Christian: Elenas Freundschaft Teil 1 von 2
Hallo meine lieben Leser,
ich weiß, ich bin die unzuverlässigste Autorin die es gibt. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich so lange nichts gepostet habe und auch selbst nicht eure Geschischten weiterverfolgen konnte. Aber manchmal sind die Lebensumstände eben ein wenig kompliziert...
Ich hoffe, Ihr seit ein wenig nachsichtig mit mir? Ich verspreche auch hoch und heilig, dass es jetzt wieder in regelmäßigen Abständen weiter geht. Lieben Dank.
Bei diesem Kapitel handelt es sich um den ersten von zwei Teilen in der Vergangenheit, aus Sicht von Christian. Es ist sehr lang geworden, darum habe ich es geteilt. Der zeite Teil kommt morgen. Danach geht es dann endlich in der Gegenwart weiter :)
***
>>Zur Erinnerung:
Nach Christians „Besuch“ bei Kate, bei dem er auf Anas abgeschnittene Haare gestoßen ist, sind ein paar Wochen vergangen. Christian hat den Schock nicht überwunden. Er wurde wieder verlassen, wie damals als kleiner Junge und die alten Ängste und Erinnerungen holen ihn wieder ein.<<
Aber lest selbst, wie es ihm weiter ergeht…
***
Wieder stehe ich im Schlafzimmer an der Kommode und starre schwermütig in die weiße Schachtel, die sich seit ein paar Wochen in der obersten Schublade befindet. Anas lange, dunkle Strähnen liegen darin sorgsam, in einer vakuumverschweißten Folie, verwahrt. Außer das Segelflugzeug, das auf meinem Schreibtisch einen Ehrenplatz einnimmt, ist es das Einzige was mir von ihr geblieben ist.
Sie ist fort und hat mich allein zurück gelassen und auch alle anderen Brücken hinter sich abgebrochen. Selbst ihre Familie bekommt sie nicht zu Gesicht. Wahrscheinlich wissen sie an welchem Ort sich Ana aufhält, vermeiden aber jedweden Kontakt. Und das alles nur wegen mir und meiner krankhaften Neigungen. Die einzige Frau, die mir bisher wirklich etwas bedeute hat, habe ich in die Flucht geschlagen.
Meine Einsicht kam zu spät. Zu dem Zeitpunkt, als ich endlich begriff, was diese Frau mir bedeutet und was ihr Fehlen in meinem Leben mit mir anrichtet, war sie schon über alle sieben Berge verschwunden. Die Gelegenheit vor ihr auf den Knien zu rutschen, ihr zu sagen, wie leid es mir tut sie so verletzt haben, habe ich leider verstreichen lassen. Ich hätte ihr sagen wollen, dass ich ohne sie nicht leben kann und dass die letzten Wochen mit ihr, die schönsten meines Lebens waren.
Ich war so ein Narr, als ich angenommen habe, mein Gefühlsleben noch im Griff zu haben. Wie konnte ich nur denken, dass Ana wie die anderen Subs wäre, dass wir ein paar Monate viel Spaß zusammen haben würden und dann jeder wieder seiner Wege ging?
Schon bei unserer ersten Begegnung stand ich in Flammen. Bereits damals hätte mir auffallen müssen, dass ich ganz anders auf sie reagiere, mich in ihrer Gegenwart ganz anders verhalte. Ich habe mich in ihrer Nähe sehr wohl gefühlt, brauchte mich nicht verstellen, konnte einfach ich sein. Sie hat es in so kurzer Zeit geschafft, aus mir einen vollständigen Menschen zu machen. Die drückende Einsamkeit, die sonst mein ständiger Begleiter war und mein tägliches Leben bestimmte, war verschwunden. Selbst meine schlimmsten Erinnerungen an meine Kindheit, fingen durch sie langsam an zu verblassen.
Aber jetzt, wo sie nicht mehr da ist, wo ich ihre Liebe und Wärme, die sie mir ohne Erwartungen entgegen brachte nicht mehr spüre, ist es schlimmer denn je. Die fasst nicht mehr sichtbaren Narben, die mir durch die Trauer des Verlustes meiner Mutter beigebracht wurden, sind mit einem Ruck wieder aufgerissen, bluten, eitern und brennen. An Heilung ist nicht zu denken. Ich wurde wieder verlassen. Die quälenden Erfahrungen, die ich als kleiner Junge machen musste, wiederholen sich aufs Neue. Nur sind die Ängste nicht mehr die eines Kindes, sondern die eines erwachsenen Mannes, der nicht den Träumen eines kindlichen Gehirns unterliegt, das ihm vorgaukelt, es möge bald besser werden. Nein hier steht ein erwachsener Mann, der weiß, dass es keine Märchen gibt und manchen Entscheidungen nicht rückgängig gemacht werden können.
