Epilog

Am Abend gehen Shadow und ich tatsächlich auswärts irgendetwas essen. Er hat gemeint, dass er eine weitere Überraschung für mich geplant hat, wobei das Wetter nicht so richtig mitspielt, aber das ist kein Problem. Wir sind ja nicht aus Zucker. Zumindest nicht ganz. Außerdem sind wir schon heute Morgen verregnet worden, als wir auf den Bus gerannt sind, damit wir es noch rechtzeitig in die Schule haben schaffen können.

»Wohin gehen wir?«, frage ich zum gefühlt zehnten Mal, während Shadow mich durch die Strassen lenkt, darauf achtend, möglichst unter Vordächern zu gehen.

»Das siehst du bald, Hope. Und jetzt hör endlich auf, so neugierig zu sein. Du verdirbst mir regelrecht den gesamten Spaß«, scherzt er, worauf ich halbwegs beleidigt die Augen verdrehe, mich aber schweigend weiterziehen lasse. Er kann froh sein, dass ich nicht immer ein motzendes Wesen bin, denn sonst hätte ich ihm bestimmt schon längst sie Ohren vollgeheult. Doch noch bevor ich damit anfangen kann, sind wir endlich da.

»Überraschung«, meint Shadow und sieht mich grinsend an, während wir vor einem kleinen Pavillon stehen. Ich habe dieses hier noch nie gesehen. Mit geschwungenen Lettern stehen die Worte ›La petite maison‹ auf der Markise. Ich ziehe meine Augenbrauen gespannt in die Höhe, doch Shadow lässt mich den Anblick von Aussen gar nicht länger geniessen. Er führt mich einfach in den kleinen Wintergarten darunter.

Es ist wirklich klein, denn es hat nur vier Sitzbänke, die jeweils Platz für vier Personen haben und dazu jeweils einen runden Holztisch, der an den Rändern schöne Verzierungen hat, die direkt ins Holz geschmitzt worden sind. Der Rest ist in den Farben Blau und Weiß gehalten, und von allen möglichen Pflanzen umgeben. Rosen, Lilien, Margeriten.

Ob das geplant ist oder nicht ist mir nicht bewusst. Aber Shadow hat sich anscheinend um alles gekümmert. Er hat Glück, dass wir mittwochs am Nachmittag keine Schule haben, denn sonst wären wir bestimmt viel zu müde, um die Sache richtig genießen zu können, und das wäre bestimmt schade.

»Herzlich Willkommen«, grüsst er mich mit einem gespielt britischen Akzent und sieht mir dabei mit einem ehrlichen Grinsen in die Augen.

»Sie können sich da hinsetzen, Ihr Essen kommt gleich«, informiert er mich spielerisch, während er
unser Essen aus einer riesigen Essensbox, die irgendwie aus Zauberhand hier aufgetaucht ist, fischt.

»Gefällt es dir?«, will er wissen, worauf ich nicke und leicht lächle.

»Es ist wundervoll«, sage ich ehrlich. Ich hätte vielleicht noch etwas hinzugefügt, aber Svadow stellt einen Teller und unsere Getränke auf den Tisch, was ich natürlich sofort näher inspiziere. Es sind diese altmodischen Glas-Colaflaschen und mir kommt plötzlich eine Idee, während Shadow sich setzt und beginnt, irgendetwas zu sagen, wobei ich gar nicht so richtig zuhöre.

Ich bin dafür viel zu nervös und mein Herz klopft wie wild in meiner Brust. Shadow schenkt sich sein Getränk ein, doch ich nehme meines in die Hand, um etwas anderes damit zu machen. Denn wenn die Flaschen kühl gelagert sind und dann ins Warme kommen wie die hier, kann man gut Sachen in den Frost darauf zeichnen. Genau das mache ich, ehe ich tief einatme. Letzte Möglichkeit für einen Rückzieher.

Aber das mache ich nicht. Ich bin kein Feigling. Und ich muss das loswerden. Ich reiche Shadow meine Flasche kommentarlos und unterbreche dabei seine Rede, worauf er seine Stirn verwirrt in Falten legt.

»Ist etwas nicht gut mit-«, setzt er an, doch bricht ab, sobald er die Worte sieht, die ich auf der kalten Flasche hinterlassen habe.

Ich liebe dich, habe ich geschrieben. Simpler wäre es nicht gegangen, auch wenn so viel mehr dahinter steckt. So unglaublich viel.

Shados Gesicht nimmt einen enormen Wandel an, was ich natürlich genau beobachte, weil ich gespannt und ein wenig nervös auf seine Reaktion bin. Zuerst glättet er die Falten auf seiner Stirn. Dann weicht die gesamte Verwirrung von seinen Gesichtszügen. Und dann hebt er seinen Kopf und sieht mir direkt in die Augen, während seine Augen zu funkeln beginnen und seine Lippen sich zu einem glücklichen, schiefen Lächeln verziehen.

