Kapitel 26.5
Der Druck der Magie wurde stärker, doch Allan hielt nicht an. Solange, bis Sezuna ihn stoppte. »Hier«, keuchte sie und sprang förmlich aus Allans Armen.
Dieser sah sich irritiert um und schien sich zu wundern, als Sezuna plötzlich begann, Steine wegzuräumen. Sie spürte etwas. Hier musste sie sein. Da war sich Sezuna sicher.
»Yuna!«, rief sie verzweifelt und mit sehr hoher Stimme.
»Hier«, drang eine schwache Antwort hinter den Steinen hervor.
Allan fluchte und begann ebenfalls, die Steine wegzuräumen.
Gemeinsam legten sie eine kleine Höhle frei, die sich Yuna scheinbar als Schutz ausgesucht hatte. Das junge Mädchen hatte zerzauste Haare, die durch den Staub rötlich gefärbt waren. Ihr Kleid war zerrissen und einige Kratzer zierten ihre Haut, doch sonst wirkte sie unverletzt. Fast.
Nun war es an Sezuna zu fluchen, denn sie erkannte auf einen Blick, dass Yunas Bein verletzt war. Wahrscheinlich hatte ein Stein sie getroffen und ihr das Bein gebrochen.
Allan knirschte die Zähne und beugte sich vor, um sie hochzuheben. Allein würde sie nicht laufen können.
In ihrer Nähe erklang das leichte Poltern von Steinen und sofort richtete Sezuna ihre Aufmerksamkeit dorthin. Angespannt, weil sie mit einem Einbruch der Klippen oder etwas anderes Gefährliches rechnete, fixierte sie die Umgebung. Doch dann entdeckte sie rosarotes Haar. Es war Eve, die sich zwischen den Klippen hindurchzwängte. Sie wirkte überrascht. »Wie seid ihr so schnell hierhergekommen?«, fragte sie und klang, als hätte sie genau gewusst, wo Yuna gewesen war. Allerdings war Allan durch seine magischen Schuhe schneller gewesen.
»Ich hab sie gespürt«, bemerkte Sezuna irritiert.
»Ich bin ihren Auraspuren gefolgt«, erklärte Eve, die sofort zu Allan kam, um sich Yuna anzusehen.
»Keine Zeit«, meinte dieser harsch. »Wir müssen sofort hier weg«, bemerkte er und setzte sich in Bewegung. Nicht so schnell, da Eve und Sezuna ihm folgen mussten.
Die Sternenstaubdichte nahm zu, was die Gruppe dazu anspornte, noch schneller zu laufen. Jedoch nicht schnell genug.
Im Himmel sammelte sich erneut die Magie und der erste Ball aus purer Macht, der hinabfiel, war so weit weg, dass sie ihn zwar sehen, doch nicht mit einem Problem rechneten. Wie falsch sie damit lagen, bemerkten sie erst, als die enorme Druckwelle sie von den Beinen riss und sie zu Boden krachten.
Sofort klopfte Sezunas Herz wieder heftiger vor Angst. Schnell kämpfte sie sich auf die Füße und half Yuna auf, bevor Allan sie erneut hochhob. Yuna konnte nicht allein laufen und wäre ohne Hilfe verloren.
»Beeilt euch«, wies Allan sie an, während er selbst hinter ihnen lief.
Sezuna stolperte oft, da der Boden wieder begann, sich zu bewegen. Wahrscheinlich, weil überall aus dem Himmel magische Bälle fielen. Zusammen mit Blitzen und Beben, die man kaum einordnen konnte.
Fluchend krachte Sezuna zu Boden, als eine Erdbewegung sie durchschüttelte. »Was machen wir denn jetzt?«, fragte sie atemlos. Das Tor war weg und einen Weg zurück gab es nicht. Zumindest kannte Sezuna keinen anderen.
»Das Höllenschloss«, keuchte Eve, die Sezuna aufhalf. »Dort sind wir sicher«, versprach sie. »Das ist fast unzerstörbar.«
»Dann müssen wir an den Kämpfenden vorbei«, bemerkte Allan keuchend und klang alles andere als begeistert.
»Eine bessere Idee?«, fragte Sezuna, die spürte, dass in ihrer Nähe etwas nicht stimmte. Es gab keinen wirklich sicheren Ort und das Knochenschloss war besser als alles andere.
»Pass auf!«, schrie Eve, hob ihren Schirm und spannte ihn auf. Gerade noch rechtzeitig, denn in ihrer Nähe stürzte eine Magiekugel vom Himmel, die sich heftig krachend entlud.
Eves Schirm, der einen Schild erzeugte, wurde fast völlig zerfetzt, bevor die kleine Gruppe von den Füßen gerissen wurde. Steine krachten auf sie nieder und Sezuna hob schützend ihren Stab. Sie erschuf einen Schild aus Wind, der dafür sorgte, dass die Steine sie nicht zerquetschten.
Ein Klingeln in ihren Ohren machte es ihr unmöglich herauszufinden, was um sie herum passierte.
