Kapitel 26.3

Nemesis Worte ließen ihren Kopf arbeiten. Wenn sie eine Hüterin war, dann konnte sie Planeten erschaffen. Was eine sehr interessante und wohl schwierige Gabe war. Ob sie überhaupt einen bewohnbaren Planeten erschaffen konnte? Sicherlich war das sehr schwer. Dennoch wollte sie das im Hinterkopf behalten und die Idee festhalten. So würde sie Nemesis vielleicht wiedersehen. Das gab ihr Hoffnung.

Sie traten aus dem Schloss heraus, damit Nemesis sie wieder nach Hause bringen konnte. Obwohl sie nicht wollte. Es war wirklich frustrierend. So frustrierend, dass sie nicht bemerkte, wie der Sternenstaub sich änderte.

»Pass auf!«, rief Nemesis, zog sie an sich und sprang mit ihr nach hinten, bevor unter ihnen der Boden explodierte.

Sezuna hob ihren Kopf, um zu sehen, was geschehen war. Der Boden in ihrer Nähe war völlig zerstört und sah aus, als hätte jemand einen Krater geschaufelt.

Mit klopfenden Herzen setzte sie sich auf, um zu sehen, was los war. Allerdings hielt Nemesis sie fest und zog sie mit sich zusammen hoch. Er hielt sie noch immer schützend an sich gedrückt, was Sezuna wieder beruhigte.

Er war der Höllenfürst. Er wusste sicher, was zu tun war. Daran musste sie glauben, denn sie selbst hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Alles war so surreal, dass sie das Geschehen kaum wahrnahm. Sie starrte auf den Boden, der sich wölbte, als wären es Wellen im Wasser. Dann platzte erneut eine Stelle am Boden auf, wie ein Geysir.

Sezuna hielt die Luft an und streckte zitternd ihre Hand aus, denn dort standen Eve und Allan. Sie befanden sich genau im Zentrum der sich zusammenziehenden Magie und würden schwere Schäden davontragen. Doch alles ging so schnell, dass Sezuna kaum einen Herzschlag Zeit hatte.

Allerdings reagierte der Blonde schnell genug. Er packte Eve und zog sie mit sich außerhalb der Reichweite, was Sezuna erleichtert nach Luft schnappen ließ. Sie waren in Sicherheit. Vorerst.

Panisch und hektisch blickte sich Sezuna um. »Ihr müsst sofort von hier weg«, sagte Nemesis angespannt, aber trotzdem noch mit recht ruhiger Stimme und bewegte sich auf Allan und Eve zu. Er packte den Vampir und zog ihn mit sich.

Eve stolperte ihnen hinterher und versuchte wohl, Schritt zu halten. Sie wirkte ähnlich überfordert wie Sezuna, die nicht ganz verstand, was hier gerade los war. Die Magie um sie herum irritierte sie.

Nemesis war wirklich sehr schnell. Allerdings war, was auch immer unter der Erde war, schneller. Die Wellen verfolgten sie und Sezuna spürte, dass sich der Sternenstaub in der Luft an einigen Punkten sammelte und dort Zauber bildete. Sie kribbelten auf ihrer Haut und versetzten sie in solche Panik, dass sie über ihre eigenen Füße stolperte und sofort von Nemesis weitergezogen wurde. Es schien, als würde er versuchen, sie aus dem Gefahrengebiet zu bringen.

Eigentlich schwirrten die einzelnen Partikel der Elemente durch die Luft und wenn ein Zauber gewirkt wurde, verleitete man diese dazu, sich an einer Stelle zu sammeln, zu verbinden und dann größere Gebilde zu erschaffen. Das war auch hier der Fall, doch Sezuna konnte niemanden erkennen, der diesen Sternenstaub befehligte. Nicht, dass ihr sehr viel Zeit blieb, um die ganze Umgebung abzusuchen. Es war fast so, als würde der Sternenstaub ein Eigenleben haben und somit wurde Sezunas Sicht auch durch diesen sehr eingeschränkt. Es war, als würde die Luft flirren und Fata Morganen bilden.

Dann brach der Boden vor ihnen auf. Steine flogen umher und Staub wirbelte auf, der Sezuna dazu brachte die Luft anzuhalten. Ihr Herz klopfte heftig, während sie sich an Nemesis festkrallte. Dieser schützte sie vor den Steinen. Sezuna blickte panisch zu Eve, da sie erwartete, dass diese getroffen wurde. Allerdings hatte Nemesis bereits einen Schild errichtet, der auch sie schützte. Das beruhigte Sezuna jedoch nur wenig.

»Xanados erwacht«, sagte der Höllenfürst mit knirschender Stimme. »Wir sind zu spät«, flüsterte er und dann ging alles sehr schnell. Sezuna konnte gerade noch nach Luft schnappen, als sich der Schild um sie, Eve und Allan schloss wie eine sichere Kugel.

Es war schon so weit?

»Vater«, brachte Eve mit belegter Stimme hervor. Es war unschwer zu erkennen, dass Nemesis vorhatte, die Kinder zu beschützen. Er hob die Hand, was die Kugel dazu brachte, sich zu bewegen. Sie erhob sich in die Luft und bewegte sich von dem Höllenfürsten weg. Wahrscheinlich auf das Tor zu. So schnell, dass Sezuna nur noch sah, wie der Höllenfürst immer kleiner wurde.

