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„Kannst du bitte gehen? Ich möchte gerade alleine sein", sagte Jungkook, nachdem ich meine Feststellung einfach so in den Raum geworfen hatte. Dies bewies mir nur mehr, dass ich auch recht hatte, denn sobald die Worte meinen Mund verließen, veränderte sich Jungkooks Stimmung augenblicklich.
"Natürlich. Dennoch möchte ich dich gerne bei mir in Therapie aufnehmen, weil es mich besorgt zu sehen, dass du dich hier so abkapselst. Ich weiß jetzt auch den ungefähren Grund dazu, also habe ich auch eine ungefähre Vorstellung, wie diene Behandlung ungefähr ablaufen wird. Jetzt bräuchte ich nur noch dein Einverständnis dazu", sagte ich und setzte mich wieder auf das Bett, achtete dabei darauf, es so sanft wie möglich zu tun. Weil ich wusste, dass Jungkook blind war, wollte ich in seiner Nähe keine zu plötzlichen Bewegungen machen, weil diese ihn hätten erschrecken können.
„Was würde es mir denn bringen? Reden hilft nicht, das weiß ich ganz genau. Ich würde mich dann nur wieder an all das erinnern, was sie sagten und was ich fühlte. Ich kann von Glück sprechen, dass ich blind bin und davon nicht auch noch ein Bild in meinem Kopf habe, das hätte mir nämlich den Rest gegeben", sagte der junge Mann seufzend, klang jedoch auch ein wenig genervt. Er redete scheinbar nicht gern darüber, weshalb er versuchte, durch massives Desinteresse an meiner Hilfe, mich dazu zu bringen, aufzugeben. Er war nicht der Erste der das tat, weshalb es mich nicht weiter daran behinderte, so weiter zu machen, wie ich es in Vorstellung hatte.
Ich rutschte ein wenig näher an Jungkook und legte vorsichtig meine Hand auf seine, wobei er kurz zusammenzuckte, weil er das nicht hätte ahnen können. Bevor er seine wegziehen konnte, griff ich sie und strich mit meinem Daumen sanft drüber. Diese Handlung weckt unterbewusstes Vertrauen in einem Menschen aus, wie ich bei vergangenen Patienten bereits selbst erfahren durfte.
"Ich bin niemand, der dir was böses will oder deine Zeit verschwenden möchte. Sie mich als dein neuer bester Freund, mit dem du über alles reden kannst und der dann auch für alles eine Lösung hat. Ich kann dir helfen deine alte Lebenslust wieder zu erlangen, damit du die restlichen Jahrzehnte in Frieden und Fröhlichkeit lebst. Das ist mein Beruf und das ist das, worin ich am besten bin, hörst du? Du brauchst mir einfach mal kurz zu vertrauen und mir zu glauben, wenn ich sage, dass alles wieder gut wird", sagte ich und drückte dabei sanft seine Hand. Er erwiderte während meiner Rede den Griff und hielt meine Hand fest, fester als ich vorher erwartete. Er antwortete nicht auf meine Worte, nickte nur leicht und lies seinen Kopf dabei gesenkt.
Ich lächelte leicht und freute mich darüber, dass ich seine Mutter auch diese guten Nachrichten überbringe konnte.
„Wie wäre es, wenn wir uns wöchentlich zweimal treffen? Ich würde dich dann abholen und wir lassen es bei mir stattfinden, denn Zuhause habe ich auch ein Arbeitszimmer, in dem sich all meine Dokumente befinden. Ich nehme zwar kein Geld für deine Behandlung, dennoch möchte ich alles aufzeichnen und dokumentieren, weil das eine Priorität in meinen Beruf ist. Alles muss immer auf Papier sein. Hast du was dagegen?", fragte ich. „Und wenn du möchtest, können wir danach auch immer was unternehmen, weil ich das an den zwei freien Tagen, die ich habe, mit dir machen würde. Wir könnten dann mal Eis essen gehen, einfach spazieren oder zusammen singen."
"Das hört sich alles gut an, aber ich nehme dir nicht noch mehr Freizeit deiner freien Tage. Die Treffen machen wir dann, aber ich will nicht, dass du mich zu deiner einzigen Freizeit auch noch ertragen musst, sonst fühle ich mich schlecht", murmelte der Braunhaarige. Ich lachte leise und wollte ihm durch die Haare wuscheln, jedoch fiel mir dann sofort wieder ein, dass er kein Kind war und dass es ihn stark erschreckt hätte.
„Wir machen es. Ich gehe jetzt wieder, gebe vorher noch deiner Mutter Bescheid", sagte ich und stand wieder von dem Bett auf, verließ das Zimmer und hörte hinter mir noch ein leises „Tschüss".
Während ich die Treppen runterging, an dessen Ende Jungkooks Mutter bereits gespannt und nervös auf mich wartete, hörte ich den jungen Mann meinen Namen rufen. Verwirrt drehte ich mich um und lauschte etwas genauer, um mir selbst zu bestätigen, dass Jungkook nach mir rief. Man bemerke, dass er wenige Sekunden, nachdem ich das Zimmer verlassen hatte, nach mir rief.
„Ich erzähle ihnen gleich alles", sagte ich zur Frau und ging schnell wieder die Treppen hoch in Jungkooks Zimmer, dennoch platzte ich dort nicht hinein, um ihn nicht zu erschrecken. „Hast du nach mir gerufen?", fragte ich.
„Darf ich dich umarmen?"
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