28.Dieser Tag

Allison

Dieser Tag war vorherbestimmt.
Viele Wochen und Monate geplant.

Ich lief mit Draco zusammen die Wendeltreppe zum Astronomieturm empor.
Wir hatten die Todesser durch das Verschwindekabinett soeben ins Schloss gelassen.
Dumbledore's Stimme kam eindeutig von dort oben.
Es war soweit.

Wir kamen oben an und erblickten ihn sofort.
„Wer ist noch hier?", zischte Draco.
Warum sollte er auch sonst geredet haben?
„Ich führe oft Selbstgespräche.", er lächelte, wie er es immer tat.
Den Fakt ignorierend, dass Draco und ich unsere Zauberstäbe auf ihn richteten.
Er wusste natürlich, was wir vorhatten.
Was Draco vorhatte.

„Sie wollen das doch nicht wirklich.", entgegnete er.
Natürlich nicht.
Wir hatten nur keine andere Wahl.
Bevor Draco ihn entwaffnete, hatte er gemeint, dass er es uns dann nicht schwer machen würde.
Nein, etwas stimmte nicht.
Er wehrte sich nicht einmal.
Irgendetwas war an dieser ganzen Sache faul.

Es ging alles so schnell.
Die anderen Todesser kamen. Ich nahm sofort
das gestörte Lachen von Bellatrix Lestrange war.
Meiner biologischen Tante.
„Komm schon, Draco.", sagte sie.
„Ich sagte doch, er packt es nicht!", rief ein anderer.

Doch Draco rührte sich nicht.
Verzweifelt sah er unseren Schulleiter an und brachte es einfach nicht übers Herz ihn zu töten.
Doch er musste es tun.
„Draco..", murmelte ich.
Ich stand direkt neben ihm und hatte meinen Zauberstab immer noch gezückt, während er ihn langsam sinken ließ.
„Draco..Bitte.", doch er tat nichts.
„Ich kann nicht, Allison..", er sah mich eindringlich an. Seine Augen verrieten mir, dass er es nicht konnte. Nicht schaffte.

Ich hörte weitere Schritte.
Kamen die anderen und würden Dumbledore zu Hilfe eilen?
Nein. Wir mussten jetzt handeln.
Ich konnte im Moment nicht rational denken. Es ging um Zeit. Die Schritte kamen immer näher.
Wenn Draco ihn nicht umbrachte, so müsste ich es tun.
Für Draco's Wohl.
Für unser Wohl.

Ich holte tief Luft und trat einen Schritt vor.
Ich zielte meinen Zauberstab auf die Höhe seiner Brust.
Du schaffst das.
Du schaffst das, Allison.

„Avada Kedavra!", meine Stimme hallte durch den ganzen Raum.

Ein grüner Lichtblitz sirrt auf Dumbledore zu.
Der Todes-Fluch trifft ihn.
Er fällt.
Er fällt von der Brüstung.
Ich höre ihn auf dem harten Steinboden unten aufschlagen.
Und danach: Stille.

Die Schritte waren verklungen.
Ich drehte mich um und schnappte keuchend nach Luft.
Auf der letzten Stufe war er stehen geblieben.
Severus Snape, der mich mit seinen dunklen Augen fixiert hatte und nicht mehr von mir abließ.

Bellatrix jubelte und langsam stimmten die anderen Todesser mit ein.
Doch mir war auf keinen Fall zum Feiern zumute. Im Gegenteil: Ich hatte das Gefühl zusammenzubrechen.

Eine Traube bildete sich und die Todesser liefen in schnellen Schritten aus dem Astronomieturm hinunter in den Kern des Schlosses.
Draco folgte ihnen zögerlich, doch ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich starrte noch immer an die Stelle, wo Albus Dumbledore gestanden hatte.

Eine Gestalt lief auf mich zu.
„Allison, du musst ihnen folgen. Du kannst nicht hier bleiben.", sagte er.
Ich blickte zu meinem Lehrer auf.
„Es ist zu gefährlich. Komm mit mir."
Ich setzte mich in Bewegung und folgte ihm.
Ich hatte keine andere Wahl.

Wir waren in den größeren Gängen angekommen.
„Allison Malfoy hat Dumbledore getötet!!", schrie Bellatrix durch das ganze Schloss.
Kämpfe zwischen Lehrern, Schülern und Todessern waren in den Fluren zu sehen.
Doch wo ich auch vorbeilief: die Blicke ruhten auf mir.

Ich weinte.
Ich hatte es erst bemerkt, als mein Gesicht bereits tränennass war.
„Lauf vor mir. Ich folge dir.", hörte ich meinen Hauslehrer sagen.
Ich hatte den Grund erst nicht verstanden, doch allmählich dämmerte es mir.
Es ist zu meinem eigenen Schutz.
Man kann mich somit nicht von hinten angreifen.

Bereits wenige Minuten später, befanden wir uns draußen und versammelten uns vor Hagrid's Hütte.
Sie brannte.
Ich sah Harry auf Snape zukommen. Er versuchte ihn anzugreifen, doch mein Lehrer war geschickt. Viel geschickter als Harry.

Ich konzentriere mich auf die anderen Todesser.
Wie es mir Snape befohlen hatte.
Sie flohen in Richtung der Schlossmauern. Also folgte ich ihnen. Mein Hauslehrer war wenige Zeit später wieder dicht hinter mir.
Hinter den Mauern von Hogwarts disapparierten wir schlussendlich.

Und damit verließ ich sie.
Meine Schule.
Die gute Seite.
Die guten Menschen.
Mein eigenes Ich.

Ich hatte es bereits verloren, als ich seinem Befehl nachging.

