✧ℂ𝕙𝕒𝕡𝕥𝕖𝕣 𝔽𝕚𝕧𝕖✧

Nyx Lloyed

Mit großen Schritten gingen wir langsam zum Drachenkundeunterricht, so wie es mein Bruder mir erzählt hatte. Ich folgte einfach meinen Freunden, sodass alles ruhig und entspannt wirkte. Dabei prägte ich mir genau ein, wo wir entlanggingen, um es mir später besser merken zu können.
Wir betraten den Raum, und ich setzte mich neben Astoria und Theresia. Während ich mich umsah, bemerkte ich, dass Evander neben Astoria saß. Neben ihm fanden die Zweitklässler Platz: Sawyer, Ridoc, Rhiannon und Violet. Doch schnell fiel mir auf, dass mein Bruder nicht bei ihnen war. Stattdessen saß er über mir. In diesem Moment trafen mich zwei goldgesprenkelte, onyxfarbene Augen. Sie gehörten Xaden.
Was denkt er eigentlich? Glaubt er, ich wäre eine leichte Beute? Denkt er, nur weil er Zugang zu meinem geliebten Bruder hat, könnte er auch an mich herankommen? Oder meint er, mich zu bedrohen sei eine gute Idee? Glaubt er, dass er sich alles erlauben kann, nur weil er Leutnant und Geschwaderführer ist?
Da irrt er sich gewaltig!
Seine durchdringenden Augen ruhten auf mir, und ich könnte schwören, dass er schlucken musste. Oder täuschte ich mich? Lief vielleicht irgendetwas in seinem ansonsten beeindruckenden Kopf schief? Während sich der Saal langsam füllte, blieb die Aufmerksamkeit vieler bei Xaden hängen, der mich noch immer unverwandt ansah. Als der gesamte Raum schließlich besetzt war, wurde ich etwas wachsamer, besonders als Professor Kaori eintrat und uns herzlich begrüßte. Der Unterricht war überraschend angenehm, vor allem, weil ich bereits viel über die Geschichten der Drachen wusste. Ich liebte es, mehr über diese faszinierenden Geschöpfe zu lernen.
Einige Drachenarten, die wir behandelten, waren:

Blaue Drachen: Diese sind extrem groß und besitzen messerartige Stacheln. Sie gelten als rücksichtslos und brutal und stammen von der Linie der Gormfailes ab. Es ist äußerst ratsam, sich ihnen nicht zu nähern - das würde sonst schmerzhaft enden, allerdings nicht für den Drachen.

Rote Drachen: Man sollte ihnen niemals, wirklich niemals, in die Augen schauen. Sie haben ein äußerst reizbares Gemüt. Blickkontakt mit ihnen ist schlichtweg gefährlich.

Schwarze Drachen: Diese Drachenart ist äußerst selten. Sie gelten als klug und gerissen. Hast du ein Geheimnis? Nun, das ist dann wirklich schlecht, denn du kannst nichts vor ihnen verbergen oder sie überlisten.

Dann wären da noch die anderen Drachenarten:

Braune Drachen: Bei dieser Drachenart solltest du weder Angst noch Schwäche zeigen, da sie das sehr gut wahrnehmen können. Wer nicht aufpasst, wird schnell zu Asche.

Orangenfarbene Drachen: Sie stammen von der Fhaicorain-Linie ab und gelten als die unberechenbarsten Drachen. Sie sind ein Risiko - sogar für ihre potenziellen Reiter.

Grüne Drachen: Diese Drachen stammen aus der Uaineloidsig-Linie und gelten als rational und vernünftig. Sie sind besonders intelligent. Wenn du dich einem grünen Drachen nähern möchtest, solltest du jedoch den Blick senken und ihn nicht direkt ansehen. Warte, bis der Drache dir seine Zustimmung gibt.

