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„Hoseok? Bist du eingeschlafen?", fragte ich sicherheitshalber nach, obwohl der Mann gerade erst abgehoben hatte. Es war einmal passiert und seitdem gehe ich immer auf Nummer sicher, bevor ich dann mit einem Schlafenden rede.

„Nein, ich fahre gerade. Also, was ist los, dass du mich so früh schon anrufst?", fragte der Ältere. Ich lächelte leicht, weil es mich glücklich machte, seine Stimme zu hören. Er war Teil meines engeren Freundeskreises und er hatte bereits so viel für mich getan wie kein anderer.

„Ich habe dir noch nicht von Jungkook erzählt, oder? Er ist der süße Sohn meiner Nachbarn", sagte ich und konnte mir ein Grinsen letztendlich nicht verkneifen.

„Nein, wie denn auch? Du hast mich das letzte mal vor vier oder fünf Wochen angerufen und getroffen haben wir uns vor gefühlt sechzehn Jahren das letzte Mal. Also, was ist so besonders an ihm, dass ich dein Grinsen an deiner Stimme bemerke?", fragte er. Ich schüttelte nur leicht den Kopf und zog an meiner Zigarette.

„Es fing alles an, dass seine Eltern mich eingeladen hatten, nachdem sie mir beim Einzug geholfen haben. Dort lernte ich ihn kennen und er faszinierte mich schon vom ersten Augenblick. Er ist ein Blinder, sodass er, wenn wir zu zweit sind, auch vollkommen auf mich angewiesen ist. Ich schicke dir gleich ein Bild von ihm, denn er ist wirklich der schönste Junge, den ich jemals gesehen habe. Er ist wirklich perfekt und wenn ich könnte, dann würde ich ihn augenblicklich heiraten und zu Meinem machen!", sagte ich und bemerkte erst im Nachhinein, wie schnell ich doch geredet hatte. Hoseok lachte leise und wahrscheinlich schüttelte er gerade seinen Kopf, weil die eine Angewohnheit seinerseits war.

„Und hast du mich wirklich angerufen, um mir nur das zu erzählen? Wie alt ist er überhaupt, wenn du „Junge" sagst'?", fragte der Ältere nach.

„Er ist nicht wirklich ein Junge. Er ist jünger als ich, dennoch erwachsen. Und nein, der Grund wieso ich dich angerufen habe, ist eigentlich um dir zu sagen, dass wir heute Nacht Sex hatten!", sagte ich mit voller Freude, wobei Hoseok wieder nur lachte.

„Du bist genauso verrückt, wie du es in deiner Jugend warst. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht jedes mal anrufen brauchst, nachdem du Sex hattest? Ich will das nicht wissen", sagte er und lachte dabei weiter. „Und wo bleibt das Bild? Wenn du mir schon davon erzählst, dass du dein Genital in ihn geschoben hast, möchte ich wenigstens sein Gesicht sehen!"

„Ja, gib mir eine Sekunde", sagte ich und stellte auf den Lautsprecher. Ich verließ die Anwendung des Telefonats und ging auf WhatsApp, wo ich Hoseok das schönste Bild schickte, das ich von Jungkook hatte.

„Der ist ja wirklich schön", sagte Hoseok, „Aber wenn er blind ist, wie kann er dich dann anschauen? Und warum sind seine Augen noch so dunkel?"

„Er folgt dem Klang meiner Stimme und daher sieht es so aus, als könnte er sehen. Seine Augen sind nur schwach blass, weshalb man das auf dem Bild kaum erkennt", antwortete ich und zog dabei wieder an meiner Zigarette. „Also gut, ich muss jetzt wieder auflegen. Ich würde mich freuen, wenn du mich mal in meinem neuen Haus besuchst! Bis dann!"

„Werde ich auf jeden Fall machen! Viel Spaß dir heute noch mit deinem Lover!", sagte Hoseok und legte lachend auf. Ich lachte ebenfalls leise und steckte mein Handy weg, während ich meine Zigarette im Aschenbecher ausdrückte und dann zurück ins Haus ging.

Yeontan erwartete mich bereits freudig und hüpfte an meinem Bein herum, sodass ich ihn auf meine Arme nahm. Der kleine Hund fing sofort an, seine Zunge über meine ganze Wange gleiten zu lassen, was mich dazu brachte, ihn mit etwas Abstand zu halten. Auch wenn es süß war, verzichtete ich gerne auf Pickel, die durch die Bakterien in seinem Speicheln kommen könnten.

„Kleiner Frechdachs", sagte ich leise und setzte ihn vor seinem Futternapf ab. Ich füllte ihn wieder voll auf, ließ meine Hand mehrmals durch sein Fell gleiten und ging dann hoch in mein Arbeitszimmer. Es war mal wieder an der Zeit, meine Mails zu lesen und mich auf den heutigen Arbeitstag vorzubereiten.
Während ich die ganzen Spammails blockierte, trank ich meinen Kaffee und hörte dabei leise Musik.

So ließ sich der kalte Wintermorgen dann wenigstens ein bisschen versüßen.

Ein öder, langweiliger Tag im Leben des Mannes Kim Taehyung.

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