✧ℂ𝕙𝕒𝕡𝕥𝕖𝕣 𝔽𝕠𝕦𝕣✧

Nyx Lloyed

Schweißgebadet wachte ich aus meinem Schlaf auf. Mein Herz pochte in meiner Brust, schnell wie die Flügel eines Kolibris. Der Schweiß lief mir über den ganzen Körper, während ich mich langsam aufrichtete. Ich sah mich um und seufzte leise. Ich war wohl die Einzige, die wach war - alle Kadetten schliefen tief. Eigentlich sollte ich das auch tun, doch es war unmöglich.
Langsam stieg ich aus meinem Bett, schnappte mir meine Sachen und verschwand unter der Dusche. Das heiße Wasser war eine willkommene Erlösung für meine angespannten Muskeln.Wenige Minuten später fühlte ich mich endlich wieder frisch und machte mich langsam auf den Rückweg. Der Gang vom Gemeinschaftsbad zu meinem Zimmer war nicht lang, und es dauerte nicht lange, bis ich die Tür erreichte. Doch in dem Moment, als ich sie öffnete, passierte etwas Unerwartetes.
Eine große, kräftige Männerhand packte meinen Hals und drückte mich gegen die Wand. Ehe ich einen Laut von mir geben konnte, legte sich dieselbe Hand fest auf meinen Mund. Meine Augen weiteten sich, und ich blinzelte langsam. Mein Herz setzte für einen Moment aus, als ich in die goldgesprenkelten Onyx-Augen starrte, die mich eisern fixierten.

Seine Hand auf meinem Mund fühlte sich seltsam an - gleichzeitig beängstigend und merkwürdig faszinierend. Langsam beugte er sich vor, und sein heißer Atem strich über meine Haut. „Ich habe dich im Auge, Lloyed", raunte er heiser an mein Ohr. „Und du kannst darauf wetten, dass ich es ernst meine. Das ist kein Spaß."
Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, während ich wie erstarrt in seinem Griff verharrte.
Ich nickte vorsichtig und hektisch, während mein Herz mittlerweile fast bis in meinen Hals schlug. Sein Griff löste sich langsam, und schließlich ließ er mich los, doch mein Herz raste immer noch.
„Und noch etwas, Lloyed...", begann er und drehte sich dann zu mir um. Hatte ich eben nicht einmal bemerkt, dass er sich entfernt hatte?
„Ja, Sir?", fragte ich vorsichtig. Sein Blick traf meinen - diese tiefen, wunderschönen Augen schienen mich regelrecht zu durchdringen. Ein Schauer lief mir über den Rücken, und ich bekam zusätzlich Gänsehaut, was alles nur noch unangenehmer machte.

Wie war das möglich? Und warum wünschte ich mir plötzlich, meine Lippen auf seine zu drücken? Wären sie warm? Hör sofort auf damit! Er ist immer noch dein Wingleader! fuhr ich mich innerlich an.

Sein Blick lag weiterhin auf mir, intensiv, fast als würde er in mir lesen. Dann trat er wieder näher an mich heran, hob seine Hand und packte mein Kinn sanft zwischen seinen Zeigefinger und Daumen. Er hob meinen Kopf leicht an, bis ich gezwungen war, ihm direkt in die Augen zu sehen.
„Du stehst unter meinem Schutz. Und das wird sich nicht ändern. Dein Leben ist ab jetzt meine Verantwortung. Nach der Ausgangssperre wirst du im Hof sein - pünktlich!", sagte er mit fester Stimme, und sein heißer Atem streifte meine Lippen.
Er war so unfassbar nah, dass ich am liebsten auf die Zehenspitzen gestiegen wäre, nur um meine Lippen auf seine zu legen.
Plötzlich kam er noch näher. Der Abstand zwischen unseren Lippen betrug nur noch einen winzigen Millimeter. Seine Augen bohrten sich in meine, und mein Herz schlug so wild, dass ich befürchtete, es könnte gleich meinen Brustkorb sprengen.
Doch bevor etwas passieren konnte, ließ er mich los und wandte sich ab. Mit ruhigen Schritten verschwand er den Flur entlang. Ich blieb zurück, völlig außer Atem, und mit einer Hoffnung, die ich besser nicht gehabt hätte. So etwas konnte nicht passieren - war das überhaupt erlaubt?