Professor Kaori erklärte uns diese Unterschiede und zeigte uns dazu Illustrationen der verschiedenen Drachen. Es war ziemlich nützlich, da ich so besser verstand, wie man in ihrer Nähe überleben könnte.
Mein Bruder hatte einen braunen Drachen. Vielleicht sollte ich mich an diese Drachenart halten? Aber letztlich liegt die Entscheidung nicht bei mir. Es sind die Drachen, die bestimmen, wer es bis zum Drachenreiten schafft - und wer nicht.
Wir hörten aufmerksam zu und beantworteten einige der Fragen, die Professor Kaori uns stellte. Schließlich kamen wir zu den Drachenarten und ihren Unterarten, die er ebenfalls erklärte:

Federschwanzdrachen: Alle Drachen beginnen ihr Leben als Federschwanzdrachen. Sie sind sozusagen die „Drachenküken" oder Schlüpflinge. Sie verabscheuen Gewalt und sind deshalb im Kriegseinsatz ungeeignet. Ihre Kräfte sind in dieser Phase oft instabil, was gelegentlich zu gefährlichen Unfällen führen kann.

Morgensternschwanzdrachen: Diese Drachen sind auf dem Schlachtfeld extrem tödlich. Sie besitzen einen Keulenschwanz, mit dem sie sowohl Menschen als auch andere Wesen zerschmettern können.

Weitere erwähnte Drachenarten waren:
Dolchschwanzdrachen
Schwertschwanzdrachen
Keulenschwanzdrachen
Skorpionschwanzdrachen

Nach der Drachenkunde mussten wir alle zum Training, was mir jetzt ein ungutes Gefühl gab.

„Gott, ich konnte mir das nicht mal alles merken", brummelte Astoria neben mir, und ich lachte leicht, während wir in Ruhe hinterherliefen.
„Ich schon, so schwer war es eigentlich nicht", sprach ich kichernd, woraufhin ich einen Stoß von ihr spürte und sie grinsend ansah.
„Keiner hat so ein Drachenhirn wie du, Miss Lloyed!", erwiderte sie, und ich lachte nur schulterzuckend.
Wir liefen geradewegs zur Sparring-Halle. Viele Kadetten kamen uns entgegen und warfen uns verstohlene Blicke zu. Einige von uns verteilten sich ein wenig, während andere zusammenblieben. Dann traten zwei Personen auf uns zu - der eine hieß Dain Aetos, der andere war wohl Professor Emetterio.
Ich blickte mich um und sah unser gesamtes Geschwader. Die anderen befanden sich noch in der Drachenkunde.

