Kapitel 2.3
Durch diese Gedanken wurde dieser Ort nur noch gruseliger und die Stille machte ihr Sorgen. Vor allem, weil sie es gar nicht gewohnt war.
Sie hatte bisher nur selten den Luxus besessen, allein zu sein. Entweder war ihre Familie um sie herum oder ihre beiden Freundinnen. Wenn das nicht der Fall war, dann wenigstens die Geräusche der Natur, aber hier war nichts. Kein Geräusch. Nicht einmal ihre Schritte hörte sie richtig. Was wohl an der Tatsache lag, dass sie Socken und keine Schuhe trug.
Eigentlich war Sezuna überhaupt nicht der Typ, der gern mit vielen Menschen zusammen war und deshalb hätte sie die Stille eigentlich genossen, doch es war eine Totenstille, die ihr nicht gefiel. Sie hörte nicht einmal Tiere.
Wohin hatte Yui sie nur gebracht? Sezuna fand keine Anhaltspunkte auf so etwas wie Zivilisation. Es würde also auch niemanden geben, der ihr sagen konnte, wo sie sich befand. Somit war es ihr auch nicht möglich, ihrerseits irgendwie Kontakt zu Yui aufzunehmen. Das musste sie sich merken und vielleicht eine Kommunikationsmöglichkeit erschaffen.
Für solche Dinge gab es sicherlich Zauber mit Ankersteinen oder andere Dinge. Nur hatte sie das bisher nie gebraucht und daher auch nicht weiter darüber nachgedacht, wo sie etwas in diese Richtung herbekam. Ob sie in Misura fündig wurde? In der Stadt, die im Misura-Gebirge lag, gab es eigentlich alles. Dort sammelten sich die politisch Verfolgten, wie ihre Mutter. Es war eine sehr gut geschützte und versteckte Gegend. Sie alle hatten vor der aktuell herrschenden Reichskönigin Zuflucht gefunden und sich dort gesammelt.
Das hieß jedoch nicht, dass alle von ihnen legale Dinge taten. Viele gingen dem Schmuggel nach oder verkauften sogar Sklaven. Unter ihnen gab es jedoch auch Personen, die ganz in Ordnung waren. Wie der Lycanerschmied Ginte. Er war ein Freund ihrer Mutter und hatte Sezuna schon das ein oder andere Mal geholfen. Immer dann, wenn sie für einen Zauber Materialien brauchte. Das Beste an ihm war, dass er ihrer Mutter nichts verriet. Diese würde in die Luft gehen, wenn sie von Sezunas Zauberversuchen ohne Aufsicht erfuhr.
Grübelnd bewegte sich Sezuna immer weiter von ihrem Landepunkt aus weg. Dabei versuchte sie sich daran zu erinnern, wo sie lang ging, um zurückzufinden. Sie wollte Yui keine Sorgen machen. Wenn diese sie holen kam und Sezuna war nicht an dem Ort, würde die Hexe sie suchen. Das hieß, die Wahrscheinlichkeit sich zu verpassen, weil sie aneinander vorbeiliefen, war einfach zu groß.
Ein Geräusch erklang, das Sezuna stoppen ließ. Es hörte sich an wie ein Klackern und Schaben. Stirnrunzelnd lauschte sie, doch kaum konzentrierte sie sich darauf, schien es aufzuhören. Hatte sie es vielleicht selbst verursacht oder sich eingebildet, weil ihr die Geräusche fehlten?
Vorsichtig lief sie weiter und horchte genau auf die Geräusche, die ihre Füße im Sand machten. Dabei fiel ihr auf, dass dieser weder warm noch kalt war. Sie spürte den Sand kaum. Dabei müsste sich das durch ihre Socken doch bemerkbar machen.
Erneut erklang ein klackerndes Geräusch, als wäre sie auf etwas getreten. Sofort blieb sie stehen und lauschte erneut. Dieses Mal blieb das Geräusch und Sezuna spitzte ihre Ohren noch mehr, während sie sich anspannte. Da war noch jemand außer ihr hier! Sie war hier doch nicht allein. Das war überhaupt nicht gut.
Das Geräusch änderte sich. Nun klang es wie ein Schaben. Noch war es leise, doch es hörte sich an, als würde jemand etwas über den Boden durch den Sand ziehen. Zudem kam das leise Klackern, das Sezuna nicht einordnen konnte, wieder. Was war das?
Ein Schauer rann Sezuna über den Rücken, obwohl sie nicht wusste, warum. Sie konnte mit dem Geräusch nichts anfangen. Es löste keine Bilder oder Erinnerungen in ihr aus und trotzdem war es, als würde sie darauf reagieren. Als wüsste sie, dass da etwas Gefährliches direkt auf sie zukam.
Sezuna schloss die Augen, hielt die Luft an und konzentrierte sich auf den Sternenstaub in der Umgebung. Sie hatte ihn schon immer anders wahrgenommen als andere und deshalb spürte sie auch den Grund für ihren Schauer. Die Zusammensetzung des Sternenstaubs hatte sich geändert und geriet in Unruhe. Die Elemente wirbelten durcheinander, wie es sonst nur der Fall war, wenn Magie eingesetzt wurde. Es kam also etwas Magisches auf sie zu. Sie konnte jedoch nicht einschätzen, ob dieses Etwas Magie wirkte oder seine bloße Anwesenheit den Sternenstaub beeinflusste. Sicher war jedoch, dass dieses Wesen ihr weit überlegen war. Wahrscheinlich hatte ihr Körper auf die Änderung in der Luft reagiert, um sie zu warnen.
Sezunas Herz begann, schneller zu schlagen. Hektisch ließ sie ihren Blick schweifen, in der Hoffnung etwas zu finden, was ihr helfen könnte. Sie sah jedoch nichts, außer hohe Wände, an denen sie nicht hinaufklettern konnte.
So würde sie also keinen Schutz finden, dabei musste sie das dringend, wenn sie nicht das Abendessen von irgendeinem Wesen werden wollte.
Die kleineren Risse, die sich in den Steinwänden gebildet hatten, würden ihr vielleicht Schutz bieten oder aber über ihr zusammenstürzen. In viele von ihnen kam sie auch gar nicht hinein, dabei war sie sehr klein.
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