Kapitel 2.10

Es dauerte etwas, bis Sezuna sich wieder gefangen hatte. In dieser Zeit blickten drei Augenpaare sie abwartend an.

Langsam erhob sie sich, bevor sie den Sand von ihrem Kleid putzte. Dabei waren ihre Bewegungen abgehakt und zittrig, weil sie noch immer den Schreck in ihren Gliedern spürte. Daher ließ sie sich auch ungewöhnlich viel Zeit, denn sie hatte die Hoffnung, so ihren Körper zu beruhigen.

»Habt ihr mich erschreckt«, tadelte sie mit brüchiger Stimme. Sie konnte ihnen nicht einmal wirklich böse sein. Dazu waren sie viel zu niedlich.

Sezuna sah zu, wie einer der Hundeköpfe ihr näher kam. Es war der Kopf mit den grünen Augen. Das Einzige, was ihr half, die drei Köpfe irgendwie zuzuordnen.

Seine Zunge leckte einmal über ihr Gesicht und sabberte sie voll, bevor sich der Hund vor sie setzte, als würde er auf ihre Anweisungen warten.

Sezuna durchfuhr ein Schaudern und sie wischte sich den Hundespeichel aus dem Gesicht. Dabei ermahnte sie sich, nicht wieder in Panik auszubrechen. Der Hund mochte groß und mächtig sein, war ihr aber nicht feindlich gesonnen. Immerhin waren es die Welpen. Diese hatten sie gut behandelt und sogar füttern wollen. Es war also unwahrscheinlich, dass sie Sezuna etwas taten.

Jetzt verstand sie zumindest, wie sie auf den Hunden reiten konnte, auch wenn ihr noch schleierhaft war, wie sie auf diesen aufsteigen sollte.

Es fühlte sich alles irgendwie seltsam an. Dabei war es nicht das Seltsamste, was sie je erlebt hatte. Eigentlich war es sogar recht normal, wenn man die anderen Male, in denen Yui sie durch irgendwelche Portale geschickt hatte, mitzählte. Dort war sie fleischfressenden Blumen, singenden Meerestieren und sogar Riesen begegnet. Eigentlich reihte sich dieser Hund, der aus drei kleinen Welpen bestand, in die Liste der seltsamen Tiere ein.

»Könnt ihr in dieser Form auch sprechen?<«, fragte Sezuna, um sich selbst abzulenken. Seine bloße Gegenwart beunruhigte sie etwas. Es würde noch mindestens eine Stunde dauern, bis sie sich an ihn gewöhnt hatte. Dann würde sie sich hoffentlich in seiner Gegenwart sicherer fühlen.

Sie sah allerdings auch die Vorteile: Mit ihm an ihrer Seite würden sich die anderen Wesen hier hoffentlich zweimal überlegen, sie anzugreifen.

»Ja, können wir«, drang eine weibliche, aber viel älter klingende Stimme an Sezunas Ohren. Diese starrte den Hund überrascht an, bis ihr klar wurde, dass das wohl die blauäugige Hündin gewesen war. Warum klang sie jetzt so viel älter?

»Habt ihr eigentlich Namen?«, fragte sie, weil ihr einfiel, dass sie sich noch gar nicht vorgestellt hatten. Was wohl der Situation geschuldet war. Sezuna hatte einfach nicht mehr daran gedacht. Jetzt fiel ihr jedoch sehr deutlich auf, dass sie nicht wusste, wie sie die drei oder im jetzigen Falle den einen, ansprechen sollte.

»Wir haben keine Namen, aber viele Dämonen nennen uns Cerberos«, erklärte der rotäugige Hund und Sezuna runzelte die Stirn. Dämonen? Hier gab es Dämonen? Nicht, dass es seltsam war, immerhin lebten auf Yama ebenfalls Dämonen, aber wahrscheinlich unterschieden sich die Bezeichnungen.

Der Begriff Dämon schloss schon in ihrer Sprache sehr viele Unterarten mit ein. An sich so gut wie alles, was sich vom Sternenstaub der Lebenden ernährte. Zudem waren sie langlebig, was hieß, dass sie über hundert Jahre und viel älter wurden. Auch waren Dämonen dämonentot, wie es allgemein hieß. Wesen, die kein funktionierendes Herz brauchten, um zu leben. Sie konnten daher auch nicht so leicht getötet werden.

Irgendwie gehörten also auch Itaris und Vampire zu den Dämonen. Das war jedoch nicht in jeder Region so. Die Bezeichnung Dämon war also sehr vielschichtig und konnte so ziemlich alles bedeuten. Solange Sezuna nicht wusste, um welche Dämonenart es sich handelte, musste sie sich erst einmal keine Sorgen machen. Dämon war nicht gleich Dämon.

Langsam nickte Sezuna. »Wie wäre es dann, wenn ich dich Cer nenne«, sagte sie und deutete auf den Kopf der Hündin. »Dich Ber und dich Ros«, sagte sie, wobei sie zuerst auf den Hund mit den grünen Augen und dann auf den mit den roten Augen deutete. Das war die einzige Möglichkeit, sie auseinanderzuhalten. »Ich bin Sezuna«, stellte sie auch sich vor.

Zuerst wirkten die Hunde etwas verwirrt, bis sie ihren Namen förmlich bellten, auch wenn die Aussprache nicht sonderlich korrekt war. Sie bellten sie dennoch in einem erfreuten Tonfall, was Sezuna lächeln ließ. Sie schienen die Namen zu mögen. Das war gut.

Dieser Hund sah gefährlich aus und war sicherlich auch stark, dennoch waren darin immer noch die kleinen, tollpatschigen und wirklich zuckersüßen Welpen.

Die Hündin, die Sezuna Cer getauft hatte, leckte sie noch einmal ab und verteilte noch mehr Sabber auf ihr, was Sezuna nicht gerade erfreute. Dennoch war sie erleichtert, dass die Hunde ihr nichts tun wollten. So langsam kam es auch bei ihrem Körper an, der ruhiger wurde. Es war sogar irgendwie schön, den Hund so nah bei sich zu spüren und an sein Fell gekuschelt zu sein. Ein Drang, der sie schon die ganze Zeit plagte und dem sie sofort nachging. Sie schmiegte sich förmlich in sein Fell und seufzte erleichtert. Es war genau so weich, wie sie es erwartet hatte.

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