Müde reibe ich mir, mit beiden Händen, über das Gesicht, stehe vom Schreibtisch auf und stelle mich an die Fensterfront. Wie belanglos manche Dinge auf einmal werden, wundere ich mich. Noch vor ein paar Wochen war es undenkbar, dass ich an einem Dienstagmorgen um 11:00 Uhr, hier zuhause sitze und Däumchen drehe, während im Büro alle auf mich warten. Sie müssen mit dieser Situation in Zukunft zurechtkommen, denn ich werde mich erst wieder auf das Geschäft konzentrieren können, wenn ich weiß, dass Ana, auch wenn ich ihr Herz nie wieder für mich gewinnen kann, in Sicherheit ist. Erst dann werde ich ins normale Leben zurückkehren. Jedenfalls werde ich es versuchen. Zu viele Existenzen hängen von meinen Entscheidungen ab. Aber solange ich Ana nicht gefunden habe, kann ich mich unmögliche auf geschäftliche Themen konzentrieren. Die Suche nach Anastasia Steele wird in nächster Zeit mein Lebensinhalt sein und Taylor wird mir bei der Spurensuche helfen.
Das Bing, das die Ankunft des Fahrstuhls signalisiert, reißt mich aus meinen Gedanken. Wenige Augenblicke später höre ich das Klacken von Pfennigabsätzen, die sich mit raschen Schritten nähern. Mit einem ergeben Lächeln, lehne ich mich mit verschränkten Armen gegen den Schreibtisch und beobachte die angelehnte Bürotür. Ich bin wirklich gespannt, ob sie heute anklopfen wird. Früher hat sie das nie getan aber früher war unsere Beziehung auch eine andere. Uns verband eine tiefe Freundschaft, die ich in den letzten Monaten, viel zu sehr vernachlässigt habe. Und doch ist sie heute hier. Ich frage mich, warum Sie so hartnäckig ist und unserer Freundschaft immer wieder eine Chance gibt.
Ohne anzuklopfen geht die Tür mit Schwung auf und gibt den Blick frei, auf eine atemberaubend schöne Elena. Mit einem siegessicheren Lächeln stöckelt sie in meine Richtung und küsst mich zart links und rechts auf beide Wangen.
„Hallo Christian, wir wollten zusammen zum Lunch gehen. Hast du es vergessen?“ Schmollend steht Elena vor mir und mustert skeptisch meinen Gesichtsausdruck, bis ich lächeln muss. Dann strahlt sie auch über das ganze Gesicht und boxt mir spielerisch auf den Oberarm.
„Keines Wegs schöne Frau, wie könnte ich eine Verabredung mit dir vergessen?“ Um ehrlich zu sein, habe ich es vergessen, aber das werde ich ihr nicht auf die Nase binden. Eigentlich bin ich sehr froh, dass sie hier ist. Ihre Anwesenheit verspricht ein wenig Ablenkung, die ich in meiner derzeitigen Gemütslage sehr nötig habe. Und wie aufs Stichwort, fängt mein Magen an zu knurren.
Im Restaurant angekommen, setzt sich Elena wie früher an meine Seite, nimmt sich die Speisekarte und bestellt für uns beide. Wie früher, denke ich und mir wird ein wenig warm ums Herz. Nachdenklich betrachte ich Elenas Profil. Sie ist so in die Weinkarte vertieft, dass sie nicht einmal mitbekommt, wie ich sie beobachte. Diese Frau ist mir immer noch ein Rätsel. Warum hat sie meine ständigen Rückweisungen in den letzten Wochen ertragen? Warum hat sie immer wieder angerufen, obwohl sie wusste, dass ich sie nicht sehen will.
Natürlich weiß sie mittlerweile, was mit mir los ist. Es wissen alle aus meiner Familie und da sie fasst dazu gehört, ist ihr nicht entgangen, dass ich mich in mein Schneckenhaus zurück gezogen habe und alle meide, die mir einen mitleidigen Blick zuwerfen könnten.
Mit Elena bin ich seit sehr langer Zeit befreundet. Sie kennt mich besser, als jeder andere Mensch und war in meinem bisherigen Leben immer für mich da, wenn ich sie brauchte. Brauche ich sie jetzt auch? Ist sie deshalb so hartnäckig, weil sie weiß, dass ich einsam bin? Vielleicht sollte ich wenigsten ihr eine Tür zu mir offen lassen, damit meine Einsamkeit mich nicht auffrisst.
