|~ 40 ~|

Die letzten Tage waren schon beinahe normal und unauffällig. Ich war die meiste Zeit alleine in meinem Zimmer und habe wieder viel geschlafen. Wenn ich richtig zurück rechne war es ein Mittwoch, an dem ich das erste Mal meinen Vorteil mit dem Balkon nutzen durfte, da Doktor McMillan endlich gemeint hat, ich könnte mich nun wieder bei dem vollen Tagesprogramm beteiligen. Ich bin den ganzen Nachmittag einfach nur auf dem Balkon gesessen und habe in die Ferne geschaut.

Am darauffolgenden Tag kam Rotauge das erste Mal wieder zu mir und hat mir einige Fragen in Bezug auf meine schulische Ausbildung und meine Kenntnisse was den Haushalt angeht gefragt. Ich habe ihm natürlich alles brav beantwortet und er meinte, ich müsse von nun an einen Hauswirtschaft Kurs, einen Englischkurs und einen Manieren Kurs belegen, bei denen ich lerne, wie ich bei meinem zukünftigen Meistern keine Probleme mache. Die Kurse sind jeden Tag zur selben Zeit. Morgens einer und mittags zwei.

Auch die Kurse zählen nun zu meinen festen Tagesablauf und gerade auf den Englischkurs freue ich mich immer, da ich Sprachen schon immer faszinierend fand. Daher besteht mein Tag eigentlich nun immer aus demselben. Ich werde am Morgen geweckt und zu Rotauge gebracht um dort zu duschen. Anschließend findet bei ihm der Kurs zum richtigen Benehmen statt. Danach werde ich zum Essen gebracht und anschließend daran zum Hauswirtschaft Kurs. Nach dem Kurs habe ich den Hofgang mit den anderen Sklaven und danach den Englischkurs. Danach ist meine Freizeit, in welcher ich meistens so lange es geht auf meinem Balkon sitze und sonst nur schlafe. Spät am Abend, wenn es schon wieder dunkel wird, werden wir noch zum Abendessen geholt und leisten den Abendappell, bei welchem wir von oben bis unten einmal abgesucht werden und ansonsten einfach still in der Halle stehen müssen.

Gerade ist es Samstagabend und ich sitze mal wieder mit dem Rücken an der Wand auf meinem Balkon. Woher ich weiß, dass Samstag ist? Heute Morgen wurde uns angekündigt, das morgen ein paar Käufer vorbei kommen und wir daher tadelloses benehmen an den Tag legen sollen. Da ich aus einem früheren Gespräch mit Rotauge noch wusste, dass der Tag an dem die Käufer kommen in der Regel ein Sonntag ist, gehe ich davon aus, dass wir heute Samstag haben. Aber den wie vielten oder gar ob wir schon einen neuen Monat haben, weiß ich nicht. Ich starre nach draußen. Der Balkon ist anders, wie ich ihn mir erhofft habe. Ich befinde mich im Obergeschoss und unter mir ist ein Gitter, welches seine besten Tage schon hinter sich hat. Meistens quietscht es wenn man sich darauf bewegt und sieht aus, als ob es jeden Moment zusammen bricht. Das Geländer erinnert eher an ein Gerüst und hat von oben bis unten streben. So kann ich zwar hindurch schauen, aber mehr auch wieder nicht. Wobei da auch die Frage ist, was würde ich machen, wenn ich über das Geländer kommen würde? Springen wäre zu tief und selbst wenn... Ich würde nur in einem von Elektrozäunen umgebenen Gebiet stehen.

Daher genieße ich einfach die frische Luft und den Blick durch die Gitterstäbe, wobei ich eigentlich nur die Anlage und die Bäume, sowie ein Stück des Wassers sehen kann. Wie die letzten Tage auch wandert meine Hand wie von alleine zu dem Halsband und mein Daumen legt sich unter den Rand um meine eingenähte Hundemarke zu berühren. Ich denke oft an mein Leben vor dem hier und wünsche mir das alles zurück. Aber wie Julian mir immer wieder geraten hat, halte ich mich bedeckt und falle nicht auf. Das hat die letzten Tage gut funktioniert und es wird auch weiterhin gut funktionieren. Hoffe ich.

Als ein Gong ertönt rapple ich mich seufzend auf und gehe wieder in mein Zimmer. Nun kann ich von meinem Bett aus zusehen, wie die Türe sich schließt und der kleine Punkt an deren Decke beginnt rot zu leuchten anstatt grün. Ich seufze und wende mich nun meinem Spiegel zu. Den habe ich gestern bekommen, da ich meine Haltung auch im Zimmer üben soll und so stelle ich mich nun vor diesen und starre mein Spiegelbild an.