»Nein«, keuchte sie und streckte die Hand aus. Sie wusste nicht genau warum. Sie folgte nur einem Instinkt. Allan zog sie fest an sich, als würde er sie damit trösten, gleichzeitig aber auch von Dummheiten abhalten wollen.

»Nicht«, bat er. »Er weiß, was er tut«, sagte er sanft und schien zu versuchen, sie zu beruhigen. Was nur halb funktionierte. Sezuna spürte ihr heftiges Herzklopfen und die Angst, die sie zittern ließ.

Die Panik ließ den Sternenstaub durch ihre Adern rinnen und sie versuchte, sich aus Allans Griff zu befreien, wollte ihm aber auch nicht verletzen. Das sorgte dafür, dass sie lediglich halbherzig versuchte sich von ihm zu lösen und schließlich schlaff in sich zusammenfiel. »Wir müssen doch irgendwas tun«, flüsterte sie heiser, wusste jedoch nicht was. Es war, als würde die Zeit stillstehen, obwohl sie sich sehr schnell von dem Kampf entfernten.

Der Boden bebte, was man lediglich an den Klippen erkannte, die teilweise in sich zusammenbrachen. Beide Dämonen mussten eine enorme Kraft aufbringen, um das zu bewerkstelligen. Zum Glück schützte sie die Kugel nicht nur vor fallenden Steinen, sondern auch vor den magischen Stößen, die in der Luft wallten. Einer traf die Kugel und brachte sie so sehr zum Wanken, dass sie das Gleichgewicht verloren und schließlich am Boden saßen, während sie sich alle drei fest im Arm hielten, um sich nicht zu verletzen.

Sezuna versuchte immer wieder, etwas zu erkennen, doch der sonst so rote Himmel hatte sich schwarz gefärbt und der Sternenstaub der Luft wirbelte wild umher. Blitze zischten aus dem Himmel und schlugen im Boden ein. Selbst hier, obwohl sie sich sicherlich schon sehr weit vom Kampf entfernt befanden.

Sezuna wollte die Hand nach der Kugel ausstrecken, doch diese wurde erneut von einer Magiewelle getroffen. Der Schild knirschte leise, was Sezuna Angst einjagte. Panisch krallte sie sich an Allan, weil sie plötzlich Angst bekam, dass der Schild brach.

Der Vampir zog sie eng an sich und streichelte beruhigend ihren Rücken, dennoch bemerkte Sezuna, dass auch er panisch war. Auch Eve krallte sich fest an sie. »Das Tor kommt gleich«, bemerkte Allan mit rauer Stimme. So, als müsste er sich beherrschen. »Dann sind wir sicher.«

Sezuna wandte den Blick. Mit klopfenden Herzen erkannte sie in der Ferne das Tor.

Es stand mitten in einem Meer aus kleinen, roten Steinen und außer diesem riesigen Tor aus Stein war nichts zu sehen. Keine Mauer oder sonstige Dinge, die auf einen Eingang hätten schließen lassen. Das Tor an sich war sehr groß. Größer als der Cerberos. Die Türen wirkten, als wären sie aus Hämatit gefertigt und der Rahmen war mit allerlei Dämonenfiguren verziert. Dazu gab es riesige Ketten, welche dafür sorgten, dass man das Tor nur einen Spalt weit öffnen konnte. Es würde gerade so reichen, um sie hindurchzulassen.

Die Gruppe kam dem Tor näher, als dieses sich öffnete und Yuna hindurchschlüpfte. Sofort schrie Sezuna ihren Namen, was die Weißhaarige alarmiert aufblicken ließ. Sie wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als ein Ball aus Sternenstaub in das Tor krachte, Yuna von den Beinen riss und umherschleuderte, während Sand aufgewirbelt wurde.

»Yuna!«, schrie Sezuna panisch, wand sich und löste sich von Allan, um sich gegen den schützenden Schild zu drücken. Ihre goldenen Augen weiteten sich, huschten umher und sie versuchte, herauszufinden, wo ihre Schwester gelandet war. War sie unverletzt?

Leider machte der Staub es ihr fast unmöglich etwas zu erkennen. »Yuna!«, schrie sie erneut verzweifelt, weil sie diese nicht sehen konnte. Sie ging sogar so weit und schlug auf den Schild ein, obwohl dieser sie schützte. Sie war bereit ihren eigenen Schutz aufzugeben, nur um zu Yuna zu gelangen.

»Oh nein«, hauchte Eve, während Allan versuchte, Sezuna zu beruhigen. Er schlang die Arme um sie und hielt sie davon ab, weiter auf den Schild einzuschlagen, während Sezuna weiterhin verzweifelt Yunas Namen schrie. Dabei war sie sich nicht einmal sicher, dass diese sie hören konnte.

Es entging ihr ein weiteres, vielleicht größeres Problem. Das Tor war völlig zerstört. Es gab nur noch einige kleine Reste.

Die schützende Kugel, die nun scheinbar kein Ziel mehr hatte, hielt an und schwebte auf der Stelle. »Ganz schlecht«, brachte Allan keuchend hervor, der noch immer Sezuna festhielt.

Eve schrie auf und schmiss sich gegen den Schild, was dafür sorgte, dass Allan sie verwirrt ansah. »Eve«, brachte er mahnend hervor.

»Wir müssen hier raus. So sind wir eine leichte Beute. Der Schild wird nicht alle Angriffe abhalten können und wir können nicht wegrennen!«, rief sie panisch, während sie noch weiter auf die Kugel einschlug. Diese gab jedoch nicht nach.

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