„Hast du mich jetzt genug angestarrt? Ich weiß ja, dass ich umwerfend aussehe, aber deshalb musst du doch nicht gleich anfangen zu sabbern.“ Mit einer ausschweifenden Geste, nimmt Elena sich ihre Serviette und tupft mir die Mundwinkel. Laut losprustend lasse ich ihre Frechheit über mich ergehen, lege eine Hand auf ihre und drücke sie leicht.
„Danke“, flüstere ich ihr leise ins Ohr und beobachte, wie sie bei meiner vorsichtigen Berührung erschauert. Ein wenig wundert mich ihre Reaktion, aber vielleicht ist ihr auch nur kalt.
„Ach hör schon auf. Wir sind doch Freunde oder? Und Freunde müssen immer für einander da sein. Auch wenn der eine von ihnen, es eine Zeit lang nicht wahrhaben will.“ Mit verengten Augen sieht sie mich eindringlich an. Ihre gespielte Gekränktheit trifft mich dennoch hart gegen die Brust. Sie hat so Recht. Auch sie hat unter meinem Schmerz gelitten. Schließlich habe ich sie in den letzten Wochen und Monaten aus meine Leben verband, einfach weggetilgt, als wenn es sie nie gegeben hat. Was bin ich nur für ein Freund? Mein Verhalten muss sie sehr verletzt haben.
„Ist ja gut. Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe und es tut mir leid. Ich werde es wieder gut machen. Verzeihst du mir bitte?“ Mit klimpernden Augen sehe ich Elena ergeben an. Ich weiß ja, dass sie mir längst verziehen hat, sonst würden wir jetzt nicht hier sitzen, aber dennoch würde ich es gerne hören.
„Oh, setzt jetzt nicht diesen Hundeblick auf! Du weißt, dass ich dir dann nichts abschlagen kann. Ooooh Christian, du bist unmöglich.“, kreischt Elena mir ins Ohr und stuppst mich mit ihrem Zeigefinger auf die Stirn.
„Es gibt nichts zu verzeihen ok? Und jetzt lass uns endlich essen. Ich bin nämlich hier, wie ich Hunger haben und nicht um mir deinen Seelenstriptease anzuhören.“, verlegen wendet sich Elena ihrem Salat zu und stochert mir der Gabel im Grünzeug herum. Ich schweige auch. In stiller Eintracht essen wir zusammen, wie in alten Zeiten. Und es gefällt mir. Ich habe bis heute nicht gewusst, wie viel mir Elena und unsere Freundschaft bedeute. Aber genau jetzt in diesem Moment hier neben ihr zu sitzen, gibt mir ein wenig Frieden und innerliche Ruhe. Ich kann seit Wochen endlich einmal abschalten, muss nicht ständig an Ana denken.
„Christian?“, reißt mich Elena aus meinen Gedanken.
„Mh?“, brumme ich mir vollem Mund.
„Hör auf nachzudenken oder lass mich an deinen Gedanken teilhaben. Da wir jetzt die Definition von Freundschaft geklärt haben, möchte ich dir nur noch eins sagen. Ich weiß, dass du verletzt bist und es tut mir sehr weh, wenn ich sehe, wie du leidest. Wenn du soweit bist und reden möchtest, bin ich für dich da. Du weißt doch, dass ich dir helfen werde oder? Also wenn du möchtest, kannst du mir gerne dein Herz ausschütten.“ Elena erwartet keine Antwort von mir. Sie lächelt mich zärtlich an und wendet sich dann wieder ihrem Essen zu. Sie ahnt, dass ich noch nicht so weit bin. Aber es ist für mich ein schönes Gefühl zu wissen, dass es einen Menschen gibt, zu dem ich gehen kann, wenn es mich danach verlangt. Aber noch brauch ich Zeit.
„Darf ich nochmal Danke sagen oder schlägst du mich dann?“, frage ich schelmisch und Elena verschluckt sich fasst an ihrem Weißwein. Bevor sie mich umbringt, rede ich schnell weiter. Ich will es hinter mich bringen und ich will, dass sie mich versteht, warum ich noch nicht mit ihr über Ana reden kann.