Mein komplettes Erscheinungsbild ist fragwürdig. Man sieht, dass ich nicht normal bin. Die zwei kleinen Mahlzeiten am Tag, die uns angeblich schön schlank halten soll, haben bei mir eher zu einem mageren Aussehen geführt. Ich bin noch immer der Meinung, dass sie uns so einfach schwach halten wollen... Körperhygiene an sich ist nicht das Problem hier. Wir dürfen oft genug duschen und auch zwischen den einzelnen Kursen gibt es Klogänge. Aber ansonsten... Meine Haut ist blasser als sie sonst war, was auf den fehlenden Ausgang zurückzuführen ist. Zudem sind meine Haare stumpf, struppig und ausgewaschen. Das Schwarz, dass ich mir gefärbt hatte, ist fast komplett weg und nun sieht man wieder mein verhasstes, verwaschenes Blond. Meine Augen wirken auch nicht mehr so klar wie früher, aber das bilde ich mir wahrscheinlich nur ein.

Ich schüttele meinen Kopf um von meinem Spiegelbild abzulenken und ziehe mich aus. Das habe ich ebenfalls gelernt. Wenn man mit seinen Klamotten schläft, bekommt am den nächsten Tag gar keine. Ich lege mich also nun zurück in mein Bett und ziehe die leichte Decke über mich. Ich kann von Glück reden, dass ich durch das Milchglasfenster wenigstens ein wenig Licht bekomme, denn das Zimmerlicht geht jeden Abend irgendwann mal aus. Ich vermute es muss so gegen 22 Uhr sein, aber sicher bin ich mir nicht.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, muss ich feststellen, dass ich mich ein wenig verlegen habe, denn mein Nacken schmerzt schon jetzt und dabei hat der Tag noch nicht einmal begonnen. Aber ich rapple mich auf und strecke mich, nur um dann zu meinem Tisch zu gehen und dort die Klamotten des heutigen Tages vorzufinden. Eine sehr knappe Hose und ein enganliegendes Croptop. Mehr nicht. Keine Unterhose oder sonst was. Ich seufze und ziehe mir das Zeug wiederwillig an und schon werde ich zum Duschen abgeholt. Vielleicht bekomme ich ja danach etwas Normales.

Aber meine Hoffnung wird zunichte gemacht, als Rotauge gerade als ich mich abtrockne ins Bad herein Platz. „Gut du bist fertig. Der erste Käufer ist bereits in einer halben Stunde da. Du wirst den Vormittag mit sechs zusammen auf dem Zimmer von diesem verbringen. Ich werde mit dem Käufer natürlich vorbei kommen und erwarte tadelloses Benehmen!", meint er streng und zieht mich zu sich um mir meine Haare trocken zu föhnen. Dabei stehe ich einfach nur mit starrem Blick auf den Boden. Ich soll mit sechs alleine in einem Zimmer sein? Und das den gesamten Vormittag während er einen Käufer herumführt? Wieso kann ich nicht auf mein eigenes Zimmer und da warten? Ich bin so in Gedanken, dass ich nicht bemerke, wie er mich auffordert ihm zu folgen und erst ein mahnender Klaps auf dem Po bringt mich zurück in die Realität.

Ich zucke zusammen und senke meinen Blick. „Ich.. Entschuldigen Sie Sir!", entschuldige ich mich direkt und spüre nun, wie er über die Stelle streichelt, die er gerade geschlagen hat. Ich kann mir nur mit Mühe ein Kommentar dazu unterdrücken und auch den Drang, ihn einfach wegzudrücken, unterdrücke ich. „Was hast du gedacht?", fragt er mich und ich schaue auf. „Ich habe mich nur gefragt, wieso ich nun mit sechs in ein Zimmer muss.... Ich.. Habe ich etwas falsch gemacht?" Ich möchte nur ungern dass er denkt, ich habe noch immer Angst davor, alleine mit einem anderen Sklaven außer Julian in einem Zimmer zu sein... Denn das... Stimmt voll und ganz. Aber wen er es wüsste, würde er mich sicherlich zwingen...

„Nein hast du nicht Sieben. Alles ist gut, nur sehen die Käufer es lieber, wenn sich die Sklaven unter seinesgleichen gut verstehen. Die meisten haben bereits einen oder mehrere Sklaven und Einzelgänger sind nicht gerne gesehen", erklärt er und ich nicke und senke den Kopf. Er ist wohl wirklich gut gelaunt, normalerweise antwortet er nämlich nicht so ausführlich...


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top