»Du liebst mich?«, fragt er ein wenig ungläubig, während seine Wangen leicht rötlich geworden sind. Ich sehe ihn für einen Moment schweigend an, ehe ich langsam nicke. Und dann immer schneller, ehe ich zum Reden ansetze.

»Ja. Ich liebe dich, Shadow. Ich liebe dich mit jeder einzelnen Faser meines Körpers und ich weiß, dass du die Person bist, die mich glücklich macht. Die beiden Tage ohne dich sind total schlimm gewesen, und das nicht nur, weil du nicht auf meine Nachrichgen geantwortet hast. Du hast gefehlt. Ich habe dich nicht gesehen. Ich habe dein Lachen vermisst. Deine Aufmerksamkeit. Deine Stimme. Dein ... alles. Ich habe vermisst, dass wir zusammen in der Cafeteria gesessen sind und ich das Kreuzworträtsel gelöst habe, welches du mir immer bringst. Ich habe die Art vermisst, wie du mich ansiehst und die Art, wie du mir zuhörst. Ich habe sogar vermisst, einfach etwas zu tun, das nichts mit dir zu tun hat, aber trotzdem irgendwie okay geworden ist, weil ich es in deiner Nähe gemacht habe. Weil ich deine Präsenz gespürt habe. Denn du machst alles irgendwie besser und das ist Liebe für mich. Du lässt mein Herz schneller schlagen und du zauberst mir aus den banalsten Gründen ein Lächeln auf die Lippen. Ich habe noch nie so jemanden empfunden, aber es gefällt mir. Es gefällt mir, weil ich es für dich empfinde.«

Ich lecke mir atemlos über die Lippen, weil diese Worte förmlich aus mir gesprudelt sind, bevor ich überhaupt habe richtig darüber nachdenken können. Aber sie sind wahr. Ich fühle so für Shadow.

Der Prinz greift nach meinen Händen und sieht mich für einen Moment lang vollkommen überrascht an. So, als könnte er nicht fassen, was ich gerade zu ihm gesagt habe.

»Bambi...«, setzt er an, doch er bricht ab, weil er nicht weiß, was er dazu sagen soll. Stattdessen steht er auf und kommt um den Tisch herum, ehe er mich auf meine Füsse zieht.

»Du liebst mich«, wiederholt er und legt seine warmen Finger auf meine Wange.

»Ich liebe dich«, wiederhole ich wispernd, während er seine Stirn gegen meine lehnt und die Augen schliesst, um die Worte in sich aufzunehmen. Nur schon diese kleine Geste bringt mein Herz dazu, aufzuflattern und davonzugaloppieren. Meine gesamte Haut kribbelt und sein Atem auf meinem Gesicht löst die Schmetterlinge in meinem Bauch endgültig von ihren Plätzen, sodass sie aufgeregt herumwirren.

Shadow hebt seinen Kopf ein wenig, sodass unsere Stirnen sich nicht mehr berühren, sondern viel eher sein Mund nur noch Millimeter von meinem getrennt ist, während er langsam zu den nächsten Worten ansetzt.

»Und ich liebe dich«, haucht er, wobei seine Lippen bei jedem Wort meine streifen. Die ganze Berührung und die gesamte Wirkung sind dabei so einschütternd auf mich, dass ich mich regelrecht an ihm festklammern muss, um vor Glück nicht umzukippen.

»Ich liebe dich mit meinem gesamtem Herz und meiner gesamten Seele und ich kann mir gar nicht mehr an einen Tag erinnern, an dem ich dich nicht geliebt habe. Du hast mich aus meinem eigenen Schatten geholt und mir die Farbe der Welt erneut gezeigt, auch wenn dir das vermutlich gar nicht aufgefallen ist.«

Shadow kann seine Worte kaum weitersprechen, weil wir schon so innig in einem Kuss verloren sind, der das ausspricht, was wir nicht haben laut sagen können. Die Leidenschaft. Die Zusammengehörigkeit.

Und das schönste von allem dabei ist, dass wir mit unseren Lippen unsere Gefühle wiederspiegeln. Wir bestätigen unsere Liebe. Denn das sind wir nun. Zwei Verliebte, die vielleicht eine Menge durchgemacht, aber doch irgendwie alles durchgestanden haben. Und auch wenn vielleicht nichts an uns perfekt ist, bin ich noch nie so nahe an Perfektion gewesen.

Das ist offiziell das letzte Kapitel dieser Geschichte gewesen. Tut mir leid, dass das Ich liebe dich erst so spät gekommen ist, aber ich finde, dass es so am besten für die beiden gepasst hat...😁🥰
Lasst gerne Meinungen da, denn ich freue mich wirklich immer über Kommentare 😁

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top