Sie hustete und versuchte etwas zu erkennen, doch es war alles dunkel. »Allan?«, hustete sie keuchend. »Yuna? Eve?«, fragte sie, konnte sich aber kaum selbst hören. Noch immer hatte sie dieses rauschende Klingeln in den Ohren und ihr Gleichgewichtssinn schien nicht mehr zu funktionieren. Selbst im Hocken wankte sie.
Es dauerte ein bisschen, bis Sezuna jemand anderen hören konnte. Es war eine dunklere Stimme und sie glaubte, sie als Allans zu identifizieren. Obwohl der Sternenstaub um sie herum so sehr wirbelte, konnte sie seine Aura deutlich spüren.
Er griff nach ihr und zog sie aus dem Steinhaufen heraus. »Bist du verletzt?«, fragte er und zog sie fest an sich.
Sezuna brauchte einige Sekunden, bevor sie den Kopf schüttelte. Sie war nicht wirklich verletzt, nur desorientiert.
Das schien Allan als Zeichen zu nehmen, denn er zog sie hoch. »Wir müssen weiter«, sagte er und nahm dann Yuna auf den Rücken, die bis dahin von Eve gestützt wurde. Es schien, als wären sie so weit unverletzt.
»Wohin?«, fragte Sezuna planlos. Eve setzte sich in Bewegung, um die kleine Gruppe zu führen. Allerdings hatte Sezuna mehr das Gefühl, dass sie durch die Klippen irrten, ohne einen direkten Ort zu haben, wo sie hingingen. Zudem kamen sie der Quelle des unruhigen Sternenstaubs immer näher.
Die Geräusche, wenn Magie aufeinandertraf, wurden lauter. Metallisches Klirren ertönte und sie hörte nicht nur einmal einen wütenden, kreischenden Schrei.
Sie kämpften sich durch Klippen und wichen Steinen aus, die überall herunterkamen. Die Magie machte ihnen zu schaffen und nicht nur einmal stürzten sie. Es war purer Stress und Panik war ein reger Begleiter, während die kleine Gruppe versuchte, den hoffentlich sicheren Hafen zu erreichen.
Ein Lichtblitz am Himmel ließ Sezuna aufsehen. Sie konnte ihren Augen nicht trauen, blieb stehen und hielt die Luft an. Vor dem roten Himmel, der sich immer wieder durch magische Angriffe in anderen Farben färbte, zeichneten sich schemenhafte Gestalten ab.
»Nicht stehenbleiben«, wies Allan sie an und zog Sezuna mit sich. Das ließ sie stolpern, doch sie konnte den Blick nicht vom Himmel nehmen. War das Nemesis? Sie war sich nicht ganz sicher, denn beide Männer besaßen große Flügel und schienen fast mit der Umgebung zu verschmelzen. Als wären sie tiefschwarz.
Beide stürzten aufeinander zu. Sezuna erkannte, wie einer der Dämonen einen Energieball formte, den er auf den Angreifer warf. Dieser wich aus und die Magie sauste stattdessen in hohen Bogen zu Boden.
Keuchend hielt Sezuna die Arme hoch, doch es schützte sie kaum, als die Druckwelle erneut über die Gruppe hereinbrach.
Sie gingen zu Boden und blieben für einen Moment benommen liegen, um auf eine andere Gelegenheit zu warten.
Sezuna sah auf und starrte in den Himmel. Dort konnte sie Blitze und Lichter erkennen, die sie nicht ganz zuordnen konnte. Ein erneuter Schwall von Magie drückte sie zu Boden und bewegungsunfähig musste Sezuna zusehen, wie einer der Dämonen einen Volltreffer landete.
Die Augen der jungen Frau weiteten sich, als sie erkennen konnte, wie der Dämon sich im Fall zurückverwandelte.
»Nemesis«, keuchte sie und rappelte sich auf.
»Nicht!«, schrie Allan, doch er bekam sie nicht mehr zu fassen. Sezuna bewegte sich zu schnell und sprang förmlich durch die Steine, um auf die Stelle zuzurennen, wo Nemesis zu Boden krachte.
Im Himmel ertönte ein kreischender Schrei, der dafür sorgte, dass Sezuna aufsah. Sie bemerkte, wie der Dämon vom Himmel stürzte. Mit hocherhobenem Schwert, das unheilvoll schimmerte. Wenn dieses Schwert den Höllenfürsten traf, war es vorbei. Da war sich Sezuna ganz sicher.
Sie handelte, ohne nachzudenken. Obwohl sie viel schwächer war, stellte sie sich vor den Höllenfürsten und hob ihren Stab in die Höhe.
Instinktiv wandte sie sich in ihr Inneres und glitt die Tiefen ihrer eigenen Magie hinab. Sie tauchte in ihre Quelle, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was das mit ihrem Körper tun würde.
Sie wollte etwas machen. Wollte den Angreifer davon abhalten Nemesis zu töten. Dass sie dabei ihr eigenes Leben aufs Spiel setzte, war ihr bewusst, doch im Moment zählte nur der Schutz derer, die ihr wichtig waren.
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