Kapitel 2.7
Sie konnte an der Pfote, die sie sehen konnte, erkennen, dass sich der Hund zurückzog, jedoch konnte es nicht weit sein, denn sie hörte nur wenige Schritte. Diese verursachten das schabende Geräusch. Wahrscheinlich seine großen Krallen, die über den Boden klackerten.
Etwas Kaltes berührte sie im Nacken und eine kleine Schnauze vergrub sich in ihren Haaren, bevor ein leises Winseln erklang.
Sezuna erstarrte erneut. Waren das vielleicht seine Jungen? Hatte das Tier sie zu seinen Jungen gebracht, damit diese sie fressen konnten? Das war sehr schlecht, denn damit verlor sie auch die Möglichkeit zur Flucht. Eine Hundemutter würde sicherlich das Fressen für ihre Jungen nicht so einfach fliehen lassen.
Etwas Kleines sprang ihr auf die Seite und drehte sie auf den Rücken, was das Etwas in ihrem Nacken leise jaulen ließ, bevor es sich befreite. Dabei spürte Sezuna ganz deutlich die Kraft, die von dem Wesen ausging, obwohl es so klein war. Kein gutes Zeichen.
Sezuna gab ein leises Ächzen von sich und riss nun doch die Augen auf, um zu sehen, was los war.
Auf ihrer Brust saß ein kleiner, schwarzer Hund mit großen, roten Augen und starrte sie schwanzwedelnd an.
Ihr Atem wurde hektischer, während sie sich panisch umsah. Dabei bemerkte sie, dass der riesige Hund weg war und sie sich in einer Höhle befand. Es war recht dunkel, doch ihre Augen gewöhnten sich verhältnismäßig schnell daran. Das war ein Vorteil ihrer Rasse. Da sie die Gene einer Katze besaß, konnte sie auch wenig Licht aufnehmen und nutzen, um zu sehen.
Ein zweiter Hund kam zu ihr und stupste sie mit seiner kalten Nase an der Wange an, bevor seine Zunge dort langsam entlang leckte. Es kitzelte sehr, weil die Zunge seltsamerweise rau wie bei einer Katze war.
Während er sie ableckte, wackelte sein Schwänzchen aufgeregt. Damit erinnerte er Sezuna an einen verspielten Welpen, der Aufmerksamkeit wollte. Irgendwie fand sie das sehr niedlich, jedoch nicht genug, um ihrer Angst Herr zu werden.
Sezuna versuchte sich zu beruhigen und aufzusetzen, doch der Hund auf ihrer Brust war zu schwer. Sie kam nicht gegen ihn an. Dabei war er so klein wie Sezunas Kopf.
Jemand zog an ihren Haaren, was sie einen leisen Schmerzenslaut ausstießen ließ, bevor sie den Kopf drehte. Da war ein weiterer kleiner Hund, der gerade mit ihren Haaren spielte und sie nun mit großen, blauen Augen ansah.
Sofort ließ er von ihren Haaren ab und begann, sie zu umkreisen. Seine Schritte waren tollpatschig und unbeholfen. Es sah lustig aus, denn irgendwie wirkten seine Pfoten für seinen Körper viel zu groß.
Was ging hier vor sich? Wo war der riesige Hund hin und warum ließ er sie mit seinen Welpen allein?
Eine seltsame Stimme drang an ihr Ohr. Sie war hallend und undeutlich. Sezuna hatte Mühe sie zu verstehen. Es waren irgendwie Wörter, aber irgendwie auch nicht. Eine Frage, ob es ihr gut ging, wenn sie das richtig verstand.
Nein, ihr ging es nicht gut! Sie war kurz davor Hundefutter zu werden! Aber wer fragte das? Es klang sehr stark nach einer weiblichen Stimme, doch Sezuna war sich nicht sicher.
Sie sah sich um, sah aber niemanden, der das gesagt haben könnte. Es waren lediglich die Hunde in der Höhle. Versteckte sich vielleicht jemand an den Stellen, die sie nicht einsehen konnte, weil es zu dunkel war?
Eine weitere, dieses Mal junge, männliche Stimme erklang und war genauso schwer zu verstehen. Sie antwortete scheinbar der weiblichen Stimme. Das Ganze fand auf mentaler Ebene statt und Sezuna versuchte sich den Gesprächen anzupassen. Es war keine wirkliche, andere Sprache. Viel mehr wirkte es so, als würde ein magisches Wesen versuchen, Wörter zu formen, die sie nicht immer vollständig verstand. Eine gängige Praxis in der magischen Welt. Jedes Wesen hatte eine andere Klangart und Sprache. Man konnte es mit Tieren vergleichen. Sezuna hatte das Gefühl ein Tier wollte sich mit einem anderen unterhalten, obwohl sie nicht der gleichen Rasse angehörten.
Der dritte kleine Hund kam auf Sezuna zu getrottet. Im Maul hielt er ein rohes Stück Fleisch, dessen Anblick ein Schaudern in ihr hervorrief. Sie hatten doch Fressen, warum war sie dann hier?
Der Hund legte es neben ihren Kopf und schob es ihr dann schwanzwedelnd mit der Schnauze zu. Seine großen, grünen Augen blickten sie auffordernd an. Sollte sie das etwa essen? Warum?
Was waren das für Hunde? Warum teilten sie ihr Futter mit ihr? Wussten sie nicht, dass ihre Mutter sie hergebracht hatte, damit die Hunde sie verspeisten?
»Hat sie keinen Hunger?«, fragte die junge, männliche Stimme und Sezuna hatte das Gefühl das Chaos an Wörtern besser zu verstehen, auch wenn sie noch immer die Worte mehr fühlte, als hörte. Als würde die Magie ihr dabei helfen, überhaupt etwas zu verstehen. Vielleicht war doch jemand hier, der versuchte, mit ihr zu sprechen, aber wo war dieser Jemand? Konnte er ihr möglicherweise helfen?
»W-Wer hat das gesagt?«, wagte sie mit rauer Stimme zu fragen.
Die drei Hunde blickten sie mit großen Augen an. Ihre Schwänze hörten auf zu wedeln und es wurde still. Sie starrten sie einfach nur an, bis sie plötzlich wieder mit den Schwänzen wedelten. Ein ganz seltsames Verhalten, das Sezuna noch mehr verunsicherte.
»Sie hat dich gehört!«, rief die männliche Stimme begeistert und der Hund, der noch immer auf ihrem Brustkorb saß, stieß ein scheinbar erfreutes Jaulen aus.
Sezuna erschauderte. Die Geräusche der Hunde und die Stimmen in ihrem Kopf verursachten ihr Kopfschmerzen. »W-Wer spricht da?«, fragte sie erneut. Ob sich der Sprecher irgendwann zeigen würde?
Der rotäugige Hund kam ihrem Gesicht näher, bevor er es ableckte. Erneut schauderte Sezuna, doch langsam beruhigte sich ihr Körper wieder. Sie würde hoffentlich bald in der Lage sein, aufzuspringen und wegzurennen. Noch lähmte die Angst sie allerdings zu sehr. Es dauerte leider immer etwas, bis sie sich von dieser Art Schock erholt hatte. Eine Eigenheit, die nicht gerade vorteilhaft war.
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