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Die kommenden Tage waren... Anders. Zuerst einmal bin ich wieder auf das Zimmer verlegt wurden, in dem ich mir mit Demian ein Bett geteilt hatte. Es ist seltsam nun dort alleine zu sein und ich fühlte mich vor allem in den Nächten mehr als einsam. Doch das ist vergangen, denn Julian hat sich am dritten Tag zu mir gesellt und hat die Erlaubnis bekommen, jede zweite Nacht bei mir zu verbringen.
Die Tage an sich sind relativ normal gehalten. Essen alleine mit Julian und unter Beobachtung. Das ist der Anfang. Zuerst habe ich mir etwas schwer getan wirklich mit ihm zu reden, doch ich habe mich immer wieder an die Worte von Sam erinnert und mittlerweile kann ich ohne Probleme mit Julian reden. Mir ist bewusst, dass er es wahrscheinlich Rotauge weiter sagen wird, aber es ist mir egal und solange ich so Demian retten kann....
Er hat so viel durchmachen müssen, er hat nun ein gutes Leben verdient... Hoffentlich kann ihm Sam das geben, auch wenn er so.... Mh... Gebieterisch ist. Aber ich habe da Vertrauen zu ihm. Er war ja immer nett zu mir und ich glaube einfach mal an das Gute im Menschen. Wie ich das sagen kann? Nachdem ich Noir hinter mich gebracht habe?
Ich vermute, es liegt an meiner Kette. Ich merke von Tag zu Tag mehr wie mein alter Lebenswille zurückkehrt und mich im Leben festhält. Merke, wie ich langsam wieder in das Muster zurück falle, dass ich zu meiner Anfangszeit hier hatte. Frech, aufmüpfig und mit großer klappe. Letzteres ist noch ein wenig schwer, vor allem gegenüber den Aufsehern, doch es wird langsam wieder.
Nach dem Essen werden Julian und ich zusammen zu Rotauge gebracht und dürfen dort duschen. Mein Vorzug ist mir nicht wieder genommen worden und das ist wieder eines meiner Asse. Sie sehen mich alle anders an wie zuvor. Behandeln mich anders.... Passen in meiner Gegenwart anders auf. Ich habe sie alle irgendwie in der Hand und keiner traut sich mir gegenüber ausfällig zu werden.
Gerade sitze ich in einem warmen Wintermantel und mit einer Decke auf meinem Balkon und grinse einfach nur während ich mal wieder die Winterlandschaft beobachte. Es ist schon witzig... Aber gerade ich als Sklave habe wahrscheinlich mehr Kontrolle als alle anderen... Okay... Julian hat wahrscheinlich noch ein wenig mehr, da er der Kleine von Rotauge ist, jedoch ist er auch unter diesem und wenn es hart auf hart kommt wird er sich in jedem Fall unterwerfen.
Ist ja auch egal. Momentan habe ich ein schönes Leben. Zwar bin ich eingesperrt aber ich bin doch irgendwie ein wenig frei. Ich muss nur zum Essen und kann sogar warm duschen... Habe mein eigenes Zimmer, warme Klamotten.... Was will man mehr? Meine Aufmerksamkeit wird mit einem mal auf ein Tier gelenkt. Es ist wieder der Rabe, den ich vor einiger Zeit schön öfter gesehen habe. Ich setze mich ein wenig mehr auf und beobachte mit gerunzelter Stirn wie er seine Kreise zieht und schlussendlich auf der Spitze des Tannenbaum der mir am nächsten ist landet.
„Lukas... Komm bitte rein ich muss dir was erzählen", ich schaue über meine Schulter und sehe Julian. Als ich meinen Blick wieder dem Raben zuwende ist er weg. ‚Bald'
Ja was sollte Bald sein? Ist bald schon vorbei und er meinte damit Demian? Oder hatte er meinen Tod gemeint und ist nun selber ratlos weil ich noch lebe? Ich weiß es nicht und es verwirrt mich zutiefst. „Lukas?? Komm bitte rein, es ist wichtig!", meint nun Julian weder und leicht seufzend richte ich mich auf. „Was ist los?", frage ich und er deutet auf das Bett. Also setze ich mich mit ihm zusammen und starre ihn nun an.
