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Lachend drückte ich Jungkook sanft an mich und strich ihm langsam über den Rücken, sodass er sich kurze Zeit später auch schon wieder beruhigte. „Alles ist gut, dass ist nur mein Hund Yeontan", sagte ich und nahm ihn dabei auf den Arm.

Ich griff vorsichtig nach Jungkooks Handgelenk und weil er mir vertraute, konnte ich seine Hand ohne jegliches Zögern in die Nähe meines Hundes bringen. Sobald Jungkook das Fell spürte, fing er an zu lächeln und Yeontan zu streicheln, anfangs noch sanft, weil er nicht wusste, wo er ihn streichelte. „Sein Fell ist so fluffig!", sagte der junge Mann voller Aufregung und wollte gar nicht mehr die Hand von meinem Hund nehmen. Ich lachte leise und legte Yeontan nach einiger Zeit dann wieder auf den Boden, griff Jungkooks Hand und ging mit ihm in mein Arbeitszimmer. Dort setzte ich ihn auf ein weinrotes Sofa, welches einige Muster mit im Leder trug. Es hatte eine weiche, gepolsterte Sitzfläche, sodass Jungkook es sich schnell gemütlich machte und wohl fühlte, was an seinem schwachen Lächeln zu vermerken war.

„Möchtest du etwas trinken?", fragte ich und wartete auf die Antwort, bevor ich mich auf meinen Schreibtischstuhl setzte und an den Tisch rutschte.

„Also gut. Ich habe eigentlich geplant gehabt, nach der Sprechstunde mit dir rauszugehen, weil ich mir sowieso die Stadt noch ein wenig Vertrauter machen wollte, wegen des Wetters scheint das aber nicht mehr möglich zu sein", sagte und seufzte leise. „Wir können aber auch hier was machen. Wir können einen Fil-."

Ich stoppte mich selbst, indem ich meine Hand vor meinen Mund legte und anfing zu husten. Hätte ich weiter gesprochen, hätte ich einen großen Fehler begangen, der Jungkook verletzt hätte.

„Es tut mir leid", sagte ich schnell und wurde rot, weil ich mich so dafür schämte. Mein Blick viel zu Jungkook, welcher seinen Kopf nur leicht senkt hatte und den Kopf schüttelte. Er lachte leise.

„Es braucht dir nicht leidtun. Es ist die Gewohnheit eines Menschen so etwas zu sagen, egal ob man es zu einem Menschen der sehen kann oder zu einem Blinden sagt. Es ist nicht dein Fehler gewesen, sondern der deines rationalen Denkens und weil wir keine schnellen Reflexe beim Denken wie beim Handeln haben, passieren solche Fehler nun mal häufiger. Ich weiß, dass du es nicht böse meinst, also werde ich dir sowas auch nie böse nehmen, denn vielleicht legt sich das auch mit der Zeit", sagte der junge Mann und neigte dabei seinen Kopf in die Richtung aus der er die ganze Zeit über bereits meine Stimme gehört hatte. Er trägt, wie gestern auch schon, eine Brille und passend dazu nur schwarze Kleidung.

„Da hast du schon recht und ich muss gerade auch ehrlich sagen, dass deine Weisheit mich etwas sprachlos lies. Dennoch fühle ich mich schlecht deswegen, obwohl ich mir nun bewusst bin, dass ich das nicht brauche", murmelte ich fast schon vor mich hin und wendete dabei meinen Blick ab.

„Wieso trägt du eigentlich nur schwarze Kleidung?", fragte ich nach einiger Zeit, damit die unangenehme Ruhe im Raum gebrochen wird, die manchmal zwischen zwei Menschen entsteht und sich anfühlt, als wäre es die Ruhe vor dem Krieg, den es hier jedoch nicht geben soll.

„Ich kenne mein Zimmer am besten, weshalb ich mich dort frei bewegen kann. Die letzten zwanzig Jahre, die ich dort drin gelebt habe, habe ich gelernt zu wissen, wo sich was befindet, wie sich was anfühlt und ungefähr wie es aussieht. Natürlich wird meine Vorstellung immer anders als die Eure sein, dennoch habe ich ein Bild davon in meinem Kopf. Wenn ich durch mein Zimmer gehe. Habe ich eine ungefähre, bildliche Vorstellung, wo die nächste Kante usw. kommt. Um auf deine Frage zurückzugreifen: Ich trage nur schwarze Kleidung, damit ich auf niemanden angewiesen sein muss. Ich möchte alleine in meinem Zimmer sein, alleine ins Bad gehen können und mich alleine umziehen können. Ich habe nie Farben gesehen und weiß auch nicht, wie schwarz aussieht, jedoch weiß ich, dass ich nichts falsch machen kann, wenn ich nur schwarze Kleidung trage. Sogar meine Unterwäsche ist schwarz, damit ich immer alles eintönig habe und keine Fehler machen kann, bei irgendwelcher Farbkombinationen", sagte Jungkook. Ich nickte leicht und schluckte laut, weil es das erste Mal war, sowas von einem Blinden zu hören. Über die Jahre habe ich mit vielen zusammengearbeitet, aber Jungkook war der erste, der sich so selbstständig machen wollte.

„Und eine andere Frage", sagte ich leise, „Du hast gestern von einem Sextape geredet. Weißt du, ob es noch im Internet zu finden ist und ob man es sich dort irgendwo anschauen kann? Es ist für die weitere Behandlung wichtig."

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