bei Mister Noir war. Ich wende meinen Blick wieder ab, wieso sollte ich ihn auch anschauen dürfen? „A-an was erinnerst du dich noch? S-seit... Seit dein alter Meister, dieser Franzose, dich zurück gebracht hat?", fragt er und ich schniefe einmal leise. „Ich wurde mit Nummer sechsunddreißig auf ein Zimmer gebracht und mehrmals untersucht... Sie haben mich zu dem Arzt gebracht und er hat... Hat mir eine angemessene Strafe für meine unbrauchbar Art und mein Fehlverhalten bei Mister Noir gegeben. Anschließend bin ich in meinem Zimmer aufgewacht und Mister Baranow kam herein. Er hat gesagt, dass ich gekauft wurde und wollte mich mitnehm~"
„Halt! Bitte... Das stimmt nicht mehr. Und du musst mich nicht sitzen... Wir sind Freunde...", meint er nun und ich lache bitter auf. „Freunde verraten sich gegenseitig nicht so...", gebe ich ihm zurück und er schaut mich schockiert an, doch es ist mir egal. Er hat mich ausgeliefert. „Ich... Es tut mir leid Lukas... Ich konnte nicht wissen... Als du im Koma lagst war ich nur bei dir... Ich... Ich habe mir solche Vorwürfe gemacht... Bitte Lukas... Ich, es tut mir doch leid...", haucht er leise und ich kann die ersten Tränen in seinen Augen erkennen.
Langsam wird mein Ausdruck eher weich und seine Traurigkeit spiegelt sich in meinen Augen wieder. Ich möchte ihm so gerne glauben... „Bitte erzählt mir, was vorgefallen ist...", meine ich leise und schaue ihn flehend an. Er nickt und wischt sich einmal die Tränen weg. „Ich hatte den Auftrag, dich zu McMillan zu bringen, dem Arzt. Er sollte den Schmerztest mit dir machen. Ich habe von vorneherein gesagt, dass sie damit warten sollen und du nicht stark genug dafür bist. Aber sie haben mich ignoriert und über meinen Kopf hinweg entschieden. Dann habe ich dich keinen Moment alleine gelassen und als der Arzt die Stromstärke immer höher gemacht hat...", er macht eine kurze Pause.
„Es war schrecklich. Ich habe es fast nicht mit ansehen können, aber hätte ich etwas gemacht... Ich wurde erst bestraft und war einfach noch nicht so weit... Es tut mir Leid... Du bist dann einfach umgekippt und hast nicht mehr reagiert... Ich habe mich sofort auf dich gestürzt, habe geschrien, dass du aufwachen sollst und habe versucht dich wieder wach zu bekommen, ich habe dir eine Ohrfeige gegeben und an deiner Schulter gerüttelt... Doch nichts passierte." Als er das sagte, erinnere ich mich an den Tag, nein an die Erinnerung, als ich von meinem Käufer eine Ohrfeige bekommen hatte... Auch hat er seine Hände über meinen Körper wandern lassen...
War das dann alles Nummer eins und ich habe es nur falsch verarbeitet? „McMillan hat dich direkt an so eine Maschine angeschlossen und dein Herz hat ganz unregelmäßig geschlagen, deine Atmung war nicht stabil. (Die Stelle mit Verdammt) Er hat sofort die zwei Aufseher vor der Türe geholt und hat befohlen, dich auf das Krankenzimmer zu bringen. Ich bin dir natürlich nicht von der Seite gewichen. Du sahst so verloren aus. Nicht still... Eher, als hättest du einen Fiebertraum. Ich habe versucht dich zu beruhigen, aber du hast nicht reagiert... Aber nach einer Weile wurdest du ruhig, hast fast friedlich dagegen und geschlafen Fast 10 Stunden am Stück. In der Zwischenzeit ist auch Franjo vorbei gekommen und hat nach dir geschaut, wollte mich ins Bett bringen, aber ich wollte nicht. Er hat versucht mich von dir weg zu ziehen, ich habe mich aber an dir festgehalten und mich geweigert... Als du dann auch noch panisch wurdest, hat er mich bei dir gelassen. (Lukas, ich bins, wach auf) Aber erst eine Beruhigungsspritze von McMillan hat dich wieder beruhigt."
