Kapitel 2.14
»Steig auf«, befahl Cer Sezuna harsch. Diese war so verunsichert, dass sie einen Moment brauchte, bis sie die Worte verstand und reagieren konnte. Sie erhob sich mit zitternden Beinen und sah auf den Rücken des Hundes. Dieser lag nicht, weshalb sie Magie nutzen musste, um zu springen. Etwas, was sie nicht gemacht hätte, wenn sie nicht solche Angst gehabt hätte. Dass sie aufsteigen sollte, ließ sie auf einen Rückzug schließen und sie hoffte sehr, dass sie Recht hatte. Also sammelte sie den Sternenstaub unter ihren Füßen und verstärkte so ihren Sprung nach oben.
Ganz knapp schaffte Sezuna es, sich irgendwie am Fell des Hundes festzuhalten und sich hochzuziehen. Das war gar nicht so leicht, da ihre Beine ins Nichts strampelten und sie irgendwo Halt suchte. Noch schlimmer als beim ersten Mal. Sie würde das üben müssen, wenn sie hier lebend wieder herauskam.
Als sie schließlich saß, blickte sie genau zu dem Wesen, was dafür sorgte, dass sie ganz blass wurde. Ihre Finger krallten sich schweißnass in das Fell des Cerberos.
Sie schluckte und spürte, wie sich der Hund anspannte. Wollte er etwa angreifen? Das war doch verrückt!
Sezuna wollte gerade etwas sagen, als Cerberos plötzlich einen Sprung machte und sich umdrehte, um davonzurennen. Japsend setzte Sezuna alles daran, nicht hinunterzufallen. Als sie sich schließlich von dem Wesen entfernten, stieß sie einen erleichterten Laut aus. Sie zogen sich zurück. Das war gut.
»Wir bringen dich zu Rayla«, erklärte Ber, der seinen Kopf zu ihr wandte, während Cer nach dem Känguru sah und Ros scheinbar den Weg im Auge behielt. Drei Köpfe waren schon ganz praktisch. Ob Sezuna damit jedoch umgehen könnte, wusste sie nicht.
Sezuna krallte sich fest und wusste nicht genau, was sie davon halten sollte. Wenn sogar der Cerberos wegrannte, musste das Ding wirklich gefährlich sein. Sie war sehr froh, dass sie mit jedem Schritt eine größere Distanz zwischen sich und das Wesen brachte.
»Was ist das?«, fragte Sezuna mit belegter Stimme und versuchte gegen das Rauschen der Luft an ihren Ohren anzurufen. Allerdings machte es ihre Angst kaum möglich, richtige Worte zu formen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob einer der Köpfe sie überhaupt verstanden hatte.
»Das wissen wir auch nicht«, erklärte Cer mental, womit sie keine Probleme mit dem Rauschen der Luft hatte. Daran hätte Sezuna auch denken können, doch sie war nicht so geschult in der mentalen Kommunikation. Ihr war es lieber zu sprechen. »Es ist ein Bewohner der Hölle und sehr gefährlich«, sagte sie. Bei dem Wort Hölle runzelte Sezuna die Stirn. Hatte sie sich vielleicht verhört?
»Warte. Was heißt hier Hölle?«, fragte sie erschrocken, um sicherzugehen, dass sie es falsch verstanden hatte. Wenn nicht, war das schrecklich.
War sie etwa tot?
Der Cerberos lief mit Sezuna auf den Rücken schnell durch die rote Sandsteinlandschaft und sprang teilweise über die Hügel und Berge, als wäre es für ihn eine Kleinigkeit. Das Wesen, das sie verfolgt hatte, hatten sie sehr schnell abgehängt. Trotzdem wurde der Cerberos nicht langsamer.
Sezuna hielt sich verbissen fest und versuchte, sich nicht zu übergeben. Sie war es nicht gewohnt, so zu reisen und es machte ihr Sorgen.
Schon längst hatte sie die Orientierung verloren und war den Hunden ausgeliefert. Diese konnten mit ihr tun, was sie wollten. Zudem war sie hier in unbekanntem Territorium. Was, wenn sie sich verloren? Wenn Sezuna jetzt von ihrem Rücken fiel, würde sie es vielleicht überleben, doch dann wäre sie komplett allein in einer Gegend, wo sie sich nicht auskannte. Auch die Tatsache, dass sie womöglich in der Hölle war, machte ihr sehr zu schaffen. Vielleicht sogar noch mehr als vorher, wo sie nicht geahnt hatte, wo sie sich befand.
Das alles sorgte dafür, dass sie sich noch fester klammerte und die Augen schloss. Hoffentlich waren sie bald da. Dann würde zumindest das Gewackel aufhören und ihr Magen Zeit haben, sich wieder zu beruhigen. Dieser rief nach Nahrung, was wohl dazu beitrug, dass es ihr nicht so gut ging.
Als ihr bereits so schlecht war, dass sie sich jedem Moment übergeben wollte, hielt der Hund endlich an. Sezuna seufzte erschöpft, aber auch erleichtert. Jetzt konnte sie sich wieder beruhigen. Es war höchste Zeit.
Sie öffnete ihre Augen und sah sich erst einmal um. Hier war es dunkel, was sie merkwürdig fand. Da sie ihre Augen vorher zugekniffen hatte, wurde ihr erst jetzt klar, dass sie wohl in einer Art Höhle sein mussten, denn das Zwielicht der Umgebung hatte sich bisher nicht verändert, daher glaubte sie nicht, dass es Nacht geworden war. Zudem erkannte sie etwas, was sie für Wände hielt. Es erinnerte ein bisschen an die Höhle, wo sie die Welpen getroffen hatte. Allerdings viel größer, denn der Cerberos passte hier hinein, ohne dass er großartig aufpassen musste.
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