„Bitte versteh mich. Ich brauch noch Zeit, um die ganzen Ereignisse erst einmal selbst zu verarbeiten. Ich habe das Gefühl, dass ich Ana verrate, wenn ich mit dir über sie rede. Sie weiß von uns und war nicht so begeistert, dass wir immer noch miteinander befreundet sind.“
„Verstehe, deshalb hast du dich also zurück gezogen.“, antwortet Elena nachdenklich. „Aber weißt du Christian, ich glaube Ana und ich hätten uns mit der Zeit gut verstanden. Wenn du dieses Mädchen so gerne hast, hätte ich sie auch gemocht und wer weiß, vielleicht wären wir Freundinnen geworden. Aber es ist, wie es ist. Ich kann auch verstehen, dass du dich ihr verbunden fühlst und nicht über das Vorgefallene mit mir reden möchtest. Aber wie ich dich kenne, gibst du doch nicht einfach kampflos auf oder? Ich nehme doch mal an, dass Taylor daran arbeitet sie zu finden? Ich kann dir nur anbieten, dich dabei zu unterstützen. Du weißt, dass ich auch über einige sehr interessante Kontakte verfüge, die ich jederzeit anrufen kann. Ich bin mir sicher, dass der Eine oder Andere mir dabei gerne behilflich wäre, Ana ausfindig zu machen.“, dabei lächelte Elena teuflisch und blickte über den Rand ihre Weinglases zu mir. „Solltest du also in Erwägung ziehen, dass ich dir helfen darf, musst du schon ein bisschen mehr was Preis geben, Christian.“
Bevor ich meinen Kopf verneinend schütteln kann, kommt unser Kellner an den Tisch, schenkt Wein nach und räumt die Schälchen ab. Es dauert einen Augenblick, bis der Tisch wieder hergerichtet ist. Für diese kleine Unterbrechung bin ich sehr dankbar. Ich hatte Zeit mir über Elenas Angebot Gedanken zu machen. Ich bin nicht gut darin, jemandem meine Gefühle zu offenbaren. Aber Elena ist eine von sehr wenigen Menschen, denen ich hundertprozentig vertraue. Vielleicht kann sie mir ja doch helfen.
„Elena, ich bin mir nicht sicher, wie du mir helfen kannst. Ich habe die Sache wirklich verbockt. Ana ist weg und ich weiß nicht wohin. Ich nehme mal an, dass du mitbekommen hast, dass Ana für mich nicht einfach nur irgendeine Sub ist. Sie ist anders. Ihr liegt unsere Art von Spielchen nicht und dennoch will ich sie. Nur sie! Ich will sie zurück. Wenn du mir dabei helfen würdest sie zu finden, würde ich mich über deine Unterstützung wirklich sehr freuen.“
Noch während ich spreche, schließt Elena kurz die Augen und atmet erleichtert aus. Dann packt sie stürmisch meine Hände, hält sie fest umschlungen und strahlt mich glücklich an. „Ich werde dir so gut helfen, wie ich nur kann. Du wirst deine Ana wieder bekommen. Das verspreche ich dir. Ich will dich glücklich sehen. Das ist das Wichtigste für mich. Und ich habe da schon so eine Idee.“, gedankenverloren starrte Elena auf ihr nun wieder leeres Weinglas. „Grace sprach davon, dass Ana ihr beim letzten Besuch davon erzählt hatte, dass ein Freund von ihr, ein Künstler, in nächster Zeit eine Vernissage in Portland veranstaltet und wenn ich mich recht erinnere, findet sie in der nächsten Woche statt. Was meinst du, sollten wir dort mal vorbei schauen, natürlich getrennt. Vielleicht bekomme ich dort etwas über Anas Aufenthalt heraus. Hm, was meinst du?“
Völlig perplex von ihrem genialen Einfall, ziehe ich Elena in meine Arme und küsse sie auf den Scheitel. „Du bist ein gerissenes Aß, weißt du das? Aber genau dafür liebe ich dich.“
Ich hatte die Vernissage vollkommen vergessen. José ist ein guter Freund von Ana und es könnte durchaus sein, dass er weiß wohin Ana verschwunden ist. Mit mir wird er kein Wort wechseln. Seine Abneigung mir gegenüber habe ich sofort gespürt. Aber das ist ja auch kein Wunder. Der Junge ist Hals über Kopf in Ana verliebt und ich stelle für ihn eine Bedrohung dar.
Also muss ich auf Elenas Instinkte vertrauen. Wenn einer aus so einem jungen Schnösel etwas herausbekommen kann, dann wird sie es sein. Welche Mittel sie dabei einsetzen wird, überlasse ich in diesem Fall, ganz ihrem gut Dünken. Grinsend wie ein kleiner Schuljunge hänge ich meinen Gedanken nach und streichle geistesabwesend Elenas Schulter. Ein kleiner Lichtschimmer glimmt am Ende der Dunkelheit.
So an meinen Hoffnungsgedanken geklammert, entgeht mir das boshafte Lächeln, das ganz kurz über Elenas Gesicht huscht.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top