Kapitel 10.2
Eve war vom Körperbau viel erwachsener als es Sezuna war. Sie hatte wohlgeformte Kurven, weshalb Sezuna glaubte, dass Männer sie wohl sehr attraktiv fanden. Sezunas Gedanken überraschten sie selbst, doch sie fand Eve wirklich anziehend. Auf ihre Schwester Yuna, die ebenfalls schon weiblicher war als Sezuna, hatte sie auch nie so reagiert. Warum also jetzt plötzlich?
Das Verlangen, Eves reine Haut zu berühren und unter den Fingern zu spüren, kam in Sezuna auf, was sie schlucken ließ. Um sich abzulenken, entkleidete sie sich ebenfalls, bevor sie mit eiligen Schritten Eve folgte.
Gemeinsam betraten sie einen Raum, der einer unterirdischen Grotte nachempfunden zu sein schien oder früher sogar einmal eine war. Jetzt war sie jedoch in ein wirklich schönes Bad umfunktioniert wurden. Die einzelnen kleinen Quellen waren durch Natursteine umrahmt und überall gab es Pflanzen.
Hier war Sezuna bisher noch nicht gewesen und sie fand es sehr schön. Die Atmosphäre lud regelrecht zum Entspannen ein. Gerade, weil der Raum von einer dunklen Macht umgeben war. Nicht jeder würde diese als angenehm beschreiben, denn sie war sehr mächtig, doch Sezuna beruhigte ihre Anwesenheit. Als könnte hier niemand ihnen schaden. Man konnte die Seele baumeln lassen und wusste, dass jemand anderes einem Schutz bot.
Langsam folgte sie Eve ins Wasser und seufzte. Es war angenehm warm und je weiter sie hineinging, desto angenehmer wurde es. »Das ist perfekt nach einem anstrengendem Kampf mit Bel'shamaroth«, behauptete Eve und seufzte, während sie sich streckte.
»Ach ja?«, fragte Sezuna überrascht. Eve klang so, als wüsste sie, was Sezuna durchgemacht hatte. Dabei wirkte sie jedoch nicht wie jemand, der kämpfen konnte. Vielleicht war das auch nur eine Fassade. Eve wirkte unschuldig und zart. So, als würde sie keiner Fliege etwas zu Leide tun können. Dabei war sie ein Dämon und wahrscheinlich auch so stark wie diese. »Hast du denn auch mit ihm geübt?«, wollte Sezuna wissen und konnte sich das kaum vorstellen. Eve sah zwar älter aus, wirkte aber irgendwie sehr zierlich und zerbrechlich. Zudem sehr unschuldig. Gar nicht, als würde sie hierher passen.
Das war Sezuna schon vorher aufgefallen, doch bisher hatte sie sich kaum Gedanken darum gemacht, weil in ihrer Heimat viele verschiedene Wesen lebten. Dort gab es kaum eine Gegend, die nur von einer Rasse bewohnt war. Hier hingegen schienen überall nur Dämonen zu sein und Eve passte nicht hinein.
Der Höllenfürst war zwar ihr Vater und sie damit ein Dämon, doch sie strahlte so hell, dass sie hier viel zu sehr auffiel. Sezuna konnte aber nicht genau sagen, warum. Eve war sehr menschlich, obwohl ihre Haar- und auch Augenfarbe sie mysteriös wirken ließ.
Hinter Sezuna ertönte ein Geräusch, das sie zucken ließ. Sie wandte sich um und zuckte erneut, bevor Neugier sie packte.
Da kam eine Frau auf sie zu, die völlig blaue Haut hatte. Oder waren es Schuppen? Zudem wirkten ihre Haare wie eine Mähne und bedeckten ihre Brüste. Um ihre Hüfte hing ein Handtuch, doch der Schwanz, der wie der eines Delphins aussah, war trotzdem sehr deutlich zu sehen.
»Störe ich?«, fragte sie mit ruhiger Stimme, während ihr Blick direkt auf die beiden Mädchen gerichtet war. Sezuna fragte sich, wer das war und wieso sie hier war.
»Krya. Wann bist du angekommen?«, fragte Eve plötzlich fröhlich, sprang aus dem Wasser und umarmte die Dämonin. Zumindest ging Sezuna davon aus, dass sie dämonisch war. Welcher Dämonenart sie wohl angehörte?
»Erst vor kurzem«, antwortete die blaue Dämonin knapp angebunden und legte einen Arm um Eve. Nur kurz, aber in einer Geste, die Sezuna irgendwie eifersüchtig machte. Sie waren gute Freunde, das war ihr klar, doch es sorgte dafür, dass sie Yui vermisste. Was die Hexe wohl gerade tat? Ob sie Angst um Sezuna hatte und versuchte, den Zauber zu reproduzieren? Sobald sie wieder zuhause war, müsste sie Yui beruhigen. Auf diese wirkte Nemesis Zauber wahrscheinlich nicht. Oder sollte sie den Höllenfürsten fragen, damit dieser auch Yui beruhigte?
Sezuna beobachtete die beiden. Sie selbst kannte sich mit Dämonen nicht sonderlich gut aus, weshalb sie Krya wohl als Gefahr gesehen hätte. Nun aber sah sie diese als eine Frau, die mit Eve befreundet war und deshalb nicht so schlecht sein konnte.
»Hallo«, erhob Sezuna zögerlich ihre Stimme, war aber leiser als sonst, weil sie die beiden nicht stören wollte.
