»23«
„Auch wenn ich nicht weiß, wie er aussieht, bin ich mir ganz sicher, dass ich ihn liebe", sagte Jungkook und lächelte dabei. Auch ich musste lächeln, denn ich wusste, dass er mich damit meinte. „Ich liebe alles an ihm."
„Weißt du", flüsterte ich und kam ihm dabei näher, sodass unsere Lippen einander berührten, jedoch nur leicht, „Ich liebe auch alles an dir. Mir ist egal, dass du mich nie sehen können wirst und auch, dass deine Augen anders aussehen, als die der anderen Menschen. Für mich bist und bleibst du etwas besonderes einzigartiges und deswegen liebe ich dich so sehr."
Sichtlich schüchtern spitzte Jungkook seine Lippen, um mich wieder zu küssen wie er es vorher auch schon getan hatte. Wieder spürte ich seine warmen, sanften Lippen an den Meinen, das gefolgt wurde von diesem unbeschreiblich gut-fühlenden Kribbeln.
„Willst du wirklich nicht bei mir über-nachten?", frage ich ein letztes Mal, als Jungkook und ich vor der Zauntür des Hauses standen. Er seufzte leise und nickte schwach, sein Blick war dabei wieder in eine andere Richtung gerichtet. Es störte mich nicht, dass er mich nicht sehen konnte und wir daher bei unseren Gesprächen auch nie Augenkontakt hatten. Mir war es bereits völlig ausreichend ihn zu sehen und seine Stimme zu hören, ihn zu riechen und seine Haut auf meiner zu fühlen.
„Meine Familie weiß nicht, dass ich lieber die Stimme eines Mannes in meinen Ohren höre und seine Hände an meinem Körper fühle als die einer Frau. Ich möchte ihnen damit nicht zur Last werden, denn obwohl ich blind bin, erhoffen sie sich von mir jemanden zu finden, mit dem ich glücklich werde und eine Familie Gründe", murmelte mein Gegenüber und senkte dabei seinen Kopf. Ich nahm ein leises Seufzen seinerseits war, was mich skeptisch zum Haus der Familie schauen ließ.
Ich seufzte ebenfalls und nahm ihn aufmunternd in meine Arme, strich dabei seinen Rücken auf und ab. Das tun zu können, während ich wusste, dass er mein fester Freund ist, machte mich so glücklich, dass meine Gefühle mich überkam und ich sprach, ohne dabei wirklich zu denken. „Lass uns eine Familie gründen", sagte ich daher einfach und schien dafür auch sofort schon meine Strafe zu bekommen. Jungkook legte seine Hände an meinen Torso und wollte mich gerade von sich drücken, als er jedoch die Haustür, die sich öffnete, hinter sich hörte, entschied er sich um und umarmte mich ebenfalls. Ich blickte in das glückliche Gesicht seiner Mutter, die uns hier scheinbar bemerkt hatte und daher ihren Weg zu uns fand, um ihrem Sohn in das Haus zu helfen.
Etwas peinlich berührt, aber auch einsam fühlend stand ich da, hatte meine Hände in die Hosentaschen getan. Ich schaute Jungkook hinterher und sah, wie sich letztendlich doch noch ein schwaches Lächeln auf seine fast schon zu perfekten Lippen schlich. Leise lachend schüttelte ich den Kopf und kramte dabei eine Schachtel aus meiner Hosentasche hinaus, wobei sie leise raschelte. Ich nahm mir eine Zigarette hinaus und klemmte sie mir zwischen die Lippen, ehe ich ihre Spitze mit einem Feuerzeug anzündete. Dies ließ mich augenblicklich die Hitze des Rauches in meiner Lunge spüren, jedoch brachte mich dies nicht mehr zum Husten.
Meine linke Hand hatte ich stets in meiner Hosentasche, während ich die Zigarette mit der rechten hielt. Immer wieder atmete ich den Rauch tief ein, ließ ihn für einige Sekunden in meiner Lunge, bevor ich ihn dann letztendlich atmend aus meinem Körper pustete. Mir waren die Schäden des Rauchens sehr wohl bewusst, jedoch hatte sich eine Sucht entwickelt, der ich nicht entkommen konnte und auch nicht wollte. Ich fühlte mich, obwohl es den Tod und Krebs förderte, wohl dabei und empfand es als ästhetisch, genauso das Rauchen einer E-Zigarette, dessen Rauch schöner aussah, als der einer normalen.
Vor meiner Haustür warf ich den Zigarettenstummel auf den Boden, trat ihn aus und betrat meine eigenen vier Wände. Das der Geruch des Rauches an mir ging, war mir egal, solang Jungkook nicht hier war. Ich wollte nicht, dass er erfuhr, was ich tat. Ich erzählte ihm auch nicht, dass ich meinen Abend oft mit ein oder zwei Gläsern Wein oder Whiskey ausklingen ließ, nur damit ich eine ruhige Nacht hatte, die nicht geplagt wurde von andauernden, ähnelnden Albträumen.
Ich war süchtig. Süchtig nach dem Alkohol und Rauchen, jedoch war ich auch süchtig nach Jungkook, weshalb mein Herz mit jedem Schlag den es machte, in der Zeit in der Jungkook nicht hier war, wie die Hölle schmerzte. Solang, bis mich der Alkohol wieder beruhigte und ich ein wenig meine Selbstbeherrschung verlor.
„Du hast heute alles bekommen, was du wolltest, liegst aber wieder hier auf deinem Sofa mit dem Alkohol in der Hand als wärst du ein elendes Häufchen", sagte ich zu mir selbst.
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