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„Gut ich will weiter. Steig ein!", mault er mich nun an und ich stehe, schon wieder zitternd auf und gehe langsam wieder zum Kofferraum. Den Blick starr auf den Boden gerichtet wage ich es kaum zu atmen und schon jetzt merke ich, wie mein Puls unnatürlich schnell ist. Das könnte eventuell auch an dem Mittel liegen, dass er mir eben erst gespritzt hat, aber genauso gut kann es auch an der Panik liegen, die ich gegenüber diesem Kofferraum hege. „Hier!", meint er nun jedoch und deutet wieder zurück auf die Rückbank. Ich schaue einen Moment überrascht auf und verbeuge mich dann schnell. „V-vielen D-dank...", hauche ich mit noch rauer Stimme und steige sofort ein. Nun sitze ich auf der Beifahrerseite hinten und schnalle mich unsicher an. Erst als auch er einsteigt und losfährt, entspanne ich mich ein wenig und atme erleichtert durch.

So gern ich mich jetzt auch entspannen würde, mich einfach gemütlich in den Sitzt legen und vielleicht ein wenig schlafen will, ich kann nicht. Die Angst dabei etwas unerlaubtes zu machen und wieder einen Stromschlag zu bekommen und wieder in den Kofferraum zu müssen, ist zu groß. Also bleibe ich einfach aufrecht sitzen, habe meine Hände vor mir auf meinem Schoß ineinander verschlungen und habe den Kopf ein wenig gesenkt. So sitze ich eine ganze Weile da, bis ich immer müder werde und doch ein wenig mehr aufschaue. Somit kann ich aus dem Fenster sehen und mich mit dem, was ich sehe, vielleicht wachhalten.

Wir sind gerade auf einem kleinen Hügel und ich habe einen wunderschönen Ausblick auf eine riesige Stadt. Sie ist nicht zu vergleichen mit den Städten, die ich bis jetzt gesehen habe... Naja, vielleicht so wie Berlin, als ich dort vor zwei Jahren mit meiner Klasse war... Anders ausgedrückt sie ist riesig. Und relativ in der Mitte steht der Eiffelturm, das Wahrzeichen und wohl berühmteste Gebilde in Paris. Warte.... Warte was?!?! Paris? Ich reise die Augen auf und rücke direkt noch weiter an das Fenster, aber ja, da steht tatsächlich der Eiffelturm. Aber wie kann das sein? „Was glotzt du so? Noch nie eine Stadt gesehen?", blafft mich auf einmal der Anzugmann an und ich zucke leicht zusammen. Will er jetzt darauf eine Antwort?

Ich mache mich ein wenig kleiner und schaue wieder auf meinen Schoß. „D-doch Sir.... A-aber noch nie Paris...", murmle ich leise und schlucke. „Ist nicht so schön, aber gut. Und jetzt klappe!". Ich mache mich nun noch kleiner und schlucke erneut. Aber ich mache keinen Mucks mehr und starre nur meine Hose an. Wie von alleine zieht sich mein Herz immer mehr zusammen und mir kommen die Tränen. Die Erkenntnis, dass ich nun noch viel schwere nach Hause komme, setzt sich immer tiefer fest und ich kann nicht verhindern, dass mir ein paar Tränen die Wange herab laufen. Ich bin hunderte Kilometer von meiner Familie entfernt. Selbst wenn ich jetzt ausbrechen könnte und fliehen kann, wie soll ich denn jemals zu ihr zurückkommen? Zu Fuß ja sicher nicht oder?

Auf einmal merke ich, wie der Wagen langsamer wird und um mich herum alles dunkel wird. Ich schaue verwirrt auf und erkenne, dass wir gerade in eine Tiefgarage eingefahren sind. Sind wir da? Ich bleibe einfach sitzen und warte auf seinen nächsten Befehl. Diesen bekomme ich auch und so steige ich brav aus und stelle mich mit gesenktem Kopf neben das Fahrzeug. Er kommt zu mir und legt seine Hand auf meinen Rücken. Direkt spanne ich mich ein wenig mehr an und beiße mir auf eine Lippe. „Lauf.", ist alles was er sagt und so laufe ich, durch seine Berührung geführt los. Wir durchqueren die Tiefgarage, die voll mit irgendwelchen Autos steht und kommen an ein Treppenhaus. Dort gehen wir hinein und warten dann, nachdem wir den Knopf zum Fahrstuhl gedrückt haben, bis dieser zu uns kommt und steigen ein.

Er drückt den obersten Knopf und gibt einen Code ein und schon setzt sich der Fahrstuhl in Bewegung. Auch hier kann ich spüren, wie beklemmend sich der Raum um mich anfühlt. Aber zu meinem Glück ist er noch erleuchtet und hat ringsherum Spiegel, was ihn auch großer erscheinen lässt. Die Fahrt dauert nicht lange und so steigen wir oben aus und stehen mitten in einem Apartment. „So. Zieh dich aus, ich mag diese Klamotten nicht. Geh dann ins Bad und warte dort auf mich!", lautet der Befehl und schon ist er weg. Ich schaue ihm verwirrt nach. Ausziehen? Einfach so mitten im Apartment? Und wo ist bitte das Bad? Aber als ich mich verwirrt am Nacken kratze, berühre ich das Halsband und mir kommen wieder die Erinnerungen an den Schmerz in den Sinn, sodass ich mich schnell ausziehe. Nun stehe ich also nackt einfach nur da und halte mir unsicher meine Hände vor die Mitte. Genauso unsicher lasse ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen und stelle fest, dass ich wohl im Wohnzimmer bin. Man hat einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt durch ein riesiges Panoramafenster und ich rufe mir schnell in Erinnerung, dass dieses Apartment im 13. Stock liegt und mich so auch niemand von außen sehen kann.

Auf einmal kann ich ein etwas lauteres Poltern hören. Erschrocken zucke ich zusammen und schaue in die Richtung, aus der ich das Geräusch gehört habe. Und schon kann ich dort Anzugmann sehen und er sieht alles andere toll aus. Er schaut wütend aus und auch spüre ich, dass er seinen Körper deutlich angespannt ist. Auch ich spanne mich an und mache mich unbeabsichtigt noch kleiner. „Wieso bist du nicht im Bad?!", knurrt er mich wütend an und ich weiche ein wenig vor ihm zurück, als er nun vor mir zum stehen kommt. „I-ich... N-nicht... Es... Wo ist d-das Bad", stottere ich leise und mit schwacher Stimme und merke, wie seine Anspannung etwas abfällt. „Okay. Folg mir. Und die Hände hinter den Rücken!" Und schon geht er los und ich kneife meine Hände hinter meinem Rücken zusammen und gehe ihm schnell nach. Ich habe Angst.

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