Krya packte Eve leicht und stellte sie zur Seite, damit sie etwas sehen konnte. Dann wurde Sezuna von der Dämonin gemustert. Sehr eindringlich und mehr, als würde die Frau sie als Gefahr sehen.
»Das ist Sezuna«, stellte Eve sie plötzlich vor, obwohl Sezuna das eigentlich gerade machen wollte. Sie hatte aber Kryas Reaktion abwarten wollen. »Sie ist im Moment Gast bei Vater«, erklärte Eve weiter und erst das schien Krya dazu zu bewegen, sich etwas zu entspannen. Sie schenkte Sezuna ein knappes Nicken, doch nicht mehr. Dafür starrte sie Sezuna nun an.
Das machte Sezuna immer unruhiger und so versank sie leicht im Wasser. Es war ein Versuch sich vor dem Blick der Dämonin zu schützen. Was diese wohl sah, weil sie so starrte? Versuchte sie, herauszufinden, was Sezuna war?
Eve schlug Krya leicht auf den Oberarm. »Sieh sie nicht so an«, sagte sie tadelnd und irgendwie beschützend. Schon wieder. Sezuna fragte sich wirklich, ob das mit ihrer Aura zusammenhing. Eve war für sie ein Buch mit sieben Siegeln.
Krya blickte Eve für einen Moment an und Sezuna beobachtete die beiden genau. Dann wandte Krya ihren Blick wieder auf Sezuna, was diese dazu veranlasste, noch mehr im Wasser zu versinken. Da Krya danach wieder zu Eve blickte, fühlte sich Sezuna irgendwie verglichen. Sie wusste, dass sie nicht mit Eve mithalten konnte. Weder im Aussehen noch in der Stärke ihrer Aura.
»Es ist ... seltsam, euch in einem Raum nebeneinander zu sehen«, gestand Krya, die sichtlich nach den richtigen Worten suchte. »Eure ... Ausstrahlung ist so ähnlich, dass es mich verwirrt.«
Sezuna versuchte zu verstehen, was Krya sagte, doch sie konnte ihr nicht folgen. Damit schien sie auch nicht allein.
»Hä?«, machte Eve fragend, die scheinbar ähnliche Probleme hatte. »Wie meinst du das?«, wollte sie wissen und wirkte dabei genauso überfordert wie Sezuna.
Sezuna fragte sich das auch, weshalb sie schwieg und abwartete. Krya winkte jedoch lediglich ab. »Nicht wichtig«, meinte sie und schien nicht gewillt, sich zu erklären. Stattdessen lief sie auf die heiße Quelle zu und ging ins Wasser.
Eve verdrehte die Augen. »Sezuna, das ist Krya. Sie ist meine Leibwächterin«, stellte Eve vor und zog so Sezunas Aufmerksamkeit wieder auf sich. Dass Eve eine Leibwächterin hatte, wusste sie gar nicht, aber eigentlich kannte sie das Mädchen auch nicht wirklich gut genug, um das wissen zu können. Sie war hier Gast und obwohl der Höllenfürst sie irgendwie als Schülerin auserkoren hatte, kannte sie sich trotzdem kaum aus.
Sezuna neigte zum Gruß erneut den Kopf. »Schön Euch kennenzulernen«, sagte sie höflich und wusste wirklich nicht, wie sie sich benehmen sollte.
Krya hob eine Augenbraue und schnaubte leicht, bevor sie sich zurücklehnte und seufzte.
Sezuna entschied sich, das Thema ruhen zu lassen. Stattdessen wandte sie sich an Eve. »Dürfen die Hunde vielleicht mit rein?«, fragte sie unschlüssig. »Sie sind die ganze Zeit draußen und warten auf mich. Ich fühl mich schlecht, wenn ich sie so allein lasse«, erklärte sie und hoffte sehr, dass die drei Kleinen zu ihr durften. Sie waren es zwar gewohnt draußen zu leben, aber Sezuna war es lieber, diese bei sich zu haben.
Eve wirkte überrascht und nachdenklich. »Ich bin wirklich überrascht, dass du dich so um die Hunde sorgst. Hu'en sind eigentlich keine ... Freunde der Dämonen«, erklärte Eve unschlüssig.
Das überraschte Sezuna sehr. Die Welpen wirkten eher, als würden sie nach Freunden suchen. »Wieso denn das? Sie sind doch ganz brav«, bemerkte sie und sah, dass auch Krya sie seltsam anblickte. Als würde sie Sezuna für verrückt halten.
Eve wirkte unschlüssig und schien nach Worten zu suchen. »Sie sind ... sehr gefährlich«, meinte sie zögerlich, was nun Sezuna die Augenbraue heben ließ. Sie waren gefährlich, das war ihr klar, doch so? Das konnte sie sich irgendwie nicht vorstellen.
»Es sind noch Welpen. Sie sind ganz allerliebst«, versicherte Sezuna mit einem Lächeln.
Noch immer wirkte Eve zögerlich. »Na gut, ich seh sie mir mal an«, meinte sie mit einen unsicheren Lächeln.
»Was willst du?«, fragte Krya erbost und hörbar besorgt. Sie schien sich Sorgen um ihren Schützling zu machen.
Eve winkte ab. »Wenn Sezuna sagt, sie sind nicht gefährlich, dann glaube ich ihr. Mach dir nicht so viele Sorgen«, bat Eve ihre Leibwächterin mit einem Lächeln.
Diese brummte hörbar verstimmt. »Du bist viel zu leichtsinnig«, tadelte sie Eve und schloss dann wieder ihre Augen, um sich zu entspannen.
Eve und Sezuna taten es ihr gleich.
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