Kapitel 16.1
Allan betrat die Halle nur zögerlich, was Sezuna lächeln ließ. So war sie am Anfang auch gewesen. Ganz vorsichtig und mit den Gedanken bei all den Dingen, die passieren könnten. Allerdings hatte sie schnell gelernt, dass der Höllenfürst ein Mann war, dem sie vertrauen konnte. Woher das stammte, konnte sie nicht sagen, doch das war für sie auch nicht wichtig. Sezuna hatte sich schon immer sehr auf ihre Gefühle verlassen.
»Wusstest du, dass sich Höllendämonen von Gefühlen ernähren?«, fragte Sezuna, um abzulenken. Sie wollte Allan auf andere Gedanken bringen, was zu funktionieren schien.
»Nein, ich dachte, das würden nur Engel tun«, erwiderte der blonde Vampir. Sezuna runzelte die Stirn über seine Aussage.
»Tun sie das?«, fragte sie überrascht. Woher wusste Allan solche Dinge?
Sezuna, die das Gespräch nur begonnen hatte, um Allan etwas abzulenken spürte, dass ihre Neugier geweckt wurde. Nemesis hatte ihnen gestern noch einmal von der Entstehungsgeschichte erzählt. Eigentlich hätte nur Allan anwesend sein müssen, da er diese wohl nicht so kannte, wie Nemesis sie erzählte, doch Sezuna hatte diese gern noch einmal gehört.
Dieses Mal war der Höllenfürst auch mehr auf die unterschiedlichen Klassen eingegangen. Somit hatte er Sezuna ermöglicht, allerlei Fragen in diese Richtung zu stellen. Von den Essgewohnheiten der Engel war aber bisher nie die Rede gewesen. Obwohl sie zu den ersten Rassen gehörten, welche die Drachen schufen, und sie damit mit den Höllendämonen auf einer Stufe standen, waren sie bisher nie wichtig für Sezuna gewesen. Das änderte sich nun schlagartig. Allan besaß Wissen über diese und das sorgte dafür, dass Sezuna mehr wissen wollte. Sie wollte mitreden.
»Ja, tun sie«, bestätigte Allan, der ihr bis zur Mitte der Halle folgte.
Allerdings sagte er nichts weiter. Es schien, als wäre er nicht bereit, mehr zu verraten. Stattdessen blickte er zu Nemesis, der bereits auf die beiden zu warten schien.
Sezuna wollte gerade fragen, als sich der Höllenfürst räusperte. Damit erhielt er auch ihre Aufmerksamkeit. Sie entschied sich dazu, das Thema später erneut anzusprechen. »Ich möchte euch beiden heute etwas zeigen, das für euch sicherlich wichtig werden wird«, begann er mit seiner ruhigen Stimme, die Sezuna irgendwie immer an einen Geschichtenerzähler erinnerte. Dabei handelte es sich bei Nemesis um ein viel mächtigeres, uraltes Wesen. »Ich möchte euch zeigen, was die wahre Macht einer Hüterin und eines Speichers ausmacht.«
Sezuna bemerkte, wie Allan die Stirn runzelte. »Das mit der Hüterin verstehe ich«, sagte er, während er zu Sezuna blickte. Dann wandte er sich wieder Nemesis zu. Sein Blick war fragend. »Aber das mit dem Speicher macht für mich kaum Sinn.«
Nemesis winkte ab. »Du wirst den Sinn sicherlich bald verstehen«, beschwichtigte er. »Aber zuerst möchte ich, dass Sezuna einen einfachen Zauber auf mich schießt«, wies er an, was Sezuna sehr überraschte.
Sie war von der Idee nicht gerade begeistert, aber er hatte gesagt, dass es ein einfacher Zauber sein sollte. Selbst wenn sie traf, würde sie ihn damit nicht schaden. So hoffte sie.
Also nickte sie, hob die Hand und erschuf darin einen einfachen Ball aus Wind. Es war einer ihrer liebsten Zauber geworden, weshalb er ihr auch besonders leichtfiel. Allerdings wusste sie auch, dass er im Moment nicht sonderlich viel Schaden anrichtete. Nicht einmal bei Yui.