Ich starre ihn an. Es passt alles zu Ereignissen, die ich auch in meinem Traum hatte. Stellen an denen es mir gut ging und Stellen, an denen ich Schmerzen hatte wechseln sich ab und die Spritze war dann wohl der Kofferraum. Aber... Wieso bin ich dann mit einem Stromschlag aufgewacht, also von dem Kofferraum? Ich dachte sie haben aufgehört... „Das ganze ging so nochmals fast einen Tag. Du hast durchgehend wie Tod gewirkt, keine Reaktion gezeigt. Und dann mit einem Mal, hat dein Herz wieder Aussetzer gehabt. McMillan hat es Kammerflimmern genannt und dich einmal Geschockt, dann hat er dir noch eine Spritze gegeben und es war wieder einiger maßen Okay. Aber du wurdest in der Zeit dann künstlich beatmet, da auch deine Lungen meinten, sie haben keine Lust mehr. Ich habe nur noch geweint und auch Demian war einmal da, weil er sich Sorgen gemacht hat. Er ist extra für dich ganz brav bei einer Session gewesen um einem Wunsch zu haben. Eine Stunde saßen wir dann gemeinsam neben dir und haben ein wenig geredet. Ich habe ihm erklärt, dass du nun schon seit zwei Tagen keinerlei Reaktion zeigst...", erklärt er und ich verstehe, dass die spitzen Steinchen dann wohl die Spritze sein sollte...
„Dann war vorhin ein Schokmoment. Dein Herz hatte erneut einfach aufgehört zu schlagen und der Arzt hat dich reanimieren müssen. Zum Glück war Franjo zu dem Zeitpunkt da... Er hat mich festgehalten, denn einen Moment sah es so aus, als ob du es nicht schaffen würdest... Naja, und jetzt bist du wieder da...", endet er und ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich war im Koma und bin zweimal fast gestorben? Ich fahre mir durch die Haare und stehe langsam aber sicher wieder auf. Nummer ein... Nein Julian hält mich nicht auf aber ist nun wieder direkt neben mir und schaut unsicher. Ich stelle mich auf und stütze mich leicht mit seiner Hilfe ab. Langsam laufe ich zum Fenster und Julian zieht den Beutel mit der Flüssigkeit hinter mir her.
Meinen Blick lasse ich nach draußen schweifen. Es sieht fast so aus, als würde Schnee liegen... Aber nur fast. Es ist nur eine dünne Frostschicht und die Sonne geht gerade erst auf. Ich kann es nicht glauben. Ich war fast weg. Hatte es fast geschafft. Aber sie mussten mich zweimal wieder zurückholen. Wieso? Wieso haben sie mich nicht einfach sterben lassen? Ich schließe meinen Augen und schniefe einmal, lehne mich wegen aufkommender Schwindel nach vorne an die Fensterscheibe und schlinge eine bebenden Arme um meinem Körper.
„Warum...?", frage ich leise und eher gehaucht, was die Fensterscheibe vor meinem Mund zum beschlagen bringt. Ich kann die Hand von Julian auf meiner Schulter spüren, der nicht sicher ist, was er nun am besten sagen soll... Aber wüsste ich es? Weiß ich, wieso ich noch am Leben bin? Was hält mich bitte hier? Meine Familie? Nein, ich kann mich ja nicht einmal wirklich an sie erinnern... Meine Freunde? Julian und Demian kommen auch gut ohne mich klar... dennoch kommt mir etwas wieder in Gedanken und ich schaue nach draußen. Ich sehe dort einen schwarzen Raben sitzen. Als er sieht, dass ich ihn ansehe, nickt er mich zu und fliegt davon. Habe ich mir das nur eingebildet? Dennoch hallt nun wieder ein einzelnes Wort in meinem Kopf und ich klammer mich an diese.
Bald.
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