Langsam ging ich zurück ins Zimmer und legte die Sachen, die ich zum Duschen benutzt hatte, auf mein Bett. Dann setzte ich mich, mein Kopf noch immer ein einziges Durcheinander von dem, was gerade passiert war.
„Was war das eben? War das wirklich Riorson, der mit dir geredet hat?", fragte Astoria, die auf ihrem Bett saß und sich scheinbar gerade anzog. Mein Blick wanderte zu ihr, und ich seufzte leise. Wie sollte ich ihr das nur erklären?
„Ähm, ja, das war er. Und warum? Hast du uns etwa belauscht?", fragte ich sie, während ich mich langsam vollständig anzog. Die Kleidung ließ mich wie eine Reiterin aussehen. Wir waren ziemlich früh dran, aber das war mir lieber als zu spät zu kommen. „Nicht direkt", erwiderte sie und grinste leicht. „Aber er hat wirklich eine scharfe Stimme, die jede Menge Autorität ausstrahlt."
Ich nickte zustimmend. Ja, das hatte er - und diese verdammt wunderschönen Augen. Ich würde verdammt sein, wenn ich nicht die Erste wäre, die ihn küsste. „Und Sia ist immer noch nicht hier?", fragte ich sie, während ich mich umsah. Astoria schüttelte den Kopf, und ich wusste, dass sie noch nicht zurückgekommen war. Viele waren wohl wegen der Feier nicht hier. Sie hatten wahrscheinlich alle eine heiße Nacht.
Ich fragte mich wirklich, ob Xaden eine Freundin hatte.
„Na dann, gehen wir mal los zum Appell", sagte ich zu Astoria, und sie nickte zustimmend.

Wir liefen gerade durch die Gänge. Viele Kadetten waren bereits wach, unterhielten sich oder machten sich ebenfalls auf den Weg zum Appell.
Ich lief neben Astoria, und Evander begleitete uns, wie er es oft tat. Jetzt fehlte nur noch Theresia, aber es schien, als würde sie sich noch Zeit lassen.
Auf dem Weg dorthin knallte ich beinahe gegen eine Tür, die plötzlich geöffnet wurde. Wir erschraken, als Theresia und Rhiannon aus dem Zimmer traten und uns ansahen. Astoria und ich warfen uns einen Blick zu und begannen zu grinsen.
„Du hast verloren!", rief Astoria triumphierend, und ich lachte laut auf, während Theresia und Rhiannon beide rot anliefen.
„Was soll ich sagen? Sie war einfach zum Anbeißen gut", meinte Theresia lachend, bevor sie einen sanften Kuss von Rhiannon auf die Wange bekam. Rhiannon schlüpfte an uns vorbei und verschwand, während Theresia die Tür hinter sich schloss und sich uns anschloss.
„Und, wie war die Nacht?", fragte ich sie lachend, als wir weiterliefen. Der Hof war nur noch ein paar Schritte entfernt. Theresias Gesicht lief knallrot an, und wir konnten nicht anders, als laut loszulachen.
Wir stiegen die Treppen zum Hof hinunter und stellten uns schließlich in unserem Geschwader auf. Dabei bemerkte ich, wie Theresia verliebte Blicke zu Rhiannon warf, die bei Violet, Sawyer, Ridoc und... oh verdammt, Xaden Riorson stand.
Kurz darauf kam noch jemand dazu, und ich erkannte das gestickte Namensschild auf seiner Jacke: Dain. Das war also der Sohn von Colonel Aetos. Na super.
„Also? Wir hören?", flüsterte ich Theresia zu, die noch immer rot war. Sie sah kurz zu mir, bevor sie antwortete. „Gut. Und ziemlich aufregend", sagte sie leise.
Ich grinste und nickte ihr zu, wollte gerade etwas sagen, als plötzlich eine Hand auf meiner Schulter lag. Als ich mich umdrehte, sah ich meinen Bruder.„Ich muss mit dir reden. Alleine", sagte er und sah mich ernst mit seinen blauen Augen an. Ich nickte nur und folgte ihm zu einer Ecke des Hofes, wo wir ungestört sprechen konnten.
„Hat Riorson mit dir geredet?", fragte er mich. Ich nickte, und er antwortete knapp: „Gut."
„Wieso? Was ist los, Kieran?", flüsterte ich und sah ihn besorgt an. Er seufzte hörbar, bevor er weitersprach. „Du weißt, was du immer verstecken musst?", fragte er, und ich nickte erneut, dieses Mal schweigend.
„Lieutenant Riorson wird dich beschützen. Das mag seltsam klingen, aber es ist so. Alle Markierten stehen unter seinem Schutz", erklärte er mir. Plötzlich ergab alles Sinn. Mein Blick huschte zu Xaden, der mit scharfem Blick über sein Geschwader wachte. Langsam sammelten sich immer mehr Kadetten. Doch sein Blick blieb an mir hängen, und ich spürte, wie mein Herz zu rasen begann. Was hatte dieser Mann nur für einen Einfluss auf mich? Im Sonnenlicht erkannte ich die goldenen Sprenkel in seinen mitternachtsschwarzen Onyx-Augen.