„Guten Tag, ich bin Professor Emetterio und somit euer Leiter für Nah- und Bodenkampf. Ich sehe ein paar neue und ein paar bekannte Gesichter, aber das spielt keine Rolle. Für alle gilt: keine Waffen. Also bitte legt eure Waffen ab."
Wir gehorchten. Ich besaß ohnehin nur ein Schwert und zwei Dolche, die ich zur Seite legte, bevor wir uns wieder in unserer Gruppe aufstellten.
Es dauerte etwa 30 Minuten, bis ich an der Reihe war. Vor mir hatte Astoria gegen ein Mädchen gekämpft, das wirklich stark war, aber dennoch keine Chance hatte.
Als ich die Matte betrat, blickte ich zu meinem Gegner - ein blonder Junge mit dem Körper eines verfluchten Gottes.
Wir umkreisten uns, während ich nach Schwachstellen suchte - falls er überhaupt welche hatte. Mein Puls schnellte in die Höhe, und ich schluckte nervös. Ich spürte die Blicke meiner Kameraden auf mir, darunter auch die meines Bruders und von Xaden. Seine schwarzen, durchdringenden Onyxaugen brannten mir förmlich in den Rücken.
Ich drückte meinen Fuß in den Boden und griff an. Doch er blockte meinen Schlag und wich rechtzeitig aus, bevor meine Faust überhaupt seine Rippenseite berühren konnte. Plötzlich spürte ich einen scharfen Schmerz im Rücken, als er mir seinen Fuß hineinrammte.
Ich ging keuchend zu Boden, rang schwer nach Luft und versuchte, mich wieder aufzurappeln.
„Erbärmlich! Ich dachte, von einer Lloyed würde ich mehr erwarten können. Aber du bist schwach - einfach nur erbärmlich!", lachte der Junge vor mir, während er mit ausgestreckten Armen dastand und mich umkreiste.
Was für ein Arsch.
Dachte ich mir und stand langsam auf, leise keuchend. Das gibt blaue Flecken, aber ich werde nicht sterben. Nicht heute.
„Du kannst viel reden, aber ich glaube, Denken ist nicht gerade deine Stärke!", rief ich ihm entgegen.
Knurrend griff er erneut an. Ich blockte seinen Schlag sofort ab und drehte mich um meine eigene Achse. Im Handumdrehen trat ich dem blondhaarigen Deppen gegen die Rippen, sodass er wimmernd zur Seite wich. Doch ich war noch nicht fertig. Gerade als ich auf ihn zustürmen wollte, kam er wieder auf die Beine und packte mein Handgelenk.
Er drehte es so sehr, dass ein stechender Schmerz durch meinen Arm fuhr. Da er viel größer war als ich, hatte ich Mühe, mein Gelenk nicht brechen zu lassen.
Ich schrie auf und hörte, wie Aetos rief, er solle aufhören - doch er tat es nicht. Stattdessen bemerkte ich, wie sich die Ränder meines Sichtfelds langsam schwarz färbten.
„Er soll aufhören!", knirschte Kieran, und ich konnte hören, wie er schmerzhaft die Zähne zusammenbiss.
Er wollte gerade losstürmen, um ihn aufzuhalten, als ich mich mit aller Kraft umdrehte. Ich spürte, wie mein Handgelenk knackte - und endlich konnte ich mich aus seinem Griff winden.
Bevor ich ihm direkt zwischen die Beine trat.
„Fuck, du kleines mieses Rebellenstück!", fauchte er und keuchte vor Schmerz. „Ich hatte gehofft, du würdest aufgeben, aber jetzt werde ich umso mehr Spaß daran haben, dich hier und jetzt umzulegen. Vor deinen Freunden. Vor deinem geliebten Bruder. Es ist bestimmt egal, dass dann noch ein Familienmitglied nicht mehr existiert."
Seine Worte ließen mein Herz rasen. Nervös schluckte ich.
„Oh, hast du etwa Angst, du Rebellenstück? Oder hat die Katze die Maus gefressen? Naaww, Miss Lloyed ist ein Angsthase!", lachte er unaufhörlich.
Ich blieb regungslos vor ihm stehen und ließ mir nichts anmerken, doch ich konnte förmlich spüren, wie Xaden anfing zu knurren. Ein tiefes, bedrohliches Grollen, das in seiner Brust vibrierte. Als ich kurz zu ihm hinübersah, trafen mich seine goldgesprenkelten Onyxaugen - als könnte er meine Gedanken lesen.
Warte. Kann er das wirklich?
Wenn ja, bin ich richtig am Arsch. Die Gedanken, die ich habe, sollte niemand sehen. Vor allem er nicht!
Ich verlor mich einen Moment lang in seinen Augen - so schwarz wie die Nacht und zugleich durchzogen mit goldenen Sprenkeln, wie Sterne am Nachthimmel.
Seufzend riss ich meinen Blick wieder nach vorn, doch in diesem Moment traf mich eine Faust mit voller Wucht im Gesicht. Keuchend stolperte ich rückwärts, als plötzlich eine laute Stimme ertönte:
„Genug!", rief Aetos selbst.

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Ich hielt mir ein kaltes Getränk an mein Auge, um es wenigstens zu kühlen, während wir am Tisch saßen und ich mein Essen aß.
„Der hatte echt einen guten Schlag drauf. Ich glaube nicht, dass du ihn so einfach hättest besiegen können", meinte Ridoc.
Ich sah zu ihm. Er und die anderen Zweitklässler saßen wie immer bei uns - nicht, dass wir eine andere Wahl gehabt hätten. Außerdem brauchten wir schließlich jemanden zum Quatschen.
„Ich bin nicht gut darin", erwiderte ich trocken und seufzte leise, während ich versuchte, mir meinen Schmerz nicht anmerken zu lassen.
„Das war Violet auch nicht, aber Xaden hat ihr geholfen", warf Rhiannon ein, während sie unter dem Tisch Händchen mit Theresia hielt. Die beiden konnten keine Sekunde lang die Finger voneinander lassen.
Ich wollte gerade etwas erwidern, als sich plötzlich jemand neben mich stellte - Kieran.
„Wir müssen ... los", sagte er knapp zu mir.
Ich nickte leicht, stand auf und folgte ihm aus dem Speisesaal.

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