Er sieht ernst aus und langsam macht sich ein ungutes Gefühl in mir breit. „Bald ist Weihnachten... Und... Es wird dir nicht gefallen, aber an Weihnachten veranstalten wir eine Show und du musst laufen.", meint er und beißt die Zähne zusammen. Ich schaue ihn verwirrt an und runzle meine Stirn. Was meint er denn damit? Was für eine Show?
„Julian... Bitte rede in vollen Sätzen mit mir...", meine ich und er seufzt leise. „Eine Sklavenshow Lukas. In der Halle. Wir müssen wie auf einem Laufsteg uns selber präsentieren, tanzen und auserwählte Sklaven müssen auch strippen. Es werden viele Käufer kommen und viele Sklaven bekommen an dem Tag einen neuen Meister. Ich muss mitmachen um das ganze einzuleiten... Wie jedes Jahr... aber... Du musst auch mitmachen...", erklärt er nun und ich starre ihn mit offenem Mund an.
Dann schüttle ich den Kopf und lache leicht auf. „Nein. Nein das können die vergessen! Das mache ich nicht mit! Die können mich alle mal gern haben!", knurre ich leise und verschränke die Arme. Was denken die sich Bitte?! Ich bin doch nicht dumm und präsentiere mich so, nur damit mich dann irgend so ein Spast kauft und wieder zu Grunde richtet. Ich bleibe hier, überlebe und warte bis meine Familie mich findet. Ich bin der festen Überzeugung, dass die mich schon lange suchen und ich hoffe, dass sie mich finden.
„Lukas... Du hast keine andere Wahl... Wenn du nicht mitmachst wirst du vor allen bestraft....", meint er und ich zische abfällig. Die können mir nichts anhaben.... Ich bin nicht so dumm und wenn sie mich bestrafen wollen gut. Vielleicht schaffe ich es dann Tod zu bleiben, auch wenn ich dann leider meine Familie enttäuschen würde. Aber dann könnte ich wenigstens über sie wachen.
Ich bleibe stur und antworte einfach nicht mehr, überlege schon jetzt wie ich mich am besten aus der Sache ziehen kann, doch da werde ich in eine stürmische Umarmung gezogen. „Bitte nicht Lukas! Bitte... Du musst reden und einfach mitmachen... Es wird doch alles gut und so schlimm ist das nicht... Du darfst nicht wieder stumm werden... Bitte ich ertrage das nicht noch einmal!!", meint Julian flehend und ich seufze leise. Meine Arme um ihn legend atme ich tief durch und schüttel dann meinen Kopf.
„Es wird nicht nochmal dazu kommen... Das habe ich Demian versprochen. Naja, eher Sam..", meine ich und sehe nun wie mich Julian verwirrt anschaut. „Naja, ich habe... Ein Versprechen gegeben gegen ein anderes Versprechen... Wenn ich rede und nicht wieder stumm werde, wird Sam Demian gut behandeln.... Wenn nicht.... Nicht...", meine ich leise und schaue auf die Seite. Ich weiß nicht wie er reagieren wird und ich hoffe einfach, dass er das nicht irgendwie falsch aufgreift.
Ja ich mag Demian und ja, ich will nicht dass ihm etwas passiert... Ja ich fühle mich wohl bei ihm... Sehe ihn als meinen Beschützer und vertraue ihm.... Lege für ihn mein Leben ins Feuer und würde alles machen, damit er wieder zu mir kommt.... Aber... Ich liebe ihn nicht. Ich glaube nicht, dass ich noch fähig bin einem Menschen so sehr zu vertrauen, dass sogar liebe entstehen kann...
„Danke!", haucht er leise und ich kann sein lächeln spüren, „Das ist wirklich süß von dir...".
Eure Entscheidung:
1. Er wird sich beugen und mitmachen
2. Er wird dagegen sein
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