|~ 102 ~|
Kurz nachdem die ganzen Menschen bei mir waren, kam wirklich der Arzt und hat mir die Sonde, den Schlauch in meiner Nase, entfernt. Es war ein unangenehmes Gefühl, aber ich sollte mich nicht beklagen. Ich seufze lautlos und drehe mich etwas auf die Seite, ziehe die Decke bis zu meiner Nasenspitze und starre einfach zu dem Fenster.
Julian redet die ganze Zeit schon mit Rotauge und versucht ihn zu besänftigen, da dieser nach noch weiteren Beschimpfungen von Demian wirklich sauer geworden ist. Letzterer sitzt auf dem anderen Bett und hält sich einen Kühlakku an sein Kiefer, wo ihn Ace getroffen hat. Ich habe das alles nur stumm beobachtet und habe leicht mit meiner Augenbraue gezuckt, als Demian diesen Schlag abbekommen hat.
Er hat es provoziert und dennoch will ich nicht, dass ihm wehgetan wird. Er ist ein Freund. Niemand sollte so etwas durch machen wie wir hier... Irgendwann ist Rotauge mit Julian zusammen verschwunden und auch Ace hat uns verlassen. Der Arzt jedoch nicht. Er kommt zu uns und setzt sich mit einem Stuhl genau zwischen uns. „Jungs hört mal zu...", meint er und ich schließe einen Moment meine Augen, bevor ich dann ganz langsam zu ihm schaue.
„Ihr seid beide schwach. Du Lukas, schon alleine weil du erfroren warst...", meint er und schon höre ich ihm nicht mehr zu und wende meinen Blick wieder dem Fenster zu. Es schneit. Die Flocken zeichnen sich nur schwach von dem sonst auch grauweißen Himmel ab und ich würde am liebsten gerade wieder raus. Vielleicht schaffe ich es ja noch einmal....
„Er hört eh nicht zu...", kann ich nun Demian hören und wende meinen Blick wieder zu den Beiden. McMillan ist aufgestanden und hat etwas geholt und mir gezeigt, doch ich habe nicht zugeschaut und nicht erkannt, was er meint... Egal was er gesagt hat, es war wohl nicht so wichtig, denn er winkt ab und verlässt seufzend den Raum.
„Wie geht es dir...?", wendet sich Demian nach einer Weile leise an mich und ich zucke leicht die Achseln und schaue wieder hinaus. Mir ist noch immer kalt obwohl ich unter genügend Decken liege und auch die Heizung hier drinnen an ist. Julian hatte vorhin sogar seinen Hoodie ausgezogen und ist nur noch in T-Shirt bei uns gewesen, also muss es wohl war sein... Aber diese Wärme kommt nicht zu mir durch.
„Wieso habt ihr mich nicht einfach Tod gelassen?", frage ich leise und meine Stimme klingt so rau und fremd... Fast so kalt, wie ich mich fühle. Ich kann nur ein erschrockenes Einatmen hören und merke dann, wie er sich von seinem Bett auf mein Bett hievt und sich neben mich hinlegt. Die Decke wird einen Moment angehoben und ich merke dann, wie sich Demian an mich kuschelt.
Einen Moment erstarre ich, doch ich entspanne mich wieder und lasse es zu. Ich seufze leise und er legt seine Arme um mich. „Das darfst du nicht denken. Du bist ein wundervoller Mensch und noch so Jung... Du hast dein Leben noch vor dir!", sagt er und ich lache leise auf. Ja.. Super.
Ein Leben in Gefangenschaft... Das würde mich ja so reizen... Aber ich erwidere nichts mehr und schlafe einfach wieder ein. Als ich das nächste Mal aufwache, ist es noch Dunkel. Es muss früh am Morgen sein und draußen schneit es. Schon wieder oder immer noch. Ich kann es nicht sagen. Ich merke etwas Warmes hinter mir und auch über mir.
Als ich mit meinen Händen vorsichtig danach taste bemerke ich, dass es sich dabei um den noch schlafenden Demian handeln muss. Ich seufze leise und bleibe also liegen. Ich will nicht seinen Schlaf stören... Nach dem was ich mitbekommen habe, haben die vier lange genug wegen mir auf schlaf verzichtet. Also habe ich nun nicht das Recht dazu, ihn zu wecken, nur weil ich aufstehen will. Und außerdem, darf ich überhaupt wieder aufstehen? Hat nicht Ace mir gestern verboten, mich vom Bett zu bewegen?
Irgendwann wird es draußen langsam hell und Demian bewegt sich hinter mir. Er grummelt leise etwas und drückt mich dann näher an sich. Ich lasse es einfach zu, ihm vertraue ich. Er hat mich nicht im Stich gelassen. Er hat mir sein Geheimnis gezeigt und er hat mich, auch wenn ich es anders wollte, vor dem Erfrierungstod bewahren wollen.
Er ist gut und ich vertraue ihm mein Leben an, daher ist es für mich auch nicht verwunderlich, dass ich keinerlei Panik spüre. Nichts, was ich bei meinem Zimmergenossen von damals oder bei Mister Noir spüren konnte. Ich bin sicher bei ihm.
Seufzend richtet er sich verschlafen auf und streckt sich. Nun kann auch ich mich etwas aufrichten. Leicht seufze ich und setzte mich an das Fenster und schaue hinaus. Überall ist es weiß, alles ist weiß. „Du willst raus oder?", fragt Demian und ist wieder hinter mir. Ich nicke leicht und seufze leise. Raus...
„Ich fin~", er wird unterbrochen da die Türe aufgeht und wir beide drehen uns um. Wir sehen Ace herein kommen und direkt sinke ich auf meine Knie und berühre wie schon so oft mit meiner Stirn den Boden. Aber Demian rührt sich wie gewohnt nicht und ich sehe aus den Augenwinkeln, dass er sogar die Arme verschränkt.
„Schon gut. Demian. Ich wollte nur nett sein und euch vorwarnen. In wenigen Stunden bist du nicht mehr da, also verabschiedet euch...", meint er uns schon ist er wieder weg. Ich starre mit weit aufgerissenen Augen den Boden an und auch Demian schein von dieser Botschaft geschockt zu sein.
Er...
Wurde verkauft?!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top