Den Ball schoss sie auf Nemesis. Statt jedoch zu treffen wurde der Zauber plötzlich einfach in seinen Sternenstaub aufgelöst und zerstreute sich im Raum.
Überrascht zog Sezuna die Luft ein. »Davon habe ich schon einmal gehört! «, rief sie begeistert. »Es gibt Wesen, welche die verknüpften Sternenstaubstränge voneinander lösen können«, sagte sie begeistert. Dass es so aussehen würde, hatte sie allerdings nicht geglaubt.
Nemesis nickte zustimmend. »Genau. Und das ist es, was Allan jetzt versuchen soll.«
»Aber ich habe doch gar keine Ahnung, wie das funktionieren soll«, brachte dieser mühevoll protestierend hervor. Er wirkte mit der Situation und der Demonstration von Nemesis Macht überfordert.
Sezuna konnte ihn sehr gut verstehen. Es war selten, dass der Höllenfürst demonstrierte, wie mächtig er war. Dass er den Zauber ohne weiteres aufgelöst hatte, faszinierte Sezuna sehr.
»Dann erkläre ich es dir«, meinte Nemesis, bevor er begann, auch Allan zu erklären, wie er den Sternenstaub in seiner Zusammensetzung sehen konnte. Wie er die Stränge und die Knoten sehen und einschätzen konnte.
Allan runzelte die Stirn. »Also so, wie bei Illusionen?«, fragte er, bevor er langsam eine erschuf, die so detailliert war, dass man die verknüpften Stränge sehr genau sehen konnte.
Sezuna schnappte nach Luft. »Du kannst so gute Illusionen?«, fragte sie, wobei sie versuchte, nicht zu empört zu klingen. Warum wusste sie nicht, dass er so mächtig war? Sie hatte natürlich gewusst, dass er Illusionen konnte, doch nicht in dieser Intensität.
Allan zuckte die Schultern. »Mein Geburtselement ist Rauch«, informierte er sie mit einem breiten Grinsen. Sezuna stellte sich daraufhin allerdings die Frage, warum er es dann nie nutzte, oder bekam sie es einfach nicht mit? Er musste viel geübt haben. Vielleicht, wenn sie nicht da war?
»Das ist gut«, erwiderte Nemesis, der Allans Illusion genau betrachtete. »Du weißt also, wie es aussehen muss. Das macht vieles leichter«, behauptete er und deutete dann auf die Knoten in Allans Illusion.
Sezuna versuchte ihre Empörung zu verdrängen und sich wieder darauf zu konzentrieren, was Nemesis erklärte. Es war gut zu wissen, wie man die Knoten lösen konnte.
»Du musst schauen welche Art von Magie in dem Zauber verwoben ist und die Knoten dann mit einem einzelnen Sternenstaubpartikel treffen. Als würdest du diese zu dem Zauber hinzufügen, doch dann musst du sie wieder lösen«, erklärte Nemesis, was selbst Sezuna die Stirn runzeln ließ.
»Ich glaub, ich hab es verstanden«, meinte Allan jedoch, was Sezuna nur noch mehr verwunderte. Sie hatte es nicht ganz verstanden, aber wenn Allan wusste, was er tun sollte, war das gut. Dann konnte er ihr das vielleicht später erklären.
»Dann versuch, Sezunas Windball aufzulösen«, wies Nemesis an und deutete auf Sezuna.
Diese blinzelte. »Ich werde Allan nicht mit Windbällen beschießen«, entschied sie, denn sie wollte ihn nicht verletzen. Selbst, wenn ihre Windbälle nicht so gefährlich waren, wollte sie nichts riskieren.
»Du muss sie nicht schießen. Behalte sie einfach auf deiner Hand oder lasse sie vor dir schweben«, wies der Höllenfürst an.
Sezuna, die sich angespannt hatte, weil sie erwartet hatte, dass Nemesis über ihre Weigerung nicht erfreut sein würde, entspannte sich wieder etwas. Es war gut, dass er nicht böse war und einen Zwischenweg fand. Damit konnte sie leben, denn dann würde sie ihn nicht verletzen.
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