Kapitel 12.2

»Es ist alles in Ordnung«, sprach Nemesis sanft auf die verwirrte Frau ein. »Ich bin hier, um dich zu begleiten«, sagte er und seine Stimme war voller Magie. Sezuna spürte sofort, dass er sie mit einem Zauber beruhigte. Das fand sie irgendwie sehr zuvorkommend. Selbst in den letzten Stunden sollte die Frau noch ruhig bleiben.

»Ich bin ... tot?«, bemerkte sie und zögerte, bevor sie zu ihrem Körper blickte. Es war schwer aus ihrem Gesicht Emotionen zu erkennen.

»Ja, das bist du«, stimmte Nemesis zu, sprach aber immer noch so sanft. Sezuna hielt ihm zugute, dass er nicht um den heißen Brei herumredete, sondern die Dinge so sagte, wie sie waren. Er beschönigte nichts und brachte sie nicht auf falsche Ideen.

Der Geisterfrau sah man an, dass sie unruhig und traurig wurde. »Kann ich nicht als Geist weiter hierbleiben?«, fragte sie. »Ich muss unbedingt meinen Sohn warnen.«

Nemesis schüttelte bedauernd den Kopf. »Es tut mir leid, dazu bist du nicht stark genug. Ohne mich hättest du dieses Stadium nicht erreicht.«

»Könnt Ihr nicht ...«, begann sie und klang verzweifelt, bevor sie die Schultern hängen ließ. »Natürlich könnt Ihr nicht.«

Sezuna nahm die Reaktion der Frau sehr mit und sie spürte einen tiefen Schmerz in ihrer Brust. Sie wollte doch nur ihren Sohn schützen und war wohl dabei gestorben. Sie wollte sich schon einmischen, schwieg aber. Es war nicht gerecht. Nemesis tat nur seine Arbeit und hielt das Gleichgewicht aufrecht. Jegliche Einmischung würde drastische Folgen haben, das war Sezuna klar.

Sie schloss ihre Augen und versuchte, sich zu beruhigen. Dabei bemerkte sie trotzdem, dass Nemesis der Geisterfrau eine Hand reichte. »Dort, wo ich dich hinbringe, musst du dir keine Sorgen mehr machen«, versprach er mit sanfter Stimme.

Sezuna schlug ihre Augen wieder auf und beobachtete, wie Nemesis die Werwölfin zu dem Portal geleitete, das sie hierhergebracht hatte. Schnell folgte sie ihm, da sie nicht zurückbleiben wollte. Sie hatte keine Ahnung, was dann geschehen würde und ausprobieren wollte sie es erst recht nicht.

Zurück durch das Portal bemerkte sie, dass der Geist der Frau nicht mehr da war. Stattdessen wirkte sie jetzt, wie alle anderen Seelen hier. Wie eine Ansammlung aus Sternenstaub.

»Wahnsinn«, hauchte Sezuna, die ziemlich überrascht war. Sie war begeistert und entsetzt zugleich. Ihr Geist konnte einfach noch nicht verarbeiten, was gerade geschehen war. Es fühlte sich an, wie ein Traum, aus dem sie gleich erwachen würde.

»Sobald die Seelen hierherkommen, verändern sie sich so«, erklärte Nemesis, der ihr einen Arm reichte, den sie sofort annahm. »So hören sie auf, sich Sorgen zu machen oder Angst zu haben.«

Sezuna nickte. Das war alles sehr interessant und gleichzeitig irgendwie traurig.

Nemesis legte ihr einen Arm um. »Habe ich dich verstört?«, fragte er besorgt. Sezuna glaubte Angst in seiner Stimme zu hören.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, es war ... nur so ... Ich weiß nicht genau«, murmelte sie zögerlich, weil sie nicht wusste, was genau sie sagen sollte.

»Entschuldige«, bat der Höllenfürst. »Ich war mir nicht bewusst, dass es dich so sehr mitnehmen würde«, sagte er sanft, als würde er ihre Gefühle spüren. »Ich bringe dich wieder zu Eve, dann kannst du dich etwas ausruhen.«

Sezuna nickte und widersprach nicht. Er meinte es nur gut und vielleicht war das auch keine schlechte Idee. Sie fühlte sich überfordert und geistig nicht ganz da.

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