15 Ich kann nicht schreiben

"Okay, und wer ist jetzt dran? Ich mach nur Spaß! Ist ja auch scheißegal; ich würde sagen, wir schreiben jetzt einfach nach Lust und Laune munter drauflos, denn die Basis der Story steht ja. Einverstanden? Ja!" *

Eigentlich sollte es mich mitreißen, und normalerweise würde es das auch tun, wenn ich mich gerade nicht so schwach fühlen und nicht so sehr an mir zweifeln würde. Denn während er scheinbar mühelos in seine Welten eintaucht, muss ich mich fast zwingen, es zu tun, und es gelingt mir kaum noch, mich wirklich fallen zu lassen.
Vor mehr als drei Monaten habe ich geschrieben:

Das war der Anfang deiner teuflischen Feedbacks, und du hast so vieles an so vielen verschiedenen Orten geschrieben - manchmal glaube ich, es gibt keine Tafel, die du nicht beschrieben hast. Ich vermisse dich so sehr, Louis Cyphre, dass es weh tut.

Und ich habe es so gemeint, weil ich wusste, dass etwas ganz Entscheidendes in meinem Schreiben fehlt: Dieses Element der "Rücksichtslosigkeit", der Furchtlosigkeit, und ich dachte, ich könne es nur über eine Wiederbelebung seiner teuflischen Feedbacks erlangen.
Am 17. Dezember hat er mich dann scheinbar ermuntert:

"Hey, du weißt doch, wo er ist, und du kannst ihn niemals verlieren. Louis ist sehr nahe bei dir, und sicher erinnert er sich an einiges von dem, was er geschrieben, was er immer und immer wieder geträumt hat. Es liegt ganz viel Schnee draußen, und tief im Schnee kann man am allerbesten die Sonne sehen." *

Danach aber bin ich einfach nur gescheitert, und im Grunde hat kein einziges meiner Feedbacks dem Vergleich mit seinen standgehalten; ich war von Anfang an nichts weiter als ein Abklatsch, und es tut so weh, das erkennen zu müssen. Sicher habe ich nie wirklich geglaubt, mich mit ihm messen zu können, aber ich wollte, dass er stolz auf mich ist und dass er sieht...
Aber ich weiß nicht, ob ich mich noch selbst gefunden habe, und jetzt habe ich keine Ahnung, wo ich stehe. Manchmal denke ich, dass ich ganz am Anfang bin, und dann wieder sehe ich, was mir in seltenen Momenten gelingen kann.
Vielleicht sollte ich einfach nicht so viel nachdenken, und ein Sprung ins kalte Wasser kann erfrischend sein.

"Und damit war es tatsächlich vorbei, noch bevor es überhaupt angefangen hatte. Ab diesem Zeitpunkt traute ich mich kaum mehr, sie anzusehen, und ich war wie ein geprügelter Hund, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt. In den nächsten zwei Jahren begegnete ich ihr ab und zu in der Innenstadt, und einmal lächelte sie mich an, einmal sprach sie sogar ganz kurz mit mir, irgendetwas Belangloses. Vielleicht wollte sie mir damit zeigen, dass sie anerkannte, wie ich den Abstand zu ihr wahrte; vielleicht hatte sie auch ein schlechtes Gewissen. Danach verlor ich sie aus den Augen, ohne sie jemals ganz vergessen zu können.
Jetzt stand sie vor mir, und sie hatte keine Ahnung, dass ich zurück gekommen war. Ich hatte lange genug gewartet, und sie erkannte mich nicht. Ich wusste, dass ihr das leichte Grinsen in meinem Gesicht gefallen würde, und so ließ ich ihm seinen freien Lauf. Es sind immer die Bösen, die die Guten bekommen." *

Ganz einfach? Im Grunde ganz einfach. Ich glaub dir einfach mal!



* Zitate von Beau Cyphre aka BeauCyphre

Gedanken im Vorfeld von Pluto

- irgendwann einmal -

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