„Er beobachtet mich schon die ganze Zeit. Du kennst ihn länger als ich, Kieran. Was hat er gegen mich oder so?", fragte ich vorsichtig. Kieran zuckte nur mit den Schultern.
„Keine Ahnung", sagte er knapp, und ich seufzte leise.
„Wir sollten zurück. Der Appell beginnt gleich, und danach haben wir erstmal ein bisschen Drachenkunde bei Professor Kaori. Danach schauen wir, was kommt, denn später haben wir Sparring. Ich denke, Riorson wird euch dabei im Auge behalten", sagte er, während wir gemeinsam zurückliefen und uns wieder in die Reihe stellten.
Die anderen unterhielten sich in aller Ruhe über ihre eigenen Themen, und ich hörte nur halb zu. Das war mir recht, denn ich hatte andere Dinge im Kopf - oder besser gesagt jemanden, über den ich nachdenken musste. Immer wieder spürte ich seinen Blick auf mir, und ich wusste genau, wer es war.
Mein Blick wanderte erneut zu ihm, und ich sah, wie er mich anstarrte. Sein Blick wirkte wie der eines eingesperrten Tieres in einem Käfig, wild und gleichzeitig beherrscht. Ich seufzte tief und hielt seinem Blick stand.
Er ist schlimm. Warum sah er mich immer so an? Was hatte er für ein Problem mit mir, dass er mich so ansah, dass ich mich unwohl fühlte? Was war an mir so wertvoll?
Steht er etwa auf mich?
Wohl kaum!
„Nyx? Hallo? Erde an Nyx?" Eine Stimme riss mich aus meinen dummen Gedanken. Ich wandte meinen Blick der Stimme zu und sah Evander, der mich besorgt ansah. „Alles gut?", fragte er mich.
Ich nickte bewusst, während mein Blick kurz darauf wieder zu Xaden wanderte. Doch dieses Mal hatte er seinen Blick nicht mehr auf mich gerichtet, sondern starrte geradeaus.
Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis endlich alle leise waren - abgesehen von ein paar, die flüsterten, in der Annahme, niemand würde sie hören. Sie lagen natürlich falsch. Wenn es sonst völlig ruhig ist, hört man Flüstern nur umso deutlicher.
Wenig später richtete ich meinen Blick ebenfalls nach vorne, zum Pult, wo Professor Markham erschien. Er begann mit dem morgendlichen Appell, der sich wie immer ziemlich in die Länge zog.
Nachdem alles Wichtige gesagt worden war, wurden die Geschwader in Gruppen aufgeteilt. Manche gingen mit ihrem Stundenplan zur Drachenkunde, andere zum Sparring. Wie Kieran bereits vorhergesagt hatte, hatten wir Drachenkunde.

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