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*im Malfoy Manor*

Es klopfte an die Tür meines Zimmers.
War es wieder Narcissa? Es konnte niemand anderes sein. Lucius hatte mich gelobt, als wir zurückkamen, sich dann jedoch nicht mehr blicken lassen. Draco hatte kein einziges Wort mehr mit mir gewechselt, seitdem ich Dumbledore umgebracht hatte.
Er war wütend auf mich. Aber warum?
Ich habe uns gerettet, weil er es nicht tat.
Was hätte ich machen sollen?
Mir blieb nichts anderes übrig. Oder doch?
Wenn ich ihn nicht getötet hätte, wären wir gestorben. Aber vielleicht hätte er uns auch verschont. Ich weiß es nicht. Dafür kannte ich ihn nicht gut genug.

Draco seine Wut ist für ihn vielleicht verständlich, weil es seine Aufgabe gewesen war, doch er hatte den Zauberstab sinken lassen.
Er hat damit zum Ausdruck gebracht, dass er es nicht tun würde.
Und somit hatte ich doch die Pflicht dazu oder sah ich das falsch?
Ich habe es für ihn getan.
Nicht für mich, für ihn. Nur für ihn.
An meinem Leben liegt mir nicht soviel, dass ich dafür morden würde.
Obwohl die Aussage schwachsinnig war, weil-

Es klopfte erneut.
Das schüttelte mich aus meinen Gedanken.
„Ich möchte nicht reden.", sagte ich laut, damit Narcissa es hören konnte. Sie war in den letzten drei Tagen, die ich hier in meinem Zimmer verbracht habe, oft gekommen.
Sie hat mir zu jeder Mahlzeit Bescheid gegeben, wo ich jedoch nie hingegangen bin. Hat mir das Essen persönlich hochgebracht, welches ich jedoch nicht anrührte. Hat gefragt, wie es mir geht und ob sie etwas für mich tun könnte.
Doch meine Antwort war immer die Selbe gewesen: „Ich möchte nicht reden."

„Auch nicht mit mir?"
Es war nicht Narcissa. Es war mein Professor.
Bitte nicht.
Er kam ohne ein weiteres Wort hinein und musterte mich eindringlich.
Jetzt fiel mir erst auf, dass ich schrecklich aussehen musste.
Meine Haare waren zerzaust, meine Kleidung war dieselbe, die ich bereits seit meiner Ankunft trug. Ich war nicht mehr duschen gegangen.
Hatte nicht wirklich geschlafen oder mich überhaupt aus dem Bett bewegt.
Mir stieg die Röte ins Gesicht.
Ich könnte weinen.

Anstatt etwas zu sagen, lief er auf meinen Schreibtischstuhl zu, wo er sich niederließ.

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Severus

Ich setzte mich.
Narcissa hatte mir von den Umständen erzählt.
Das sie ihr Zimmer nicht verließ, Draco kein Wort mit ihr sprach und sie mit niemandem redete.
Doch als ich Allison sah, war mir klar, dass es ihr schlechter ging, als befürchtet.
Und das war womöglich meine Schuld.
Wenn ich nur früher da gewesen wäre..

Wir hatten seit dem nächtlichen Vorfall kaum ein Wort miteinander gewechselt.
„Wie fühlst du dich?", fragte ich nach.
Unmöglich konnte sie sagen, dass es ihr gut ging.
„Ganz okay.", sie zuckte mit den Schultern.
„Es ging mir schon schlechter.", fügte sie leise hinzu.

Ich nickte um ihr zu bestätigen, dass ich verstand, was sie meinte.
„Du hast ihn ermordet.", sagte ich vorsichtig, nicht wissend, wie sie darauf reagieren würde.
„Ja, habe ich.", ich sah, wie sich eine Mauer um sie türmte.
„Bereust du es?"
Sie lächelte, als wäre es eine Scherzfrage.
„Nein, ich würde es wieder tun, wenn ich damit Draco rette.", antwortete sie aufrichtig.
Sie handelte nicht aus Ruhm und Anerkennung, sondern aus Liebe zu ihrem Bruder.
Aber das wusste ich bereits in dem Augenblick, als sie die Worte des Fluches ausgesprochen hatte.

Allison Malfoy war auf keinen Fall selbstsüchtig. Sie handelte nach Moral und Ethik, auch wenn es schwachsinnig klingt, bei der Entscheidung dazu, jemanden ermordet zu haben.
„Er redet nicht mehr mit dir.", stellte ich in den Raum, ohne eine Antwort zu erwarten.
„Er ist sauer auf mich.", gab sie jedoch von sich.
Sie rückte nervös auf ihrem Bett nach hinten, als würde sie nicht wissen, wie man auf einem sitzen würde.
Sie war puterrot im Gesicht, worüber ich eigentlich schmunzeln würde, wäre es nicht so ein ernstes Thema.

„Ja.", das war alles, was ich hervorbrachte.
Sie stieg aus dem Bett um ihr Fenster zu öffnen und blieb davor stehen um hinaus zu schauen.
„Was wird jetzt passieren?", fragte sie, ohne mir ins Gesicht zu schauen, besorgt vor der Antwort.
„Du gehst zurück nach Hogwarts."
Sie drehte sich abrupt um.
„Ich bin nun der Schulleiter, Allison. Ich bin sein Nachfolger, was bedeutet, dass ich diese Entscheidung treffe. Und ich möchte, dass du wieder zurückkommst.", erzählte ich ihr.

Sie wirkte im ersten Moment erleichtert, doch das verflog bei weiteren Überlegungen wieder.

„Ich kann nicht. Sie hassen mich dort alle."

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